PL Vorschau: ManUtd gastiert bei „Boro“ – kein Wiedersehen der beiden Freunde

19. März 2017 | News | BY Marius Merck

Beide Team hinken in dieser Saison ihren Erwartungen in der Premier League hinterher – wenn auch in unterschiedlichen Regionen in der Tabelle.

Der FC Middlesbrough wurde 2015/2016 Meister in der Football League Championship und verstärkte sich im Sommer mit namhaften Spielern wie Victor Valdes oder Alvaro Negredo. Trotzdem steht „Boro“ zurzeit nur auf Platz 19. Manchester United ist dagegen in der Liga seit dem 23. Oktober 2016 (!) ungeschlagen – und dennoch aufgrund einiger unnötiger Unentschieden seitdem (fast) ununterbrochen auf dem sechsten Platz.

 

Boro: Aufholjagd mit neuem Coach

José Mourinho wird sicher einen erlesenen portugiesischen Wein gerichtet haben, um mit Aitor Karanka, seinem ehemaligen Assistenten bei Real Madrid, nach der Partie anzustoßen. In der Mitte der Woche konnte er ihn wieder auspacken: Sein spanischer Freund wurde entlassen.

Karanka übernahm im November 2013 den Klub und rettete ihn in seinem ersten Jahr vor dem Fall in die dritte Liga. Im nächsten Jahr konnte sich der Verein für die Playoffs um den Aufstieg in die Premier League in Wembley qualifizieren, was allerdings vorerst nicht gelang. Dafür stieg man ein Jahr darauf souverän als Erster direkt auf. In der aktuellen Saison konnte die sportliche Erfolgsgeschichte nicht wirklich weiter geschrieben werden – der vorletzte Platz nach 27 Spielen mit drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer bedeuteten das Ende der über lange erfolgreichen Liaison.

(Photo by LINDSEY PARNABY/AFP/Getty Images)

Den letzten Sieg feierte „Boro“ am 17. Dezember 2016 gegen Swansea City. Ausschlaggebend für die Krise ist vor allem die schwache Offensive: Nur 19 Tore nach 27 Spielen sind der Tiefstwert in der Liga – ein Grund dafür liegt mit Sicherheit auch darin, dass kein Team ligaweit seltener auf das gegnerische Tor schießt. Wegen der defensiven Spielweise soll es zwischen Karanka und einigen Spielern gekracht haben.

Der „Guardian“ nennt hierbei explizit Alvaro Negredo, Gastón Ramírez, Antonio Barrágan Stewart Downing und Patrick Bamford. Der Höhepunkt dieser Misstöne folgte am vergangenen Sonntag im FA-Cup, als der Spanier Downing und Bamford zu Hause ließ und diesen Schritt mit der Aussage, dass er „ausschließlich Kämpfer“ benötige, begründete.

Das zerrüttete Verhältnis führte letzten Endes zur Demission. Sein portugiesischer Kumpel sprang Karanka nach dessen Entlassung natürlich aus dem entfernten Manchester zur Seite:

„Ich kenne die Namen der Spieler, wegen welchen er gefeuert wurde.“

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Am Sonntag wird Middlesbrough vom vormaligen Assistent Steve Agnew interimsweise betreut. Laut dem „Telegraph“ bemüht sich der Klub aktuell um den Niederländer Guus Hiddink. Agnew muss am Sonntag lediglich auf Rechtsverteidiger Calum Chambers verzichten, ansonsten steht ihm der komplette Kader zur Verfügung.

 

United: Festgesetzt auf Platz 6

Wenn man fast fünf Monate in einer Saison in der Liga ungeschlagen bleibt, kann man in der Regel von einer gelungen Runde ausgehen. Bei Manchester United ist dies zur Zeit nur bedingt der Fall. In dem kompletten Zeitraum standen die „Red Devils“ bis auf einen Spieltag immer (!) auf dem sechsten Platz. Gerade zu Hause ließ die Mannschaft gegen vermeintlich schwächere Teams mehrmals Punkte liegen, wie z. B. beim letzten Heimspiel gegen den FC Bournemouth (1:1 – trotz fast 45-minütiger Überzahl, verschossener Elfmeter).

