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Bundesliga | Die „heiße Hertha“, Torhütergeschichten und VAR-Wahnsinn

24. September 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der 4. Spieltag der Bundesligasaison 2018/19 war über weite Strecken vor allem eines: unterhaltsam. Gerade die Konferenz am Samstag schwankte ab einem bestimmten Zeitpunkt zwischen Irrsinn und Reizüberflutung, was auch mit den Entscheidungen des VAR zu tun hatte. Wir liefern nach dem Spieltag wie gewohnt die spannendsten Geschichten des Wochenendes – mit den 7 Awards zum Spieltag. 

 

„Aus dem Leben eines Torhüters“ – Teil 1

Am Freitagabend empfing ein unter Druck stehender VfB Stuttgart eine gut gestartete Fortuna aus Düsseldorf. Der VfB benötigte dringend Punkte, das Spiel endete 0:0 und wurde immerhin nicht verloren. Ein Schritt nach vorne war dies aber auch noch nicht unbedingt. Trotz des Remis gab es aber einen Gewinner: Ron-Robert Zieler. Der Torhüter der Schwaben entwickelte sich zum Spielverderber für eine ordentliche Fortuna, die immer wieder gefährliche Nadelstiche setzen konnte und insgesamt die besseren Torgelegenheiten hatte. Zieler parierte alles, was zu parieren war und strahlte eine enorme Ruhe und Sicherheit aus. Genau das, was der VfB in dieser Situation benötigt.

Scharfschütze-Award: Maximilian Eggestein

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Maximilian Eggestein spielte bereits in der vergangenen Saison unter Florian Kohfeldt auf einem extrem hohen Niveau, zu Beginn der laufenden Saison steht es aber noch mehr im Fokus, auch weil er in der vergangenen Woche gegen den 1. FC Nürnberg einen absolut sehenswerten Treffer aus der Distanz erzielte. Und beim Auswärtsspiel in Augsburg dachte sich Eggestein offenbar „Warum nicht nochmal?“ – und zog erneut aus der Distanz ab, traf den Ball erneut sehr gut und die Kugel schlug im Gehäuse des FCA ein. Damit hatte Eggestein erneut großen Anteil am Sieg des SV Werder.

 

„Kopfschüttel“-Award: Der Videobeweis

Während der Videobeweis am Freitagabend und in den Sonntagsspielen nicht das zentrale Thema war, kannte die Aufregung am Samstagnachmittag keine Grenzen. In Hoffenheim hätte Borussia Dortmund – trotz der von Markus Merk angesprochenen Theatralik – einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen, auch die rote Karte für Diallo war zu hart. Doch damit noch nicht genug, es gab noch mehr Aufregung: Im Spiel des 1. FC Nürnberg gegen Hannover 96 fiel FCN-Angreifer Misidjan in lukrativer Position viel zu leicht, am Ende gab es die rote Karte für den völlig verdutzten 96-Verteidiger. Auch in Berlin hätte man Patrick Herrmann durchaus mit Rot bestrafen können. So kam es in der Konferenz häufig zu undurchsichtigen Momenten, zu denen Sky-Experte Merk auch noch beitrug, als er die Zweikämpfe zunächst mit zweierlei Maß beurteilte. Alles in Allem muss man dem VAR am Samstagmittag eine sehr unglückliche Figur attestieren. 

 

„Aus dem Leben eines Torhüters“ – Teil 2

Während Ron-Robert Zieler am Freitagabend zum Held im Spiel des VfB Stuttgart gegen Fortuna Düsseldorf avancierte erlebte Fabian Giefer vom FC Augsburg genau das Gegenteil. Giefer, der schon am Spieltag zuvor mit seinen Patzern für den Sieg des FSV Mainz 05 sorgte, war erneut am entscheidenden Treffer beteiligt, als er eine vollkommen harmlose Flanke durchrutschen ließ. Davy Klaassen ließ sich nicht zweimal bitten und erzielte den Siegtreffer für die Gäste aus Bremen. Giefer, der nachher sogar von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde, war die ärmste „S**“ auf dem Platz – bekam aber nach dem Spiel Zuspruch, unter anderem von Max Kruse, Stürmer des SV Werder. Auch Giefer-Coach Manuel Baum äußerte sich („Da steht ein Mensch im Tor, für den es mir unglaublich Leid tut“), merkte aber auch an, dass man die Situation nun unter sportlichen Gesichtspunkten analysieren müsse. Ob Giefer im kommenden Spiel in München noch zwischen den Pfosten steht? Es darf zumindest bezweifelt werden. 

