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Dortmunder Dominanz und viel Angriffswucht | Das Bundesliga-Team der Hinrunde

28. Dezember 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Es war viel los in der Bundesliga, die Hinrunde ist vorüber, 17 aufregende Spieltage wurden absolviert! Es ist also an der Zeit die „Elf der Hinrunde“ zu küren – und auf einigen Positionen war das ganz besonders schwer. Deswegen sitzen diesmal auch 9 statt 7 Spieler auf der Bank! Ihr habt andere Vorschläge? Dann teilt uns diese per Kommentar oder auf Twitter mit!


Die 11 der Hinrunde im Detail

Tor: Peter Gulacsi (RB Leipzig)

Nach 17 Spieltag stellt nicht etwa Borussia Dortmund oder der FC Bayern München die beste Defensive der Liga, sondern RB Leipzig. Peter Gulacsi, der 2015 für nur rund 3 Millionen Euro zu RB Leipzig wechselte, gehört längst zu den besten Torhütern der Bundesliga. Seine Paraden sind in der Regel nicht spektakulär, er fällt nicht durch das Abfangen von Bällen nahe der Mittellinie auf und ist technisch wohl auch nicht der beste Torhüter in Deutschland, aber er fabrizierte vor allem in dieser Hinrunde nahezu keine Fehler, hielt sein Team häufig in engen Partien im Spiel und ist ein zuverlässiger, sicherer Rückhalt für das Team von Ralf Rangnick. 17 Gegentore in 17 Spielen sind eine gute Bilanz, dabei blieb Gulacsi in 7 Spielen ohne Gegentreffer. Stark!

Rechtsverteidiger: Joshua Kimmich (FC Bayern)

Eigentlich ist es vollkommen egal, auf welcher Position man Joshua Kimmich einsetzt, der 23-jährige gibt in der Regel eine gute Figur ab. Beim FC Bayern stand er in allen 17 Spielen in der Bundesliga auf dem Platz, 14 davon absolvierte er als rechter Außenverteidiger. Kimmich ist beim FC Bayern extrem offensiv ausgerichtet und stach auch in dieser Hinrunde hervor. Gegen Hannover 96 erzielte Kimmich seinen ersten Saisontreffer, 7 weitere Tore konnte er vorbereiten. Und das, obwohl sich der Rekordmeister nicht ganz so treffsicher präsentiert wie in den letzten Spielzeiten. Natürlich ist Kimmich nach nun 1 1/2 Jahren als Rechtsverteidiger im Verein noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen, aber er erfüllt seine Aufgaben auf dieser Position auf einem hohen Niveau und man kann nur erahnen, was noch möglich ist, wenn Kimmich noch besser wird.. 

Innenverteidigung: Matthias Ginter (Mönchengladbach)

Auch Borussia Mönchengladbach stellt eine der besten Defensivreihen der Liga! Dafür verantwortlich ist unter anderem Matthias Ginter, der von der Kontinuität in der Defensive der „Fohlen“ profitiert. Zusammen mit Partner Nico Elvedi spielte er bis zum 12. Spieltag gegen Hannover 96 eine sehr starke Saison, verpasste keine einzige Minute. Doch dann passierte es: Ginter brach sich die Augenhöhle und wird erst zum 18. Spieltag wieder im Kader stehen können. Dennoch: Bis dahin war seine Hinrunde formidabel, lediglich gegen die Hertha und den SC Freiburg sah die Defensive um den 24-jährigen nicht besonders glücklich aus. Ansonsten spielte Ginter (1 gelbe Karte) sehr fair, räumte weg, was wegzuräumen war und sorgte mit einem Treffer gegen Schalke 04 für den Sieg gegen die „Königsblauen“. 

Innenverteidigung: Manuel Akanji (Borussia Dortmund)

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Borussia Dortmund spielte eine fantastische Hinrunde, ein Grund für die souveräne Herbstmeisterschaft war die stabile Defensive der „Schwarzgelben“. Und einer der elementaren Bestandteile dieser Defensive war der Schweizer Manuel Akanji, den die Borussia schon im Januar aus Basel verpflichtete. Der 23-jährige stand in 13 Bundesligapartien auf dem Platz, spielte eigentlich immer, wenn er fit war. Und das ist kein Zufall: Akanji verfügt über eine gute Antizipation, kassierte nur eine gelbe Karte, ist ein hartnäckiger Gegenspieler, gewinnt viele Zweikämpfe und Kopfbälle und verbessert sich auch in der Spieleröffnung sukzessive. Kurzum: Er war der stabilste Innenverteidiger eines guten Dortmunder Defensivkonstrukts. 