Der englische Rekordmeister tanzt zudem seit Wochen auf mehreren Hochzeiten: Der League Cup wurde gegen den FC Southampton gewonnen, in der Europa League qualifiziert sich die Mannschaft für das Viertelfinale (wo mit dem RSC Anderlecht ein machbarer Gegner wartet) sowie rückte man ins Viertelfinale des FA-Cups vor, bis man am vergangenen Montag an der Stamford Bridge gegen Chelsea ausschied.

(Photo by OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

Dementsprechend gesprächig war Mourinho in den letzten Tagen – und dies nicht nur über die Demission seines Freundes beim Gegner am Sonntag, sondern auch über den prall gefüllten Spielplan:

„Ein Punkt wäre gut, aber wir werden wahrscheinlich am Sonntag verlieren. Die FA interessiert sich S****** für englische Teams in europäischen Wettbewerben. Wir haben am Donnerstag gespielt, warum müssen wir am Sonntag schon um 12:00 ran? Warum können wir nicht mal ein wenig ausschlafen? Ich verstehe, dass der Verband den Nationalmannschaften entgegen kommen will und daher der Montag vielleicht gerade nicht in Betracht kommt. Aber wir hätten wenigstens um 17 Uhr spielen können. Solche Zustände gibt es in keiner anderen europäischen Liga!“

Für diese Äußerungen wurde der portugiesische Übungsleiter vom ehemaligen United-Kapitän und heutigen TV-Experten Roy Keane bei „ITV“ heftig kritisiert: „Ich habe in meinem Leben noch nicht so viel Unsinn gehört – warum müssen wir uns den Müll anhören? (…) Vielleicht ist der Klub zu groß für ihn.

Understatement ist außerdem eine gewohnte Methode von Mourinho um den Druck von seinen Spielern zu nehmen – oder sie entsprechend zu motivieren. Kein United-Spieler wird es gerne gehört haben, dass der eigene Trainer eine Niederlage beim Vorletzten erwartet. Ein Sieg wäre auch bitter nötig, denn im Rennen um einen Champions League Platz hat United (49 Punkte) immer noch gute Karten. Der Rückstand auf den Vierten Liverpool (momentan 55 Punkte) beträgt zwar sechs Punkte, jedoch haben die „Red Devils“ wegen des vollen Spielplans auch zwei Spiele weniger absolviert. Der Zweitplatzierte Tottenham hat gerade mal 56 Punkte, von daher darf ein spannendes Finish um die Plätze Zwei bis Vier in den kommenden Wochen erwartet werden.

Im Riverside Stadium muss Mourinho auf den verletzten Paul Pogba sowie auf die gesperrten Zlatan Ibrahimovic und Ander Herrera verzichten, der Einsatz des zuletzt angeschlagenen Anthony Martial ist noch fraglich. Die „Red Devils“ werden nach dem Spiel am Donnerstag gegen Rostov zudem sicherlich fleißig rotieren.

 

Mögliche Aufstellungen

Middlesbrough: Valdés – Barragán, Espinosa, Gibson, Fábio – de Roon, Leadbitter – Traoré, Ramírez, Downing – Negredo

Manchester: De Gea – Young, Smalling, Bailly, Shaw – Carrick, Fellaini – Mkhitaryan, Mata, Lingard (Martial) – Rashford

 

Ein Gegner mit dem Rücken zur Wand, der einen neuen Trainer hat – es gibt sicherlich weitaus angenehmere Aufgaben auf fremden Platz, als eine solche Konstellation. Dennoch ist es eher unwahrscheinlich, dass die Serie dort reißen wird. Mourinho wird trotz seines Understatements insgeheim nichts anderes als drei Punkte wollen. Die „Red Devils“ sind außerdem auswärts deutlich stärker, als auf eigenem Platz. Alles andere, als ein Sieg des Favoriten wäre eine faustdicke Überraschung.

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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