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Die große Bundesliga-Vorschau (3/6): FC Bayern, VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf

21. August 2018 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Am Freitag, den 24. August startet endlich auch die Bundesliga in die neue Spielzeit. Der amtierende Meister FC Bayern München empfängt zum Auftakt in der heimischen Allianz Arena die TSG 1899 Hoffenheim, vorab liefern wir zu allen 18 Mannschaften die obligatorische ausführliche Vorschau auf die neue Saison. 

 

Im dritten Teil beschäftigen wir uns mit dem FC Bayern München, dem VfL Wolfsburg und Fortuna Düsseldorf!

Teil 1 (Schalke, Freiburg, Bayer 04)

Teil 2 (Nürnberg, BVB, Bremen)

 

FC Bayern München

(letzte Saison: Meister)

Die vergangene Saison des FC Bayern verlief besonders zu Beginn verhältnismäßig turbulent. Der Rekordmeister wirkte nicht nur instabil, er war es auch. Das nutzen die Gegner und in den ersten Wochen der Saison sah es nach einer spannenden Saison in der Meisterschaft aus. Doch nach der Entlassung von Trainer Carlo Ancelotti holte der FC Bayern Jupp Heynckes aus dem wohlverdienten Ruhestand, der an einigen, wichtigen Stellschrauben drehte und die Mannschaft wieder auf Erfolgskurs brachte. Trotz dem Titelgewinn in der Meisterschaft war am Saisonende nicht alles Gold, was glänzte. Doch das lag weniger an der Arbeit von Jupp Heynckes, sondern vielmehr an den Nebenschauplätzen. Denn der Verein gab allen voran bei der Trainersuche über Wochen, wenn nicht gar Monate ein zumindest unglückliches Bild ab, präsentierten den neuen Coach Niko Kovac erst sehr spät, obwohl Jupp Heynckes schon früh mitteilte, dass er nicht weitermachen wird. In der neuen Saison will der neue Trainer nun seine Vorstellungen von Fußball etablieren – und die letzte Spielzeit mit „nur“ einem Titel überbieten. 

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Leon Goretzka (ablösefrei, Schalke 04), Renato Sanches, Serge Gnabry (Leihende)

Abgänge: Tom Starke (Karriereende), Fabian Benko (LASK, ablösefrei), Niklas Dorsch (Heidenheim, ablösefrei), Felix Götze (FC Augsburg, ablösefrei), Arturo Vidal (FC Barcelona, 18 Mio. Euro), Douglas Costa (Juventus, 40 Millionen Euro)

 

Kovac und die „Robbery“-Thematik

Der neue Trainer des FC Bayern, Niko Kovac, muss viele Aufgaben auf einmal bewältigen. Der Umbruch muss vorangetrieben werden, auch wenn es in dieser Transferperiode nicht gerade danach aussah, als wäre man sich dessen bewusst. Kovac muss versuchen Ribery und Robben einerseits bei Laune zu halten, andererseits aber die wirkungsvolleren, effizienteren Spieler, allen voran Kingsley Coman, regelmäßig gewinnbringend einzusetzen. Wenn die Vorbereitung eines zeigte, dann, dass eine Besetzung mit Ribery und Robben gemeinsam in der Startelf problematisch ist.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Beiden fehlt mittlerweile das Tempo ein wenig. Natürlich sind beide in der Lage Gegenspieler zu binden und genau das muss auch das Ziel sein. Ein Spieler aus Ribery/Robben bindet im Idealfall 2 Gegenspieler, wodurch sich auf der anderen Seite Räume ergeben. Diese müssen dann allerdings auch genutzt werden, entsprechend von einem der antrittsstarken Gnabry/Coman besetzt werden. Auf die richtige Besetzung der Offensivpositionen wird es also ankommen. Ribery und Robben müssen demnach eher als Rotationsspieler gesehen werden.

 

Neue Ziele, höherer Druck

Niko Kovac sieht sich beim FC Bayern natürlich mit ganz anderen Zielen konfrontiert als bei der Frankfurter Eintracht. Kovac muss Titel gewinnen, Kovac muss attraktiven Fußball spielen. Der Druck ist höher, die Berichterstattung nach Niederlagen kritischer. Doch in der Vorbereitung hinterließ Kovac bereits einen sehr souveränen Eindruck, moderierte die Unruheherde weitgehend souverän weg. Robert Lewandowski blieb dem FC Bayern erhalten, auch Thiago wird bleiben und selbst bei Jerome Boateng scheint derzeit ein Abgang unwahrscheinlich zu sein. Lediglich Rudy und möglicherweise Bernat dürfen noch gehen.

