Football Leaks | Dubiose Zahlungen bei City-Transfer von Carlos Tevez

13. November 2018 | News | BY Manuel Behlert

Der argentinische Angreifer Carlos Tevez wechselte im Sommer 2009 zu Manchester City, spielte zuvor auf Leihbasis bei Manchester United, gehörte eigentlich West Ham United. Die „Skyblues“ sicherten sich die Dienste von Tevez, der zuvor eine erfolgreiche Zeit beim Stadtrivalen verlebte, auch deswegen, weil man endlich aus dem Schatten des überlegenen Rivalen treten wollte. Wie dubios der Transfer insgesamt verlief, beweisen Dokumente, die dem Spiegel im Zuge der „Football Leaks“-Enthüllungen vorliegen. 

 

Transferrechte gehörten privaten Investoren

Manchester City arbeitete demnach beim Transfer von Carlos Tevez mit einer dubiosen Firma zusammen, die mithalf den Transfer durchzuführen. Dabei handelt es sich um die Firma „Harlem Springs Corporate Inc.“, die ihren Sitz auf den Britischen Jungferninseln hat. Zum Zeitpunkt des Wechsels gehörten die Transferrechte an Tevez privaten Investoren. Der Fußballprofi gehörte also im Prinzip einer Investmentgesellschaft an, die in einer Steueroase in der Karibik registriert war. 

Im Juli 2009 haben Manchester City, Carlos Tevez und die eben angesprochene Firma Harlem Springs Corporate Inc. einen 11-seiten Vertrag unterzeichnet, in dem sich der Klub bereiterklären insgesamt 51,25 Millionen Euro für den Transfer zu bezahlen. Und zwar an Harlem Springs. Damals war dies eine Rekordsumme für die Premier League. 

Insgesamt waren vier Zahlungen fällig, die erste nur kurz nach der Unterzeichnung aller notwendigen Verträge. Zunächst sollen die Anwälte, die Harlem Springs repräsentierten, gezögert haben zu verraten wem das Unternehmen gehörte. Unter der Bedingung absoluter Vertraulichkeit haben sie aber nach, verrieten, dass alleiniger Eigentümer der britisch-iranische Geschäftsmann Kia Joorabchian war. 

 

Der zweifelhafte Ruf von Kia Joorabchian

Das Kuriose: Joorabchian hatte im englischen Fußball bereits einen Namen und für Wirbel gesorgt. Denn er war der Berater von Carlos Tevez, als dieser von den Corinthians zu West Ham United wechselte. Erst ein Jahr später stellte sich heraus, dass der Klub den Spieler nur ausgeliehen hatte, seine damaligen Transferrechte bei einer Offshore-Firma auf den Britischen Jungferninseln lagen: Media Sports Investment. Das war ein Verstoß gegen die Veröffentlichungspflichten und zog eine Untersuchung nach sich. Am Ende musste der Klub eine Geldstrafe von über 5 Millionen Pfund bezahlen, Joorabchian blieb unversehrt. 

Media Sports Investment verkaufte nun im August 2007, vor dem Wechsel von Tevez zu Manchester United, die Transferrechte für 24 Millionen Pfund an Harlem Springs Corporate. Im Spiegel heißt es dazu: „Nun weisen Football-Leaks-Dokumente erstmals darauf hin, dass hinter dieser Investmentfirma auf den British Virgin Islands wohl Kia Joorabchian stand.“ Aus dem Vermittler wurde also der „Inhaber“ des Spielers. Sollten die Zahlen stimmen, dann hat die Firma von Joorabchian mit dem Tevez-Deal über 23 Millionen Euro Gewinn eingefahren, hinzu kommt noch eine Zahlung, die laut „Guardian“ rund 6 Millionen Pfund betragen haben soll – für die Leihzeit bei Manchester United. 

Die Karriere von Carlos Tevez bei Manchester City verlief indes nicht ganz wie geplant. Zusätzlich zu den 51,25 Millionen Euro Ablöse zahlte der Klub dem Angreifer noch ein festes Wochengehalt von 238.000 Euro, machte ihn zum Spitzenverdiener. Und: Vertragsklauseln sollten Tevez garantieren, dass, sofern ein Spieler ein höheres Gehalt einstreicht, eben jenes Gehalt von Tevez auf dieses Niveau angepasst wird. In der Folge kam es zu Unzufriedenheit bei Tevez, Streit mit dem Klub und Kia Joorabchian wurde zur Persona non grata, die im Klub nicht mehr gern gesehen war. In den kommenden Jahren wurde das Verhältnis zwischen Spieler und Klub immer schlechter. Tevez verweigerte in München eine Einwechslung, setzte sich ohne Information nach Argentinien ab und wurde im Sommer 2013 schließlich für eine geringe Summe zu Juventus Turin transferiert.

 (Photo by Matthew Lewis/Getty Images)

 

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Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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