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Kenan Kocak: Bald reif für die Bundesliga?

10. Oktober 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Mit dem SV Sandhausen steht er zurzeit überraschend auf Platz 3, dort ist er seit 2016 im Amt. Seine aktive Karriere war keinesfalls beeindruckend, seine Leistungen als Trainer sind es allemal. Der 36-jährige Kenan Kocak, der in Kayseri in der Türkei geboren wurde, gehört zu einer Reihe talentierter Trainer, die derzeit in Deutschland auf sich aufmerksam machen. Geht es so weiter, ist sein Weg in die Bundesliga vorprogrammiert. 

Für Waldhof Mannheim, DSV Leoben, Austria Salzburg und den SSV Reutlingen spielte Kocak in seiner aktiven Karriere. Der defensive Mittelfeldspieler absolvierte schon in der Jugend seine Ausbildung in Mannheim, blieb der Region auch als Trainer verbunden.

Von Türkspor bis Waldhof

Seine erste Trainerstation war das Amt beim FC Türkspor Mannheim, das er von 2009-2010 inne hatte, bevor er Trainer des VfR Mannheim wurde, mit dem Kocak den Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg schaffte. Zur Saison 2013/14 ging es für ihn zurück zu Waldhof Mannheim, wo er drei Jahre als Trainer fungierte und gute Leistungen zeigte.Während der Saison 15/16 absolvierte Kocak erfolgreich die Ausbildung zum Fußball-Lehrer in Hennef.

In der gleichen Saison wurde Kocak mit Waldhof Mannheim Meister in der Regionalliga Südwest, ließ teilweise attraktiven Fußball spielen und durfte gegen die Sportfreunde Lotte um den Aufstieg in die 3. Liga spielen. Hier scheiterte Kocak mit Waldhof Mannheim aber, was ein herber Rückschlag war. Dennoch wurde der SV Sandhausen auf ihn aufmerksam, nachdem Trainer Alois Schwartz, der den Klub in der 2. Bundesliga etablierte, zum 1. FC Nürnberg wechselte.

Die Zeit in Sandhausen

Das Ziel für Kocak war es, den SV Sandhausen weiterhin zu stabilisieren. Die Sandhäuser galten quasi permanent als Abstiegskandidat, wurden immer in die Außenseiterrolle geredet und fühlten sich dort auch sichtlich wohl. Schon unter Schwartz spielte man einen guten Konterfußball, legte viel Wert auf defensive Disziplin. Kocak brachte seine eigenen Ideen ein, ließ aggressiver, phasenweise auch direkter Fußball spielen und forderte offensichtlich noch mehr von den Spielern.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Man merkte, dass eine spielerische Umstellung vonstatten geht, der erste Sieg wurde am 4. Spieltag gefeiert. Doch danach wurde die Mannschaft immer stabiler, feierte am Ende der Saison 2016/17 ohne großartig in Abstiegsnöte zu geraten einen guten 10. Platz mit 42 Punkten. In dieser Saison kennt die Mannschaft das System von Kocak, weiß was der Übungsleiter von ihnen verlangt. Die Abläufe haben sich automatisiert, die Spieler kennen sich untereinander noch besser, der Rhythmus lwar bereits zu Saisonbeginn da.

17 Punkte aus 9 Spielen wurden bisher eingefahren und ein Ende des positiven Laufs ist nicht in Sicht. Sandhausen ist mittlerweile sogar eine Mannschaft, die man als Außenseiterkandidaten auf den Aufstieg oder zumindest den Relegationsplatz nennen kann. Das hat man Kenan Kocak, der die gute Basis, die Alois Schwartz geschaffen hat vergolden konnte, zu verdanken. Gerade weil die Sandhäuser immer noch häufig die Außenseiterrolle inne haben, sind die Erfolge bemerkenswert. Doch gerade fußballerisch ist der Klub keine „graue Maus“ mehr.

Wann kommt der nächste Schritt?

Zugegeben, mit 36 Jahren steht Kenan Kocak noch nicht unter Druck, das Amt bei einem Bundesligaverein zu übernehmen. Doch es ist durchaus denkbar, dass er in den kommenden Jahren, wahrscheinlich sogar in nicht allzu ferner Zukunft, den Schritt in die Bundesliga gehen wird. Ob ihm das vielleicht sogar mit dem SV Sandhausen gelingt, bleibt abzuwarten. Geht die Entwicklung im Klub so weiter, werden zwangsläufig Vereine aus der Bundesliga auf ihn aufmerksam und die Kontaktaufnahme dürfte erfolgen.

Der Traum Bundesliga lebt auf jeden Fall auch in Kenan Kocak, das ist klar. Bei welchem Verein er im Endeffekt landet, ist nicht sicher. Bleibt er sich und der Region Mannheim treu, könnte die Nachfolge von Julian Nagelsmann, der Hoffenheim ebenfalls in den kommenden Jahren verlassen und den nächsten Schritt auf der Karriereleiter gehen dürfte, ein realistisches Ziel sein. Denn auch in Hoffenheim hat sich ein junger, entwicklungsfähiger, aber dennoch schon meinungsstarker und innovativer Trainer ausgezahlt.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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