Das Überangebot im Mittelfeld wäre dann reduziert, mit Goretzka und Sanches würde man sich zudem verjüngen. Insbesondere Renato Sanches will sich in dieser Saison zeigen, aber auch Goretzka hat große Ziele, wirkte in seinen ersten Kurzeinsätzen bereits gut integriert. Wo die Reise im Endeffekt hingehen wird, bleibt allerdings abzuwarten. Erst nach einigen Wochen in der regulären Saison wird zu sehen sein wie die Anpassungen von Niko Kovac fruchten und ob die Mannschaft im Dreitagesrhythmus die entsprechenden Leistungen abrufen wird.

 

Ist der Kader am Ende zu klein?

Klar ist, dass der FC Bayern, sollte Sebastian Rudy abgegeben werden, keinen Ersatz verpflichten wird. Das zentrale Mittelfeld ist ohnehin bereits „voll“, allerdings wäre eine weitere Ergänzung für die Offensive durchaus eine Überlegung wert gewesen. Wenn alle fit bleiben, dann ist der Rekordmeister auch gut besetzt. Doch wann waren denn mal alle fit? Im Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid spielten Müller, James, Ribéry und Lewandowski von Beginn an, auf der Bank saß mit Sandro Wagner lediglich eine einzige Offensivoption. Und das war in den letzten Jahren keine Seltenheit.

(Photo by Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

Zuletzt hieß es auch, dass, selbst wenn Boateng gehen würde, niemand mehr verpflichtet wird. Bei einer Kadergröße von dann nur noch 22 Spielern (Früchtl einberechnet), wäre das ein zu großes Risiko. Der FC Bayern muss also darauf hoffen, dass man in dieser Saison von den großen Verletzungssorgen verschont bleibt. In den letzten Jahren zeigte sich aber oft das Gegenteil, gerade Franck Ribery und Arjen Robben waren zusammen eher als ein Spieler zu sehen. Es sind also trotz der immer noch sehr hohen Gesamtqualität und vielversprechenden Ergänzungen Fragen offen, die noch beantwortet werden müssen.

 

Player to Watch: Serge Gnabry

Während seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim reifte Serge Gnabry unter Julian Nagelsmann, lernte im taktischen Bereich im Vergleich zur Werder-Zeit einiges dazu, konnte Spiele entscheiden, spielte trotz der taktischen Vorgaben unbekümmert auf. Das soll er nun auch beim FC Bayern München tun. Gnabry ist flexibel einsetzbar, kann im Zentrum oder auf dem Flügel spielen und bringt neben seiner Dynamik und Geschwindigkeit auch einen präzisen Abschluss mit.

Der junge Offensivspieler kann also nicht nur Gegner ausdribbeln und seine Mitspieler in Szene setzen, sondern auch selbst für Gefahr sorgen. Und das ist ein wichtiges Element, in der vergangenen Saison sorgte Gnabry oft für Überraschungsmomente, schoss für die TSG einen Doppelpack in München, traf gegen Leipzig aus extrem großer Distanz. Sein Selbstvertrauen ist groß, sein Talent ebenfalls. Wenn Gnabry das auch in München unter Beweis stellen kann, dürfte er eine wichtige Rolle spielen.

 

90PLUS-Saisonprognose

Die Qualität im Kader des FC Bayern ist weiterhin hoch, die Mannschaft weiterhin in der Lage jeden Gegner zu schlagen. Doch die Konkurrenz dürfte in diesem Sommer näher herangerückt sein. Bietet der FC Bayern in der Liga etwas an, sind Vereine wie der BVB aller Voraussicht nach in der Lage mehr Kapital daraus zu schlagen, wenngleich nicht klar ist, ob die Konkurrenz tatsächlich ein Wort im Titelkampf mitredet. Dass der Rekordmeister der große Favorit auf den Gewinn der Meisterschaft ist, ist unbestritten. Aber wie gut funktioniert der Kovac-Fußball beim FC Bayern im Ligaalltag? Wie gut können etwaige Verletzungen weggesteckt werden? Bleibt es insgesamt ruhig in München? Eine kleine Ungewissheit vor Saisonbeginn ist auf jeden Fall vorhanden. Qualität hin, Qualität her.

