Europa League Vorschau: Das große Finale – Ajax Amsterdam gegen Manchester United

24. Mai 2017 | Champions League | BY Christoph Albers

Am Mittwochabend (20:45) steigt in Solna (Schweden) das diesjährige Europa League Finale. In diesem Jahr treffen zwei historische, europäische Schwergewichte aufeinander. Beide Teams dürsten nach einem Titel, nachdem es in der heimischen Liga nicht optimal lief. Neben dem Titel steht auch die Qualifikation für die Champions League in der nächsten Saison auf dem Spiel, gerade für United ein nicht ganz unwichtiger Anreiz!

 

Ajax Amsterdam

Road to Solna

Der Weg nach Solna begann für die Niederländer in der Gruppe G. Dort setzte sich Ajax souverän als Gruppensieger vor Celta Vigo, Standard Lüttich und Panathinaikos Athen durch, mit vier Siegen, zwei Remis und ohne Niederlage. Die erste Pleite gab es erst im Achtelfinale. Zuvor setzte sich Ajax in der Zwischenrunde mit einem 0:0 im Hinspiel und einem 1:0-Sieg im Rückspiel durch. Die 1:2-Niederlage beim FC Kopenhagen sollte aber angesichts des 2:0-Sieges im Rückspiel nicht weiter ins Gewicht fallen.

Im Viertelfinale konnte der Champions League Sieger von 1995 denkbar knapp den FC Schalke bezwingen. Während man das Hinspiel noch mit 2:0 gewann, hieß es im Rückspiel nach 90 Minuten 2:0 für Königsblau. Die Schalker gingen in der Verlängerung dann sogar mit 3:0 in Führung, ehe  Viergever und Younes die Weichen auf den Halbfinaleinzug stellte. Auch in der Runde der letzten vier holte Ajax den Sieg im Grunde im Hinspiel, das Zuhause mit 4:1 gegen Lyon gewonnen wurde. Im Rückspiel musste sich die Mannschaft von Peter Bosz dann zwar wieder geschlagen geben, 1:3, doch der Einzug ins Finale war ihnen nicht mehr zu nehmen.

Kasper Dolberg war auf dem Weg nach Solna der herausragende Spieler der Mannschaft. Mit sechs Toren in zwölf Spielen leistete er einen maßgeblichen Beitrag zum Einzug in Finale und konnte auch spielerisch des Öfteren für Glanzpunkte sorgen.

(Photo by JEAN-PHILIPPE KSIAZEK/AFP/Getty Images)

Die Saison im Überblick:

Die Saison verlief in der Gesamtbetrachtung nicht optimal für das stolze Ajax. In der Liga wurde man nur Zweiter hinter dem ewigen Rivalen Feyenoord Rotterdam und schied im niederländischen Pokal bereits im Achtelfinale gegen den SC Cambuur aus. Die Vizemeisterschaft ist rückblickend sicherlich sehr schmerzhaft, da man in der Endabrechnung nur einen Punkt weniger vorzuweisen hatte, wenngleich zugegebenermaßen während der gesamten Saison nicht einmal an der Tabellenspitze stand.

Das frühe Ausscheiden im Pokal gegen einen Zweitligisten erntete zwar Spott, spielt aber für die gesamte Saison eine eher untergeordnete Rolle. Der Finaleinzug in der Europa League ist dagegen ein großartiger Erfolg. Ein Titel, gerade gegen das Starensemble aus Manchester dürfte den Ärger über die verpasste Meisterschaft sicherlich verblassen lassen. Insgesamt wäre die Saison, auch ohne Titel, kein Misserfolg. Die sehr junge Mannschaft, 22,7 Jahre im Durchschnitt, hat sich großartig entwickelt.

(Photo by EMMANUEL DUNAND/AFP/Getty Images)

Form und Personalsituation:

Ajax befindet sich derzeit in guter Verfassung. Von den letzten zehn Pflichtspielen konnten sieben gewonnen werden, drei wurden verloren. Zwei der drei Pleiten waren die jeweiligen Rückspiele in der Europa League gegen Schalke und Lyon, die beide am Ende letztendlich das Weiterkommen nicht verhindern konnten. Personell ist man ebenfalls gut aufgestellt. Im Finale muss Ajax lediglich auf den Gelb-Rot gesperrten Viergever und womöglich auch auf den angeschlagenen Daley Sinkgraven verzichten, ansonsten stehen aber alle Leistungsträger zur Verfügung.

