FC Bayern | Was im Titelkampf für den Rekordmeister spricht

17. Januar 2019 | News | BY Manuel Behlert

Die Hinrunde in der Bundesliga ist vorüber und der FC Bayern München steht nicht auf Platz 1 in der Tabelle. Dennoch will der Rekordmeister auch in dieser Saison den Titel gewinnen und die 6 Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund aufholen. Die Phase unmittelbar vor der Winterpause soll die Aufholjagd eingeläutet haben. Doch was spricht im Titelkampf für den FC Bayern? 

Die Lehren der Hinrunde

Der Hinrundenstart verlief für den FC Bayern noch positiv, doch Verletzungen, die sich durch die erste Saisonhälfte zogen und Formschwankungen wichtiger Spieler sorgten dafür, dass der Rekordmeister ab dem Augsburg-Spiel anfällig für Patzer wurde. Auch der neue Trainer Niko Kovac hatte seinen Anteil an der zwischenzeitlichen Krise, denn der Kroate fand wenig Lösungen, hielt stur an seinem System fest und schob schwache Leistungen häufig auf mangelnde Chancenverwertung. Sogar über eine Entlassung wurde kurzzeitig diskutiert, bevor Kovac und seiner Mannschaft am Ende noch ein Schritt in die richtige Richtung gelang. 

Ein Hinrundenfazit ist recht einfach: Der FC Bayern kassierte zu viele Gegentore, schoss insgesamt zu wenig eigene Treffer und war zu abhängig von Spielern wie Thiago oder Robert Lewandowski. Im Wintertrainingslager arbeitete man nun hart, mit Alphonso Davies wurde eine weitere Verstärkung hinzugehört, im Hintergrund plant man den Umbruch. Und der ist auch aufgrund der Verletzungsanfälligkeit der erfahrenen Spieler wichtig, wie man am aktuellen Beispiel von Ribery und Robben sieht, die beide zum Auftakt verletzt fehlen. Und gerade dieser Auftakt wird wichtig.

Der FC Bayern muss früh Druck ausüben

In der Winterpause arbeitete die Mannschaft in Ruhe im Trainingslager, der am Ende der Hinrunde verletzte James wurde wieder herangeführt und soll in der Rückrunde an sein altes Leistungsniveau anknüpfen. Unruhe, wenn man das so nennen mag, herrschte – abgesehen von der Personalie Franck Ribery – nur auf dem Transfermarkt. Die Namen Adrien Rabiot, Lucas Hernandez und vor allem Callum Hudson-Odoi beschäftigten die Verantwortlichen, während die Spieler mitsamt Trainerteam fokussiert auf den Rückrundenstart hinarbeiteten.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Und der hat es gleich einmal in sich. Der FC Bayern spielt zum Auftakt des 18. Spieltages bei der TSG Hoffenheim. Und bei den Kraichgauern verlor der Rekordmeister die letzten beiden Spiele, erzielte jeweils keinen Treffer. Ein Sieg wäre ein Statement und man würde sofort Druck auf den BVB ausüben, der in Leipzig spielt. Die weiteren Aufgaben der kommenden Wochen in der Bundesliga klingen für den FC Bayern machbar, nach Hoffenheim spielt man gegen den VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen, Schalke 04 und den FC Augsburg. In diesen Spielen muss die Mannschaft von Trainer Niko Kovac Punkte einfahren – und zwar im Idealfall die Maximalzahl. Zeigt man weiterhin punktuelle Schwächen, dann signalisiert man auch der Konkurrenz, dass man weiter verwundbar ist.

Es geht um die Zukunft – für Spieler und Trainer

Beim FC Bayern München geht es nicht nur darum eine gute Rückrunde zu spielen und den Rückstand auf Borussia Dortmund zu reduzieren und aufzuholen. Auch die Zukunft der Spieler und des Trainers sind teilweise abhängig von den Leistungen und Resultaten des Rekordmeisters. Im Zuge des Umbruchs wird nahezu jeder Spieler überprüft, wer sein Leistungsvermöglich nicht ausschöpft, wird infrage gestellt. Die Abgänge von Ribery, Robben und Rafinha sind sicher, auch wenn der Franzose dies noch nicht öffentlich kommuniziert hat, Sandro Wagner, Javi Martinez, Jerome Boateng, Mats Hummels und auch Renato Sanches sind zumindest Kandidaten, die mit einem Wechsel in Verbindung gebracht werden. 

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images)

Diese Spieler müssen in der Rückrunde zeigen, dass sie für den FC Bayern wichtig sind, der Verein sie einbauen kann. Das kann ein Vorteil für den Klub sein, der Konkurrenzkampf wird größer, die Spieler müssen eigentlich alles aus sich herausholen, wenn sie eine Zukunft in München haben wollen. Und selbst Spieler, die schon jetzt Wechselgedanken hegen, wollen sich bei einem potenziellen neuen Klub anbieten. Der Umbruch ist also nicht nur harte Arbeit und durch viele Neuverpflichtungen an ein gewisses Risiko gebunden, er ist auch eine Chance. 