 

 

VfL Wolfsburg

(letzte Saison: Relegationsplatz 16)

Noch vor wenigen Jahren war der VfL Wolfsburg Vizemeister. Wer diesen Satz liest, muss sich erst einmal kräftig die Augen reiben. Denn heute, im Jahr 2018, kommt es einem so vor, als seien die Zeiten, in denen die Wölfe in der oberen Tabellenregion mitmischen, schon längst vergessen. Nach der Last-Minute-Rettung vor dem Abstieg in der Saison 2016/17 sollte alles besser werden. Stattdessen brauchte es drei (!) Trainer, viele Nerven und die erneute Relegation, um die Klasse zu halten. Mit großen Rufen nach dem nächsten Umbruch und dass „alles besser werden soll“, hat man sich dieses Mal in der Autostadt zurückgehalten. Ruhe und Konstanz sind für die kommende Spielzeit die Stichwörter.

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Daniel Ginczek (Stuttgart, 14 Mio.), Wout Weghorst (AZ Alkmaar, 10,5 Mio.), Marcel Tisserand (Ingolstadt, 7 Mio.), Jérôme Roussillon (Montpellier, 5 Mio.), Felix Klaus (Hannover 96, 3 Mio.), Pavao Pervan (LASK, 500.000), Paul Jaeckel (Wolfsburg II), Amara Condé (Holstein Kiel), Marvin Stefaniak (Nürnberg), Paul Seguin (Dynamo Dresden), Kaylen Hinds (Fürth), Ismail Azzaoui (Willem II), Paul-Georges Ntep (AS St.-Étienne, alle Leih-Ende)

Abgänge: Daniel Didavi (Stuttgart, 4 Mio.), Landry Dimata (RSC Anderlecht, Leihe), Max Grün (vereinslos), Divock Origi (FC Liverpool, Leih-Ende)

 

Umbruch, die Nächste

Es war fast halb elf Uhr abends an diesem Montag, den 29. Mai 2017 in Braunschweig, da purzelten den VfL-Fans diverse Steine vom Herzen. Wolfsburg hatte gerade mit einem schmucklosen 1:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig den Fall in die Zweitklassigkeit in letzter Sekunde verhindert. Mund abputzen und nun den Umbruch einleiten, und zwar richtig. So oder so ähnlich klangen die Aussagen aller Beteiligter aus dem Wölfe-Lager. Stattdessen wurde die Saison 2017/18 noch schlimmer. Nach vier Spieltagen war Schluss für Trainer Andries Jonker, es folgte Martin Schmidt und sieben Remis in Folge. Dennoch blieb der VfL unten drin und nach dem 23. Spieltag warf der Schweizer höchst selbst das Handtuch. Die letzte Hoffnung: Feuerwehrmann Bruno Labbadia. Doch auch er konnte den erneuten Gang in die Relegation nicht verhindern und es bleibt die Frage, ob der 52-jährige der Richtige ist, um den ersehnten Umbruch einzuleiten.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Tatsächlich hat sich beim Vizemeister von 2014/15 in diesem Sommer einiges getan. Der viel kritisierte Olaf Rebbe ist nicht mehr da, stattdessen sollen es Jörg Schmadtke (als Geschäftsführer Sport) und Marcel Schäfer (Sportdirektor) richten. Denn gerade die Transferpolitik der letzten Jahre wirkte chaotisch und wenig durchdacht. Wie sieht also der Umbruch unter den Neuen aus? Tatsächlich gab es in den letzten Jahren nie so wenig Zu- und Abgänge wie in diesem Sommer. Mit Daniel Ginczek, Wout Weghorst, Jérôme Roussillion, Felix Klaus und Pavao Pervan sind lediglich fünf neue Spieler dazugekommen und mit Daniel Didavi, Landry Dimata, Max Grün und Divock Origi haben nur vier Spieler die Mannschaft verlassen. Doch vielleicht ist genau das die richtige Richtung.

Allein in den letzten beiden Transfersommern investierten die Wölfe rund 120 Millionen Euro in Neuzugänge, der Kader erfuhr in jeder Transferphase eine Runderneuerung. Die Folge: Viel Chaos, wenig Konstanz. Als Hauptverantwortlicher wurde oft Olaf Rebbe herausgepickt. Die vielen Fehleinkäufe und Fehlinvestitionen wurden oft in einem Atemzug mit seinem Namen genannt und die hohe Trainerfluktuation wurde ebenfalls ihm zugeschrieben. Nun ist Rebbe in England bei Huddersfield und alle Hoffnungen ruhen auf dem Neuen, Jörg Schmadtke.