Linksverteidiger: Achraf Hakimi (Borussia Dortmund)

Ein unbeschriebenes Blatt war Achraf Hakimi zwar nicht mehr, als er von Real Madrid ausgeliehen wurde, doch dass der marokkanische Nationalspieler in Dortmund so schnell Fuß fasst und konstant überzeugt, konnten wohl auch nur die wenigsten Experten erahnen. Doch Hakimi passt mit seiner Spielweise sehr gut zum Fußball des BVB. Der 20-jährige debütierte am 5. Spieltag beim 7:0-Erfolg gegen Nürnberg und verpasste seitdem nur ein Spiel – und das verlor die Borussia auch gleich noch. Hakimi spielte zunächst als Rechtsverteidiger, danach aber noch achtmal auf der linken Seite und ist ein Antreiber für die Offensive, der mit seiner Dynamik und Geschwindigkeit das Offensivspiel belebt. Hinzu kommt seine gute Technik und die Tatsache, dass er sehr gut ausbalanciert ist, also auch defensive Fähigkeiten mitbringt. 1 Tor und 3 Vorlagen steuerte er in dieser Spielzeit bisher bei und in den letzten Wochen war er aus der Elf des BVB kaum mehr wegzudenken. 


Mittelfeldzentrum: Axel Witsel (Bor. Dortmund)

Für 20 Millionen Euro verpflichtete der BVB Axel Witsel aus China. Der Belgier passt ebenso wie die meisten anderen Neuzugänge sehr gut in das Spielkonzept von Lucien Favre und scheint auch charakterlich sehr gut zu diesem Team zu passen. Witsel strahlte von Beginn an eine enorme Ruhe und Souveränität auf dem Platz aus, bringt sich als Führungsspieler einer insgesamt jungen Mannschaft ein. Zudem ist Witsel ein Dauerbrenner, bestritt alle 17 Bundesligaspiele für den BVB. Er ist Organisator vor der Abwehr, bestimmt das Tempo, hält den Offensivstars den Rücken frei, bringt sich aber auch selbst gerne mal in die Angriffe ein. Das große Qualitätsspektrum, die Konstanz, mit der er seine Leistungen abruft und die Führungsqualitäten machen ihn zu einem elementaren Baustein des BVB dieser Hinrunde. 

Offensives Mittelfeld: Kai Havertz (Bayer 04 Leverkusen)

 (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Ein Spieler eines enttäuschenden Tabellenneunten in der Elf der Hinrunde? Aber absolut! Kai Havertz spielte in dieser Hinrunde als hätte es die großen Konstanzprobleme und die schlechten Leistungen, die die „Werkself“ immer wieder zeigte, gar nicht gegeben. Und das mit gerade einmal 19 Jahren. Doch nicht nur das, er ließ sich nicht nur nicht von der „Krise“ beeindrucken, er trug das Offensivspiel über weite Strecken der Hinrunde. Seine Mitspieler suchten ihn, er fand Lösungen. Und das regelmäßig. 6 Tore und 3 Vorlagen sprangen für Havertz heraus, in einer Mannschaft die in sich stimmig ist und in der Offensive von Beginn an das nötige Selbstvertrauen an den Tag legen würde, hätte er wohl noch bessere Statistiken. Trotzdem: Seine Hinrunde war sehr gut und er ist einer der Hauptgründe warum die Werkself überhaupt noch über Europa nachdenken darf. 


Offensives Mittelfeld: Thorgan Hazard (Borussia Mönchengladbach)

Der Belgier Thorgan Hazard ist nicht nur Bestandteil einiger Transfergerüchte, weil sein Vertrag im Sommer 2020 ausläuft, er ist auch einer der prägenden Spieler der bisherigen Bundesligasaison. Bemängelte man bei ihm in der Vergangenheit durchaus zurecht noch die fehlende Effizienz, so muss man konstatieren, dass der 25-jährige noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht hat. Dass die Borussia im Kampf um die Champions League gute Karten hat liegt auch am Belgier, der Fixpunkt in der Offensive ist und die zwischenzeitlichen Ausfälle von Spielern wie Raffael und Stindl wunderbar kaschieren konnte. 17 Spiele, 9 Tore und 6 Vorlagen belegen auch statistisch, dass Hazard auf eine fantastische Hinserie zurückblicken kann. 

