U21-EM: 1. Spieltag der Gruppe A

16. Juni 2017 | News | BY Manuel Behlert

Mit den Begegnungen zwischen Schweden und England zur Eröffnung und dem Duell von Gastgeber Polen mit der Slowakei begann die U21-EM am heutigen Freitag. Erstmals nehmen 12 Teams an diesem Wettbewerb teil, nur die Gruppensieger qualifizieren sich sicher für das Halbfinale. Dementsprechend standen alle vier Mannschaften bereits heute unter Druck und durften sich im Idealfall keinen Ausrutscher erlauben.

Schweden 0:0 England

Schweden: Cajtoft, Wahlqvist, Larsson, Dagerstal, Lundqvist, Hallberg, Tibbling (85. Tankovic), Olsson, Fransson (74. Mrabti), Engvall (59. Strandberg), Cibicki

Bank: Erlandsson, Dahlberg, Nilsson, Tankovic, Strandberg, Ssewankambo, Brorsson, Mrabti, Eliasson, Binaku, Affane

England: Pickford, Holgate, Chambers, Mawson, Chilwell, Baker, Chalobah, Ward-Prowse, Murphy (71. Gray), Redmond, Abraham

Bank: Mitchell, Gunn, Stephens, Gray, Targett, Swift, Holding, Hause, Iorfa, Hughes, Grealish, Woodrow

Abtasten in Halbzeit 1

Die Schweden mit der erwarteten Startelf, Fransson hat sich gegenüber Rankovic durchgesetzt und sich den Platz in der ersten Elf ergattert. Bei den Engländern fehlt etwas überraschend Rob Holding, der beim FC Arsenal eine sehr gute Rückrunde gespielt hatte. Die Engländer entschieden sich aber für den vorher eher als rechten Außenverteidiger erwarteten Calum Chambers neben Mawson in der Innenverteidigung. Bei „typisch englischem“ Regenwetter im ordentlich besuchten Stadion in Kielce entwickelte sich bereits zu Beginn eine umkämpfte Partie, in der beide Mannschaften von Beginn an versuchten den Gegner mit Zweikämpfen zu bearbeiten.

Die Engländer versuchten in den ersten Minuten die Initiative zu übernehmen, der letzte Pass war aber zu unsauber oder zu hektisch gespielt. Die schwedische Mannschaft hatte bei Hereingaben von Holgate, Murphy oder Redmond viel zu tun, die Flanken fanden aber – wie auch die ersten ruhenden Bälle – keinen Abnehmer. Die erste passable Abschlussszene hatte der wuchtige Stürmer Abraham, der den Ball nach einem Eckball in der 10. Minute allerdings weit über das Tor bugsierte. Die Schweden versuchten vergebens das Spiel zu beruhigen und mussten die ein oder andere knifflige Szene überstehen, aber auch nach einer Viertelstunde waren die Engländer noch zu verspielt, nicht genau genug.

(Photo by PIOTR NOWAK/AFP/Getty Images)

Unter der Leitung des deutschen Schiedsrichters Stieler machten die Schweden das Zentrum dicht und die Engländer versuchten den kopfballstarken Abraham einzubinden, was aber nur selten gelang. Nach 27 Minuten kombinierten sich die Schweden mit Cibicki und Engvall per Doppelpass in den Strafraum der Engländer, Cibicki schoss aber deutlich drüber. In der 34. Minute gab es den nächsten ordentlichen Versuch der Engländer, als Murphy einen Distanzschuss nur wenige Zentimeter über die Latte beförderte. England hatte große Mühe, wenn die Schweden ihre Defensivformation gefunden haben, es fehlte an Kreativität, aus dem Zentrum wurde zu wenig initiiert, die Angriffe verliefen nach dem gleichen Muster über die Außenbahnen und wurden von einer konzentrierten schwedischen Mannschaft immer konsequenter beendet. Kurz vor dem Seitenwechsel kam Abraham nach einem langen Einwurf noch einmal zum Abschluss, konnte mit dem Rücken zum Tor aber nicht dafür sorgen, dass Cajtoft zu seiner ersten Parade gezwungen wird.

Ereignisreiche 2. Halbzeit

Auch nach der Pause ein unverändertes Bild. Die Engländer waren bemüht die schwedische Defensive auseinanderzuspielen, konnten aber erneut nur über die Flügel kommen und flankten zu ungenau. In der 57. Minute hatten die Schweden dann die bis dato beste Gelegenheit. Die Skandinavier wagten sich aus der Defensive heraus und kamen durch Cibicki zu einem gefährlichen Lattenschuss von der Strafraumkante. Nach einer Stunde kamen auch die Engländer zu ihrer Topgelegenheit, als Baker einen flachen Eckball von Ward-Prowse innerhalb des Strafraumes über das Tor schoss. Diese Variante war nach vielen hohen Bällen überraschend und sorgte für das Highlight aus englischer Sicht in der Anfangsviertelstunde des zweiten Durchganges.

