Premier League: Entfesselte Gunners, verkaterte Reds und viel mehr….

23. Januar 2018 | News | BY Chris McCarthy

Die Schlagzeilen des 24. Premier League Spieltages gehören vor allem den „entfesselten Gunners“, den „verkaterten Reds“ und der „individuellen Klasse der Red Devils“. Unsere Awards…

 

„Entfesselt“ – Award: FC Arsenal

Wie oft sprachen wir in den letzten Wochen davon, dass ausgerechnet Alexis Sanchez die Offensive der Gunners bremste. So genial der Chilene auch sein kann und so viele Spiele er durch überragende Einzelaktionen auch entschied, zuletzt war er eher mit sich selbst beschäftigt.

Sanchez kämpfte nach seinem geplatzten Wechsel zu Manchester City im Sommer mit seiner Form, versuchte dabei verbissen durch komplizierte Einzelaktionen eine gute Leistung zu erzwingen und bewirkte eigentlich das Gegenteil: Unzählige Ballverluste, Fehlpässe und zu viele Ballkontakte bremsten regelrecht den Angriff des FC Arsenal, der trotz der Verpflichtung von Knipser Alexandre Lacazette im Vergleich zum selben Saison-Zeitpunkt Vorjahr zehn Tore weniger auf dem Konto hatte.

Am Samstag beim 4:1 gegen Crystal Palace stand der dribbelstarke Angreifer nicht im Kader (sein Wechsel zu Manchester United wurde mittlerweile verkündet) und die einst so freifließende Offensive der Nordlondoner kehrte plötzlich zurück!

(Photo by Clive Mason/Getty Images)

Ohne Sanchez, dafür aber mit einem Mesut Özil in Bestform, spielte der FC Arsenal die Eagles in den ersten 20 Minuten des Spiels regelrecht an die Wand, beeindruckte durch atemberaubende Kurzpasskombinationen und wenig Ballberührungen. Das herrliche 4:0, bereits nach 22 Minuten, durch Alexandre Lacazette ist hierbei als Highlight zu erwähnen und erinnerte beinahe an den atemberaubenden „Wengerball“, mit dem das französische Trainerurgestein vor 20 Jahren die Herzen der englischen Fußballfans eroberte.

Sicher, es war nur Crystal Palace und nur ein Spiel, doch die beeindruckende, angriffslustige Trotzreaktion der Gunners lässt vermuten, dass die Gerüchte um den negativen Einfluss Sanchez‘ auf die Kader-Harmonie Beine hatten und die Offensive nun entfesselt zu seiner eigentlichen „One Touch“ – Identität zurückfinden könnte.

 

„Individuelle Klasse“ – Award: Manchester United

Spiele gegen den FC Burnley sind nie einfach. Auch gegen Manchester United lieferte das Überraschungsteam der Saison eine sehenswerte und kämpferische Leistung, doch die individuelle Klasse machte den Unterschied.

Wie so oft in dieser Spielzeit, blieben die Red Devils gelassen, fokussierten sich auf eine kompakte Defensive und vertrauten der herausragenden Qualität ihrer Einzelspieler im Angriff. So war es auch in der 54. Minute, als Anthony Martial, der nach einem tollen Zuspiel von Romelu Lukaku, in Manier eines Weltklassestürmers mit dem ersten Torschuss der Gäste überragend zum 0:1 abschloss.

Burnley kam durch diesen Moment in die Partie, doch den Clarets fehlte bei den wütenden Angriffen in der letzten halben Stunde genau das, was die Mannschaft von José Mourinho beim pragmatischen und vor allem effizienten 0:1 Auswärtssieg auszeichnete: Individuelle Klasse und Kaltschnäuzigkeit.

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

 

„Hangover“ – Award: FC Liverpool

Was wurde der FC Liverpool nach dem beeindruckenden 4:3 über das bis dahin noch ungeschlagene Manchester City gefeiert…natürlich auch zurecht! Doch bei der trostlosen 1:0 Niederlage gegen Tabellenschlusslicht Swansea wurden Jürgen Klopp und die Reds wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Das Team der Stunde wirkte behäbig, alles andere als spritzig, ideenlos und ja, nach der großen Euphorie über den Sieg gegen die Cityzens regelrecht verkatert. Obwohl Swansea unter der Regie des neuen Trainers weitaus stabiler agiert und durch eine tief stehende Defensive die große Stärke des FC Liverpool komplett aus dem Spiel nahm – nämlich die ungemeine Schnelligkeit im Angriff – roch es während dem Spiel eher nach einem 0:0. Die Waliser sind das ungefährlichste Team der Premier League, hatten vor dem Spiel lediglich 14 Tore vorzuweisen und demonstrierten auch gestern, eindrucksvoll, dass das kein Zufall ist.

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Swansea brauchte ein Überraschungsmoment, beziehungsweise einen Standard, um auch nur ansatzweise Torgefahr auszustrahlen und so war es in der 40. Minute tatsächlich ein Eckball, der die Hintermannschaft um den millionenschweren Neuzugang Virgil Van Dijk aus der Ordnung brachte. Der Niederländer sah bei seinem Klärungsversuch nicht gut aus, köpfte in die Mitte des Strafraums und der Innenverteidiger der Hausherren, Alfie Mawson, staubte zum letztendlich nicht unverdienten 1:0 ab.