Mit den Verpflichtungen von Weghorst und Ginczek scheint, zumindest auf dem Papier, das Stürmerproblem gelöst zu sein. Letzterer traf beim 1:0-Sieg im Pokal gegen den SV Elversberg. Mit den beiden kopfballstarken Spielern erhofft sich der VfL wieder mehr Präsenz im und um den Sechzehner und gerade Ginczek hat schon beim VfB Stuttgart unter Beweis gestellt, was er auf dem Kasten hat. Mit Felix Klaus und den Rückkehrern Ismail Azzaoui und Paul-Georges Ntep hat Bruno Labbadia deutlich an Tempo auf den Außen im Kader gewonnen, doch Klaus und Azzaoui fallen zunächst verletzt aus (Klaus wohl sogar monatelang) und Ntep muss erst noch beweisen, dass er eine ernsthafte Option für die Flügel ist. Es bleiben also auch vor dieser Saison viele Fragezeichen.

 

Schmadtke als Heilsbringer?

Mit dem Amtsantritt von Jörg Schmadtke ist der Optimismus nach Wolfsburg zurückgekehrt. Wer kann es den Wölfen verdenken. Schmadtke hat in seiner Laufbahn als Verantwortlicher bisher vieles richtig gemacht. Seine Ex-Klubs Alemannia Aachen, Hannover 96 und den 1.FC Köln übernahm er in schwierigen Zeiten, führte sie aber alle im Laufe der Zeit in internationale Gewässer. Nun soll der 54-jährige auch den VfL Wolfsburg wieder in höhere Tabellenregionen führen und Bruno Labbadia einen wettbewerbsfähigen Kader zusammenstellen. Dass er das kann, hat er bei seinen vorherigen Stationen schon längst bewiesen. Schmadtke gilt als Querdenker, als einer, der ein Näschen für Talente und sinnvolle Transfers hat. Auch sein gesunder Realismus soll dazu beitragen, dass sich die letzten beiden Jahre nicht wiederholen.

Die Aufgabe ist allerdings alles andere als einfach. Ob Bruno Labbadia tatsächlich eine langjährige Toplösung ist, darf zumindest bezweifelt werden. Zudem wirkt der Kader, auch jetzt kurz vor Transferschluss, mit 34 Spielern noch zu aufgebläht. Mit Ausnahme der Torhüter ist Wolfsburg auf jeder Position überbesetzt und muss eigentlich noch den einen oder anderen Spieler verkaufen oder verleihen So ist für weitere Zugänge (eigentlich) schlicht kein Platz im Kader. Jörg Schmadtke soll mit einer besseren und durchdachten Kaderplanung, einem klaren Konzept und einer angemessenen Zukunftsvision aus dem Chaos der letzten beiden Jahre ziehen. Dass dies nicht innerhalb einer Transferperiode gelingen kann, ist auch den Wolfsburger Verantwortlichen klar. Dennoch, Schmadtke möchte etwas bewegen in Wolfsburg, was er auch offen anspricht: „Wenn der weltgrößte Autobauer dein Mutterkonzern ist, dann kannst du nicht jedes Jahr in der Relegation landen oder Platz 14 verteidigen. Da musst du dich irgendwann auch in die obere Tabellenhälfte bewegen.“ Die Richtung ist also vorgegeben. Nun liegt es an allen Beteiligten, diese auch einzuschlagen.

 

Player to watch: Josip Brekalo

Im großen Kader der Wölfe stehen eigentlich viele Spieler, die großes Potenzial besitzen, dieses bisher aber nur bedingt oder gar nicht auf den Platz gebracht haben. Einer von ihnen ist Josip Brekalo. Der erst 20-jährige wechselte im Sommer 2016 für zehn Millionen Euro Ablöse von Dinamo Zagreb in die Autostadt und gilt als großes Talent im kroatischen Fußball. Nach einer einjährigen Leihe beim VfB Stuttgart kehrte er im Dezember letzten Jahres zurück nach Wolfsburg und pendelte immer wieder zwischen Startelf und einem Platz auf der Bank hin und her. Am Ende der Spielzeit standen solide sechs Scorerpunkte auf dem Konto des Linksaußen. In dieser Saison erhofft man sich von ihm den nächsten Schritt in seiner Entwicklung.

