Ist die 50+1 Regel noch zeitgemäß?

50+1
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Seit 1999 besteht die deutsche 50+1-Regel, die besagt, dass Fußballvereine in der Bundesliga über eine Mehrheit ihrer eigenen Stimmrechte verfügen müssen.

Durch diese gesicherte Mehrheit von 50 % + 1 Stimme will die Deutsche Fußball Liga verhindern, dass Investoren Vereine übernehmen und wirtschaftliches Interesse über sportliches stellen. Dies stellt einen Gegenentwurf zur Premier League und anderen internationalen Ligen dar, wo die große Mehrheit der Vereine bereits im Eigentum von Investoren ist. International gesehen ist die Regelung einzigartig. Während beispielsweise in Deutschland lediglich ein Verein in der Hand einer vermögenden Privatperson ist, sind es in der Serie A 18 von 20 Vereinen und in der englischen Premier League immerhin 11 von 20. Gleichzeitig sinkt auch der Anteil an lokalen Besitzern (Besitzer aus dem gleichen Herkunftsland wie die Liga) in den Big-Five-Fußballligen stetig. In den letzten 20 Jahren ist der Anteil um 40 % zurückgegangen. Ist die 50+1-Regel also nötig, um den Fußball, wie wir ihn kennen, beizubehalten? Oder führt sie vielmehr dazu, dass die deutsche Bundesliga ins Hintertreffen gerät und an Attraktivität verliert, da die Vereine finanziell nicht mehr mit anderen Clubs mithalten können?

Sportliches Interesse als Entscheidungskriterium

Viele Fans in Deutschland begrüßen die 50+1-Regel, da sie ein sehr wichtiger Aspekt des deutschen Fußballs ist. Traditionen liegen Fußballfans in Deutschland besonders am Herzen. 87 % finden es wichtig, dass diese auch gewahrt bleiben, auch wenn ein Investor in den Verein einsteigt, wie ExpressVPN berichtet. Außerdem bringt sie einige Vorteile mit sich, wie beispielsweise niedrigere Ticketpreise, volle Stadien, die Erlaubnis, auch weiterhin Fahnen und Banner aufzuhängen und Choreografien durchzuführen. Der wichtigste Aspekt ist jedoch, dass dank der Regelung auch weiterhin der Verein und die Fans die Verantwortung tragen und Entscheidungen nicht von fremden Geldgebern beeinflusst werden können. Dadurch kann in der Theorie sichergestellt werden, dass der Verein stets das sportliche Interesse vorne anstellt und Entscheidungen trifft, die den Verein auch langfristig nutzen. Außerdem ist der bloße Einstieg eines Investors kein Garant dafür, dass der Verein auch wirklich konkurrenzfähig wird. Deutlich wird das am Beispiel des Hamburger SV oder 1860 München. Trotz der finanziellen Spritzen ging es mit den Vereinen bergab und die Hoffnung, dank eines vermögenden Investors in Zukunft vorne mitzuspielen, hat sich nicht bewahrheitet.

Kommerzialisierung im vollen Gange

Trotz der hohen Anzahl an Fans, die Traditionen wertschätzen, stehen 63 % der deutschen Fußballfans laut Umfrage dem Einfluss von Investoren auf den Sport positiv gegenüber. Viele Fans sorgen sich wegen der wahnsinnigen Summen, die Vereine aus der Premier League für Spieler bezahlen, dass die Bundesliga in Zukunft nicht mehr wettbewerbsfähig sein wird. Bereits heute kann man beobachten, dass Vereine, die vor einigen Jahren international noch nicht viel erreicht haben, mittlerweile in der Champions League ganz oben mitspielen. Vereine wie Manchester City oder Paris St. Germain werden mit Milliarden Geldern aus dem Ausland finanziert und können absurd hohe Gehälter und Ablösesummen für Spieler zahlen. Dadurch können sie innerhalb kurzer Zeit eine Mannschaft aufbauen, die es mit traditionell starken Vereinen aufnehmen kann. Während manche Fans die Zunahme an neuen Top-Vereinen begrüßen, sehen andere eine Wettbewerbsverzerrung. Gegner der 50+1-Regel sehen jedoch eine gewisse Naivität, wenn Befürworter mit Traditionen und Fankultur argumentieren. Der Profi-Fußball ist längst kommerzialisiert durch Werbung, Sponsoring und Bezahlfernsehen. Investoren den Zugang zu deutschen Vereinen zu erleichtern wäre also lediglich ein konsequenter nächster Schritt.

Foto von Pixabay

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