Europa League | Eine unangenehme Aufgabe – Borussia Dortmund empfängt Salzburg

8. März 2018 | Vorschau | BY Damian Ozako

Der BVB trifft im Achtelfinale der Europa League auf den österreichischen Meister FC Salzburg. Die Dortmunder sind auf dem Papier zwar die klaren Favoriten, aber konnten in den letzten Wochen kaum überzeugen. Die Österreicher hingegen befinden sich vollkommen in der Spur. Stögers Mannschaft steht vor einer komplizierten Aufgabe. 

Kritik von Stöger

Für Borussia Dortmund sind es momentan schwierige Wochen. Nachdem man mit drei Unentschieden ins neue Jahr gestartet ist, konnte man daraufhin drei Siege in der Liga holen. Die Mannschaft konnte zwar wieder Siege einfahren, aber spielerisch war es teilweise sehr schwach. Der spielerische Tiefpunkt war dabei der Auswärtssieg in Gladbach (1:0). In den 90 Minuten wurden nur zwei Schüsse aufs Tor abgegeben. Es wurde gegen Augsburg zwar bisschen besser, aber auch hier verloren die Dortmunder in der zweiten Halbzeit gegen Augsburg jegliche Zielstrebigkeit. Die große Chance sich etwas von den Konkurrenten abzusetzen verpasste man. Nach diesem, aus Dortmunder Sicht, ärgerlichen Unentschieden gab es zum ersten Mal deutliche Kritik von Stöger an seiner Mannschaft:

Ich hatte nicht das Gefühl, alle wollen alles unternehmen, um zu gewinnen […]. Ich habe nie jemanden kritisiert der Fehler macht. Wer Fehler macht, übernimmt Verantwortung. Ich hätte mir heute gewünscht, dass wir mehr Verantwortung übernehmen für diesen Verein, für dieses Spiel.

(Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Schritt nach vorne

Die Mannschaft zeigte daraufhin gegen Leipzig die vermutlich beste Leistung unter Stöger. Kämpferisch hielt man gut dagegen und in der Offensive war Dortmund viel zielstrebiger als in den vergangenen Wochen. Am Ende war man beim BVB zufrieden mit dem Auftritt und für Weigl (22) war es ein „großer Schritt nach vorne“. Es mag zwar verglichen mit den Spielen gegen Augsburg und in Gladbach ein großer Schritt gewesen sein, aber es sollten dringend weitere Schritte erfolgen.

Das Mittelfeld ist nach wie vor schlecht organisiert und kann die Defensive nicht mit der Offensive verbinden. Im Endeffekt steht die Defensive zwar sicher, aber muss zu viele Angriffe abwehren, die durch ein kompaktes Mittelfeld zu verhindern wären. Vorne gibt es mit Reus (28), Götze (25) und Schürrle (26) drei Offensivspieler, die in Form sind, aber komplett auf sich allein gestellt sind, weil vom Mittelfeld keine kreativen Momente kreiert werden. Gegen Leipzig funktionierte dies mit Dahoud (22) in der Startelf schon deutlich besser als zuvor mit Castro (30).

Um in der Europa League weit zu kommen, reichen die davor gezeigten Leistungen der Rückrunde kaum. In der Liga kann sich die Mannschaft nicht über zu wenig Spielglück beschweren und auch die Spiele gegen Atalanta Bergamo haben bewiesen wie schwierig sogar die kleineren Namen zu bespielen sind. Im Hinspiel waren es unkonzentrierte 10 Minuten nach der Pause, die dafür sorgten, dass man mühsam einen Rückstand drehen mussten. Im Rückspiel hatte man Glück, dass der Gegner die schlechte Anfangsphase der Borussia nur einmal konsequent bestrafte.

(ROBERT MICHAEL/AFP/Getty Images)

Faktor Reus

Im Rückspiel sorgte zwar Schmelzer (30) mit seinem Treffer für das Weiterkommen, aber es war jemand anderes, der in diesem und vielen anderen Spielen der vergangenen Wochen den Unterschied bei Borussia Dortmund ausgemacht hat: Marco Reus. Mit seiner Einwechslung nahm die Offensive der Borussia Fahrt auf und es war kein Zufall, dass er auch den Ausgleich mit seiner Hereingabe einleitete. Seitdem er sich von seinem Kreuzbandriss erholt hat, schoss er in sechs Spielen drei Tore. Er ist derjenige, der dem BVB den nötigen Zug zum Tor gibt. Ohne ihn strahlt Dortmund kaum Gefahr aus. Wenn Salzburg es schaffen sollte ihn weitestgehend aus dem Spiel zu nehmen, könnten sie das gesamte Spiel der Borussen kaltstellen, wenn sich nichts an deren Spielanlage ändert.

