Bundesliga | Kalajdzic setzt dem VfB-Wahnsinn die Krone auf – erster Sieg seit neun Spielen

5. März 2022 | News | BY Victor Catalina

News | Nachdem bereits am 25. Bundesliga-Spieltag mit dem FC Bayern und Bayer Leverkusen zwei der formstärksten Teams der Rückrunde aufeinandertrafen, war das Topspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach die Begegnung zwei der formschwächsten Teams seit Jahresbeginn. Am Ende gewann Stuttgart verdient 3:2.

Endos abgefälschter Abschluss gibt Stuttgart wieder Hoffnung

Die Gastgeber, so hat man das Gefühl, haben das Gewinnen verlernt. Seit dem 2:0 in Wolfsburg Mitte Dezember wartet der VfB auf einen Erfolg in der Bundesliga. Zuletzt unterlagen sie abermals spät 1:2 in Hoffenheim.

Für Borussia Mönchengladbach läuft es nicht zwingend besser. Lediglich in München (2:1) und gegen den FC Augsburg (3:2) konnte man in der Rückrunde dreifach punkten. Zuletzt holte die Mannschaft von Adi Hütter – wenngleich unter diskutablen Umständen – ein 0:2 gegen den VfL Wolfsburg auf. Das Hinspiel am Niederrhein endete, wie die meisten Begegnungen dieser beiden Mannschaften, 1:1. Es trafen die beiden Toptorjäger beider Teams: Jonas Hofmann und Dinos Mavropanos.

Gladbach effizient, Endo im Glück – offenes Topspiel vor der Pause

Die Partie begann mit angriffslustigen Stuttgartern, die schnellstmöglich zeigen wollten, dass sie nicht auf einen Abstiegsplatz gehören. Bereits in der 2. Minute durfte Omar Marmoush unbedrängt in den Strafraum ziehen, blieb dort allerdings an Matthias Ginter hängen. Für einen Elfmeter reichte das Christian Dingert nicht. Sieben Minuten später hielt Chris Führich aus der Distanz drauf, Sommer parierte gekonnt.

Die beste Chance der Anfangsphase gehörte jedoch Tiago Tomás. 10. Minute, die Sporting-Leihgabe bekam rechts im Strafraum den Ball und zog bretthart aufs lange Eck. Sommer musste zum zweiten Mal ran und hielt diesmal glänzend.

Was war eigentlich mit Gladbach? Die Borussia verließ sich auf Momente. Einen solchen hatten sie in Minute 14. Alassane Pléa dribbelte von links nach innen, nahm in der Mitte Florian Neuhaus mit. Der Nationalspieler chippte punktgenau hinter die Stuttgarter Viererkette zurück zum durchlaufenden Pléa, der direkt abfasste. Florian Müller war zwar noch am Ball, konnte das 0:1 aber nicht mehr verhindern. Eine Szene, die perfekt zu den letzten VfB-Wochen passte.

Stuttgart hielt allerdings auch nach dem Rückstand an seiner Linie fest. Zehn Minuten nach dem Rückstand leitete Sasa Kalajdzic an der Strafraumkante zu Borna Sosa weiter. Der Linksverteidiger des VfB flankte zurück zu Kalajdzic, dessen Kopfball nur knapp vorbeiging. Das 1:1 wäre möglich gewesen.

Stattdessen fiel das 0:2, weil Gladbach sich in den entscheidenden Aktionen zielstrebiger und vor allem präziser zeigte. 35. Minute, Jonas Hofmann steckte punktgenau nach links zu Pléa durch, der wiederum ebenso wohltemperiert flach an den zweiten Pfosten flankte. Dort kam Marcus Thuram eingelaufen und erhöhte aus kurzer Distanz. So geht Dreiecksspiel in Perfektion. Auch diesmal war Müller wieder am Ball. Auch diesmal konnte er den Treffer nicht verhindern.

Es war allerdings noch Leben in diesem VfB. Drei Minuten nach dem Gegentreffer klärte Ramy Bensebaini hanebüchen zu Wataru Endo. Nico Elvedi fälschte seinen Abschluss noch unhaltbar für Sommer ab. Nur noch 1:2! Stuttgart war zurück, das Stadion war zurück und die Spannung für die zweite Hälfte kehrte auch zurück.

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Stuttgart dreht spät auf – und Kalajdzic das Spiel

Personell unverändert ging es in die zweite Hälfte – und spielerisch unverändert auch. Heißt im Klartext: Der VfB Stuttgart war die Mannschaft, die die spielerischen Akzente setzte. 48. Minute, Sosa zeigte, dass er punktgenau servieren kann, als er mit einer Flanke aus dem linken Halbfeld nicht etwa Kalajdzic fand, sondern Endo, dessen Kopfball einen guten Meter über den linken Winkel ging.