Die Reaktion der Gäste blieb aus, die Reds vermissten schmerzlich die Kreativität von Philippe Coutinho und konnten sich trotz 80% Ballbesitz, bis auf einen Pfostentreffer von Roberto Firmino in der Nachspielzeit, kaum nennenswerte Chancen erspielen. Nach 18 ungeschlagenen Spielen, musste Liverpool irgendwann wieder verlieren, doch in Anbetracht des engen Kampfes um Platz vier werden die Fans hoffen, dass ihre Mannschaft gegen Swansea wirklich nur verkatert und die Niederlage nicht mehr als ein Ausrutscher war.

 

„What a difference three months make“ – Award: FC Watford

Anfang Oktober war der neue Übungsleiter des FC Watford, Marco Silva, für viele noch ein ernsthafter Kandidat für den „Trainer des Jahres“. Der Portugiese hauchte den Hornets einen tollen Offensivgeist ein und stand folglich nach acht Spieltagen auf einem sensationellen vierten Platz.

Die durchaus vorhandenen Unsicherheiten in der Defensive und Disziplinlosigkeiten in der Rückwärtsbewegung gerieten durch den tollen Angriff in Vergessenheit…erstmal, denn nachdem der FC Everton auf Trainersuche offenkundig mit Silva flirtete und dieser nach weniger als sechs Monaten im Amt schon ernsthaftes Interesse an dem Job zeigte, ging alles Berg ab.

Die Unkonzentriertheiten häuften sich nun auch in der Offensive, die Gegentore blieben, doch die selbst erzielten Tore und damit auch die Punkte blieben aus. Nach dem 0:2 bei Leicester, der achten Niederlage in den letzten elf Spielen und nur drei Monate nachdem Watford ein Gebot in der Höhe von knapp 20 Millionen Euro für Silva aus Everton ablehnte trennten sich die Londoner nun von ihrem Trainer.

Watford wird oft für seine ungeduldige Vereinsführung kritisiert, doch in diesem Fall waren die Folgen aus dem Flirt mit dem FC Everton wohl tatsächlich nicht mehr auszumerzen.

(Photo by Nigel Roddis/Getty Images)

 

„Großzügig“ – Award: Southampton

Dass das Heimspiel gegen die formstarken Tottenham Hotspur kein einfaches werden würde, war abzusehen und dennoch wird nach dem 1:1 Endstand eher Southampton den vergebenen Chancen hinterher trauern.

Die mutig aufspielenden Saints gingen bereits nach 15 Minuten durch ein Eigentor von Davinson Sanchez nicht unverdient in Führung, doch schon nach drei Minuten machte die individuelle Klasse von Harry Kane den Unterschied, als der Engländer zum 1:1 ausglich.

Nach einer packenden und offenen ersten Halbzeit beruhigte sich das Spiel zum Seitenwechsel, ehe die Hausherren mit einer energischen Schlussoffensive versuchten, alle drei Punkte für sich zu gewinnen. Es fehlte die letzte Qualität im Abschluss und so verschenkten die Saints einmal mehr einen Vorsprung. Kein Team zeigt sich im heimischen Stadion so großzügig, denn die neun Punkte, die man nach einer Führung zuhause bereits verspielte, sind die meisten in der laufenden Spielzeit.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

 

„Ungeliebter Knipser“ – Award: Javier Chicharito Hernandez

Obwohl Javier „Chicharito“ Hernandez erst im Sommer für 18 Millionen Euro aus Leverkusen kam, standen die Zeichen in den letzten Wochen schon wieder auf Abschied. Der Trainerwechsel bei West Ham hatte, trotz des sportlichen Aufschwungs, nicht für alle positive Folgen.

In David Moyes kam nämlich der Trainer, der Hernandez schon zur gemeinsamen Zeit bei Manchester United aussortierte und so kam der Mexikaner, fortan lediglich von der Bank zum Zug. Ein Wechsel im Winter war und ist wohl ein ernsthaftes Thema, sofern die Londoner keinen Verlust erzielen würden.

Nach dem 1:1 gegen den AFC Bournemouth sollte sich das der schottische Übungsleiter allerdings noch einmal überlegen, denn gerade in solchen Spielen, als die Offensive zahnlos und ideenlos wirkte, könnten sein Timing, seine Antizipation und vor allem seine Kaltschnäuzigkeit Gold wert sein. Quasi aus dem Nichts erzielte der „ungeliebte Knipser“ nur wenige Sekunden nach dem Rückstand aufgrund genau dieser Qualitäten den Ausgleich.

Die Personalnot, aber auch die Effizienz der „kleinen Erbse „könnten bei Moyes vielleicht zu einem Umdenken führen….

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

 

„Gefundenes Fressen“ – Award: Newcastle United

Nach der ersten Niederlage der Saison (3:4 gegen Liverpool) kam in Newcastle der ideale Gegner, um Manchester City wieder auf die Erfolgsspur zu führen. In den 20 direkten Duellen zuvor ging Manchester City nämlich niemals als Verlierer vom Platz (17 Siege, drei Unentschieden).

So blieb es auch am Samstag, als die Mannschaft von Pep Guardiola um den überragenden Raheem Sterling, Hattrick-Schütze Sergio Agüero und Leroy Sané, der bei seinem Solo vor dem 3:1 die Magpies regelrecht schwindelig spielte, die drei Punkte im Etihad Stadium behielt.

Die nicht zu ignorierenden defensiven Schwächen, die gegen Liverpool deutlich aufgelegt wurden, deuteten sich zwar auch gegen Newcastle an, doch aufgrund der mangelnden Qualität in allen Mannschaftsbereichen war Newcastle auch heute ein „gefundenes Fressen“ für Manchester City.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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