Salzburger Pressing

Mit Salzburg wartet ein Gegner, der Dortmund läuferisch stark unter Druck setzen wird und permanent pressen wird. Die Mannschaft von Trainer Marco Rose kann aber auch was mit dem Ball anfangen. Vor allem das Mittelfeld um Diadie Samassékou (22), Reinhold Yabo (26) und Valon Berisha (25) könnte zu einem großen Problem für Dortmund werden. Dort steht Salzburg extrem dicht beieinander und hält die Angriffe weit vom eigenen Tor weg. Allein physisch werden die Österreicher im Mittelfeld deutlich überlegen sein. Dortmund wird gezwungen sein sich spielerisch aus dem Pressing und den Zweikämpfen zu befreien. Doch genau im Mittelfeld fehlt momentan die Leichtigkeit um den Gegner laufen zu lassen ohne dabei selbst ungefährlich zu werden.

Im Sturm ist der österreichische Meister auch gut besetzt. Dort kann sich Salzburg auf Munas Dabbur (25) verlassen. Der Israeli hat in 38 Pflichtspielen 22 Treffer erzielt. In der Europa League traf er vier Mal, zuletzt beim 2:1 Heimsieg im Rückspiel der Zwischenrunde gegen Real Sociedad. Er wird der erste sein, der die Dortmund Verteidigung anlaufen und stören wird.

(KRUGFOTO/AFP/Getty Images)

Gut in Form

Nachdem zum wiederholten Male die Qualifikation zur Champions League verpasst worden war, konnte man danach eine erfolgreiche Saison in der Europa League starten. Zuerst konnte man sich souverän für die Gruppenphase qualifizieren und hat dann auch noch die Gruppe gewonnen. Mit 12 Punkten konnte man sich sogar vor Marseille platzieren und konnte kein einziges Mal besiegt werden. Die Defensive war kaum zu überwinden und man fing sich in den sechs Spielen nur einen Gegentreffer. In der Zwischenrunde konnte man in der letzten Minute des Hinspiels ein Unentschieden in San Sebastián holen um dann im Rückspiel mit einem 2:1-Sieg den Einzug ins Achtelfinale perfekt zu machen.

In der Liga läuft es momentan auch sehr gut für Salzburg. Sie führen die Tabelle nach 25 Spieltagen mit 58 Punkten an. Der Zweite, Sturm Graz, liegt ganze zehn Punkte hinter dem Tabellenführer. Vor eineinhalb Wochen konnte man sich im Spitzenspiel gegen Graz mit 4:2 durchsetzen. Die fünfte Meisterschaft in Folge ist ihnen kaum noch zu nehmen. Auch im Pokal sieht es gut aus. Hier steht man im Halbfinale gegen den SV Mattersburg.

Prognose

Salzburg hat eine Selbstverständlichkeit im Spiel von der Dortmund momentan nur träumen kann. Bei den Österreichern greifen alle Automatismen und dies nicht nur in der heimischen Liga. Sie werden versuchen den BVB früh zu attackieren und ein offenes Spiel zu gestalten. Fit für 90 Minuten Vollgas-Fußball sollten sie definitiv sein. In der Liga hat man genügend Vorsprung, sodass man sich voll auf die Europa League konzentrieren kann. Für die Mannschaft von Stöger ist die Spielanlage des Gegners Fluch und Segen zugleich. Einerseits dürfte der BVB Probleme haben den Ball sauber nach vorne zu tragen, aber andererseits werden sich definitiv Räume für Konter ergeben. Sollte es Salzburg schaffen die individuell starke Offensive, und vor allem Reus, über weite Strecken aus dem Spiel zu nehmen, können sie sich berechtigte Hoffnungen auf ein Weiterkommen machen. Wenn man sich jedoch den Auftritt der Dortmunder im Spiel gegen Leipzig  anguckt, wird man sehen, dass Stöger seine Spieler gut auf eine Mannschaft eingestellt hat, die ähnlichen Fußball wie Salzburg spielt. Diese Leistung war zwar noch nicht perfekt, aber darauf lässt sich zumindest aufbauen. Sollten die Dortmunder es schaffen den leicht positiven Trend aus dem letzten Spiel zu bestätigen, würde man mit Sicherheit auch Salzburg schlagen können. 

Mögliche Aufstellungen

Borussia Dortmund: Bürki, Schmelzer, Toprak, Sokratis, Toljan (Piszczek), Weigl, Dahoud, Götze, Schürrle (Pulisic), Reus, Batshuayi 

FC Salzburg: Walke, Ulmer, Ramalho, Caleta-Car, Lainer, Samassékou, Berisha, Yabo, Schlager, Gulbrandsen, Dabbur

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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