In der 65. Minute, als das Spiel etwas schneller wurde, gab es die nächste Chance für die Schweden, als der eingewechselte, bullige Strandberg einen schnell vorgetragenen Angriff mit einem Schuss an das Außennetz vollendete. Einen Lattentreffer hatten nach 66 Minuten auch die Engländer vorzuweisen. Erneut ergab sich nach einem langen Einwurf eine Gelegenheit als Chilwell aus der Distanz abschloss. Sein Schuss wurde abgefälscht und landete als Bogenlampe auf der Querlatte. Nach 70 Minuten scheiterte James Ward-Prowse mit einem direkten Freistoß an Cajtoft, der schnell in der linken unteren Ecke war und den Ball zur Ecke klärte, die nichts einbrachte, außer einen misslungenen Konterversuch der Schweden. Das Niveau in der zweiten Halbzeit war höher, das Spiel schneller und ereignisreicher.

(Photo by PIOTR NOWAK/AFP/Getty Images)

In der 80. Minute entschied Tobias Stieler nach einem sehr riskanten Tackling von Ben Chilwell auf Elfmeter für die Schweden. Aber der gefoulte Wahlqvist schoss viel zu lässig halbhoch in die Mitte und Pickford konnte den Ball mit der rechten Hand parieren. In der Schlussphase kam es lediglich noch zu Halbchancen, Schweden kontrollierte Abraham, die Engländer konnten die Konter der Schweden meistens erfolgreich unterbinden. Am Ende trennten sich beide Mannschaften verdientermaßen unentschieden, auch wenn ein 1:1 ebenfalls im Rahmen des Möglichen gewesen wäre. Die schwedische Defensive überzeugte, Torhüter Cajtoft hinterließ einen guten Eindruck, Tibbling war im Mittelfeld überall unterwegs und lief diverse Lücken zu, Cibicki hatte zwar einige unglückliche Aktionen, aber wirkte zwischendurch trotzdem immer gefährlich. Bei den Engländern war Holgate sehr bemüht, verteidigte konsequent, flankte aber unterdurchschnittlich. Abraham war weitgehend abgemeldet, auch die restliche Offensive konnte sich nur selten gut in Szene setzen. Der deutsche Schiedsrichter Tobias Stieler leitete die Partie weitgehend sehr souverän.

Polen 1:2 Slowakei

1:0 Lipski 1.; 1:1 Valjent 20.; 1:2 Safranko 79.

Polen: Wrabel, Kedziora, Bednarek, Jach, Jaroszynski, Linetty, Dawidowicz, Kapustka (59. Moneta), Lipski (82. Niezgoda), Frankowski, Stepinski (85. Piatek)

Bank: Dragowski, Stryjek, Bielik, Lasicki, Murawski, Moneta, Piatek, Niezgoda, Kubicki, Buksa, Szyminski

Slowakei: Chovan, Valjent, Ninaj, Skriniar, Mazan, Lobotka, Mihalik (82. Haraslin), Chrien, Rusnak, Bero (90. Benes), Zrelak (72. Safranko)

Bank: Rodak, Jakubech, Huk, Vestenicky, Spalek, Satka, Skovajsa, Haraslin, Safranko, Benes, Kacer, Vavro

Blitzstart der Polen

Beide Aufstellungen konnten so oder so ähnlich zumindest erwartet werden. Die Polen verzichten auf Arsenals Talent Bielik, setzen aber auf Leicesters Kapustka, der 2016 bereits bei der EM in der A-Nationalmannschaft überzeugte. Bei den Slowaken überrascht vielleicht, dass Laszlo Benes aus Gladbach auf der Bank sitzt. Die Polen wollten die heimischen Fans schnell hinter sich bringen. Und das gelang auch! Bereits nach weniger als einer Minute ging die polnische Mannschaft durch einen Kopfballtreffer von Lipski in Führung. Auf der rechten Seite bekam Kapitän Kedziora zu viel Platz, schlug eine Maßflanke an den Fünfer und Lipski vollendete mit einem wuchtigen Kopfball ins rechte obere Eck. Die Slowaken zeigten sich aber keinesfalls geschockt und hatten nach drei Minuten bereits ihre erste kleinere Gelegenheit aus der Distanz. Bei der darauffolgenden Ecke kam kein Abschluss zustande, die polnische Hintermannschaft wirkte aber etwas unsicher.

