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Wer holt die Meisterschaft? Die Titelrennen in Europas Topligen im Überblick

23. März 2022 | Spotlight | BY Tizian Canizales

Spotlight | In Europa neigen sich die Rennen um die jeweilige nationale Meisterschaft ihrem Ende zu. Wir haben uns die Top-Fünf-Ligen angeschaut und stellen fest: Nicht die Bundesliga hat den vorhersehbarsten Meister.

Ligue 1 fast entschieden, in Italien kämpfen noch vier Teams um die Meisterschaft

Bundesliga:

Borussia Dortmund hätte die Meisterschaft mit einem Sieg gegen den 1. FC Köln wieder nachhaltig Spannung in das Rennen um die Deutsche Meisterschaft bringen können. Das Team von Marco Rose spielte jedoch nur 1:1 und war damit noch gut bedient. Weil der FC Bayern München gegen Union Berlin mit 4:0 gewann, wuchs der Rückstand wieder auf sechs Punkte an, anstatt bei vier zu bleiben.

Zum Trost für alle Fans eines spannenden Titelrennens: Es waren in den vergangenen Jahren auch schonmal mehr. Mit dem FC Bayern (63 Punkte) und Borussia Dortmund (57) sind in dieser Saison nur noch zwei Teams in der Verlosung. Sieben Spieltage vor Schluss hat der Drittplatzierte Bayer Leverkusen (48) keinerlei Ambitionen.

Der BVB durfte nach eigenen Siegen und zwei Bayern-Remis gegen die Leverkusen und die TSG Hoffenheim (jeweils 1:1) wieder etwas intensiver von der Meisterschaft träumen. Sechs Punkte Rückstand bedeuten nun zwar wieder eine Menge Holz, allerdings gibt es auch eine gute Nachricht: Das direkte Duell wird am 31. Spieltag noch steigen. Doch auch, wenn der BVB dieses gewinnen sollte, müssten die Bayern mindestens noch drei, eher vier Punkte liegenlassen. Denn das Torverhältnis spricht momentan auch klar für die Münchener.

Premier League:

Die englische Meisterschaft wird aller Wahrscheinlichkeit ebenfalls zwischen zwei Teams entschieden, ist aber bedeutend spannender. Neun Spiele vor Schluss hat Tabellenführer Manchester City 70 und Verfolger FC Liverpool 69 Punkte auf dem Konto. Die Citizens hatten zuletzt gegen Tottenham Hotspur (2:3) und Crystal Palace (0:0) Punkte liegengelassen und so Liverpool, das sieben Spiele in Serie gewonnen hat, wieder herankommen lassen.

Auf das diesjährige Giganten-Duell müssen die Fans des englischen Fußballs indes nicht mehr lange warten. Schon am 10. April treffen Manchester City und der FC Liverpool zum Abschluss des 32. Spieltages aufeinander. Doch auch wenn die Partie einen Sieger hervorbringen sollte, wird sie wohl keiner Vorentscheidung gleichkommen.

Dafür ist die Dichte an starken Mannschaften in England zu groß. Liverpool hat mit Manchester United, Tottenham und den Wolverhampton Wanderers noch drei Europacup-Aspiranten vor der Brust. Manchester City muss ebenfalls noch gegen die Wolves ran, hat insgesamt aber das etwas leichtere Restprogramm.

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Ligue 1:

In der Champions League krachend gescheitert, macht Paris Saint-Germain in der französischen Ligue 1 keiner was vor. Die Meisterschaft ist dem schwerreichen Hauptstadtklub kaum mehr zu nehmen. Neun Spiele vor Schluss zieht PSG mit 65 Punkten an der Spitze einsame Kreise. Der erste Verfolger heißt Olympique Marseille und liegt zwölf Punkte dahinter. In Frankreich ist es eher der Kampf um die internationalen Plätze, der für Spannung sorgt.