(Photo by Selim Sudheimer/Bongarts/Getty Images)

Nun kann man nicht wirklich sagen, dass Brekalo komplett enttäuscht hat. Immerhin ist der kroatische U21-Nationalspieler gerade mal 20 Jahre alt und noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung. Die aktuelle Lage beim VfL und das Potenzial des Spielers sorgen allerdings dafür, dass man sich beim Pokalsieger von 2015 in dieser Saison einiges von Brekalo erhofft. Der Dribbelkünstler bringt vieles mit, um den Wolfsburgern in dieser Saison weiterzuhelfen. Mit seiner Wendigkeit und seinem Tempo zieht er oft viele Fouls, sodass Standards herausspringen, die mit kopfballstarken Spielern wie Ginczek, Weghorst, Knoche oder auch Brooks eine echte Waffe sein können. Lediglich im Abschluss hat der Rechtsfuß noch gehörige Defizite. Immerhin: Beim Pokalspiel gegen Elversberg bereitete er das einzige Tor des Tages mit einer schönen Hereingabe vor. Ähnliches erhoffen sich die Wölfe von ihm auch in der Bundesliga.

 

Die 90PLUS-Saisonprognose

Vieles hat sich getan beim VfL in diesem Sommer. Schmadtke könnte in der Tat der richtige Mann für die derzeitige Situation der Wolfsburger sein, der bisherige Transfersommer lässt jedoch noch keine großen Schlüsse zu. Klar ist, dass die Ambitionen in der Autostadt gehörig gesunken sind, von Europa redet hier aktuell niemand, dafür ist noch viel zu viel zu tun. Mit Ginczek, Weghorst und Klaus wurden drei Spieler verpflichtet, die dem Team schnell weiterhelfen dürften, doch eine gewisse Skepsis bleibt. Wahrscheinlich ist, dass die Wölfe in dieser Saison nicht noch einmal in die Relegation müssen, wahrscheinlich ist aber auch, dass das obere Tabellendrittel noch weit entfernt ist. Am Ende wird sich Wolfsburg wohl mit einem Platz im gesicherten Mittelfeld zufrieden geben müssen.

 

 

Fortuna Düsseldorf

(letzte Saison: Aufstieg in die Bundesliga)

Die Fortuna ist wieder da! Mit dem erfahrenen Friedhelm Funkel gelang in einer insgesamt turbulenten Zweitligaspielzeit der verdiente Aufstieg der Düsseldorfer, die im Sommer auf dem Transfermarkt enorm fleißig waren. Die ruhige und besonnene Art von Funkel ist bei der Mannschaftsführung extrem hilfreich, in dieser Saison wird man – und das weiß man auch – hart arbeiten und wahrscheinlich auch das ein oder andere Tal durchschreiten müssen, um am Ende der Saison das einzig logische Ziel, nämlich den Klassenerhalt, zu erreichen. Die Chancen dafür stehen aber keinesfalls schlecht. 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Marvin Ducksch (2 Mio. Euro, St. Pauli), Benito Raman (1,5 Mio. Euro, Lüttich), Jean Zimmer (900.000 Euro, VfB Stuttgart), Aymen Barkok (Leihe, Frankfurt), Davor Lovren (750.000 Euro, Zagreb), Diego Contento (ablösefrei, Bordeaux), Kenan Karaman (ablösefrei, Hannover), Matthias Zimmermann (ablösefrei, Stuttgart), Kevin Stöger (ablösefrei, Bochum), Takashi Usami (Leihe, Augsburg), Dodi Lukebakio (Leihe, Watford)

Abgänge: Marlon Ritter (500.000 Euro, Paderborn), Julian Schauerte (ablösefrei, Eupen), Kemal Rüzgar (ablösefrei, Altinordu), Lukas Schmidt (ablösefrei, Wolfsburger AC), Axel Bellinghausen (Karriereende), Jerome Kiesewetter (Vereinslos), Emmanuel Iyoha (Leihe, Erzgebirge Aue), Florian Neuhaus, Genki Haraguchi (Leihende)

 

Die Mischung scheint zu stimmen

Trotz des Aufstiegs in Liga 1 hat man bei der Fortuna früh erkannt, dass der Kader verstärkt werden muss. Natürlich verlor man Qualität, weil geliehene Spieler den Weg zu ihren Stammvereinen antreten mussten, wenngleich auch der ein oder andere dieser Spieler fest verpflichtet werden konnte. Dennoch war schnell klar, dass neues Personal Pflicht ist. Und die Fortuna hat sich mit verhältnismäßig wenig Geld sehr ordentlich verstärken können. Die Vorbereitung war zudem mindestens grundsolide, das Pokalspiel vor dem Auftakt der Saison sehr souverän.

