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Was wurde eigentlich aus? Teil 3: Ricardo Costa

5. August 2017 | Was wurde aus...? | BY Manuel Behlert

Mit dem VfL Wolfsburg wurde er unter Felix Magath 2009 deutscher Meister, vorher gehörte er dem FC Porto während der wohl erfolgreichsten Zeit in der Vereinsgeschichte an. Nach dem Abgang aus Wolfsburg verlief die Karriere des Ricardo Costa eher turbulent. Was macht der Innenverteidiger, der mittlerweile 36 Jahre alt ist, heute?

Geboren wurde Ricardo Costa in Vila Nova de Gaia. In der Jugend spielte er für Boavista Porto, ehe er sich mit 18 Jahren dem Lokalrivalen FC Porto anschloss. Die sportliche Perspektive stimmte, zudem absolvierte Costa, wie sollte es anders sein, 2002 sein Profidebüt eben gegen Boavista. Mittlerweile steht er in seiner Karriere bei fast 400 Pflichtspielen.

Viele Titel, weniger Einsätze

Costa, der sämtliche Jugendabteilungen der portugiesischen Nationalmannschaft durchlief, kam beim FC Porto nicht regelmäßig zum Einsatz. Zwar feierte er mit dem Verein vier Meistertitel in Portugal, gewann dreimal den Supercup, zweimal den portugiesischen Pokal, einmal den UEFA-Pokal, einmal den Weltpokal und einmal die Champions League, aber ein elementarer Bestandteil dieser Mannschaft war er nie. 2004/05 hatte Ricardo Costa seine beste Saison in Porto, absolvierte 32 Pflichtspiele und erzielte zwei Tore. Danach drängte sich ein gewisser Pepe immer mehr in die Stammformation, später auch ein Bruno Alves, gesetzt war der erfahrenere Pedro Emanuel.

(Photo by MIGUEL RIOPA/AFP/Getty Images)

Ricardo Costa hatte es nicht leicht, war lediglich ein Ergänzungsspieler, aber ein sehr brauchbarer. Er lieferte konsequent grundsolide Leistungen ab, konnte immer und jederzeit eingesetzt werden. 2005/06 stand Costa nur noch in 20 Pflichtspielen auf dem Platz, 2006/07 waren es nur noch 10. Die 700 Einsatzminuten waren ihm definitiv zu wenig, eine Zukunft in der portugiesischen Nationalmannschaft stand auf dem Spiel. So kam im Sommer 2007 der Wechsel zum VfL Wolfsburg und Trainer Felix Magath zustande. Beide Parteien versprachen sich viel von diesem Transfer.

Rückschlag, Stammspieler, Enttäuschung

Seine Zeit in Wolfsburg begann denkbar schlecht. Im Pokalspiel gegen Würzburg zog sich Costa eine Kreuzbandverletzung zu, debütierte in der Bundesliga erst am 13. Spieltag im November, musste sich danach erst einmal wieder an seine Topform herankämpfen. Aber: Der Portugiese fehlte danach nur noch in zwei Bundesligaspielen, avancierte schnell zum Stammspieler, erreichte mit dem VfL Wolfsburg Platz 5 und das Halbfinale im DFB-Pokal. 2008/09 sollte dann seine Saison werden. Ricardo Costa ging voller Selbstvertrauen und topfit in die Saison, spielte auch zu Beginn regelmäßig, alles schien gut.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Doch die Konkurrenz beim VfL Wolfsburg wuchs. Mit Alexander Madlung, Andrea Barzagli, Cristian Zaccardo und Jan Simunek standen noch vier weitere Spieler im Kader, die auf der Innenverteidigerposition eingesetzt werden konnten. Am 17. Spieltag absolvierte Costa sein letztes Bundesligaspiel in der Saison 08/09, sammelte insgesamt nur knapp über 1400 Einsatzminuten und stand erneut vor einer schwierigen Situation. Zu Saisonbeginn der Spielzeit 2009/10, in die die „Wölfe“ als Titelverteidiger gingen, saß Costa erneut auf der Bank – wenn überhaupt. Vom 7.-16. Spieltag spielte der Portugiese plötzlich wieder, eher er Ende Januar 2010 zum OSC Lille wechselte. In der Rückrunde sammelte Costa noch gut 700 Minuten in der Ligue 1, ehe im Sommer schon wieder der nächste Wechsel auf dem Programm stand.

