FC Bayern: Mehrere Gründe für Ancelotti-Aus

Nicht nur die Tatsache, dass laut Uli Hoeneß offensichtlich mehrere Spieler gegen ihn waren, brachte Carlo Ancelotti am Ende um seinen Job. Es gab laut „Kicker“ mehrere Gründe, die vielschichtig sind. Natürlich war im Endeffekt die Aufstellung gegen Paris und das Spiel insgesamt der letzte Schritt, der das Fass zum Überlaufen brachte. Doch es steckt noch mehr dahinter.
Die Spieler sollen beispielsweise nicht erst seit dieser Saison Schwierigkeiten mit dem Trainer gehabt, sondern bereits in der letzten Saison verärgert auf einige Entscheidung reagiert haben. Unter anderem Thomas Müller, der in wichtigen Spielen oft draußen saß, kritisierte Entscheidungen des Trainers, nach dem Spiel gegen Bremen in der Bundesliga zu Beginn dieser Saison auch öffentlich.
Atmosphärische Störungen
In der Mannschaft soll sich das Gefühl eingestellt haben, dass Ancelotti gewisse Lieblingsspieler hatte. Gemeinsame italienisch-spanische Essen sollen sogar die Aufstellung beeinflusst haben, was einiges über das Mannschaftsklima aussagt. Zwar ist nicht klar, ob alle Dinge, die nun ans Tageslicht kommen, der Wahrheit entsprechen. Aber die Vielzahl an Gerüchten und Mutmaßungen deutet zumindest darauf hin, dass einiges im Argen lag.
Dass Ribery gegen Paris Saint Germain 90 Minuten auf der Bank saß, wurde bereits hinreichend thematisiert. Allerdings war die komplette Nichtnominierung von Jerome Boateng offenbar nicht abgesprochen, dieser wunderte sich, warum er gänzlich aus dem Kader gestrichen wurde. Die Kommunikation schien also problematisch gewesen zu sein. Auch die Nichtauswechslung von Vidal in Madrid, bevor dieser sich den Platzverweis einhandelte, wurde intern als fahrlässig angesehen.
Fitnessprobleme und komische Anweisungen
Die fehlende taktische Weiterentwicklung beim FC Bayern wurde auch von uns bereits hinreichend dargelegt. Dass die Anweisungen zur Pause gegen Wolfsburg, ehe der Gegner das Spiel noch in ein Remis umwandeln konnte, lauteten: „Ihr müsst mehr aufpassen“, sollte überdies zum Nachdenken anregen. Fitnesstrainer Mauri setzte demnach mehr Duftnoten als Raucher (auch in der Kabine) als auf seinem Gebiet und ließ die Mannschaft mitunter nur drei Minuten aufwärmen.
Das Pensum im Training war den Spielern zu niedrig, diese haben sich, wie der „Kicker“ weiter berichtet, auch bei Karl-Heinz Rummenigge beschwert, Robben teilte mit, dass sein Sohn in der D-Jugend härter trainieren würde. Die Spieler trainierten später sogar anderorts individuell und eigenständig. Auch die Förderung von jungen Spielern wie Kimmich oder Coman wurde kritisch beäugt, das Gesamtkonzept wurde also nach und nach immer mehr hinterfragt, die Entwicklung war negativ und im Endeffekt wohl auch nicht mehr aufzuhalten.
Der falsche Mann zur falschen Zeit
Auch die Kommunikationsebene, auf der man sich von Ancelotti viel versprach, wurde im Endeffekt vernachlässigt. Es fehlten klare Ansagen, nachdem ein Renato Sanches seinen Flieger verpasste, zu spät kam oder nachdem Javi Martinez, dessen Kletterausflug nicht genehmigt wurde, sich an der Schulter verletzte und längerfristig ausfiel. Ancelotti hatte teilweise Schwierigkeiten mit der Sprache, die Spieler verloren sukzessive das Vertrauen und konnten sich gleichzeitig zu viel erlauben.
Insgesamt – und das wird im „Kicker“-Bericht sehr deutlich – sprachen viele Faktoren schon früh gegen Ancelotti. Die Entlassung war daher keine Kurzschlussreaktion, sondern offensichtlich das rechtzeitige Ziehen der Reißleine, bevor noch mehr Probleme entstehen, die mit einem anderen Trainer und einem Kurswechsel nur noch ganz schwer zu beheben sind.
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