 

Brustlöser-Award: Havertz’ 1:0

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Bayer 04 Leverkusen startete mit drei Niederlagen aus den ersten drei Spielen in die Saison. Am 4. Spieltag gegen den FSV Mainz 05 war ein positives Resultat wichtig, auch um den Druck von Trainer Heiko Herrlich zu nehmen. In der ersten Halbzeit spielte Leverkusen ordentlich, hatte viele Abschlüsse, war aber im Offensivdrittel zu ungenau. Brandt und Havertz versprühten Spielfreude, alles passte aber noch nicht. Paradoxerweise fiel das 1:0 für Leverkusen in der zweiten Halbzeit, nachdem der FSV Mainz 05 das Spiel deutlich besser kontrollieren konnte. Die Mainzer produzierten anschließend aber einen individuellen Fehler, den Bayer 04 Leverkusen nutzen konnte. Und wie schon in der Europa League war es Kai Havertz, der das wichtige Tor erzielte. Ob dieses Resultat der Anfang einer positiven Serie ist, wird sich zeigen. Der erste Schritt nach vorn ist auf jeden Fall getan. 

 

„Nicht schon wieder“-Award: VfL Wolfsburg 

Nach dem gelungenen Saisonstart hatte man sich beim VfL Wolfsburg enorm auf die kommenden Aufgaben gefreut. Man startete nicht im Tabellenkeller, sondern unterstrich mit 7 Punkten aus den ersten 3 Spielen seine Ambitionen. Bruno Labbadia schien die Mannschaft verbessert und stabilisiert zu haben, am 4. Spieltag gegen den SC Freiburg waren die „Wölfe“ zumindest von eben jener Stabilität weit entfernt. Denn die Gäste aus dem Breisgau nutzen die Fehler, die der VfL Wolfsburg machte, eiskalt aus, trafen durch Sallai zum 0:1, ehe Petersen das Ergebnis mit dem 0:2 noch einmal in die Höhe schrauben konnte. Als Frantz dann auch noch das 0:3 erzielte, fühlten sich die Fans der „Wölfe“ an eigentlich vergessen geglaubte Momente aus den letzten Spielzeiten erinnert. Am Ende gewann Freiburg nicht unverdient mit 3:1, Wolfsburg muss nun wieder in die Spur finden, damit es nicht zu einer Negativserie kommt. 

 

Spielfreude-Award: Hertha BSC 

Ja, richtig gelesen! Die Hertha verkörpert, wer hätte es ahnen können, Spielfreude! Unter Pal Dardai galt der Hauptstadtklub in den letzten Spielzeiten eher als etwas konservativ spielendes Team, das viel Wert auf Stabilität, Einsatz und Balance legte. Doch in Berlin hat ein Wandel stattgefunden – und das ist auch der Verdienst von Trainer Dardai. Er will mittlerweile, vor allem vor heimischer Kulisse, den Gegner spielerisch bearbeiten, seine Mannschaft tat dies gegen Gladbach, erzwang so Fehler des Gegners, die man nutzen konnte. Mit 4:2 schlug die Hertha die Borussia, dabei zeigte Duda erneut seine außerordentlich gute Form, aber auch Lazaro und Dilrosun ragten heraus. Beide sind schnell, trickreich und spielen geradlinig, Lazaro diesmal sogar als Außenverteidiger. Berlin gewann verdient, Berlin erzielte 4 Tore, Berlin steht in der Tabelle sehr weit oben. Diese Kombination gab es lange nicht mehr. Die nächsten beiden Gegner heißen Bremen und Bayern, dann wird sich zeigen, ob die neue Ausrichtung auch auf ganz hohem Niveau funktionieren kann.

 

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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