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7 Awards… zum 3. Bundesliga-Spieltag: Pechvögel, Lebensversicherungen und eine Lahm-Kopie

11. September 2017 | Spotlight | BY Marius Merck

Der Ball rollt endlich wieder in der Bundesliga! Wir blicken auf einige Highlights und Kuriositäten des 3. Spieltages.

 

„Lahm“ des Spieltags – Robert Lewandowski

Im Herbst 2009 spielte der FC Bayern nur 1:1 zu Hause gegen Schalke 04 und schlitterte unter Louis Van Gaal in eine handfeste Krise. Philipp Lahm gab damals im Anschluss ein legendäres Zeitungsinterview, in welchem er die komplette Ausrichtung des Vereins in Frage stellte. Das Resultat ist bekannt: Der Vorfall galt als Profilschärfung (mündiger Profi!) von Lahm, der Spieler war nur ein gutes Jahr später der neue Mannschaftskapitän. Ob Lewandowski auf eine ähnliche Entwicklung hofft, sollte eher angezweifelt werden. Im Gespräch mit dem „Spiegel“ monierte der Pole, dass sein Klub kreativ sein müsse, wenn man „weiter Weltklassespieler nach München“ holen wolle. Zudem überzeugte er mit Blüten nach dem Motto „Fußball ist Erfolg und Business“. Karl-Heinz Rummenigge reagierte bereits („Ich bedauere seine Aussagen“) auf die Statements seines Sturmführers, zudem gab es einen Rapport bei Hasan Salihamidzic. Die Bayern scheinen aktuell in einen ziemlich grauen Herbst zu schlittern.

(Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

 

Pechvogel des Spieltags – Marcel Schmelzer

Es war wohl die hässlichste Szene des Spieltags: Nach wochenlangen Problemen am Sprunggelenk feierte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer beim Gastspiel in Freiburg endlich sein Comeback. Auf der Gegenseite feierte Yoric Ravet, nach zähen Transferverhandlungen endlich ein Freiburger, sein Debüt und war entsprechend (über)motiviert. In der ersten Halbzeit erwischte der Franzose den Linksverteidiger der Borussia ganz eklig am Sprunggelenk, unter mit Hilfe des Videobeweises gab es die rote Karte für den Neuzugang. Das medizinische Ergebnis am Sonntag war ernüchternd: Teilabriss des Bandes im Sprunggelenk, sechs Wochen Pause. Auch Ravet, welchen Schmelzer direkt in Schutz nahm („Er hat sich direkt bei mir in der Kabine entschuldigt“; „Keine Absicht“) wird dem SC wohl für einige Zeit fehlen. Leider gibt es in dieser Angelegenheit nur Verlierer.

(Photo by THOMAS KIENZLE/AFP/Getty Images

 

Debüt des Spieltags – Bibiana Steinhaus

Am Sonntagnachmittag wurde im Berliner Olympiastadion Bundesliga-Geschichte geschrieben: Mit Bibiana Steinhaus leitete erstmals eine Frau eine Partie im deutschen Oberhaus. Die Schiedsrichterin leitete die Partie problemlos und wurde im Anschluss vor allem in den sozialen Netzwerken gelobt. So freuten sich unter anderem Franck Ribery oder sogar Iker Casillas für die Polizeibeamtin. Dabei war die souveräne Leistung der 38-Jährigen keineswegs eine Überraschung: Wer sich seit 2007 mit den Haudegen der zweiten Liga rumschlägt, wird in der Regel mit einem müden Sonntagskick in der Bundesliga keine Probleme haben. Das Debüt im Profifußball liegt somit bereits zehn Jahre zurück, schon 2015/16 war sie laut einem internen Ranking die Nummer 1 der Schiedsrichter in der zweiten Liga. Die Bundesliga kann sich über eine wahre Bereicherung freuen.

