Der Erfolg der AS Monaco

16. Oktober 2017 | News | BY Nico Scheck

Der Wahnsinn im zurückliegenden Transfersommer traf die AS Monaco besonders hart, zumindest vermeintlich. Und dabei war der Transfer eines gerade mal 18-Jährigen für knapp 180 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain nur die Spitze. Die Rede ist hierbei freilich von dem französischen Supertalent Kylian Mbappe. Doch neben Mbappe verloren die Monegassen auch Benjamin Mendy, Bernardo Silva (beide Manchester City) und Tiemoue Bakayoko ( FC Chelsea) an die Konkurrenz.

Knapp 360 Millionen Euro kassierte der Klub, wobei die Ablöse von Mbappe aufgrund der Leihe erst im nächsten Sommer fällig werden wird. Und es hätte noch weitaus dicker für Monaco kommen können, wie Vize-Präsident Vadim Vasilyev in einem Interview mit „Telegraph“ zu Protokoll gab. Allein die Angebote für Thomas Lemar überschlugen sich. Erst war Liverpool an einer Verpflichtung des Franzosen interessiert, dann kam Arsenal mit einem 100-Millionen-Euro-Paket um die Ecke. Auch Defensiv-Ass Fabinho war heiß begeehrt. „Es hätte durchaus eine halbe Milliarde Euro werden können“, sagt Vasilyev und zuckt bei dieser absurden Summe nicht einmal mit der Wimper.

(Photo by COATSALIOU/AFP/Getty Images)

 

Transfers als Strategie

Die vergangene Saison der AS Monaco war ohne Zweifel sensationell. Erstmals seit 17 Jahren gewann man wieder die französische Meisterschaft und erreichte in Europas Eliteklasse das Halbfinale. In dieser Saison ist man trotz des personellen Ausverkaufs im Sommer aktuell Tabellenzweiter hinter PSG. Doch wie kommt es dazu, dass ein Klub derart große personelle Umbrüche nahezu problemlos meistern kann? Monacos Vize-Präsident spricht von fehlenden Ressouren, man nehme beispielsweise in einer ganzen Saison durch den Ticketverkauf soviel ein wie Arsenal in einem Spiel. Dementsprechend müsse man, wenn man international wettbewerbsfähig sein will, was Monaco derzeit sei, andere Wege gehen. Monacos Weg ist der über Transfers.

Das bedeutet, Spieler wie Mbappe teuer zu verkaufen und die nächsten Talente für vergleichsweise wenig Geld zu holen. So auch Youri Tielemans, den man für knapp 25 Millionen Euro aus Anderlecht geholt hat. Der 20-Jährige hat sich bei Monaco schnell eingelebt und könnte einer der nächsten Stars werden, die den amtierenden Meister in Richtung eines absoluten Top-Klubs verlassen. Er ist dabei nicht der Einzige. Auch Keita Balde wurde von Lazio Rom verpflichtet. Der Außenstürmer kostete Monaco 30 Millionen Euro Ablöse. Beide, so Vasilyev, hätten schon diesen Sommer zu einem größeren Klub wechseln und mehr Geld verdienen können. Doch beide wissen, dass Monaco die ideale Station ist, um sich weiterzuentwickeln, um dann erst den nächsten Schritt zu einem Top-Verein in Europa zu machen.

(Photo by YANN COATSALIOU/AFP/Getty Images)

Zu dieser Strategie gehört aber eben auch, dass man diesen Spielern dann den Wechsel nicht verweigert. Vasilyev gibt zu, dass er dem Ganzen natürlich mit gemischten Gefühlen gegenüber stehe. Einerseits möchte man das Team zusammen halten und Talente wie Mbappe möglichst im eigenen Trikot spielen sehen. Doch auf der anderen Seite sei dies Teil des Modells von Monaco. Spieler wie eben Tielemans oder Keita würden sich aufgrund dessen eher für Monaco entscheiden.

Doch die Monegassen investieren nicht nur klug in neue Talente durch Transfers, sie wollen auch die eigene Jugendarbeit weiter voran treiben. Dazu hat man erst kürzlich wieder 50 Millionen Euro in das Trainingsgelände und rund 100 Millionen Euro ins Stadion investiert. So soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit gewahrt werden. Am Dienstag steht die nächste Aufgabe an, wenn die Monegassen Besiktas Istanbul in der Königsklasse empfangen.

Nico Scheck

Aufgewachsen mit Elber, verzaubert von Ronaldinho. Talent reichte nur für die Kreisliga, also ging es in den Journalismus. Seit 2017: 90PLUS. Manchmal: SEO. Immer: Fußball. Joga Bonito statt Catenaccio.


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