Mit dem 4:1-Erfolg beim SC Freiburg am Wochenende nach der Länderspielperiode begann die heiße Phase in der Saison für den FC Bayern München. In der Bundesliga und in der Champions League hat der Rekordmeister große Ziele. Da trifft es sich gut, dass es Fortschritte zu verzeichnen gibt.
FC Bayern: Schluss mit dem „Auf und Ab“
Die Saison des FC Bayern verlief über weite Strecken sehr positiv. Das Debakel im DFB-Pokal in Mönchengladbach sowie vereinzelte Aussetzer wie in Bochum (2:4) oder Augsburg (1:2) ausgeblendet, konnte Julian Nagelsmann (34) mit den Resultaten und meist auch mit den Leistungen seiner Mannschaft zufrieden sein. Sowohl vor als auch nach der Winterpause gab es aber Phasen, in denen einige Probleme kaschiert werden mussten. Das gelang mal mehr, mal weniger gut. Die Defensive, zu Beginn der Saison noch sehr kontrolliert und kompromisslos, entwickelte im Verlauf der Saison eine Anfälligkeit, die dem Übungsleiter gar nicht gefallen konnte.
Auch die letzten Wochen verdeutlichen das. In nur zwei der letzten elf Pflichtspiele blieb der FC Bayern ohne einen Gegentreffer. Punktverluste wie gegen Hoffenheim und Leverkusen oder auch das 1:1 in Salzburg im Achtelfinalhinspiel der Champions League resultierten daraus. Nun spielte diese defensive Instabilität, die aus einer Mischung aus genereller Ausrichtung mit hohem Risiko, leichtsinnigen Abspielfehlern und Fehlern im individuellen Verhalten in der defensivsten Reihe entstand, für die Gesamtsituation keine allzu signifikante Rolle. Offensiv lief es weitgehend gut, auch wenn es Spiele gab, in denen sich die Protagonisten gegenseitig die Räume wegnahmen.
Doch eines war allen bewusst, sowohl Spielern, als auch dem Trainerteam und den Verantwortlichen: Findet die Mannschaft nicht wieder zu einer guten Balance und produziert weiterhin viele Fehler, werden nicht nur Patzer in der Bundesliga die Folge sein, sondern es dürfte auch in der Champions League schwer werden, die eigenen Ziele zu erreichen. Aktuell ist eine Tendenz zu erkennen, deren Nachhaltigkeit in den nächsten Spielen, angefangen beim Auswärtsauftritt in der Königsklasse gegen den FC Villarreal, genauer auf die Probe gestellt werden wird.
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Ein positiver Trend ist erkennbar
Der genauere Blick auf die Ergebnisse und vor allem Leistungen der letzten Wochen gibt Aufschluss darüber, wo der Rekordmeister Fortschritte macht. Angefangen hat vieles mit dem 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt. Gegen einen Gegner, der immer in der Lage ist, eine gewisse Wucht nach vorne zu entwickeln und gegen den Branchenprimus aus München vor allem zuhause für eine Überraschung gut ist, spielte der Rekordmeister auffallend kontrolliert. Aus den Spielen gegen Leverkusen und Hoffenheim gab es zwar nur zwei Punkte, aber doch viele positive Ansätze. Lange Phasen, in denen das Spiel kontrolliert wurde und insbesondere in Sinsheim auch sehr viele eigene Torchancen.
(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)
Es folgte ein 4:0 gegen den FC Union direkt vor der Länderspielphase. In diesem Spiel ließ die Nagelsmann-Elf die Köpenicker zwar zu häufig im letzten Drittel gewähren, aber dennoch fiel die Analyse positiv aus, weil sich wieder einmal Elemente im Spiel entwickelten, Tanguy Nianzou (19) seine Chance nutzte und kompromisslos verteidigte und auch das schnelle Gegenpressing weitaus wirksamer war, als in den heiklen Phasen der Saison.
