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Was wurde eigentlich aus? Teil 4: Michael Bradley

16. September 2017 | Was wurde aus...? | BY Manuel Behlert

Geboren wurde er am 31. Juli 1987, für Borussia Mönchengladbach absolvierte er 76 Spiele in der Bundesliga. Der Mittelfeldspieler war von 2008 bis 2011 Bestandteil des Kaders der „Fohlen“, bestritt bis heute über 130 Länderspiele für die USA. Die Rede ist von Michael Bradley. Doch was macht der mittlerweile 30-jährige Mittelfeldspieler heute?

Geboren wurde Bradley in Princeton, New Jersey. Schon früh kam er mit dem Fußball in Verbindung, denn sein Vater war zu diesem Zeitpunkt Trainer der Fußballauswahl der Princeton University, trainierte außerdem in seiner Karriere Chicago Fire und die Nationalmannschaft der USA. Der Weg für Michael Bradley war also schon früh geebnet.

(Photo by Mike Lawrie/Getty Images)

Von der USA in die Eredivisie

Mithilfe des MLS Draft Systems wurde Bradley 2004 zu den New York Metro Stars, deren Trainer sein Vater war, transferiert. In seiner Debütsaison hatte Michael Bradley einige Schwierigkeiten mit Verletzungen, konnte sich nicht vollends durchsetzen. In der 2. Saison gelang ihm dann aber der Durchbruch. Er spielte frei von Blessuren, kam auf 30 Einsätze, erzielte einen Treffer und wurde von Teams aus Europa beobachtet. Heerenveen aus der Eredivisie konnte sich im Januar 2006 die Dienste von Bradley sichern. Damit war Bradley der bis dato jüngste Spieler aus der MLS, der einen Profivertrag in einer europäischen Liga bekam.

Das erste halbe Jahr in der Eredivisie verlief schleppend, er befand sich in einem Akklimatisierungsprozess und kam nur auf ein einziges Spiel, dieses aber immerhin über die volle Distanz gegen Alkmaar. Die Saison 2006/07 war dann deutlich besser, der US-Amerikaner absolvierte 27 Pflichtspiele, wurde allerdings häufig nur als Joker benötigt. Dennoch sah man, dass er über gute Ansätze verfügt, zudem sammelte er erste Erfahrungen im Europapokal, spielte unter anderem gegen Odense, Parma und Lens. Zur Saison 2007/08 übernahm Bradley dann den Stammplatz von Paul Bosvelt und startete richtig durch.

25 Scorerpunkte und Mönchengladbach

Bradley begann die Saison nach einigen guten Auftritten in der Eredivisie gleich mit einem Doppelpack in der ersten Runde des UEFA-Cups gegen Helsingborg. Heerenveen schied aber nach einer 1:5-Niederlage im Rückspiel aus, musste sich damit anfreunden, dass man nur in den nationalen Wettbewerben für Furore sorgen kann. Michael Bradley kam das zugute, denn der Mittelfeldspieler entwickelte im Saisonverlauf ein immenses Selbstvertrauen, sammelte Scorerpunkte ohne Ende und kam am Ende auf 39 Pflichtspiele, in denen er 18 Treffer erzielte und 7 weitere vorbereiten konnte.

(Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Im Sommer 2008 wurde Borussia Mönchengladbach auf den Mittelfeldspieler aufmerksam, verpflichtete ihn allerdings erst am Ende des Transferfensters für 2,5 Millionen Euro. Am 5. Spieltag gab Bradley gegen die Hertha sein Debüt für die Borussia, spielte in der ersten Saison quasi alle Positionen im Mittelfeld. Sein erstes Tor erzielte er im November beim 2:2 gegen den FC Bayern, vier weitere folgten in dieser Spielzeit. Am Ende gelang der Klassenerhalt nach einem Remis gegen Dortmund am letzten Spieltag.

Ein offensivfreudiger Alleskönner

Die Fans der Borussia werden Bradley vor allem aufgrund seiner Einsatzfreude und seinem Willen in positiver Erinnerung haben. Den ganz großen Sprung machte er in Gladbach zwar nicht, aber er war doch immer ein wichtiger Teil der Mannschaft. In der Saison 2008/09 spielte die Borussia eine etwas bessere Saison, konnte sich dabei zumindest von dem gröbsten Abstiegskampf fernhalten. Bradley steuerte 2 Tore und eine Vorlage bei, absolvierte über 2600 Pflichtspielminuten. Er übernahm wieder viele Aufgaben im Mittelfeld, arbeitete gegen den Ball, schaltete sich in die Offensive ein und war immer präsent.

