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Mit Doan, Gravenberch und Malen | Die Player to Watch der Eredivisie

2. August 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | An diesem Wochenende startet die niederländische Eredivisie in die Saison 2019/20. Meister Ajax wird von der restlichen Liga gejagt und soll vor Probleme gestellt werden. In den Niederlanden tummeln sich fast schon traditionell zahlreiche spannende Talente, die in Zukunft den Sprung in eine größere Liga vornehmen könnten. Wir stellen einige davon vor!

Ritsu Doan (21, FC Groningen)

Zu Beginn der vergangenen Saison wechselte der japanische Offensivspieler Ritsu Doan aus seiner Heimat zum FC Groningen in die Eredivisie. Doan zeigte in seiner ersten Saison mit 8 Torbeteiligungen in 30 Ligaspielen gleich sehr ansprechende Ansätze, muss aber noch an seiner Effizienz arbeiten. Doan bringt fast alles mit um in dieser Saison weitere Fortschritte zu machen. Seine Technik ist herausragend, seine enge Ballführung beeindruckend und seine schnellen Bewegungen sorgen dafür, dass er als Publikumsliebling für Begeisterung sorgt.

Der Schritt in die Eredivisie, eine offensive Liga, war für Doan genau richtig. Hier kann er sich Selbstvertrauen holen, in Ruhe weiterentwickeln, ohne dem ganz großen Druck ausgesetzt zu sein. Der Linksfuß spielt am liebsten auf der rechten Seite, wo er sich frei bewegen, die Außenbahn halten oder aber auch in die Mitte ziehen kann. Auch im Zentrum verfügt er über Qualitäten, erkennt Räume und setzt seine Mitspieler exzellent in Szene. Doan ist ein dribbelstarker spielmachender Typ auf der Außenbahn, dem möglicherweise eine große Zukunft bevorsteht. Wichtig ist zunächst aber der nächste Schritt in der Eredivisie.

Donyell Malen (20, PSV Eindhoven)

Eigentlich sollte Sam Lammers, der Mittelstürmer der PSV, diesen Platz bei den Toptalenten der Eredivisie einnehmen. Doch aufgrund einer Verletzung und einer Operation wird Lammers dem Klub langfristig nicht zur Verfügung stehen. Aber: Auch der junge Donyell Malen hat das Zeug dazu in dieser Saison eine gute Rolle zu spielen, gerade weil er nun ein Kandidat ist um die Position im Sturmzentrum , die sonst Lammers bekleidet, auszufüllen, auch wenn er eigentlich eher über den Flügel kommt. Malen spielte in der Jugend unter anderem für Ajax und den FC Arsenal, wechselte 2017 zurück in die Niederlande und schloss sich der PSV an.

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

In der vergangenen Saison kam er zumeist als Joker zum Einsatz, erzielte aber schon hier 10 Treffer. Malen ist für sein Alter sehr zielstrebig, spielt in der Offensive geradlinig mit einem enormen Zug zum Tor. Der 1,79m große Malen befindet sich noch am Anfang seiner Karriere und das merkt man ihm auch an. Er hat zeitweise noch Probleme mit der Entscheidungsfindung, wirkt in manchen Szenen zu hektisch und noch nicht abgezockt genug, macht aber gleichzeitig aus wenig viel und zeigt seinen Torriecher und seine Übersicht. In der kommenden Spielzeit wird er den nächsten Schritt machen müssen und wenn das gelingt, dann könnte er schon bald bei den größeren Klubs in Europa auf der Liste stehen.

Ryan Gravenberch (17, Ajax Amsterdam)

Die Jugendakademie von Ajax Amsterdam wird nicht zu unrecht seit Jahren in den höchsten Tönen gelobt. Immer wieder schafft es Ajax nicht nur junge Spieler herauszubringen die den höchsten Ansprüchen genügen, es gelingt auch immer wieder ihnen früh eine Perspektive in der ersten Mannschaft zu bieten. Ein solcher Spieler mit Perspektive ist Ryan Gravenberch, der im zentralen Mittelfeld spielt. Auch wenn Gravenberch erst 17 Jahre alt ist könnte er in der kommenden Saison einen sehr großen Sprung machen, denn er gilt zusammen mit Ekkelenkamp als das größte Mittelfeldtalent, das Ajax in den eigenen Reihen hat.

In der abgelaufenen Saison kam Gravenberch zu seinem Debüt bei den Profis, spielte ansonsten vor allem in der UEFA Youth League groß auf. Beeindruckend ist seine schon in jungen Jahren vorhandene Ballkontrolle, er wirkt sehr elegant, wenn er über den Platz läuft und den Ball führt. Zudem ist er mit seinen 1,90m durchaus eine Erscheinung auf dem Platz und teilweise wirkt der schlaksige Mittelfeldspieler überraschend elegant, wenn er sich im Zentrum schnell um die eigene Achse dreht, das Tempo danach urplötzlich erhöht. Nach dem Abgang von Frenkie de Jong wird es für Ajax einfacher die „neue Generation“ heranzuführen. Gravenberch ist definitiv ein Kandidat für die Kategorie „Shootingstar“.

Tyrell Malacia (19, Feyenoord)

Nicht vielen dürfte der Linksverteidiger bereits ein Begriff sein, obwohl Tyrell Malacia bereits in der vergangenen Saison gute Leistungen für Feyenoord zeigte. 17 Pflichtspiele absolvierte er 2018/19 in der höchsten niederländischen Spielklasse, in der kommenden Saison will er den Sprung zum Stammspieler schaffen, was angesichts der Konkurrenz ein ambitioniertes, aber nicht unerreichbares Ziel darstellt.

