FC Bayern | Warum Robert Lewandowski gerne der Jäger ist
7. Dezember 2018 | Champions League | BY Nico Scheck
Neun Punkte Rückstand auf den BVB, nur Rang vier in der Bundesliga: Nach 13 Spieltagen fällt die Zwischenbilanz beim FC Bayern München sehr ernüchternd aus. Nun sind sie ausnahmsweise die Jäger. Für Robert Lewandowski kommt diese Rolle allerdings recht gelegen.
Lewandowski: „Nach den ersten Wochen dachten wir, dass es wieder so gut läuft wie in den letzten Jahren“
Im Interview mit der Bild sprach der polnische Nationalspieler über die Krisenwochen der Münchner und was sich nun ändern muss. Doch ist der FCB nach den Siegen gegen Benfica (5:1) und Werder Bremen (2:1) endlich über dem Berg? Ist die Krise überwunden? „Was genau bedeutet Krise?“, fragt Lewandowski, um dann nachzuschieben:
Die letzten Wochen waren schwierig, wir haben ganz untypisch Punkte liegen gelassen, vor allem in den letzten Minuten von Spielen, die wir normal gewonnen haben. Und die Situation war überraschend: Nach den ersten Wochen der Saison dachten wir, dass es wieder so gut läuft wie in den letzten Jahren.
Dass dann der Einbruch erfolgte, liegt für den Top-Stürmer des FC Bayern vor allem daran, dass man nicht wach genug gewesen ist und den Fokus nicht bis zum Ende hochhielt. Nun sei der deutsche Rekordmeister aber auf dem richtigen Weg. Die jüngsten Siege scheinen geholfen zu haben. Als die Münchner nicht gut gespielt haben, sei auch das Selbstvertrauen verloren gegangen, betont Lewandowski. Ohnehin brauche eine Mannschaft unter einem neuen Trainer immer etwas Zeit und auch die vielen Verletzten hätten geschmerzt. Dennoch wisse auch das Team, dass man viel besser spielen könne als das zuletzt der Fall war.
Robert Lewandowski über den Rapport vor dem Benfica-Spiel und Niko Kovac
Nach dem blamablen 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf sollen laut der Bild Manuel Neuer, Thomas Müller, Franck Ribéry und eben Robert Lewandowski am darauffolgenden Montag zum Rapport zu Bayern-Präsident Uli Hoeneß gebeten worden sein. Von einem Rapport spricht Lewandowski nicht, einen Austausch habe es aber sehr wohl gegeben.
Dieser Austausch hat uns allen geholfen, Kraft gegeben. In einer Situation, wie wir waren, muss man diskutieren, analysieren. Es ist gut, deine Meinung zu sagen , die Meinung der anderen zu hören. Alle Seiten haben erklärt, was man besser machen kann. Danach spürst du eine Erleichterung, es ist einfacher, weiterzuarbeiten. Der ganze Verein profitiert von den Gesprächen letzte Woche. Jetzt gehen wir alle zusammen in eine Richtung.
Zudem habe Niko Kovac einige Details geändert. „Wenn er diese Einsicht zeigt, ist es kein Zeichen von Schwäche. Nur so kann er ein besserer Trainer werden“, findet Lewandowski. Dass zuletzt die Außenstürmer verletzt ausfielen, sei ein großes Handicap gewesen, betont der 30-Jährige. Somit habe man weniger Offensiv-Optionen gehabt. Nun kehren aber sowohl Kingsley Coman als auch Thiago wieder zurück. „Das gibt uns mehr Optionen für die Offensive und einen anderen Fußball.“
Der FC Bayern als Jäger – Lewandowski: „Da ist sehr vieles Kopfsache“
Aufgrund des großen Rückstands auf Borussia Dortmund sind die Münchner nun in der für sie ungewohnten Rolle des Jägers. Eine Rolle, die nicht nur Schlechtes mit sich bringt, wie Lewandowski findet.
Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn du aus der zweiten Reihe attackierst! Wir sind jetzt gerne auch mal der Jäger. Wir haben in den letzten Jahren immer nach hinten geschaut. Wenn du siehst, jemand ist vor dir – das bedeutet, dass du mehr unter Spannung bist. Du willst es dann umso mehr schaffen, dieses Team einzuholen.
Insbesondere für die Champions League könne diese Jäger-Rolle sogar von Vorteil sein, um die Spannung hoch zu halten. „Da ist sehr vieles Kopfsache“, ist sich der Pole sicher. Er wünsche sich sogar, dass die Spannung hoch bleibt. „Wir wissen, was zuletzt passiert ist, als wir in der Bundesliga durch waren“, erinnert Lewandowski an die letzten Jahre. Wenn man alle drei Tage kämpfen müsse, könne man auch die Form leichter bis zum Saisonende halten.
Und der BVB? Dem schaut Lewandowski aktuell gerne zu. „Sie spielen sehr attraktiven, offensiven Fußball mit viel Fantasie […] Es ist kein Zufall, dass Dortmund mehr Punkte hat als wir“, sagt er. Also würde der eine oder andere BVB-Spieler auch gut zum FCB passen? „Da gibt es einige BVB-Spieler, die bei Bayern spielen könnten“, schmunzelt Lewandowski zum Abschluss.
(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
Nico Scheck
Aufgewachsen mit Elber, verzaubert von Ronaldinho. Talent reichte nur für die Kreisliga, also ging es in den Journalismus. Seit 2017: 90PLUS. Manchmal: SEO. Immer: Fußball. Joga Bonito statt Catenaccio.