 

Manchester United

Road to Solna:

Die „Red Devils“ begannen ihren Weg in der Gruppe A, in der sie als Gruppenzweiter in die K.o.-Phase einzogen. Fenerbahce Istanbul konnte die Gruppe gewinnen, der niederländische Meister Feyenoord schied dagegen ebenso aus, wie Sorja Luhansk. Vier Siege und zwei Niederlagen sind dabei dennoch eine ordentliche Bilanz. In der Zwischenrunde setzte sich United gegen St. Etienne souverän mit zwei Siegen durch. Im Achtel- (gegen Rostow) und im Viertelfinale (gegen Anderlecht) holte man jeweils im Hinspiel ein Unentschieden, um mit einem Sieg im Rückspiel in die nächste Runde einzuziehen. Im Halbfinale ging United genau andersrum vor, auf den Sieg im Hinspiel bei Celta Vigo folgte ein Remis vor heimischer Kulisse. Das Resultat blieb aber das Selbe, der Einzug in die nächste Runde, ins Finale.

Der Ex-Dortmunder Henrikh Mkhitaryan war auf Seiten der „Red Devils“ der wohl auffälligste Spieler. Er konnte gleich fünfmal treffen und belebte das Spiel seiner Mannschaft mit etlichen Geistesblitzen.

(Photo by Ross Kinnaird/Getty Images)

Die Saison im Überblick:

Auch für Manchester United verlief die Saison nicht wirklich nach Plan. In der Liga reichte es trotz nur fünf Niederlagen nur zu einem enttäuschenden sechsten Rang. 15 Remis waren in der Endabrechnung einfach zu viel, um eine bessere Platzierung zu erlangen. Die Qualifikation für die Champions League wurde somit verpasst. Immerhin die Europa League haben die „Red Devils“ für die kommende Saison sicher. Auch im FA Cup schied die Mannschaft von José Mourinho schon früh aus. Bereits in der sechsten Runde war nach einer 0:1-Niederlage gegen den FC Chelsea Schluss. Immerhin konnte man den deutlich weniger pres­ti­ge­träch­tigen Ligapokal gewinnen, was aber ein schwacher Trost sein dürfte, sollte das Finale in der Europa League verloren werden.

Die Europa League ist in gewisser Weise die große Chance für United die Saison noch zu retten. Durch den Triumph würde man sich doch noch über Umwege für die für die „Königsklasse“ qualifizieren. Hinsichtlich der Entwicklung des ganzen Vereins und in Sachen Spielerakquise ein ganz elementarer Faktor (Griezmann?)!

Darüber hinaus hätte Mourinho einen bedeutenden Titel gewonnen, auch wenn die Europa League in England nicht den besten Ruf genießt. United dürfte dementsprechend hoch motiviert sein, gleichermaßen aber auch gehörig unter Druck stehen.

 

Form und Personalsituation:

(Photo by OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

Uniteds Form ist mittelmäßig. Fünf Siege, drei Remis und zwei Niederlagen sind eine akzeptable Bilanz, die aber dennoch viel Raum für Verbesserungen lässt. Zuletzt rotierte der portugiesische Trainer aber auch kräftig durch und gab einigen Nachwuchskräften eine Chance. Für das letzte Pflichtspiel der Saison gegen Ajax wird Mourinho aber sicherlich nochmal seine stärkste und nun etwas erholte Mannschaft auf den Platz bringen, da auch für ihn selbst einiges auf dem Spiel steht. Beim Saisonabschluss wird der Übungsleiter jedoch auf vier potenzielle Stammspieler verzichten müssen. Zlatan Ibrahimovic fällt bekanntermaßen längerfristig aus und wird auch gegen seinen Ex-Klub Ajax fehlen. Zudem ist Innenverteidiger Eric Bailly rotgesperrt, während Marcus Rojo und Luke Shaw ebenfalls verletzt ausfallen. Im Tor wird, wie immer in der Europa League, Sergio Romero stehen.

 

 

Die möglichen Aufstellungen

Ajax Amsterdam: Onana – Veltman, Davinson Sanchez, de Ligt, Riedewald – Klaassen, Schöne, Ziyech – Bertrand Traore, Dolberg, Younes

Manchester United: Romero – Valencia, Phil Jones, Daley Blind, Darmian – Carrick – Pogba, Ander Herrera – Mkhitaryan, Lingard – Rashford

Fazit

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)

Für beide Teams ist dieses Spiel die Chance, ihre Saison nochmal richtig aufzuwerten. Manchester United steht dennoch wesentlich mehr unter Druck. United dürfte über eine höhere individuelle Qualität verfügen und hat zudem den Vorteil der Erfahrung auf seiner Seite. Die sehr junge Ajax-Mannschaft könnte in so einem Spiel ordentlich Lehrgeld zahlen. Die Niederländer verfügen zwar auch über viel Qualität, vor allem um die Offensivspieler Dolberg, Younes und Co., ist insgesamt allerdings der klare Außenseiter. Schlitzohr Mourinho könnte zudem das entscheidende Quäntchen sein, denn er weiß wie man Titel, gerade auch auf internationaler Ebene, gewinnt. Wir erwarte einen United-Sieg, allerdings einen knappen…

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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