Auf und Ab in Valencia

Dieser dritte Vereinswechsel in seiner Profilaufbahn führte ihn in die spanische Primera Division zum FC Valencia. Die Saison 2010/11 lief für Ricardo Costa überragend. In 38 Pflichtspielen kam Costa zum Einsatz, er spielte in der Königsklasse mitunter hervorragend, schied mit Valencia im Achtelfinale gegen den FC Schalke 04 aus. Costa schien sein Glück gefunden zu haben und sich als Stammspieler etablieren zu können. Doch es kam, wie es in seiner Karriere bisher immer war: Die Saison 2011/12 verlief wieder weniger gut. Blessuren, Formschwäche und die Konkurrenz, die sich behaupten konnte – insgesamt standen 18 Spiele auf dem Konto des Portugiesen, überwiegend in der 2. Saisonhälfte.

(Photo by JOSE JORDAN/AFP/Getty Images)

Überraschenderweise war das noch nicht die letzte Wendung in seiner Karriere. In der darauffolgenden Saison spielte Ricardo Costa 36-mal, war voll im Saft und körperlich und fußballerisch in guter Form. Er war der erfahrene, abgeklärte Abwehrchef der Spanier und musste lediglich zwischendurch kurz pausieren. Ihm gelangen in dieser Saison 4 Pflichtspieltore, alle in der heimischen Liga. Er konnte endlich seine Klasse über einen längeren Zeitraum zeigen, bestach durch Zweikampfstärke und bildete mit Rami oder Victor Ruiz ein gutes Defensivgebilde. 2013/14 ging es für ihn genauso weiter. Costa führte Valencia als Kapitän auf das Feld und war unangefochtener Stammspieler, bis ihn eine Schienbeinverletzung in der Rückrunde außer Gefecht setzte.

Reise, Reise

Im Sommer 2014 ging es für Costa dann zum Al-Sailiya Sport Club nach Katar. Dort konnte gutes Geld verdient werden, die sportliche Herausforderung war aber eher gering. So ging es nach nur einem halben Jahr wieder zurück nach Europa – und zwar nach Griechenland. Bei PAOK Saloniki absolvierte er 15 Pflichtspiele, übernahm gleich wichtige Aufgaben und gehörte schnell zum Mannschaftsrat, übernahm einmal sogar die Kapitänsbinde im Spiel gegen Giannina. 2015/16 begann der mittlerweile 34-jährige noch in Griechenland, trat in der Europa League gegen Borussia Dortmund an und spielte über 20-mal für PAOK. Im Winter folgte allerdings schon wieder ein Wechsel, diesmal zog es den Portugiesen zurück in La Liga, wo er sein Debüt gegen Real Madrid feierte.

Bei seinem neuen Klub, dem FC Granada, wurde er aber ebenfalls nicht sesshaft. Nach 14 Spielen in Spaniens höchster Spielklasse und einem Treffer wechselte er nach Saisonablauf in die Schweiz zum FC Luzern. Die Schweizer Liga fehlte natürlich noch auf seiner Reise. Auch hier zeigte Costa sofort seine Klasse, wenngleich der Fußball in der Schweiz etwas schwächer und etwas langsamer ist als zuvor in La Liga. Trotzdem, 39 Pflichtspiele in diesem Alter ohne nennenswerten Qualitätsverlust waren eine ordentliche Bilanz in der Saison 2016/17. Es war vorstellbar, dass er nun bis zum Ende seiner Karriere in Luzern bleiben könnte.

Und heute?

Natürlich blieb Ricardo Costa nicht in der Schweiz. Er wechselte in diesem Sommer ablösefrei nach Portugal und schloss sich CD Tondela an. Mit nunmehr 36 Jahren führte er sein Team, wie sollte es auch anders sein, im ersten Pokalspiel gegen Vitoria Setubal als Kapitän auf das Feld und spielte 90 Minuten durch. Das Spiel ging allerdings mit 0:1 verloren. Hier soll er als erfahrener Verteidiger dafür sorgen, dass die zahlreichen jungen Spieler einen Ansprechpartner haben. Überdies können die Talente von ihm lernen und er ist in der Lage die Mannschaft zu führen.

Für CD Tondela geht es primär um den Klassenerhalt. Ein Spieler wie Costa passt da ideal in das Konzept von Trainer Pepa, der nur gut ein halbes Jahr älter ist als Costa. Ob Tondela nun die letzte Station in der langen und ereignisreichen Karriere des Ricardo Costa sein wird, bleibt abzuwarten. Noch ist auch offen, ob der Spieler nach dieser Saison seine Laufbahn beendet oder ob er noch ein Jahr weiterspielt. Es gibt noch einige Ligen in Europa, die er noch nicht besucht hat..

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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