Last-Minute-Ausgleich – Deutschland und Spanien trennen sich 1:1

3. September 2020 | Nationalelf | BY Marc Schwitzky

News | Beim Auftakt in die Nations League hat die deutsche Nationalmannschaft ein 1:1-Unentschieden gegen Spanien verbucht. Timo Werner schoss das DFB-Team in Führung, Gaya glich in der 96. Minute aus.

Am Donnerstagabend hat die DFB-Auswahl im Rahmen der Nations League Gegner Spanien in Stuttgart empfangen. Mit Robin Gosens (26) von Atalanta Bergamo stand ein Debütant in der Startelf von Nationaltrainer Joachim Löw (60), zudem feierte Leroy Sané (24) das Comeback nach seinem Kreuzbandriss. Für den aussetzenden DFB-Kapitän und Stammtorhüter Manuel Neuer (34) kam Frankfurts Kevin Trapp (30) zu seinem vierten Länderspiel.

Stürmischer aber torloser Beginn

Die Nationalmannschaften starteten verhalten, das Tempo wurde aber stetig erhöht. In der 11. Minute kam Deutschland zu der ersten guten Chance des Spiels: Eine Halbfeldflanke von Toni Kroos (30) fand Thilo Kehrer (23) am zweiten Pfosten der, Spaniens Torhüter David de Gea (29) im kurzen Eck zur Parade zwang.

Mit dieser Gelegenheit wurde die Partie quasi offiziell eröffnet, nun häuften sich die gefährlichen Szenen auf beiden Seiten des Feldes. Kurz darauf hätte ein Patzer des herauseilenden Trapp beinahe die spanische Führung bedeutet, der Schlussmann von Eintracht Frankfurt, der den Ball vor dem eigenen Strafraum verlor, konnte das Spielgerät aber im letzten Monat noch selbst von Rodrigo (29) abgrätschen (14. Minute). Vier Zeigerumdrehungen später wehrte de Gea einen Distanzschlenzer von Sané sehenswert zur Ecke ab.

Foto: IMAGO

In den ersten zwanzig Minuten der Partie agierte die DFB-Elf offensiv zwingender als Spanien, das nach dem Trapp-Fehler aber gut und gerne hätte in Führung gehen können. Zudem präsentierte sich die deutsche Defensive recht nervös im Spielaufbau, wodurch immer wieder frühe Ballverluste passierten und Spanien Druck ausüben konnte. Viel Ballbesitz und lange Passstaffeten sah man aber bei keinem der beiden Teams. Darauf war der schnelle Konterangriff aus Sané, Timo Werner (24) und Julian Draxler (26) aber auch gar nicht ausgelegt.

Nach den ereignisreichen ersten 25 Minuten beruhigte sich die Begegnung, da die DFB-Defensive immer mehr mehr an Sicherheit gewann, der Sturm aber nicht mehr so gut ins Tempo und damit zu Schussmöglichkeiten kam. Beide Mannschaften wussten sich gegen den Ball besser zu ordnen, das Spiel wurde statischer. Im letzten Drittel fehlte es beiderseits an Präzision, sodass die Begegnung dem Halbzeitpfiff mit dem 0:0 eher entgegenplätscherte.

Werner schießt DFB-Team in Führung

Zum zweiten Durchgang wechselte Spanien-Coach Luis Enrique Barca-Talent Ansu Fati (17), der damit sein Debüt für die A-Nationalmannschaft feierte, für Jesus Navas (34) ein. Es war aber die unveränderte deutsche Mannschaft, die in der 51. Minute in Führung ging. Timo Werner, bedient von Debütant Gosens, dribbelte sich im Strafraum rechts an Spaniens Abwehr vorbei, um dann präzise ins linke Toreck zu schießen. Keine Abwehrchance für de Gea beim 1:0 des Gastgebers.

In Folge versuchte sich Spanien daran, offensiver zu agieren, doch wurden die Bemühungen durch die immer stärke gewordene Defensive der Löw-Mannschaft regelmäßig frühzeitig gestoppt. Sowohl im Positionsspiel als auch Zweikampfverhalten agierte die DFB-Abwehr souverän, sodass Spanien kaum durchkam. Stattdessen war es der deutsche Angriff, der durch flinke Konter immer wieder Gefahr erzeugte. In der 63. Minute musste Deutschland erstmals wechseln, Sané ging angeschlagen vom Feld und wurde durch Matthias Ginter (26) ersetzt. Zwar sollte es sich bei dem Bayern-Neuzugang um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt haben, seine Dynamik wurde anschließend jedoch vermisst.

Foto: IMAGO

Spätestens nach der Sané-Auswechslung ließ sich Deutschland recht tief fallen, es versammelten sich bis auf Sturmspitze Werner und Spielmacher Draxler alle Spieler am eigenen Sechszehner, um die Räume, speziell die Spielmitte, für Spanien möglichst eng zu machen. Der Weltmeister von 2010 tat sich dementsprechend schwer, Lücken zu finden. Torhüter Trapp bekam infolge also wenig zu tun. Sein Gegenüber de Gea durfte sich in der 78. Minute nach einem Kopfball von Niklas Süle (25) noch einmal auszeichnen.

Weil Spanien mit all dem Ballbesitz gegen ein sehr defensives Deutschland nicht viel anfangen konnte, „Die Mannschaft“ aber auch ihre Konter kaum noch ausspielte, entwickelte sich eine recht ereignislose Schlussviertelstunde. Die DFB-Auswahl machte gar keine Anstalten mehr, groß ins Risiko zu gehen und die Führung mit allen Mitteln noch auszubauen, das Abwehrkonzept ging auf. Kurz vor Abpfiff herrschte kurze Aufregung, als Joker Fati die Spanier zum vermeintlichen 1:1 köpfte, Kapitän Sergio Ramos (34) hatte im Vorfeld aber ein Foul begangen, sodass der Treffer nicht zählte.

Das 1:0 brachte Deutschland aber dennoch nicht über die Zeit: In der 96. Minute bekam man den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum, Rodrigo leitete die Flanke von Ferran Torres (20) auf José Gaya (25) weiter, der aus der kurzer Distanz nur einschieben musste. Der 1:1-Ausgleichstreffer in der allerletzten Sekunde – zu dem Zeitpunkt bitter, aufgrund der extrem defensiven Haltung im zweiten Durchgang aber keine völlig unverdient verlorenen zwei Punkte.

Aufstellungen:

Deutschland im 3-4-3: Trapp – Rüdiger, Süle, Can – Gosens, Kroos, Gündogan (74. Serdar), Kehrer – Sané (63. Ginter), Werner (91. Koch), Draxler

Spanien im 4-3-3: de Gea – Gaya, P. Torres, Ramos, Carvajal – Busquets (57. Merino), Fabián (80. Óscar), Thiago – F. Torres, Rodrigo, Navas (45. Fati)

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Marc Schwitzky

Erst entfachte Marcelinho die Liebe zum Spiel, dann lieferte Jürgen Klopp die taktische Offenbarung nach. Freund des intensiven schnellen Spiels und der Talentförderung. Bundesliga-Experte und Wortspielakrobat. Seit 2020 im 90PLUS-Team.


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