Und auch die letzte Planstelle wird wohl noch vor Saisonbeginn geschlossen. Düsseldorf sucht seit Beginn der Transferperiode noch nach einem erfahrenen Innenverteidiger, allem Anschein nach wird Marcin Kaminski vom VfB Stuttgart noch auf Leihbasis nach Düsseldorf wechseln. Damit wären die Personalplanungen auf der Zugangsseite abgeschlossen, die Mischung im Kader wäre potenziell sehr gut, die Qualität in allen Mannschaftsteilen (abgesehen vom Tor) erhöht worden. Und genau das war das Ziel in dieser Transferphase.

Die Flügel als Schlüssel?

Die Stärker auf den Außenbahnen der Fortuna könnte einer der Schlüssel für den angestrebten Klassenerhalt sein. Mit Karaman, Usami, Lovren, Raman und Lukebakio stehen gleich fünf Spieler für diese Positionen zur Verfügung. Der junge, unbekümmerte Lovren, der technisch versierte, kreative Usami, der in der Vorbereitung überzeugende Lukebakio und der bereits in der letzten Saison sehr wichtige Raman bilden zusammen mit Karaman, der aus Hannover kam, ein sehr gefährliches Quintett. Funkel kann rotieren, Spieler für ihre Trainingsleistungen belohnen, bei kleineren Blessuren sofort reagieren.

(Photo by Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Das Mittelfeldzentrum, das sicher etwas unter dem Neuhaus-Abgang zu leiden hat, wird durch die dominanten, schnellen, dribbelstarken Flügelspieler entlastet, zudem werden Ducksch respektive Hennings im Sturmzentrum gefüttert. Mit Barkok wurde im Mittelfeld zudem ein Spieler verpflichtet, der enge Situationen mit seiner Technik auflösen und die Flügelspieler in Szene setzen kann. Für einen Aufsteiger ist das Personal in diesem Bereich der Mannschaft sicherlich überdurchschnittlich gut, diese Klasse muss allerdings auch auf den Platz gebracht werden, in der vergangenen Zweitligasaison konnte man punktuell Phasen beobachten, in denen die Konstanz fehlte.

Player to Watch: Dodi Lukebakio

Der 20-jährige Belgier Dodi Lukebakio wurde in Belgien ausgebildet, spielte für die Jugendabteilung des RSC Anderlecht, wechselte über Charleroi nach Watford, wo er sich im letzten halben Jahr zunächst einmal mit diversen Akklimatisierungsprozessen konfrontiert sah. Da er keine große Chance auf regelmäßige Einsätze in Watford hatte, war die Leihe für beide Klubs und für den Spieler selbst eine logische Entscheidung. Der Konkurrenzkampf in Düsseldorf ist zwar alles andere als klein, aber deutlich offener als der in der Premier League.

Während seinen Einsätzen in der Vorbereitung zeigte Lukebakio bereits, warum die Fortuna sich so für ihn interessierte. Der 1,87m große Flügelstürmer bringt eine gute Physis mit, ist dribbelstark, hat einen enormen Zug zum Tor und versucht viel. Natürlich hat der 20-jährige noch ein paar Schwächen in der Entscheidungsfindung, spielt mitunter noch zu kompliziert, aber das sind Elemente, die vor allem bei konstanten Einsatzzeiten schnell verbessert werden können. Lukebakio könnte sich jedenfalls als absoluter Gewinn für Fortuna Düsseldorf erweisen.

90PLUS-Saisonprognose

Das Saisonziel eines Aufsteigers ist natürlich der Klassenerhalt. Ob nun als 10., als 14. oder gar als 16. mit einem Erfolg in der Relegation wird am Ende zwar durchaus eine, aber eben keine entscheidende Rolle spielen. Im Abstiegskampf der Saison 2018/19 dürften zahlreiche Mannschaften involviert sein, es wird wichtig sein, dass man die Ruhe behält, sich auf seine Stärken besinnt und auch in den schwächeren Phasen die richtigen Lösungen parat hat. Der Fortuna ist durchaus zuzutrauen diese schwächeren Phasen gut zu überstehen und am Ende der Saison die notwendigen Punkte einzufahren um das Saisonziel zu erreichen. Kurz vor Ligastart scheint man im Vergleich der Aufsteiger zumindest etwas besser dazustehen als der 1. FC Nürnberg, die Transferperiode verlief erfolgreich. Die Mannschaft weiß aber auch, dass man aller Voraussicht nach 33-34 Spieltage um das Überleben kämpfen muss. Die Qualität für den Klassenerhalt ist jedenfalls da.

 


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