Die Meisterschaft hätte noch einmal interessant werden können, wenn Marseille eine Siegesserie à la Liverpool vorzuweisen hätte. Denn Paris war in den vergangenen Wochen tatsächlich ins Straucheln geraten. Gegen den FC Nantes (1:3), OGC Nizza (0:1) und die AS Monaco (0:3) hatte der Hauptstadtklub nämlich gleich mehrfach Federn gelassen.

Allein, es blieb folgenlos. OM gelangen in der Liga zuletzt zwar zwei Siege, davor gab es jedoch drei Spiele, aus denen nur ein Punkt heraussprang. PSG fehlt einfach ein ernsthafter Konkurrent. Immerhin: Mit der AS Monaco (2016/17) und dem OSC Lille (2020/21) gelang es seit der Saison 2012/13 schon zwei Teams, die Pariser Dominanz zu brechen.

La Liga:

Ähnlich wie in Frankreich PSG marschiert in Spanien Real Madrid vorneweg. Mit 66 Punkten liegen die Königlichen neun Zähler vor dem Zweitplatzierten FC Sevilla. Der sportliche Durchmarsch Reals erhielt zuletzt jedoch einen kleinen Dämpfer. Nicht lange nach dem famosen 3:1 gegen PSG in der Champions League kamen die Madrilenen im heimischen Santiago Bernabeu gegen den FC Barcelona mit 0:4 unter die Räder. Die Katalanen spielten sie regelrecht an die Wand und hätten auch noch höher gewinnen können.

Es war das jähe Ende einer vier Ligaspiele andauernden Siegesserie. Dennoch werden die Madrilenen von den Sevillanos und auch dem Drittplatzierten FC Barcelona (54 Punkte, ein Nachholspiel) kaum noch einzuholen sein. Immerhin: Für einen spannenden Kampf um die spanische Meisterschaft spricht, dass Real noch die Duelle mit beiden Klubs aus Sevilla und das Madrider Stadtderby vor der Brust hat. Der FC Sevilla trifft am kommenden Spieltag jedoch auf den FC Barcelona. Eine Konstellation, in der sich beide Parteien die Punkte klauen und alle, die es mit Real halten, sich entspannt zurücklehnen werden.

Serie A:

Unter den europäischen Top-Ligen ist die italienische Meisterschaft mit Abstand die spannendste. Aktuell thront dort der AC Mailand an der Spitze. Mit 66 Punkten haben sie sich ein kleines Polster auf die Verfolger SSC Neapel (63 Punkte), Inter Mailand (60, ein Nachholspiel) und Juventus Turin (59) erarbeitet. Die gute Nachricht für alle Fans: Es stehen noch acht Spieltage aus. Viel Zeit also, um die Verhältnisse an der Spitze wieder zu verändern.

Unter allen Titelkandidaten haben die Neapolitaner und der AC Mailand das wohl einfachste Restprogramm. Unter den Gegnern des SSC ist kein Team aus den Top-Vier zu finden. Mit Atalanta BC, der AS Roma und dem AC Florenz warten aber noch der aktuell Fünft-, Sechst- und Siebtplatzierte. Milan muss ebenfalls noch gegen Atalanta und Lazio ran, hat ansonsten aber auf dem Papier leichter lösbare Aufgaben.

Beide Teams werden vor allem gespannt auf das Duell zwischen Juventus Turin und Inter Mailand schauen. Dieses Spiel steigt schon am 3. April und wird eine Vorentscheidung darüber treffen, ob Juve in diesem Jahr bis zum Ende um die Meisterschaft mitspielen wird. Dafür braucht es zwingend einen Sieg. Denn mit Lazio und Florenz warten eben noch zwei weitere Europacup-Kandidaten. Inters schwerster Gegner wird nach Juve noch die Roma sein. Es wird sich in jedem Fall lohnen, die Serie A bis zum Schluss zu verfolgen.

 

Photo by Marco Luzzani/Getty Images


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