Außenbahn: Marco Reus (Borussia Dortmund)

Erneut steht ein Spieler von Borussia Dortmund in der Elf der Hinrunde und erneut gibt es wohl kaum Zweifel an dieser Maßnahme. Marco Reus spielte nicht nur endlich mal wieder verletzungsfrei, sondern er übernahm als Kapitän des BVB auch noch mehr Verantwortung. Reus verleiht dieser Offensive mit seinem Zug zum Tor, seinem Tempo, seinem geradlinigen Spiel eine ungeheure Wucht, er vereint einen guten Abschluss und das Auge für seine Mitspieler, tritt überdies sehr gute Standards und arbeitet für das ganze Team in der Defensive mit. Reus war einer der besten, wenn nicht der beste Spieler der Hinrunde. 

Außenbahn: Jadon Sancho (Borussia Dortmund)

Der junge Engländer Jadon Sancho wurde in seiner ersten Saison beim BVB behutsam aufgebaut und auch Lucien Favre setzte den 18-jährigen in den ersten Partien der Saison als Joker ein. Bezeichnend: Sein erstes Spiel von Beginn an absolvierte Sancho am 7. Spieltag, bis dato hatte er aber schon 6 Scorerpunkte sammeln können – in 124 Minuten. Sancho überzeugte derart, dass er danach nur noch ein einziges Mal von Beginn an auf der Bank saß. Der schnelle, dribbelstarke Engländer steht nun bei 6 Toren und 8 Torvorlagen und strotzt nur so vor Selbstvertrauen! Beeindruckend ist außerdem mit welch einer Konstanz er seine Leistungen abruft, schwächere Spiele gab es bisher kaum und selbst von der Bank benötigt er in der Regel nur wenige Minuten um einen positiven Einfluss auf das Spiel zu haben. 

Stürmer: Sebastien Haller (Eintracht Frankfurt)

(Photo by Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Zugegeben: Im Sturm war die Entscheidung deutlich schwerer als auf den anderen Positionen der Topelf. Viele Spieler hätten eine Nominierung verdient gehabt, werden in der Folge auch noch entsprechend gewürdigt. Doch Sebastien Haller spielte eine derart beeindruckende Hinrunde bei Eintracht Frankfurt, dass die Wahl im Endeffekt auf ihn fiel. Nicht nur wegen seiner 9 Tore und absolut beeindruckenden 8 Vorlagen, sondern auch weil er sich in das System von Adi Hütter hereingearbeitet hat. Der 1,90m große Franzose kann überraschend gut mit der Kugel umgehen, hat das Auge für seine Mitspieler, schirmt Bälle ab und verteilt sie, zeigt kombinative Elemente im Angriffsspiel der Hessen. Zudem arbeitet er viel für die Defensive, ist trotzdem höchsteffizient. Haller, der schon in der letzten Saison gute Leistungen zeigte, hat sich noch einmal enorm steigern können und steht zweifelsohne auf der Liste einiger Spitzenklubs – und das vollkommen zurecht.  



Die Spieler für die „Bank“

Torhüter: Koen Casteels (Wolfsburg)

Die Abwehr des VfL Wolfsburg, der sich in dieser Spielzeit endlich deutlich verbessert zeigte und nach oben schielen kann, ist noch nicht bombensicher, aber sie gehört zu den besseren der Liga. 21 Gegentore in 17 Spielen sind eine gute Bilanz und das liegt nicht zuletzt am souveränen, konstanten Koen Casteels.

Ebenfalls stark: Roman Bürki, Yann Sommer.

Abwehr: Evan N’Dicka, Filip Kostic (beide Frankfurt)

Als die SGE Evan N’Dicka aus Auxerre verpflichtete und das auch noch für mehr als 5 Millionen Euro, gab es nicht wenige Skeptiker. Doch auch wenn der 19-jährige noch viel lernen muss ist er unangefochtener Stammspieler bei den Hessen, überzeugte durch kompromisslose Zweikampfführung, ein gutes Kopfballspiel und vor allem kontinuierliche Verbesserungen. Ebenfalls sehr stark präsentierte sich Filip Kostic, der eigentlich offensiver ausgerichtet ist, bei den Hessen aber häufig als Hybrid zwischen Defensive und Offensive links vor der Dreierkette spielte. Kostic setzte mit 7 Scorerpunkten offensive Akzente, verteidigte aber auch diszipliniert und arbeitete viel für die Mannschaft. 

