RB Leipzig: Werner-Abgang aufgefangen? Der Kader im Check

8. Oktober 2020 | News | BY Hendrik Wiese

Spotlight: RB Leipzig musste in diesem Sommer den Abgang von Timo Werner verkraften. Nach aktuellem Stand konnte der Wechsel des Top-Torjägers gut kompensiert werden, wir machen den Kadercheck.

RB Leipzig – Gulacsi als Rückhalt, Henrichs für die Breite

Mit 37 Gegentoren stellte RB Leipzig in der vergangenen Saison die zweitbeste Defensive der Fußball Bundesliga, noch vor Borussia Dortmund. Dementsprechend war die Not auf jenen Positionen, die primär für das Tore verhindern zuständig sind, eher gering. Mit Peter Gulacasi (30) besitzt man weiterhin einen der besten Keeper der Bundesliga, durch die Verpflichtung von Josep Martinez (22) aus Las Palmas ist der mögliche Nachfolger des Ungar bereits im Kader.

Die Personalie Dayot Upamecano (21) konnte kurzfristig geklärt werden. Der Franzose bleibt die kommenden Saison, anschließend wird er einen Wechsel forcieren. Klarheit für alle Parteien, mit dem 21-Jährigen verfügt RBL über einen der besten Innenverteidiger der gesamten Fußball Bundesliga. Sein Kumpane Ibrahima Konate (21), der beinahe die gesamte letzte Saison aufgrund einer Verletzung verpasste, muss schon wieder das Krankenbett hüten. Auf langfristiger Sicht besitzt man auch hier den Upamecano-Nachfolger bereits im Kader.

Mit Willi Orban (27) kehrt der Kapitän der Mannschaft nach Verletzungen zurück. Auf die Stützen Lukas Klostermann (24) und Marcel Halstenberg (29) ist Verlass. Durch die weitere Leihe von Angelino (23) besitzt Nagelsmann (33) zudem seinen offensiv-ausgerichteten Außenverteidiger, der in den ersten drei Spielen der neuen Saison extrem überzeugen konnte.

Leipzig setzt seit längerem auf Flexibilität, was sich auch auszahlt. Mit Laimer (23) und Adams (22) gibt es zwei gelernte Mittelfeldspieler, die auch nach hinten rechts rücken können. Mit Nordi Mukiele (22) und dem Neuzugang Benjamin Henrichs (23) ist RBL stark in der Spitze, aber auch in der Breite aufgestellt.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Nagelsmann fordert Flexibilität – Die ist vorhanden

Im zentralen Mittelfeld besitzen die Sachsen mehrere talentierte Spielertypen. Adams und Laimer sind hierbei die etwas defensiveren Varianten, während Kampl (29) und Haidara (22) spielerisch auf einem sehr hohen Niveau unterwegs sind. Gerade letzterer scheint der Gewinner der Vorbereitung zu sein. Der 22-Jährige erlebte ein schwieriges erstes Jahr, gehörte in den ersten drei Spielen aber immer zum Stammpersonal. Der prädestinierte Nachfolger für Naby Keita scheint nun endlich zu performen.

Was fehlt ist ein robuster Zweikämpfer, der gerade in den wichtigen Spielen von enormer Bedeutung sein kann. Im normalen Spielsystem von Nagelsmann wäre ein solcher Spielertyp meist schwierig einzubauen, doch ein wenig Erfahrung und Abgezocktheit würde den Kader nicht schaden. Angesichts der wenigen Spiele, in der ein solcher Spielertypus gebraucht werden würde, ist das Vorgehen aber verständlich.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Olmo, Nkunku, Forsberg – RBLs Halbraumspieler

Eine Ebene weiter vorne in den Halbräumen besitzt RB mit Dani Olmo (22) und Christopher Nkunku (22) großes Potenzial. Beide sind wie gemacht für das System von Nagelsmann und bringen das gesamte Paket von Spielverständnis, Kreativität, Übersicht und Entscheidungsfindung mit. Gerade beim Spanier Olmo merkt man zu Saisonbeginn eine wesentliche Steigerung. Das Potenzial, gerade auf dieser Position, ist atemberaubend.