Drei Minuten später war die Borussia fällig. Endo schickte Tiago Tomás über die rechte Bahn. Ginter konnte seine Hereingabe zwar noch klären. Aber nur bis zu Kalajdzic, dessen von Bensebaini abgefälschte Flanke genau am zweiten Pfosten bei Chris Führich landete. Sommer war noch an seinem Kopfball dran, konnte den verdienten Ausgleich aber nicht mehr verhindern. 2:2! Noch vor Wochenfrist holte Gladbach ein 0:2 gegen Wolfsburg auf, nun gaben sie eines her.

Bundesliga Stuttgart Gladbach

Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Und Stuttgart sich damit noch nicht zufrieden. 57. Minute, Joe Scally blockte einen Schuss von Marmoush wohl leicht mit der Hand. Stuttgart hatte eine klare Meinung, Dingert eine andere. Eckball. Der landete in der Mitte bei Dinos Mavropanos. Stuttgarts Toptorjäger köpfte dann doch relativ deutlich links vorbei.

Das 3:2 lag inzwischen in der Luft, allein fallen wollte es nicht. 66. Minute, erneut inszenierte Sosa. Diesmal mit einer Halbfeldflanke für Kalajdzic. Stuttgarts Nummer 9 legte per Kopf auf Tiago Tomás ab, der den Ball allerdings genau auf Yann Sommer zog.

Von Gladbach kam offensiv kaum noch etwas. Ihren letzten nennenswerten Abschluss hatten die Gäste in Minute 71. Bensebaini tankte sich über links durch und nahm in der Mitte Neuhaus mit. Der Vorlagengeber zum 0:1 forderte Namensvetter Müller heraus. Stuttgarts Keeper parierte aufmerksam.

Kalajdzics Schlenzer lässt Stuttgarts Sieglosserie platzen

Ansonsten ging es nur in Richtung Yann Sommer. 75. Minute, Florian Neuhaus‘ Kopfballrückgabe für seinen Torhüter geriet viel zu kurz. Marmoush erlief den freien Ball, Ginter klärte im allerletzten Moment. Auch ein Foul oder Handspiel lag hier nicht vor.

In Minute 83 war Gladbachs Defensivtaktik verdientermaßen dahin. Marmoush zog einen Freistoß vom linken Flügel direkt aufs Tor, Sommer konnte nur abprallen lassen. Auch seine Vorderleute bekamen die Szene nicht geklärt, sodass Sosa nachsetzen konnte. Seine intelligente Hereingabe landete im Rückraum bei Kalajdzic, der rechts ins Eck schlenzte. Spiel gedreht! Erstmals seit seit dem 34. Spieltag der Saison 2011/12, gegen den VfL Wolfsburg, drehte der VfB Stuttgart wieder einen Zwei-Tore-Rückstand. Damals hießen die Protagonisten Cacau, Francisco Rodríguez und Ibrahima Traoré, heute Wataru Endo, Chris Führich und Sasa Kalajdzic.

Gladbacher Gegenwehr? Fehlanzeige. Stattdessen gab es sogar das 4:2 – wenngleich nur kurz. Marmoush hatte nach einem Steilpass freie Fahrt Richtung Sommer und lochte gekonnt ein. Während er mit den Ersatzspielern jubelte, ging in seinem Rücken die Fahne hoch und das absolut zurecht. Es blieb bei der knappen Führung, die verdientermaßen zu einem knappen Sieg wurde. Damit ist auch die neun Spiele andauernde Sieglosserie der Stuttgarter beendet.

Über die gesamte Spielzeit sprangen die Fohlen gerade einmal so hoch, wie zwingend nötig. Mit viel Willen und Leidenschaft zeigten ihnen die Stuttgarter aber, dass das in der Bundesliga zu wenig ist. Auch gegen den Tabellensiebzehnten. Mit diesem Sieg rückt Stuttgart bis auf einen Zähler an die Hertha auf dem Relegationsplatz heran und zieht Gladbach an den äußersten Rand des Abstiegssogs. Ihr Vorsprung auf Platz 16 beträgt nur noch vier Zähler.

Für den VfB Stuttgart geht es kommende Woche an der alten Försterei weiter, bevor sie Borussia Dortmund empfangen und anschließend nach Mainz reisen. Für Gladbach steht nächsten Samstag – erneut im Topspiel – der nächste Abstiegsgipfel an, es geht gegen Hertha BSC, bevor sie Mainz empfangen und am Fürther Ronhof antreten müssen.

Der Endstand aus der Mercedes-Benz Arena: VfB Stuttgart 3, Borussia Mönchengladbach 2.

Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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