Was ist dran? „Ander Herrera zurück zu Athletic Bilbao?“

9. Juni 2018 | Was ist dran? | BY Marius Merck

Ander Herrera war am Deadline Day im Sommer 2013 das Gesprächsthema: Sein Wechsel zu Manchester United scheiterte – obwohl der Spieler alles dafür getan hatte – kurz vor Mitternacht. Als Grund galten damals Schlampereien von United in den bürokratischen Angelegenheiten. Ein Jahr später kam der Transfer nach England für rund 36 Millionen Euro Ablöse doch zustande. Nun soll der Spieler vor einer Rückkehr ins Baskenland stehen. Doch was ist dran?

 

Das Gerücht

Laut der „AS“ hat Athletic Bilbao Interesse an einer Rückkehr des „verlorenen Sohnes“. Angeblich planen die Basken den 28-Jährigen zu ihrem höchstbezahltesten Spieler zu machen. Herrera stand bei dem La Liga-Klub bereits von 2011 bis 2014 unter Vertrag. Nach dem gescheiterten Wechsel zu den „Red Devils“ verlief seine letzte Runde im Athletic-Dress allerdings nicht ohne Nebengeräusche: Zeitweise wurde der Mittelfeldspieler wegen seiner Wechsel-Absichten vehement vom eigenen Anhang ausgepfiffen. Vor allem der Transfer von Fred (Shakhtar Donezk) könnte laut dem Blatt Bilbao in die Karten spielen.

 

Fazit

Der letzte Punkt drückt es schon ziemlich deutlich aus: Das Gerücht kam wahrscheinlich gerade wegen dem Wechsel des Brasilianers zustande. Die Spielzeiten von Herrera sind zwar seit der Ankunft von Nemanja Matic von Chelsea im letzten Sommer deutlich zurückgegangen. Allerdings identifiziert sich der Spanier wie kaum ein anderer Spieler mit United. Herrera sprach oftmals davon, wie viel es ihm bedeute, das „United-Trikot zu tragen“. Im Gegensatz zu den meisten Bekenntnissen heutzutage nimmt man Herrera diesen Jargon sogar ab. Nach seiner Fabel-Saison 2016/17, in welcher er zum vereinsinternen Spieler des Jahres gewählt und darüber hinaus auch spanischer Nationalspieler wurde, galt er sogar zeitweise als möglicher Nachfolger auf das Kapitänsamt von Wayne Rooney.

Die Wahl fiel damals auf Michael Carrick, welcher seine Karriere gerade frisch beendet. Auch wenn Herrera seinen Status als absoluten Stammspieler etwas eingebüßt hat, ist er wegen seiner Einstellung und seinem Standing im Klub einer der legitimen Kandidaten für die Nachfolge Carricks, wenn nicht zumindest für den Mannschaftsrat. Eine Leader-Rolle könnte Herrera auch weiterhin. ohne die Rolle als absoluter Stammspieler, einnehmen.

Zudem gilt José Mourinho als großer Fan des hochprofessionellen Spaniers, welcher auch eine Reservistenrolle bisher immer klaglos akzeptierte. In der abgelaufenen Saison kam Herrera trotz reduzierter Spielzeit immerhin auf 39 Pflichtspiele. Dies ist zumindest eine höhere Zahl, als man einem reinen „Kaderspieler“ zugestehen würde. Mit seinem entscheidenden Treffer gegen Tottenham im Halbfinale des FA Cups zeigte er einmal mehr, dass man sich jederzeit auf ihn verlassen kann. Insgesamt gewann der Mittelfeldspieler mit dem Klub in vier Jahren die Europa League, den FA Cup, den Carabao Cup sowie den englischen Supercup. Für United absolvierte er 161 Pflichtspiele, in welchen er 17 Tore erzielte und 24 Tore vorbereitete.

Durch die Ankunft von Fred wird die Konkurrenz-Situation für Herrera natürlich weiterhin verschärft. Allerdings verlassen mit dem erwähnten Carrick sowie Marouane Fellaini (Vertrag läuft aus) bereits zwei Spieler aus der Mittelfeldzentrale den englischen Rekordmeister. Daher wäre es extrem fahrlässig, noch einen weiteres Mitglied aus diesem Positionsbereich im Sommer ziehen zu lassen.

Was aber dafür sprechen könnte: Der Spieler steht nur noch bis 2019 bei den „Red Devils“ unter Vertrag. Sollte er tatsächlich einen Wechselwunsch hegen, wofür aktuell recht wenig spricht, dann käme eine Rückkehr nach Bilbao allein schon aufgrund der besonderen Verbundenheit zu dem Verein in Frage. Für Fußball-Romantiker wäre dies ein durchaus ein verheißungsvolles Szenario.

Dennoch ist momentan davon auszugehen, dass Herrera als Mitglied von United in die Saison 2018/19 gehen wird. Man darf hier auch nicht außer Acht lassen, dass der Mittelfeldspieler eine weitere wichtige Rolle im Gefüge einnimmt. Der Spanier ist erwiesenermaßen eine enge Bezugsperson von Keeper David De Gea, der wohl wichtigste Spieler im ganzen Kader, welchen man momentan zu einer Verlängerung seines nur noch bis 2019 laufenden Vertrages bewegen möchte. Ein Abgang seines Kumpels würde den spanische Nationaltorwart mit Sicherheit nicht unbedingt näher an die bevorzugte Lösung heranbringen.

Sollte die Spielzeit Herreras in der nächsten Saison weiter zurückgehen, so ist ein ein ablösefreier Abgang im kommenden Sommer durchaus denkbar. Gerade dann wird sich Athletic berechtigte Hoffnungen machen dürfen. Aktuell erscheint es Verbleib des Publikumslieblings, welchen aufgrund seiner aggressiven Spielweise der eigene Anhang liebt und die gegnerischen Fans verachten, als die deutlich wahrscheinlichere Variante. Ein Verkauf würde für United jedenfalls deutlich mehr Probleme schaffen, als lösen.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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