Mit Lazar Samardic (18) kam ein junges Talent von der Hertha. Der Juniorennationalspieler bringt großartige Anlagen mit und wird im Laufe der Zeit vom Talente-Förderer Nagelsmann seine Einsatzzeit erhalten. Emil Forsberg (28) scheint nach einer schwächeren letzten Saison wieder auf dem Vormarsch zu sein. Der Schwede verfügt über ein ähnliches Skillset wie die genannten Olmo und Nkunku, zudem kommt dem Team seine Erfahrung zu Gute.

Noch nicht definiert ist die Rolle von Justin Kluivert (21). Der Niederländer wechselte auf Leihbasis mit anschließender Kaufoption zu den „Roten Bullen“ und wird sich ins Team integrieren müssen. Angesichts des geringen finanziellen Risiko eine sinnvolle Verstärkung.

Marcel Sabitzer (26) rundet das gesamte Paket ab. Der Österreicher ist zum Anführer geworden und bringt eine absurde Flexibilität mit. Der Österreicher kann fast alle Positionen abdecken und zeigt sich weiterhin lernwillig. Ein aggressiver Leader, der Vorweg geht.

(Photo by UWE ANSPACH/POOL/AFP via Getty Images)

Sörloth oder Hwang – Wer ersetzt Werner?

Im Sturmzentrum verlor RB mit Timo Werner (24) und Patrik Schick (24) das letztjährige Sturm-Duo. Während der deutsche Nationalspieler für über 50 Millionen Euro an die Stamford Bridge wechselte, war den Verantwortlichen die Kaufoption für den Tschechen Schick zu hoch. Mit Hwang (24) und Sörloth (24) wurden zwei robuste Stürmer verpflichtet. Die beiden 24-Jährigen werden Yussuf Poulsen (26) ergänzen.

Der geradlinige Werner passte von seinen Anlagen nicht unbedingt in das klassische System von Nagelsmann. Ballbesitzfußball ist nicht unbedingt die größte Stärke des 24-Jährigen gewesen, doch seine Klasse im Umschaltspiel und vor dem gegnerischen Tor gab der Mannschaft natürlich unheimlich viel. Mit Hwang und Sörloth erhält Nagelsmann zwei robuste Spielertypen, wobei der Südkoreaner als kombinationsstark und mitspielend gilt, während sich der Norweger mit seinem Drang zum Tor und seiner Effizienz auszeichnet.

Der Cheftrainer erhält nun noch mehr Optionen, die er natürlich nutzen wird. Auch ein System ohne Sturmspitze bot Nagelsmann bereits gegen Schalke auf, mit Erfolg.

Einen Spielertyp Werner, der gegen dominante Gegner mit viel Ballbesitz und Konteranfälligkeit durch sein Tempo glänzen kann, holte man nicht ins Boot. Zumindest als Option würde ein solcher Spieler aber bestimmt nicht schaden. Stattdessen scheint man mit Poulsen, Hwang und Sörloth recht monoton aufgestellt zu sein.

Photo: Imago

Fazit – RB untermauert seinen Status

Der Kader von RB Leipzig ist auch in diesem Jahr wieder stark aufgestellt. Der Kader scheint nun mehr zum Cheftrainer zu passen als noch im Vorjahr, die enorme Dichte an hochklassigen Talenten ist erstaunlich.

Doch das klassische Team, welches Talente ausbildet und anschließend weiterverkauft, will RB nicht unbedingt sein. Die Verpflichtungen von Hwang und Sörloth belegen beispielsweise, dass sich jene zu festen und etablierten Leistungsträgern langfristig entwickeln sollen.

Markus Krösche agierte klug und in ständiger Abstimmung mit seinem Coach. Auf sportlicher Ebene bietet RB wieder einmal sehr viel an. Der Abstand zur nationalen Spitze wie Bayern oder Dortmund ist trotz des Werner-Abgangs nicht größer geworden.

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(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Hendrik Wiese

Aufgewachsen mit dem Spielstil von Bastian Schweinsteiger bevorzugt Hendrik spielerische Dominanz und technisch ansehnlichen Fußball. Seit Dezember 2019 ist er für 90PLUS unterwegs, bevorzugt im deutschen Oberhaus.


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