Roberto Martinez: „In England ist die Ausstattung zu gut für die jungen Spieler“

24. März 2017 | Nationalelf | BY Christoph Albers

Roberto Martinez ist derzeit belgischer Nationaltrainer und betreut damit die „goldene Generation“ des Landes. In einem Interview mit dem „Telegraph“ stellt er nun Vermutungen an, warum es den Engländern nicht gelingt eine vergleichbare Mannschaft auf den Rasen zu bekommen.

Martinez selbst war als Spieler und Trainer, nahezu ohne Unterbrechung, von 1995 bis 2016 auf der „Insel“ tätig, wodurch er sich in der Lage sieht, ein fundiertes Urteil über die Strukturen im englischen Fußball zu treffen.

Martinez: „Ich kann dem englischen Fußball kritisieren, weil ich selbst ein Teil davon war und damit genauso Schuld daran bin.“ [Telegraph]

Alles zu gut

Er sieht die Probleme in der Ausbildung der jungen Spieler, die es ihnen schwer macht, den Einstieg in den Herrenfußball richtig zu bewältigen.

Martinez: „Sie haben eine gewisse Struktur im Alter von 18 bis 22, der Schlüssel-Altersgruppe, und genau dort liegt das Problem. […] In England gibt es die besten Strukturen im Alter von 9 bis 18, zu gute, die Ausstattungen sind zu gut.“ [Telegraph]

Mit anderen Worten, die jungen Spieler werden zu früh zu sehr verhätschelt. Eine Meinung die schon öfter mal die Runde machte, aber Martinez geht weiter ins Details.

Martinez: „Ich glaube, dass die Ausbildung so gestaltet sein sollte, dass man sich das Recht auf bessere Ausstattungen verdienen muss und zu schätzen weiß, was man bekommt. […] Es gibt viele Spieler, die mit 18 in die League One oder League Two verliehen werden, zurückkommen und sagen ‚was ist das?‘. In der Premier League ist alles um sie rum zu gut.“ [Telegraph]

In anderen Länder würde man, so Martinez, anders und deutlich besser mit dem Thema umgehen. Als Beispiele nennt er Spanien, wo zum Beispiel die zweite Mannschaft des FC Sevilla in der zweiten Liga spielt, oder Belgien, wo z.T. Sportschulen mit Proficlubs kooperieren. Gerade in Belgien gäbe es tolle Beispiele, wie Kevin de Bruyne, Thibaut Courtois oder Youri Tielemans.

Der Spanier spricht damit ein schwieriges Thema an, das die englische FA schon lange beschäftigt. Ob er Recht hat, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Fakt ist aber, dass die Erfolge auf internationaler Ebene seit Jahren ausbleiben.

 

(Photo credit should read BRUNO FAHY/AFP/Getty Images)

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Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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