Zudem wollen auch die erfahrenen Spieler, die ihre Karriere beim FC Bayern oder gar ganz beenden, in ihrer abschließenden Saison nicht ohne Titel dastehen. Und die Meisterschaft als Spiegelbild einer gesamten Spielzeit ist immer noch der Titel mit der größten Aussagekraft. Auch Niko Kovac muss sich beweisen. Wie wir eingangs bereits erwähnten hatte auch er einen Anteil daran, dass die Hinrunde nicht ideal verlief. Er muss vor allem auf taktischer Ebene Fortschritte machen, flexibler spielen lassen und besser auf den Gegner reagieren können. Das Offensivkonzept ist verbesserungswürdig, die Defensive hat auch noch Luft nach oben. Der FC Bayern hielt an Kovac, der sich stets hochmotiviert und fokussiert zeigt, fest. Eine Jobgarantie für die kommenden, wichtigen Wochen hat der Kroate sicher, doch wenn weiterhin keine Lösung für die offensichtlich vorherrschenden Probleme gefunden wird, wird man auch diese Position in München überdenken (müssen). Die Qualität ist vorhanden, die Wochen vor der Winterpause waren besser, die Mannschaft steht augenscheinlich hinter ihrem Coach. Das ist zumindest eine gute Basis. 

Das spricht für den FC Bayern im Titelkampf

Die große Erfahrung im Kader: Der FC Bayern verfügt über zahlreiche erfahrene Spieler, die mehrfach die deutsche Meisterschaft gewinnen konnten. Zwar war der Rekordmeister in den vergangenen Jahren nicht in der Rolle des Jägers, aber die Spieler können mit Drucksituationen umgehen, in den entscheidenden Phasen und Spielen der Saison Höchstleistungen abrufen. Zudem ist der Klub die Mehrfachbelastung gewohnt, weiß genau wie man sich die Kräfte einteilen muss um in allen Wettbewerben entsprechende Resultate einzufahren. 

Die individuelle Klasse: Natürlich spielt Borussia Dortmund zeitweise beeindruckenden Fußball mit einer fantastischen Mischung aus jungen Talenten und Führungsspielern. Die individuelle Klasse – sofern sich alle Spieler in ihrer Normalform befinden – ist beim FC Bayern aber nochmal eine Spur höher. Und es wäre auch eine Sensation, wenn das nicht der Fall wäre, nachdem der Rekordmeister die Bundesliga so lange dominierte. Doch die Vorteile hinsichtlich der individuellen Klasse sind zumindest teilweise an eine Bedingung geknüpft: Der Trainer muss diese Ansammlung an hochklassigen Spielern in einem homogeneren System zusammenbringen als es in der Hinrunde der Fall war, damit das Leistungsvermögen auch konstant abgerufen werden kann. 

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Die interne Konkurrenz- und Drucksituation: Wie bereits angesprochen will sich in der Rückrunde jeder für seine Zukunft positionieren – und das bestmöglich. Im Winter wurden die Fitnessgrundlagen für die Rückrunde gelegt und nun sollte jeder im Kader, wenn er die Chance bekommt, auf seinen Einsatz brennen. Die Konkurrenzsituation sollte ein Vorteil sein, denn im Gegensatz zum BVB, der den größten Teil des Umbruchs bereits hinter sich hat, hat man beim FC Bayern diesen Schritt jetzt vor sich. Die Motivation sich in jedem Spiel zu zeigen sollte jedenfalls, auch nach der medialen Kritik an einigen Spielern, entsprechend hoch sein. 

Bayern hat noch Luft nach oben: Ob Borussia Dortmund sich mit seinen Leistungen in der Hinrunde an der oberen Leistungsgrenze bewegt, ist noch nicht klar. Klar ist aber, dass der FC Bayern München mehr Luft nach oben hat als die Borussia. Zu viele Dinge funktionierten noch nicht nach Plan, zu lange war die zwischenzeitliche Krise, zu unruhig war es rund um die legendäre Pressekonferenz zur Medienschelte. Die Mannschaft kann mehr, die Mannschaft will mehr. Und eigentlich ist di Mannschaft auch in der Lage ihr Potenzial auszuschöpfen. 

Wo bestehen Zweifel? Zweifel bestehen nach den Leistungen in der Hinrunde durchaus – und das sind nicht wenige. Einige Schlüsselspieler beim Rekordmeister sind verletzungsanfällig und sollten im Idealfall in der Rückrunde von Ausfällen verschont bleiben. Zudem weiß man nicht, wie ein Trainer wie Niko Kovac die Mannschaft in den entscheidenden Wochen moderiert, ob er die richtigen Maßnahmen ergreift, in entsprechender Manier rotiert. Die Erfahrung, die der FC Bayern auf dem Feld hat, besitzt er auf der Trainerbank nicht. Eine Folge dessen könnte auch sein, dass die Schlüsselspieler, die in der Hinrunde teilweise ihrer Form hinterherliefen, eben jene Topform auch in der Rückrunde nicht oder nur unzureichend erlangen. Und man darf eines nicht vergessen: Der Gegner im Titelkampf ist auch einfach richtig, richtig gut. 

(Photo by Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images)


Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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