U20-Trainer Streichsbier im Porträt

16. Mai 2017 | News | BY Manuel Behlert

Die U20-WM in Südkorea vom 20.5-11.6. wird ein interessantes Kräftemessen zahlreicher Mannschaften aus aller Welt. Die deutsche Mannschaft ist ambitioniert und hat gute Chancen auf ein zufriedenstellendes Turnier. Ein ausgewogener Kader soll ebenso mithelfen wie der Trainer: Guido Streichsbier (48). Ein Mann, der im Juniorenbereich viele Erfahrungen sammelte und mit seiner perfektionistischen Art alles aus der Mannschaft herausholen will.

Die aktive Karriere

Als Spieler begann Streichsbier seine Karriere beim Karlsruher SC, spielte dort ab 1988 in der 2. Mannschaft. Dort spielte er in der Folge unter anderem mit Oliver Kahn und Mehmet Scholl zusammen. Während diese beiden sich sukzessive dem Profifußball näherten und bald darauf in der Profimannschaft debütierten, reichte es für Streichsbier nicht. Er gehörte zwar zum Profikader, spielte aber nicht in der Bundesliga und verließ Karlsruhe in Richtung Pforzheim. Von dort wechselte er wiederum nach 2 Jahren in die Regionalliga, damals die 3. Spielklasse in Deutschland. Sein Ziel: TSF Ditzingen.

1996 kehrte der damals 26-jährige wieder zum KSC zurück, erreichte mit der 2. Mannschaft im Pokal 1996/97 das Achtelfinale im DFB-Pokal, was sein größter Erfolg als Fußballer war. Die Karriere endete nach weiteren Jahren in Ditzingen und drei Spielzeiten bei der TSG Hoffenheim, mit der er unter Trainer Hansi Flick zweimal aufstieg. Der Offensivspieler erzielte für Hoffenheim 36 Tore in 77 Spielen in der Oberliga und der Regionalliga.

Jugendkoordinator, Chance in Hoffenheim

Nach seiner aktiven Karriere wurde Guido Streichsbier Nachwuchskoordinator beim FCA Walldorf. Dort sammelte er erste, wichtige Erfahrungen und entdeckte die Begeisterung an der Arbeit mit jungen Spielern. Gerade zu diesem Zeitpunkt wurde auf die Nachwuchsentwicklung in ganz Deutschland mehr Wert gelegt, denn die Weltmeisterschaft im eigenen Land stand bevor. Mehr Leistungszentren wurden errichtet, eine bessere Infrastruktur geschaffen. Ab 2004 war Streichsbier dann wieder für die TSG Hoffenheim tätig, die immer größere Ambitionen hatte.

(Photo by Thomas Niedermueller/Bongarts/Getty Images)

Streichsbier war maßgeblich an der positiven Entwicklung der Hoffenheimer Jugend beteiligt. Mit der U-17 wurde er 2008 Deutscher Meister, mit der U-19 gewann der den Juniorenpokal im Jahr 2010. Nach einer Zwischenstation als Cheftrainer bei Astoria Walldorf mitsamt Aufstieg in die Regionalliga, wurde der DFB auf Streichsbier aufmerksam. Im Sommer 2014 lehnte er eine Weiterbeschäftigung in Walldorf ab und übernahm die U18-Nationalmannschaft. Danach stieg er zum U-19-Trainer auf, mit der er sich bei der EM 2016 für die am Samstag beginnende Weltmeisterschaft qualifizierte. Er blieb „seinem“ Jahrgang treu und wechselte zur U20, begleitet diese Mannschaft bis jetzt.

An Stellschrauben drehen

Streichsbier kennt einen Großteil der derzeitigen Mannschaft sehr gut. Er erreichte diesen Spielern Platz 5 bei der EM im letzten Jahr, schied in der Gruppe hinter Portugal und Italien aus. Die deutsche Mannschaft hat sich seitdem weiterentwickelt, die Spieler sind reifer geworden, haben mehr Bundesligaspiele absolviert. Davon will auch Streichsbier profitieren. Neben der fußballerischen Entwicklung ist auch die charakterliche Komponente nicht außer Acht zu lassen. Spieler wie Torunarigha, Horn oder Mittelstädt, die in der Bundesliga eine gute Rolle spielen, haben ein ganz anderes Selbstvertrauen und können die Mannschaft führen.

(Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Angeführt von diesen Spielern muss die deutsche Mannschaft in das Turnier finden. Im März spielte die U20-Auswahl zweimal gegen die Schweiz, testete einiges, gewann einmal mit 1:0, verlor einmal mit 1:2. In den letzten Spielen 2016 schlug man Polen und Italien, verlor aber gegen die englische Auswahl und auch gegen die Niederlande, obwohl man in beiden Spielen gute Chancen hatte. Streichsbier sagte damals in einem Interview mit dem „Kicker“, dass die deutsche Elf noch an sich arbeiten muss. „Der Wille, das Tor zu verteidigen, muss brutaler werden“, führte er an.

Für Streichsbier geht es in der Vorbereitung darum, seine favorisierte 3-4-3-Formation zu perfektionieren, an den kleinen Stellschrauben zu arbeiten. Vor allem die Abstimmung zwischen der Dreierkette und den Außenspielern, die vor eben jener zum Einsatz kommen, muss optimiert werden. Deutschland ist unter dem sehr akribisch arbeitenden Streichsbier in der Lage einen dominanten, laufstarken und technisch versierten Fußball zu zeigen. Wenn die Mannschaft alle Anweisungen umsetzt und mental alles aus sich herausholen kann, wird ein gutes Turnier die Folge sein. Streichsbier jedenfalls hat einen klaren Plan, kennt seine Spieler und hat vielleicht noch das ein oder andere Ass im Ärmel.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


Ähnliche Artikel