Fortuna und die große Chance gegen Gladbach
23. Oktober 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert
Fortuna Düsseldorf steht nach einem furiosen Saisonstart in der 2. Bundesliga auf Tabellenplatz 1. Friedhelm Funkel und seine Mannschaft stehen kompakt, lassen verhältnismäßig wenig zu und sind in der Offensive effizienter als in der letzten Saison. Die Entwicklung ist positiv, die Fans sehnen sich nach einer Rückkehr in die Bundesliga. Im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach wird die Fortuna zeigen können, wie weit sie schon ist.
11 Spiele, 21:10 Tore und 28 Punkte. Das ist die Bilanz von Fortuna Düsseldorf in dieser Saison. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz 3 beträgt schon jetzt 6 Punkte, die letzten 5 Ligaspiele wurden allesamt gewonnen, die letzten beiden sogar zu null. Doch die größte Aufgabe der Saison folgt nun.
Gegner angeknockt – Chance oder Gefahr?
Der Pokalgast aus Mönchengladbach spielte am Samstag gegen Bayer 04 Leverkusen eine sehr ordentliche erste Halbzeit, ehe man vollkommen überraschend auseinanderbrach. Mit einem 1:5 im Gepäck, Wut im Bauch, aber vielleicht auch ein wenig Verunsicherung kommt eine zuletzt stabil wirkende Borussia nach Düsseldorf. Für die Fortuna stellt sich nun die Frage, ob dieser angeschlagene Gegner nun ein Vor- oder ein Nachteil ist. Und das ist schwer vorherzusagen.
Der mentale Aspekt spielt im Vorfeld dieser Partie eine Rolle. Gegen eine Borussia in Topform könnte die Fortuna die Rolle des Außenseiters eher annehmen als jetzt, nach dieser 1:5-Niederlage. Die grundsätzliche Berichterstattung geht eher in die Richtung, dass Düsseldorf in der Lage ist, den „Fohlen“ auf Augenhöhe zu begegnen. Die Erwartungshaltung ist hoch, der Gegner wirkt schlagbar, ein Sieg wäre keine Riesenüberraschung.
Selbstvertrauen als Faustpfand
Friedhelm Funkel sagte zuletzt selbst über sich, dass er kein unglaublich innovativer Trainer ist, der in jeder Einheit technische Neuerungen einführen will. Aber er kann die Mannschaft mental gut beeinflussen, ihr den nötigen Mut einflößen. Und mutig müssen die Düsseldorfer spielen. Denn: Die Borussia ist vor allem in der Defensive zu knacken. Die Offensive um Stindl, Raffael und Hazard wird zwangsläufig zu Torchancen kommen, gerade in Abwesenheit von Kramer könnte das Defensivzentrum aber wackelig sein.
Düsseldorf muss sich selbst zutrauen dem Gegner wehzutun, ihn in gewissen Phasen auch fußballerisch effektiv zu bespielen. Personalsorgen haben die Düsseldorfer kaum, Kaan Ayhan und Lukas Schmitz fehlen gesperrt, Rensing ist verletzt, der Rest steht zur Verfügung. Der offensivstarke Linksverteidiger Gießelmann wird Schmitz ersetzen, Bormuth könnte für Ayhan auflaufen. Durch die punktuelle Funkel-Rotation sind auch die Ergänzungsspieler in einer guten Verfassung, der in der Breite verstärkte Kader gibt viele Möglichkeiten her.
Der Faktor Neuhaus
Ein 20-jähriger, der von Borussia Mönchengladbach zur Fortuna ausgeliehen ist, kann im direkten Duell beider Teams eine entscheidende Rolle spielen: Florian Neuhaus. Das große Talent, das vor der Saison von 1860 München zu den Fohlen wechselte, ist Stammspieler in Düsseldorf, im Mittelfeld flexibel einsetzbar und erzielte schon 4 Tore in 10 Saisonspielen. Der U21-Nationalspieler setzt im kompakten Zentrum der Fortuna viele Offensivakzente, harmoniert gut mit Fink und Sobottka und hält die Balance dennoch aufrecht.
Max Eberl weiß um die gute Form „seines“ Spielers, lobte Neuhaus vor dem direkten Aufeinandertreffen. Im Interview mit der „Rheinischen Post“ sprach Eberl an, dass die Situation derzeit „großartig“ sei und man sich die Entwicklung des Spielers sehr genau anschaue. Auch Neuhaus selbst ist offenbar zufrieden mit seiner derzeitigen Situation, kündigte an, dass er sich „zerreißen“ will. Ein Sieg in einem solchen Spiel wäre für seine eigene Entwicklung wichtig, Rücksicht auf den Verein, der ihn verliehen hat, wird dabei nicht genommen.
Dem Gegner wehtun, Chancen nutzen
Die Marschroute der Düsseldorfer ist also klar. Die Funkel-Truppe muss ein sehr laufintensives Spiel absolvieren, wird Gladbach „auf die Nerven gehen“ müssen. Mit dem Selbstvertrauen, dem Rhythmus, der guten Form und einem unbändigen Willen soll die Borussia bearbeitet werden. Düsseldorf will dem Gegner wehtun, ihn vor Aufgaben stellen, aber darf nicht zu euphorisch in dieses Spiel gehen. Die Kräfteeinteilung ist wichtig, taktische Disziplin das oberste Gebot.
Friedhelm Funkel wird dies seiner Mannschaft im Vorfeld so gut wie möglich vermitteln. Ein kontrolliertes Spiel ist wichtiger als eine hektische Partie mit vielen langen Bällen und zahlreichen Abschlüssen, die nicht gut herausgearbeitet wurden. Wenn die Mannschaft vor den eigenen Fans mit der lautstarken Kulisse umgehen kann, ist definitiv etwas möglich. Klar ist aber auch, dass ein Ausscheiden im Pokal gegen einen Bundesligisten mit Europaambitionen kein Weltuntergang wäre. Für die Statistiker: Alle bisherigen Pokalduelle gewann Fortuna Düsseldorf.
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.