Nach Bayern, Gladbach, Hertha – Kurt spielt bei Regionalligist vor

30. August 2020 | News | BY Marc Schwitzky

News | Die Karriere von Sinan Kurt, der einst als riesiges Talent galt, ist in den vergangenen Jahren mehr als nur ins Stocken geraten. Nach über einem Jahr Vereinslosigkeit hat der der heute 24-Jährige bei einem Regionalligisten als Gastspieler vorgespielt.

Kurt gastiert beim SV Straelen

„Für mich gibt’s nur Fußball. Ich habe so viel investiert, meine halbe Jugend dafür geopfert. Ich denke nicht ans Ende“, sagte Sinan Kurt (24) gegenüber Bild im Oktober 2019. „Man wartet schon auf den erlösenden Anruf und fragt nach, ob sich Klubs gemeldet haben.“ Zu dem Zeitpunkt war Kurt bereits seit drei Monaten vereinslos – seine letzte Station: Der österreichische Zweitligist WSG Tirol, wo er von Februar bis Juli 2019 untergekommen war. Nach 13 Spielen war auch dort wieder Schluss für das einstige Riesenjuwel.

Nun versucht Kurt noch einmal im Fußball anzugreifen: Beim Regionalligisten SV Straelen trainiert der 24-Jährige seit zwei Wochen mit, wie die Rheinische Post berichtet. Ein krasser Abstieg des einst so hochgehandelten Offensivtalents. 2014 war der FC Bayern München bereit, drei Millionen Euro für den damaligen Juniorennationalspieler an Ausbildungsverein Borussia Mönchengladbach zu bezahlen – damals war Kurt, den Bayern-Trainer Pep Guardiola (49) unbedingt wollte, 17 Jahre alt.

Auch bei Hertha gescheitert

Beim FC Bayern sollte sich Kurt nicht durchsetzen – in eineinhalb Jahren verzeichnete der Flügelspieler nur 44 Bundesliga-Minuten. Diese absolvierte er gegen Hertha BSC, wohin Kurt im Winter 2016 für 500.000 Euro wechselte. Bereits zu dem Zeitpunkt galt Kurt als gescheitertes Talent, zahlreiche Eskapaden und Disziplinlosigkeiten verbauten ihm den Weg zum etablierten Bundesliga-Profi. In Berlin sollte der Neuanfang gelingen, Trainer Pal Dardai (44) galt als Talentflüsterer – zuvor hatte der Ungar auch Mitchell Weiser (26), der ebenfalls aus München gekommen war, wieder hinbekommen.

Foto: IMAGO

Doch auch bei Hertha setzte sich Kurt nicht durch – im Gegenteil: Der Absturz nahm weiter seinen Lauf. In drei Jahren verbuchte er lediglich fünf Bundesliga-Minuten. Auch in Berlin konnte Kurt seine unprofessionelle Einstellung seinem Job gegenüber nicht ablegen. 2017 sagte Dardai deutlich: „Sinan soll hier seinen Arsch bewegen!“ Die Verantwortlichen waren entnervt: Wir gehen jetzt in die dritte Saison mit Sinan – und es gibt immer wieder die gleichen Rückfälle“, so Dardai deutlich. „Ich verstehe nicht, warum ich ihm das immer wieder sagen muss. Ich habe ein Problem, wenn man junge Spieler immer wieder motivieren muss.“

Immer wieder kam Kurt mit Übergewicht und schlechter Fitness aus den Spielpausen wieder. Der Wille, Bundesliga-Spieler werden zu wollen, war nach all den Jahren immer noch nicht zu erkennen. So trennte sich Hertha von ihm und nach all den Jahren, in denen sich Kurt einen schlechten Ruf erarbeitet hatte, wollte ihm so schnell kein deutscher Verein mehr Vertrauen schenken. Sein Gastspiel in Österreich hielt auch nur fünf Monate an, nach dem Aufstieg Tirols wurde Kurt aussortiert.

Kurt muss wieder unten anfangen

Sinan Kurt galt als Wunderkind, doch heute wird sein Absturz oftmals als Schablone für eine gescheiterter Fußballkarriere herangezogen: Ein hochtalentierter Junge, der zu schnell zu viel wollte und sich dann nach seinem Wechsel zum FC Bayern zufriedengab und nicht mehr alles investierte.

Für den SV Straelen ist Kurt übrigens im Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten VVV-Venlo zum Einsatz gekommen, in der 77. Minute erzielte er den 1:0-Siegtreffer. Womöglich wird Kurt bei dem Verein aus der Regionalliga West unter Vertrag genommen – es wäre, trotz der Stationen M’Gladbach, Bayern und Hertha im Lebenslauf, die erste positive Nachricht für Kurt seit langem.

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(Photo by Lintao Zhang/Getty Images)

Marc Schwitzky

Erst entfachte Marcelinho die Liebe zum Spiel, dann lieferte Jürgen Klopp die taktische Offenbarung nach. Freund des intensiven schnellen Spiels und der Talentförderung. Bundesliga-Experte und Wortspielakrobat. Seit 2020 im 90PLUS-Team.


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