(Photo by Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images)

Die Trainer der Borussia setzten immer gerne auf Bradley, weil sie wussten, was sie bekamen. Einen großen Leistungsabfall konnte man eigentlich nie beobachten, gleichermaßen waren die absoluten Topspiele von Bradley ebenfalls eher selten. Die Konstanz, die er in jungen Jahren ausstrahlte, gepaart mit der Mentalität, dass er nie aufgibt und immer an die Mannschaft glaubt, waren entscheidend.

Abenteuer England, Wechsel nach Italien

In der Hinrunde der Saison 2010/11 gelangen ihm 6 Scorerpunkte für die Borussia, im Winter allerdings gab es den etwas überraschenden Abgang. Bei der Borussia lief es gar nicht gut, man war Tabellenschlusslicht und Bradley verließ Gladbach um auf Leihbasis für Aston Villa zu spielen. Die Engländer hatten eine Kaufoption, setzten den Mittelfeldspieler aber nur viermal ein und zogen diese nicht. Nach nur 100 Pflichtspielminuten in der Profimannschaft von Aston Villa endete das Abenteuer England wieder, kehrte nach Gladbach zurück, die sich unter Lucien Favre in der Relegation gegen den VfL Bochum retten konnten.

Favre plante nicht mehr wirklich mit Bradley, hatte in der Schlussphase der Saison seinen Kader gefunden. Für eine Ablösesumme von etwas über einer Million Euro ging es dann in die Serie A, zu Chievo Verona. Hier wollte Bradley den nächsten Schritt machen und sich für höhere Aufgaben empfehlen. Nach einem „verlorenen“ halben Jahr in England waren die Ziele groß. Er avancierte sofort zum Stammspieler, absolvierte 35 Partien in der Serie A und erzielte einen Treffer beim Sieg gegen Catania Calcio. Bradley war der Dauerbrenner bei Chievo und zog das Interesse von größeren Klubs auf sich.

Von der Roma zurück in die Heimat

Der AS Rom bezahlte im Sommer 2012 knapp 4 Millionen Euro für den zum Zeitpunkt des Wechsels 24-jährigen. Er sollte eine wichtige Kaderergänzung werden und startet, nachdem er an den ersten 6 Spieltagen fünfmal nicht spielte, auch in Rom durch. 30 Spiele in der Serie A, 2682 Pflichtspielminuten, 1 Tor, 2 Vorlagen. Die Saison verlief gut, auch wenn am Ende nicht das gewünschte Resultat in der Liga heraussprang. Der internationale Wettbewerb wurde verpasst, in der Saison 2013/14 musste dann ein neuer Versuch unternommen werden.

(Photo by GIUSEPPE CACACE/AFP/Getty Images)

Die Roma startete sensationell, gewann die ersten 10 Saisonspiele. Michael Bradley spielte in den ersten beiden Begegnungen, ehe ihn eine Verletzung ausbremste. Nach seiner Rückkehr rotierte er zwischen der Bank und der Startelf, 100 %ig zufrieden war er nicht mit seiner Situation. Im Winter flatterte dann ein erneutes Angebot für den Spieler herein – und zwar aus der MLS. Toronto FC wollte Bradley unbedingt verpflichten und einigte sich mit der Roma auf eine Ablösesumme in Höhe von 7,4 Millionen Euro. Für den damals 26-jährigen war die Zeit in Europa vorbei.

Und heute?

Bis heute spielt Bradley erfolgreich bei Toronto FC. Hier scheint er nun glücklich zu sein, spielt konstant auf einem hohen Niveau und ist Anführer der Mannschaft, seit der Saison 2014/15 sogar Kapitän. Der 136-fache Nationalspieler (17 Tore) hat seinen Spielstil nicht wirklich verändert. Er ist immer noch laufstark, schaltet sich immer noch gerne in die Offensive ein und ist weiterhin an Treffern beteiligt. Zudem ist er weiterhin kein Kind von Traurigkeit, kann dazwischenhauen und sammelt einige gelbe Karten. Dabei spielt er aber nie überhart.

Ob Bradley in der Zukunft noch einmal einen Vereinswechsel vornehmen wird, ist offen. Mit 30 Jahren befindet er sich zurzeit noch nicht am Ende seiner Karriere, sondern quasi noch mittendrin. Eine Rückkehr nach Europa ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Er ist glücklich in den USA und hat vor allem keine großen Reisestrapazen, wenn die Länderspiele anstehen. Das ist ein Faktor, der im höheren Alter ebenfalls berücksichtigt werden sollte. Wie lange er noch spielt, wird von seinem Körper abhängig sein. Zurzeit ist Bradley jedenfalls voll im Saft, besitzt noch einen Vertrag bis 2019 und will die Weltmeisterschaft 2018 mit seinem Land spielen – und das möglichst erfolgreich.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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