(Photo by JANEK SKARZYNSKI/AFP/Getty Images)

Nach der etwas wilden Anfangsphase beruhigte sich das Spiel etwas, die Slowaken versuchten den Ausgleich zu erzielen, die Polen wollten kompakt stehen, den Gegner in seinem Aufbau bereits früh stören und schnell in die Spitze spielen. Torchancen waren in der Folge aber erst einmal Mangelware. Nach dieser ruhigen Phase kamen die Slowaken in der 20. Minute gefährlich vor den gegnerischen Kasten! Außenverteidiger Valjent erzielte prompt dem 1:1-Ausgleich nach einem gut vorgetragenen Spielzug, Mihalik und Chrien spielten Valjent hervorragend frei, der dann ins lange Eck abschloss. In der 25. Minute gab es die nächste gute Chance für die Slowakei. Nachdem Wrabel einen Schuss von Mihalik nur abprallen ließ, hätte Zrelak beinahe per Abstauber getroffen. Der polnische Torhüter konnte sich im zweiten Versuch allerdings vor den Schützen werfen und das Gegentor verhindern. Man merkte den Slowaken in dieser Phase an, dass ihnen der Treffer Selbstvertrauen verlieh und wie man sich sukzessive mehr zutraute.

Auch im letzten Drittel der ersten Halbzeit gelang es der slowakischen Mannschaft regelmäßig den Polen den Schneid abzukaufen. Die Angriffe strahlten jederzeit Gefahr aus, auch wenn nicht immer ein gefährlicher Abschluss zustande kam. Die Polen operierten viel mit langen Bällen, verloren den Ball im Aufbauspiel aber zu häufig, konnten kaum länger Ballstaffetten generieren. Die Slowakei kam weiterhin zu Abschlüssen aus der Distanz, die jeweils nicht ungefährlich waren. Bei der polnischen Mannschaft lief nicht viel zusammen, einzig Kapitän Kedziora gelangen einige Aktionen, defensiv und offensiv. Zum Ende der ersten Hälfte hatten die Polen noch einen Eckball, der nichts einbrachte. Insgesamt konnte der Gastgeber den Schwung der frühen Führung nicht mitnehmen, die Slowaken übernahmen nach und nach das Kommando und hätten sogar führen können.

Die Slowakei macht alles klar

Auch in der zweiten Halbzeit hatten die Polen die erste gute Chance. Offensivspieler Frankowski wurde gut freigespielt, musste aber aus vollem Tempo abschließen und scheiterte am slowakischen Torhüter Chovan. Grundsätzlich kam die polnische Mannschaft schwungvoll aus der Kabine und wollte schnell in Führung gehen. Die Offensive wirkte sofort beweglicher, man brachte einige gefährliche Hereingaben in den Strafraum, die aber keinen Abnehmer fanden. Das situative Pressing der Slowaken war zu Beginn der zweiten Hälfte nicht mehr so erfolgreich, die Polen wirkten wacher und spielten den Ball im Aufbau schneller, durchdachter weiter. Danach flachte die Partie erst einmal etwas ab, die Slowaken versuchten die Drangphase der Polen zu beenden und ihrerseits Ruhe in das Spiel zu bekommen. Nach einer knappen Stunde mussten die Polen Offensivstar Kapustka von Leicester City angeschlagen auswechseln, Moneta wurde für ihn eingewechselt.

Im ausverkauften Stadion in Lublin bemühten sich die Polen weiterhin, wollten mit einem Sieg zum Auftakt die Tabellenführung übernehmen und den Druck auf die Konkurrenz erhöhen. Die präzisen Angriffe, die die Slowakei noch in der ersten Halbzeit auszeichneten, konnten in der zweiten Halbzeit nicht mehr vorgetragen werden. Nach 66 Minuten herrschte allerdings ein Durcheinander in der polnischen Hintermannschaft, aber kein slowakischer Offensivspieler zeigte sich einschussbereit. Torhüter Wrabel hatte nach hohen Bällen die ein oder andere Unsicherheit im Repertoire und sorgte damit für einen Raunen im Stadion. Beide Mannschaften produzierten in der Mitte der 2. Halbzeit einige Abspielfehler, die der Gegner aber nicht nutzen konnte. Die Angriffe beider Teams wirkten zeitweise überhastet, hektische und undurchdacht.

(Photo by JANEK SKARZYNSKI/AFP/Getty Images)

In der 76. Minute spielten die Polen einen guten, schnellen Konter, konnten aber nach einer missglückten Flanke den Abpraller nicht nutzen, Linetty schoss einen schwer zu nehmenden Ball 2 Meter am Tor vorbei. In der 78. Minute folgte der Schock für den Gastgeber! Der eingewechselte Safranko nutzte einen schnellen Angriff der Slowaken und schob alleine vor Torhüter Wrabel zum 1:2 ein! Kurze Zeit später hielt der slowakische Torhüter Chovan einen Kopfball von Dawidowicz hervorragend, lenkte den Ball spektakulär an die Latte. Die Polen erhöhten weiter den Druck, kamen zu einigen ruhenden Bällen und wollten den Ausgleich erzwingen. Im Endeffekt war der Sieg der Slowakei nicht unverdient. Der Gastgeber hatte Probleme sein eigenes Spiel durchzuziehen, die Slowaken zeigten nach einer sehr guten Qualifikation mit zwei Siegen gegen die Niederlande, dass diese Ergebnisse kein Zufall waren. Vor allem Chrien und Bero machten bei den Slowaken auf sich aufmerksam.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


Ähnliche Artikel