Manchester City | Eine Transfer-Chronologie der Ära Guardiola
18. Mai 2018 | Spotlight | BY David Theis
„Kann er es auch an einem verregneten Dienstag in
Stoke?“. „Wenn du Guardiola mal den VfB Stuttgart trainieren lässt, sieht sein Fußball auch nicht mehr so toll aus.“ Wir alle kennen die Vorhaltungen, die Manchester Cities Trainer regelmäßig gemacht werden. Und in der Tat: Erst kürzlich scheiterte Guardiolas teures Ensemble am über 400 Mio. günstigeren Kollektiv (gemessen an den Netto-Transfersummen der letzten 2 Jahre) von Jürgen Klopp. Doch spricht das überhaupt gegen „Peps“ Transferstrategie? Kostet ein Kaderumbau heutzutage nunmal so viel? Wie viele Guardiola-Transfers schlugen überhaupt ein? All das diskutieren wir in unserem nächsten Podcast. Damit ihr nachvollziehen könnt, über wen wir da sprechen, dürft ihr gerne den untenstehenden Text als „Second Screen“ benutzen.
Transferfenster I: Sommer 2016/17
Transferfenster II: Winter 2016/17
Transferfenster III: Sommer 2017/18
Benjamin Mendy (LV, 58 Mio.)
Sein Wechsel ist aufgrund einer frühen und schweren Verletzung (Mendy pausiert seit September 2017 mit einer Kreuzbandverletzung) noch nicht zu bewerten. Wie viel Zeit Mendy nach seiner Rückkehr benötigt, um wieder zu alter Stärke zu finden: Ebenso.
Kyle Walker (RV, 51 Mio.)
Viele runzelten die Stirn über die Transfersumme, die Manchester City für einen als limitiert geltenden Außenverteidiger zu zahlen bereit ist. Doch der Engländer lieferte – freilich, ohne dabei den Fußball neu zu erfinden – ab. Walker war über weite Strecken der Saison Guardiolas Dauerbrenner auf der rechten Seite und verzeichnet 7 Torvorlagen in 46 Pflichtspielen. Zudem bringt er die Körperlichkeit und Explosivität mit sich, die Guardiolas Team noch im Vorjahr abging – woraufhin dem Startrainer prompt Naivität im Umgang mit dem englischen Ligafußball vorgeworfen wurde. Walker mag nie ein Weltklassefußballer werden, doch Guardiolas Erwatungen dürfte er bislang weitestgehend erfüllt haben.
Bernardo Silva (RM, 50 Mio.)
Der junge Portugiese ist noch nicht endgültige bei Guardiola angekommen. Zwar stehen 31 Ligaspiele für den dribbel- und passstarken Linksfuß zu Buche, doch ein Drittel davon dauerte nur 10 Minuten oder weniger. Dennoch sieht Silvas Leistung mit 9 Torbeteiligungen auf dem Papier gut aus – zumal Silva zum Saisonende hin deutlich präsenter wirkte, als noch im Jahr 2017. Und doch kann der Schein trügen: Silva wurde häufig einwechselt, wenn überforderte Gegner bereits K.O. waren und konnte City über die gesamte Saison betrachtet noch nicht so deutlich seinen Stempel aufdrücken, wie z. B. Leroy Sané. Gleichwohl wirkt auch Silva wie ein klassischer Guardiola-Favorit. Mit seiner Grundveranlagung (extreme Wendigkeit, starke Ballkontrolle, sauberes Passspiel) könnte er gar mittelfristig Vereinslegende David Silva im zentralen Mittelfeld beerben.
Ederson (TW, 40 Mio.)
Ederson ist ein Torwart nach Guardiolas Geschmack: Stark am Ball, gut im Abwurf und auch weit vor dem Tor problemlos anspielbar. Zwar war der junge Portugiese bei seinem Grundhandwerk nicht immer fehlerfrei, doch Guardiola setzt auf ihn: Ederson verpasste bislang nur ein Ligaspiel und hat die Nase im Vergleich zur internen Konkurrenz (zurecht) deutlich vorn.
Danilo (RV/LV, 30 Mio.)
Den bei Real Madrid gescheiterten Brasilianer stempelten zahlreiche Fußballfreunde im Sommer als deutlich zu teuer ab. Sie dürften sich bestätigt fühlen, denn eine echte Alternative stellt der gelernte Rechtsverteidiger bislang auf keiner der zahlreichen Positionen dar, auf denen Guardiola ihn im Verlauf der Saison ersatzweise eingesetzt hat. Zwar kommt Danilo so bislang auf insgesamt 34 Pflichtspiele, doch sein Konkurrent auf rechts (Walker) sowie seine Konkurrenz auf der ungewohnten Innenpositionen (Stones, Laporte, Otamendi und Kompany) sind ihm deutlich voraus. Auf der linken Abwehrseite wurde ihm meist Fabian Delph vorgezogen – ein Spieler dem das Außenverteidigerdasein bis dato weitgehend fremd war.
Douglas Luiz (ZM, 12 Mio.)
Der 19-jährige Brasilianer wurde gleich zum „Farmteam“ nach Girona weiterverliehen und fristet dort ein Dasein als Einwechselspieler.
Luka Ilic (ZM, 3 Mio.)
Der 18-jährige Kroate wurde gleich weiterverliehen und hat seither große Mühe, bei Leihklub Roter Stern einen Kaderplatz zu erobern.
Olarenwaju Kayode (ST, 4 Mio.)
Der 24-jährige Nigerianer wurde gleich weiterverliehen – und das gleich zwei mal: Zunächst landete der Zugang von Austria Wien ebenfalls in Girona, wurde jedoch schon im Winter nach vermehrten Nichtberücksichtigungen zurück nach Manchester beordert, um gleich wieder gen Donezk abzureisen. Dort konnte er keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Transferfenster IV: Winter 2017/18
Aymeric Laporte (IV, 65 Mio.)
Dass der Franzose eine große Zukunft vor sich hat, bestreitet fast niemand. Dennoch hat er mit nur 9 Pflichtspieleinsätzen in seinem ersten Halbjahr noch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dass das beim taktisch wie personell experimentierfreudigen Pep Guardiola noch lange nichts heißen muss, sollte jedoch klar sein. Dass der Spanier mit Laporte, der im Saisonendspurt vermehrt den Vorzug vor John Stones erhalten hat, noch plant, ist ebenfalls unstrittig.
Jack Harrison (RA, 4 Mio.)
Der junge Engländer kam vom eng mit City verbandelten New York City FC – und wurde umgehend an Middlesbrough weitergereicht. Dort saß er fast ausnahmslos auf der Bank.
Fazit
Man kann Guardiola nicht vorwerfen, teure Einkäufe zu selten aufzustellen (Herr Ibrahimovic, hören Sie jetzt besser weg!). Freilich sind längst nicht all seine Neuzugänge voll eingeschlagen, doch bei einigen (Gündogan, Gabriel & Mendy) verhinderten Verletzungen dies eher, als etwa schwache Leistungen. Dennoch ist nach jetzigem Stand nur das bisher Geleistete zu bewerten. Insofern haben sich bislang nur Ederson, Sané und Walker felsenfest in Guardiolas Team etabliert. Davon abgesehen hat City bei günstigeren Transfers bislang kein gutes Gespür gezeigt.
David Theis
War schon ein Fußball-Nerd bevor es Laptops gab. Schläft mit einer Ausgabe von "Der Schlüssel zum Spiel" unterm Kopfkissen. Seit 2017 bei 90PLUS.