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90PLUS-Awards 2018 | Verlierer des Jahres

21. Dezember 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Das Jahr 2018 neigt sich seinem Ende zu, der rote Teppich wurde ausgerollt, der entsprechende Rahmen ist bereitet! Es ist Zeit für die 90PLUS-Jahresawards, der wohl begehrtesten Auszeichnung im Fußballgeschäft!

Bei der Auswahl der Nominierten handelt es sich um persönliche Präferenzen der 90PLUS-Redaktion, eine Vorab-Abstimmung hat bereits stattgefunden! Im Endeffekt entscheidet aber ihr, wer die Trophäe gewinnt! Unten im Artikel eingebettet findet ihr das Voting!

Kategorie 4: Verlierer des Jahres

Ein Fußballjahr bringt nicht nur Gewinner hervor, sondern auch Verlierer. Und im Jahr 2018 taten sich einige Kandidaten hervor, die sich für den Verlierer des Jahres „empfehlen“ konnten. Mit dabei: Der Präsident eines großen Fußballklubs aus der Bundesliga und ein Trainer, dessen Jahr alles andere als ideal verlief. Stimmt ab!

Die Einschätzungen in Audioform


Uli Hoeneß

Die Begeisterung war groß als Uli Hoeneß nach seiner abgesessenen Strafe wieder als Präsident des FC Bayern München fungierte. Zwar war die sportliche Entwicklung während seines Aufenthalts in der Justizvollzugsanstalt überragend, viele Fans sahen ihn aber als ein Gesicht des FC Bayern, das einfach zurückkehren musste. Viele? Ja. Aber nicht alle. Schon damals gab es nicht wenige Skeptiker, die vor allem die Tatsache kritisierten, dass Hoeneß wieder als Präsident in Erscheinung tritt. Zwar kündigte er an, dass die „Abteilung Attacke“ und die permanente Präsenz in der Öffentlichkeit der Vergangenheit angehören, aber mal ehrlich: Wer hatte daran geglaubt? 

Im Jahr 2018 gab Uli Hoeneß ein teilweise erschreckendes Bild ab. Das viel zu lange Festhalten an dem Traum Jupp Heynckes dazu zu überreden den Trainerjob beim Rekordmeister weiter zu übernehmen war nur der Auftakt eines Jahres, in dem die Kritik an Hoeneß immer weiter wuchs und viele Fans ihre Meinung änderten. Hoeneß beteiligte sich an der Diskussion rund um die Nationalmannschaft und kritisierte Mesut Özil  in aller Schärfe öffentlich, er gab – wie der gesamte FC Bayern – bei der Trainersuche kein gutes Bild ab, nannte Bellarabis Foul gegen Rafinha (das zugegebenermaßen extrem rüde war) „geisteskrank“ und läutete damit nur den Auftakt seiner Schimpftiraden ein.

Auf der Pressekonferenz zur Medienkritik des FC Bayern, die als solche schon ein ganz heißes Thema war, vergriff sich Hoeneß erneut im Ton. Zunächst prangerte er die mediale Kritik an den Spielern des Rekordmeisters an, nur um 5 Minuten später Juan Bernat öffentlich niederzumachen, seine Leistungen als „Scheißdreck“ zu bezeichnen. Später ruderte Hoeneß ein wenig kleinlaut zurück, nannte „Scheißdreck“ das falsche Wort, zeigte sich aber erst deutlich später ein wenig einsichtig. Auf der Jahreshauptversammlung reagierte Hoeneß schließlich dünnhäutig auf die Kritik an seiner Person, wodurch die Pfiffe gegen ihn noch lauter wurden. Das Jahr war für den Präsidenten des FC Bayern insgesamt eines zum Vergessen. Und die Gedanken an einen zeitnahen Abschied dürften gereift sein – nicht nur bei Hoeneß selbst, sondern auch bei vielen Anhängern.



Manuel Behlert


Der DFB

Verlierer gab es in diesem Jahr wahrscheinlich so zahlreich wie schöne Tore. Dennoch fiel die Wahl des Deutschen Fußballbundes in diese Liste nicht schwer. Warum? Man könnte sich jetzt natürlich auf die blamable WM-Leistung des Weltmeisters von 2014 konzentrieren. Oder auf den erschreckenden Umgang mit der Rassismus-Debatte rund um mittlerweile Ex-Nationalspieler Mesut Özil, die sehr frühe Vertragsverlängerung mit Joachim Löw und dessen „Analyse“ nach der WM, oder aber auf beschämend durchkalkulierte Marketingphrasen ala „zsmm“. All das spielt eine Rolle und hat ein riesengroßes Problem für den DFB zur Folge. 

Der DFB und die Nationalmannschaft haben es in diesem Jahr in einem Rekordtempo geschafft ihre Fanbasis, also ihren Rückhalt, einzubüßen. Begonnen hatte der Aufschwung der „Mannschaft“ 2006 bei der WM im eigenen Land, spätestens 2018 hat er ein abruptes Ende genommen, denn 2017 gewann man noch den Confed-Cup mit zahlreichen jungen Spielern und blickte in eine rosige Zukunft. Sportliche und menschliche Enttäuschungen reihten sich aneinander, wichtige Figuren wie Bierhoff und Grindel sind für viele Fans mittlerweile ein rotes Tuch. Aus der Sicht des DFB steht also eines fest : Man ist froh wenn dieses katastrophale Jahr endlich vorbei ist.



Julius Eid

Julen Lopetegui

Ursprünglich sollte die spanische Nationalmannschaft die WM in Russland mit dem 52-jährigen Julen Lopetegui an der Seitenlinie bestreiten. Nachdem er Ende Mai seinen Vertrag vorzeitig bis nach der Europameisterschaft 2020 verlängerte, gab er drei Wochen später bekannt, dass er nach der Weltmeisterschaft in diesem Jahr mit sofortiger Wirkung den Trainerposten bei Real Madrid übernehmen und damit der Nachfolger von Zinedine Zidane wird. Das Turnier im Sommer sollte also sein letztes Highlight mit der „Furia Roja“ werden.

Als Konsequenz wurde Lopetegui zwei Tage vor dem Auftaktspiel entlassen, da er den spanischen Verband erst wenige Minuten vor der Bekanntgabe in Kenntnis gesetzt hat.  Besonders bitter: Seinen Job bei Real Madrid verlor der Spanier ebenfalls bereits Ende Oktober, nachdem sein Team mit nur 14 Punkten aus zehn Spielen katastrophal gestartet war. Seitdem ist der Spanier ohne Anstellung im Profifußball, zudem dürfte sein guter Ruf, den er sich bis dato auch als Förderer von jungen Spielern bei der spanischen U21-Nationalmannschaft erarbeitet hat, Schaden genommen haben. Zusammengefasst: Ein Jahr zum Vergessen für Lopetegui.



Kilian Thullen



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Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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