 

Lebensversicherung des Spieltags – Alfred Finnbogason

Der FC Augsburg kämpfte in der letzten Runde lange gegen den Abstieg, als Hauptgrund dafür werden vor allem die zahlreichen Ausfälle im Angriff gesehen. Im Sommer haben dann zahlreiche Fürhungsspieler wie Paul Verhaegh, Raul Bobadilla oder Hamit Altintop den Verein verlassen, der FCA wird deswegen von vielen als Abstiegskandidat Nummer 1 gesehen. Dabei wird oft vergessen, dass man in diesem Jahr (hoffentlich) endlich regelmäßig auf einen der besten Angreifer im Oberhaus zurückgreifen kann: Alfred Finnbogason. Der Isländer schnürte im Heimspiel gegen Köln einen Dreierpack und steht damit schon bei vier Treffern am dritten Spieltag. Seit seiner Ankunft in Augsburg im Januar 2016 erzielte der 28-Jährige in 30 Bundesligapartien 14 Tore. Im vergangenen Jahr kam er lediglich auf 13 Einsätze. Mit einem fitten Finnbogason steigen die Chancen auf den Klassenerhalt ungemein.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

 

Kater des Spieltags – 1. FC Köln

Ende Mai gab es in Köln unglaubliche Szenen: Zum ersten Mal seit 25 Jahren schaffte es der große „Effzeh“ sich für den Europapokal zu qualifizieren, Fans und Mannschaft feierten zum Abschluss der Saison zusammen ein großes Fest. Die Auslosung schenkte den Kölnern auch noch eine großen Namen: Mit Arsenal darf man sich in der Europa League messen. Dennoch herrscht rund 15 Wochen nach den Feierlichkeiten Katerstimmung in der Domstadt: Am Wochenende gab es ein 0:3 in Augsburg, die Kölner sind nach drei Spieltagen damit immer noch ohne eigenen Punkt (nur ein ein Treffer). Die Saison ist zwar noch relativ jung (Kapitän Matthias Lehmann: „Ich habe so eine Krawatte!“), dennoch sollte Köln gewarnt sein: Am dritten Spieltag der Saison 2011/12 war der Traditionsverein ebenfalls auf dem letzten Platz – und stieg am Saisonende sang- und klanglos ab.

 

Dreckstor des Spieltags – Martin Harnik

Einige Aufsteiger geraten überhaupt erst in Abstiegsnöte, weil sie die Umstellung zwischen den Ligen nicht bewältigen: Hatte man als Spitzenteam in der zweiten Liga noch teilweise 65% Ballbesitz, sind in 1. Bundesliga als Abstiegskandidat meist simplere Tugenden wie Leidenschaft oder Geschlossenheit wichtiger für den Überlebenskampf. Diesen Vorwurf kann man Hannover 96 zumindest nicht machen. Der Aufsteiger besticht vor allem durch taktische Disziplin und ist aktuell stets in der Lage, seine Gegner auch offensiv zu unter Druck zu setzen. Das Resultat kann sich sehen lassen: Sieben Punkte nach drei Spielen. Das Treffer von Martin Harnik in Wolfsburg ist irgendwie sinnbildlich dafür. Nach einem Durcheinander im Strafraum beförderte der Österreicher den Ball mit der Hacke durch die Beine eines Abwehrspielers und tunnelte damit dann auch noch „Wölfe“-Torhüter Koen Casteels. Die „96er“ sind dadurch weiter ungeschlagen.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

 

Widerstand des Spieltags – Schalke-Fans

Zum Auftakt: Sieg gegen Leipzig – Ärger um die Degradierung von Benedikt Höwedes; zweiter Spieltag: Niederlage in Hannover – Ärger um Einstellung der Mannschaft; dritter Spieltag: Sieg gegen Stuttgart – Ärger um … egal, ob die Schalker gewinnen oder verlieren – ganz ohne Nebengeräusche läuft es nie ab. Obwohl man am Sonntag relativ souverän den unangenehmen Aufsteiger aus Stuttgart mit 3:1 schlug, gab es wieder Ärger: Der Anhang der „Königsblauen“ kritisierte auf einem Plakat („IdentitätsCHänder“) Sportdirektor Christian Heidel wegen seiner Personalpolitik. Vor allem der Verkauf vom langjährigen Kapitän stört den Schalker Anhang, andere Eigengewächse wie Max Meyer oder Thilo Kehrer solle ebenfalls (langfristig) den Absprung planen. Vielleicht ist es aber auch nicht ganz alleine der Fehler von Heidel, dass beispielsweise Meyer nur noch bis 2018 unter Vertrag steht und sich dieser bisher weigert das neue Angebot anzunehmen; Kehrer sorgte sogar schon vor seinem ersten Bundesliga-Einsatz mit einem Wechselwunsch zu Inter für Aufsehen. Komplette Ruhe auf Schalke wäre auf der anderen Seite wiederum auch langweilig…

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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