Ebenfalls gut: Willi Orban, Jerome Roussillon.

Mittelfeld: Thomas Delaney (BVB), Thiago (FC Bayern) 

Axel Witsel würde im Mittelfeld von Spitzenreiter Borussia Dortmund nicht so überragen können, wenn er nicht so gut zu Thomas Delaney passen würde. Der Däne, der aus Bremen kam, spielt nicht spektakulär, aber er ist ein wichtiger Mosaikstein im Mittelfeld des BVB und spielt seinen Part auffallend unauffällig. Zudem erzielte er den Führungstreffer im Revierderby, das macht ihn für die BVB-Fans ohnehin schon zu einem der Spieler der Saison. 

An einem fitten Thiago kommt man beim FC Bayern München nicht vorbei. Und auch wenn der Rekordmeister keine einfache Hinrunde verlebte – Thiago beim Fußballspielen zuzuschauen machte wieder einmal viel Spaß. Der Spanier fehlte zwar zwischenzeitlich aufgrund einer Verletzung und musste danach herangeführt werden, in den 11 Spielen, die er über die volle Distanz auf dem Platz stand, bestach er mit gewohnter Übersicht, Präzision und Eleganz. Er ist der Denker im Mittelfeld des FC Bayern und somit einer der wichtigsten Spieler. 

Angriff: Robert Lewandowski (FC Bayern), Alassane Plea (M’Gladbach), Paco Alcacer (BVB), Luka Jovic (Eintr. Frankfurt)

Wie bereits erwähnt, im Angriff war die Bewertung besonders schwer. Robert Lewandowski ist vor allem aufgrund seiner immensen Bedeutung für das Offensivspiel des FC Bayern als bester Stürmer der Liga zu bezeichnen, der zwar die ein oder andere Chance liegen ließ, aber vor allem in Abwesenheit von Thiago und James das Angriffsspiel des Rekordmeisters bestimmte. 10 Tore und 5 Vorlagen sprechen eine klare Sprache, vor allem weil man in München in dieser Saison weniger Tore erzielte als zuletzt. 

Neben dem bereits erwähnten Thorgan Hazard gehört auch Alassane Plea zu den bestimmenden Figuren des Aufschwungs in Mönchengladbach. Ob im Zentrum oder auf der Außenbahn – der Neuzugang aus Nizza besticht mit guten Leistungen und bringt ein Element in das Spiel der Borussia, das zuvor fehlte: Die Kaltschnäuzigkeit. Die Zahlen der Hinrunde: 1274 Minuten, 12 Scorerpunkte. 

Es wäre falsch Luka Jovic nur auf seinen Fünferpack gegen Fortuna Düsseldorf zu reduzieren, denn auch sonst legte der 21-jährige eine bis hierhin tadellose Saison hin. Zieht man das fantastische Spiel gegen die Fortuna ab, bleiben immer noch 7 Tore und 4 Vorlagen bei 14 Einsätzen. Jovic verfügt über einen guten Abschluss, ist technisch stark, lässt sich gerne ins Mittelfeld zurückfallen und ist für die Kaufoption von 8 Millionen Euro, über die die Eintracht verfügt, ein wahres Schnäppchen. 

An einem weiteren Stürmer kommt man irgendwie nicht vorbei, auch wenn er bisher erst 502 Minuten in der Bundesliga auf dem Platz stand: Paco Alcacer.  Und was waren das für 502 Minuten für die Barca-Leihgabe, die mittlerweile fest verpflichtet wurde!? 12 Tore steuerte er in dieser Zeit zum Erfolg des BVB bei, er scheint genau der Angreifer zu sein, der dieser Mannschaft fehlte. Natürlich wird er diese Quote nicht halten können, der Effekt, den er häufig als Joker hatte, ist aber enorm und Alcacer sorgte dafür, dass zahlreiche enge Spiele am Ende doch positiv zuende gebracht wurden. 

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)







Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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