Veränderter Fokus gegen den SC Freiburg
Dass nun nach dem Spiel in Freiburg vornehmlich über die rund 15 Sekunden geredet wird, in denen der FC Bayern einen Spieler zu viel auf dem Feld hatte, liegt in der Natur der Sache. Eine solch kuriose Szene gibt es nicht an jedem Spieltag. Doch das Spiel lieferte ebenfalls einige interessante Aspekte. Der Gast aus München verteidigte zu Beginn mit vier Innenverteidigern, der Fokus lag eher darauf, Kompaktheit zu generieren, um Freiburg nicht in die Karten zu spielen und das Umschaltspiel der Breisgauer zu stärken.
Das zeigte Wirkung: Bis zur Halbzeit passierte zwar offensiv nicht viel, der Tabellenführer kontrollierte die Partie aber komplett, ließ Freiburg überhaupt nicht zur Entfaltung kommen und schlug in der zweiten Halbzeit dann eiskalt zu. Nun gut, den einen Moment der Unaufmerksamkeit beim 1:1 gab es. Zweifelsohne spielte Freiburg dieses Tor aber auch gut aus. Der FC Villarreal, Gegner am Mittwoch, wird ähnlich wie der SCF selbst versuchen wollen, das Zentrum zu schließen und kaum Räume zuzulassen. Eine Grundordnung mit einer Viererkette würde nach den Erkenntnissen der letzten Wochen und der Leistungssteigerung einiger Spieler vermutlich für eine bessere Absicherung der Konter sorgen. Da Kollektiv profitierte davon zuletzt ebenfalls. Die Zeit, in der Spektakel einkalkuliert werden kann, ist vorbei.
FC Bayern: Auch personell gibt es viele positive Nachrichten
Genau in der Phase, in der die Kompaktheit wieder zunimmt und die individuellen Fehler reduziert werden, gibt es auch noch positive Nachrichten in personeller Hinsicht. Leon Goretzka (27) feierte in Freiburg sein Startelfcomeback und bestand den Härtetest, traf zum wichtigen 0:1 per Kopf. Das Mittelfeldzentrum bestehend aus ihm und Joshua Kimmich (26) ist für den FC Bayern extrem wichtig. Beide harmonieren sehr gut miteinander. Wichtig ist auch, dass es Alternativen und Wechselmöglichkeiten für Trainer Nagelsmann gibt. Jamal Musiala (19) beispielsweise kann, wenn noch mehr Offensivpower nötig ist, auf einer der Positionen im Zentrum eingesetzt werden. Hinzu machte Youngster erhebliche Fortschritte im Gegenpressing und der Balleroberung – und das in kürzester Zeit.
Von Bedeutung ist auch, dass Niklas Süle (27) wieder mit von der Partie sein kann. Seine Muskelverletzung stellte sich als eher harmlos heraus, er spielte am Wochenende sogar wieder einige Minuten. Guten Gewissens lässt sich behaupten, dass der Verteidiger, der im Sommer nach Dortmund wechselt, einer der konstantesten Spieler im Defensivverbund in dieser Saison war. Benjamin Pavard (26), von Corona genesen, wirkte zudem in den letzten Wochen vor allem defensiv sehr wach und konzentriert. Und dann wäre da noch Alphonso Davies (21), der nach Herzmuskelentzündung wieder voll trainiert und seinen ersten Auftritt im Kader kaum erwarten kann.
Mit dem Kanadier kommt dann noch ein weiterer Faktor in der Konterabsicherung hinzu: Seine unglaubliche Geschwindigkeit. Er wird im Endspurt aller Voraussicht nach wieder topfit sein und Spiel um Spiel absolvieren können. Gesundheitlich spricht nichts dagegen. Diese Komponenten sorgen dafür, dass der Rekordmeister optimistisch in die entscheidende Phase gehen kann. Es ist noch viel möglich, zumindest, sofern die positiven Ansätze sich nicht als Trugschluss erweisen.
(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)