Sevilla-Coach Sampaoli könnte im Sommer gehen – BVB interessiert?

7. Februar 2017 | News | BY Christoph Albers

Die spanische „AS“ berichtet, dass Trainer Jorge Sampaoli (56) den FC Sevilla per Ausstiegsklausel im Sommer verlassen könnte. Mehrere Klubs sollen an dem Argentinier interessiert sein, das Blatt nennt u.a. auch den BVB.

Die Ausstiegsklausel soll bei gerade mal 1,5 Mio. € liegen, eine verhältnismäßig geringe Summe, betrachtet man den Wert seiner Arbeit für seinen Verein. Seit seiner Ankunft in Andalusien eilt der FC Sevilla von Erfolg zu Erfolg und findet sich derzeit auf einem tollen dritten Platz wieder und befindet sich beinahe auf Augenhöhe mit dem FC Barcelona. Dass er sich aber eine solche Klausel in den Vertrag hat schreiben lassen, ist mehr als vorstellbar, in Spanien gehört das zum Geschäft. Ob er von dieser Klausel Gebrauch machen will, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt.

Denn er ist beim FC Sevilla äußerst erfolgreich und hat in seiner bisherigen Zeit einen guten Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Allerdings muss er befürchten, dass mal wieder einige seiner Stars den Verein verlassen wollen und sich den europäischen Eliteklubs anschließen werden. Zudem sind die Chancen auf einen nationalen Titel, angesichts der Konkurrenz aus Madrid und Barcelona, relativ gering. Außerdem könnte er bei anderen Vereinen sicherlich wesentlich mehr verdienen, es gibt also durchaus Argumente für einen Wechsel.

(Photo by Valerio Pennicino/Getty Images)

Die „AS“ nennt als mögliche Ziele vor allem den FC Barcelona, Atletico Madrid und Borussia Dortmund. Die ersten beiden Ziele sind mehr oder weniger logisch. Bei Barca ist die Zukunft von Trainer Luis Enrique weiter ungewiss, man hängt in der Meisterschaft dem Erzrivalen und den eigenen Ansprüchen etwas hinterher und hat vor allem in der Defensive oft große Probleme. Die Kritik an Enrique wächst und ein Trainerwechsel ist durchaus im Bereich des Möglichen. Sampaoli wurde bereits vor seiner Zeit bei Sevilla beim FC Barcelona gehandelt. Bei Atletico ist die Zukunft von Trainer Diego Simeone ebenfalls ungewiss. Auf seinen Wunsch hin wurde der Vertrag verkürzt und läuft noch bis 2018, ein ungewöhnlicher Fall. Auch ein Abgang in diesem Sommer ist nicht auszuschließen, gerade weil es sportlich aktuell nicht ganz so rund läuft, nur Platz vier in der Liga und keine Chance mehr auf den Titel. Atletico muss sich also logischerweise nach einem Nachfolger umsehen, da ist der Name Sampaoli natürlich nicht weit weg. Beide Optionen sind sicherlich auch für ihn interessant, ob es da konkret werden könnte hängt vor allem vom weiteren Saisonverlauf ab. Die AK zu ziehen wäre aber für beide kein Problem.

Beim BVB drängt sich ein Interesse jedoch nicht derart auf. Thomas Tuchel sah sich zwar zuletzt ungewohnter Kritik ausgesetzt, hat aber noch alles in der Hand. In der Liga kämpft man zwar nicht mehr um den Titel, hat aber weiterhin alle Möglichkeiten auf die direkte CL-Qualifikation. Zudem sind sie weiterhin in der Königsklasse vertreten, sodass, auch angesichts des jungen Kaders, keine allzu große Unzufriedenheit bestehen sollte. Ein Trainerwechsel ist unserer Meinung nach alles andere als wahrscheinlich. Zudem ist das Interesse an Sampaoli auch zu hinterfragen. Er spricht die Sprache nicht und hat noch nie in Deutschland gearbeitet, auch ihm müsste man also Zeit zugestehen. Auch wenn seine Art Fußball spielen zu lassen sicherlich auch dem BVB gut zu Gesicht stehen würde. Allerdings hat auch der BVB nicht das internationale Ansehen von Barca oder Atletico und nicht so gute Aussichten auf einen Titel wie vor allem die Katalanen. Zudem darf bezweifelt werden, ob der BVB finanziell mit den Offerten der spanischen Großklubs mithalten könnte und wollen würde. Ein Wechsel innerhalb Spaniens ist für mich deutlich wahrscheinlicher.

(Photo credit should read JUAN MABROMATA/AFP/Getty Images)

Zudem ist die „AS“ erfahrungsgemäß nicht die zuverlässigste Quelle und hat in der Vergangenheit einige Gerüchte gestreut. Im Umfeld von Real Madrid ist das Blatt jedoch gut vernetzt und informiert, außerdem ist es in Spanien nicht ungewöhnlich, dass die Sportzeitungen auch „Politik“ im Sinne „ihrer“ Vereine machen. Dieses Gerücht ist also, meiner Meinung nach, nicht besonders gehaltvoll. Gedankenspiele sind nie auszuschließen, einen tatsächlichen Wechsel zum BVB kann ich mir aber nicht vorstellen.

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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