Boateng kritisiert Ancelotti

10. November 2017 | News | BY Nico Scheck

Jerome Boateng und Carlo Ancelotti werden wohl keine besonders guten Freunde mehr. Unter dem Italiener war Boateng bei den Bayern meist nur die dritte Wahl in der Innenverteidigung, bei der 0:3-Schlappe gegen PSG in der Königsklasse saß er nicht einmal auf der Bank, sondern musste von der Tribüne aus zusehen. Doch danach war für Ancelotti Schluss beim FCB, im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ hat Boateng über die Gründe der Entlassung gesprochen.

Nicht nur die Spieler des FC Bayern waren gelinde gesagt verwirrt, als Carlo Ancelotti die Aufstellung für das Champions-League-Spiel gegen Paris Saint-Germain verkündete. Robben, Ribery, Coman und Hummels nur auf der Bank, Boateng sogar nicht einmal im Kader, vermutlich gab es an diesem Abend kaum jemanden, der von dieser fragwürdigen Aufstellung nicht überrascht war. Die Konsequenzen sind bekannt: Eine deutliche 0:3-Niederlage und die Entlassung Ancelottis. Zur Aufstellung sagte Boateng im Interview:

„Das war schon sehr seltsam. Wir saßen im Besprechungsraum und fünf von uns wurde dann anderthalb Stunden vor dem Spiel gesagt, dass wir nicht spielen, plötzlich und ohne Erklärung. Die betreffenden Spieler waren geschockt, das kann man schon so sagen.“

Auch die Gerüchte über ein zu lasches Training unter dem Italiener bestätigte der Nationalspieler indirekt. Man könne zwar nie nachweisen, ob das eine mit dem anderen zusammenhänge, doch es sei schon anders trainiert worden, als man das vorher kannte. Und man spüre, ob man selbst bei 100 Prozent ist oder nicht, und er sei es nicht gewesen, so der 28-jährige weiter.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

 

Eine lange Leidenszeit

Zudem sprach Boateng auch über seine ständigen Verletzungen, sein letztes Spiel in Topform absolvierte er nach eigenen Angaben im EM-Viertelfinale 2016. Über die Zeit danach sagte Boateng:

„Das war schon eine finstere Zeit, zumal ich viele Jahre fast nichts hatte, und dann kam alles plötzlich mit Vollgas. Schwer war die Zeit vor allem nach der Schulterverletzung. Ich konnte nach drei Monaten zwar wieder spielen, aber das war nicht derselbe Boateng. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich einen anderen Körper.“

Doch er habe auch aus dieser Zeit gelernt. Nun möchte er sich und seinem Körper nach Blessuren mehr Zeit lassen, und nicht sofort wieder richtig loslegen, sobald die medizinische Abteilung grünes Licht gibt. Dies scheint der Nationalspieler tatsächlich auch umsetzen zu wollen. So ist er zwar mit der Nationalmannschaft mitgereist, fällt aber wohl für die Länderspiele gegen England und Frankreich aus. Er wolle die Zeit bei der Nationalmannschaft nutzen, um sich behandeln zu lassen, so Boateng gegenüber der „Sport Bild“.

Nico Scheck

Aufgewachsen mit Elber, verzaubert von Ronaldinho. Talent reichte nur für die Kreisliga, also ging es in den Journalismus. Seit 2017: 90PLUS. Manchmal: SEO. Immer: Fußball. Joga Bonito statt Catenaccio.


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