 (Photo by JOHN THYS/AFP/Getty Images)

Malacia stammt aus der eigenen Jugend von Feyenoord und ist ein Dauerläufer auf der linken Seite. Der 19-jährige verfügt über einen starken Antritt, ist hartnäckig in der Zweikampfführung und gibt keinen Ball verloren. Zudem schaltet er nach Ballgewinn schnell in die Offensive um, versucht sich immer wieder in das Kombinationsspiel einzubringen und sucht gerne selbst den Abschluss. Er bringt viel mit um ein guter Linksverteidiger zu werden, muss aber natürlich noch an einigen Dingen wie der Balance in seinem Spiel arbeiten. Auch das defensive Stellungsspiel ist teilweise ausbaufähig. Die Anlagen sind aber definitiv vorhanden.

Myron Boadu (18, AZ Alkmaar)

Der junge Stürmer spielt seit Jahren für den AZ Alkmaar, durchlief dort nach seinem Wechsel im Jahr 2013 sämtliche Jugendabteilungen. In die vergangene Saison startete er als 17-jähriger durchaus beeindruckend, erzielte gleich zu Beginn den ein oder anderen Treffer, ehe ihn eine langwierige Knöchelverletzung außer Gefecht setzte. Boadu gab erst zum Saisonende sein Comeback und konnte dort noch einige Einsatzminuten sammeln. Nun will er neu angreifen, spielte im Hinspiel der Qualifikationsrunde zur Europa League über die vollen 90 Minuten und wirkt wieder sehr fit und spritzig.

Dass Myron Boadu über ein enormes Potenzial verfügt weiß man auch in Alkmaar. Entsprechend wurde der Vertrag mit dem Youngster erst kürzlich langfristig verlängert. Der 1,80m große Stürmer ist technisch stark und bring auch sonst viele Qualitäten mit. Vor allem seine Ballverarbeitung und sein Antritt sind stark, Boadu lässt sich gerne ein wenig ins Mittelfeld zurückfallen, treibt den Ball anschließend mit seiner Dynamik nach vorne und ist stark im Dribbling. Er kann sich auf engstem Raum behaupten, sucht gerne und schnell den Abschluss, ist manchmal aber noch zu verspielt und ihm fehlt die Ruhe vor dem Tor, auch wenn er seine Mitspieler einsetzen kann. Diese Reife muss Myron Boadu noch erlangen, das Potenzial um in dieser Saison eine gute Rolle in der Eredivisie zu spielen bringt er aber mit.

Armando Obispo (20, Vitesse)

Der junge Innenverteidiger Armando Obispo spielt bereits seit einigen Jahren für die PSV Eindhoven, durchlief dort sämtliche Jugendabteilungen und erhielt zuletzt einen Profivertrag. Allerdings hatte Obispo noch keine Gelegenheit sein Talent in der Eredivisie unter Beweis zu stellen, in der vergangenen Saison spielt er für die Reserve oder aber in der UEFA Youth League. Dort konnte er aber zeigen, dass er über viel Potenzial verfügt. Obispo wurde in diesem Sommer zu Vitesse Arnheim verliehen um Spielpraxis zu erhalten. Dort stehen die Chancen auf regelmäßige Einssätze deutlich besser als bei der PSV, die ihm mit dem Leihgeschäft aber auch signalisierte, dass man langfristig auf den Spieler baut.

Obispo, der in Eindhoven noch bis 2021 unter Vertrag steht, bringt fast alles mit, was ein moderner Innenverteidiger benötigt. Er ist kopfballstark, verfügt über eine große Spielintelligenz, ist technisch versiert und im Aufbau gut, kann sogar im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Was er jetzt vor allem benötigt ist Matchpraxis auf hohem Niveau und diese könnte er in Arnheim erhalten. Natürlich ist er noch kein kompletter Verteidiger, Obispo muss noch abgezockter werden, weiter an seiner Physis, seinem Aufbau und seinem Stellungsspiel arbeiten, aber er könnte in Zukunft eine gute Rolle spielen, möglicherweise auch in der A-Nationalmannschaft, auch wenn der Weg dorthin noch sehr weit ist.

Perr Schuurs (19, Ajax Amsterdam)

Dass man bei Ajax Amsterdam viel Wert auf den Spielaufbau legt ist kein Geheimnis. Schon in jungen Jahren können die Innenverteidiger gut mit dem Ball umgehen, das zeigte sich vor allem bei Mathijs de Ligt, den es zu Juventus zog. Nach dem Abgang von de Ligt ist unklar, wie sich die Defensive von Ajax zusammensetzen wird. Mit Blind, Pierie, Magallan, Alvarez, Martinez und dem jungen Perr Schuurs stehen sechs Innenverteidiger im Aufgebot des niederländischen Meisters. Ob Schuurs, der im Januar 2018 von Fortuna Sittard zu Ajax wechselte, viel Spielpraxis in der ersten Mannschaft erhalten wird, wird sich erst im Laufe der Saison zeigen.

(Photo by Marco Bertorello / AFP) 

Aber selbst wenn Schuurs kaum oder nur in den Spielen in der UEFA Youth League zum Einsatz kommt sollte man diesen Spieler im Auge behalten. In der Vorbereitung zeigte Schuurs nämlich seine hervorragenden Anlagen. Er ist im Spielaufbau teilweise extrem vorausschauend, weiß genau, welche Räume sich ihm öffnen, wie er sich bewegen muss um den Ball genau dorthin zu spielen, wo er hin muss. Mit Ball ist Schuurs bereits enorm weit und er gehört sicher schon zu den aufbaustärksten Spielern bei Ajax Amsterdam. Gegen den Ball muss er natürlich noch dazulernen, aber die Mischung aus einer Körpergröße von 1,91m und den erwähnten Fähigkeiten am Ball machen ihn zu einem enorm spannenden Talent.

 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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