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Atletico vor dem Madrid-Derby gegen Real: Der große Traum vom Ligatitel lebt

11. Dezember 2020 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Am Wochenende spielt Atletico im großen Derby gegen Real Madrid. Die Colchoneros führen die Tabelle in La Liga an – und das souverän. Der Traum vom Titel lebt, weil die Konkurrenz schwächelt. Und weil Atletico selbst eine sehr gute Saison spielt.

  • Real Madrid in der Liga bereits unter Druck
  • Atletico grüßt von der Tabellenspitze
  • Die Elf von Trainer Diego Simeone wieder einmal überragend in der Defensive

Atletico will den nächsten Sieg in einem Topspiel

Dass es das ein oder andere Topteam in dieser Saison schwer haben würde, konstant guten Fußball zu spielen, wurde schon im Sommer erwartet. Doch dass sowohl Real Madrid als auch der FC Barcelona derart viel anbieten würden, hätte wohl niemand für möglich gehalten. Die Königlichen haben bisher 13 Punkte abgegeben, die Katalanen haben schon 16 Zähler weniger auf dem Konto als theoretisch möglich gewesen wäre. Beide Teams sind nicht nur unkonstant, sondern teilweise einfach sehr schwach. Der lachende Dritte könnte Atletico Madrid sein. 

(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

Die Colchoneros spielen bisher eine sehr gute Saison. Die Defensive steht mit zwei Gegentoren in zehn absolvierten Spielen traditionell sehr gut, nach vorne ist man sehr effizient. 26 von 30 Punkten konnte die Elf von Trainer Diego Simeone (50) einfahren. Und mehr noch: Atletico kann auch Topspiele gewinnen. Gegen den FC Barcelona wartete der Spitzenreiter kürzlich clever auf den einen, entscheidenden Fehler und nutzte ihn. Ein Derbysieg würde die bisherigen Wochen nun definitiv abrunden. 

Die Vorzeichen sprechen für Atletico

Während die Rojiblancos in La Liga von Sieg zu Sieg marschieren, musste in der Champions League noch bis zum letzten Spieltag gezittert werden. Ein 2:0-Erfolg bei RB Salzburg sorgte dann aber endgültig für den fixen Einzug in das Achtelfinale. Die Form stimmt also, bisher wurden alle Ziele in dieser Saison erreicht. Atletico ist konstant, erwischte eigentlich nur ein wirklich schwaches Spiel, als man mit 0:4 in München verlor. Im Gegensatz zu Real Madrid halten sich diese Ausrutscher aber in Grenzen. Außerdem wurden die letzten sieben Ligapartien allesamt gewonnen, gleich sechs davon zu null. Und: Atletico ist Tabellenführer, obwohl man noch zwei Nachholspiele gegen Sevilla und Levante in der Hinterhand hat.

(Photo by JOE KLAMAR/AFP via Getty Images)

Statistisch spricht also vieles für Atletico. Und generell ist die Simeone-Elf eine Mannschaft, die Real mit ihrem Spielstil wehtun kann. Die Königlichen haben vor allem dann Probleme, wenn sie das Spiel gegen eine gut organisierte Mannschaft kontrollieren und vor allem das Tempo immer wieder wechseln müssen. Nun hat Atletico in Sachen Ballbesitzfußball eine enorm positive Entwicklung hinter sich, aber besonders in den Spitzenspielen wird man die altbekannte Herangehensweise präferieren. Das Lauern auf Fehler gegen einen Gegner, der in einer Vielzahl der Spiele eben jene Fehler anbietet, klingt nach einer guten Taktik. Zudem hat das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach unter der Woche gezeigt, dass Real Madrid sehr gute Phasen im Spiel haben kann, wenn der Gegner es zulässt.

Atletico Madrid 2.0

Für Atletico ist es ein enormer Schritt nach vorne, dass man nun die Möglichkeit hat, auch selbst mit dem Ball zu agieren. Ballbesitzelemente waren zwar bereits vorher im Spiel des Hauptstadklubs erkennbar, aber nicht in einer derartigen Ausprägung. Atletico ist flexibler geworden und dadurch unberechenbarer. Und das, ohne die Kernkompetenz des simeonesken Fußballs zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Die Mannschaft wirkt noch wacher, noch konzentrierter. Der defensive, physische Fußball erforderte eine hohe mentale Konzentration von jedem Spieler auf dem Platz. Dass die Offensivkräfte nun mehr Freiheiten genießen, entlastet immens.

Im Fokus steht dabei natürlich auch Offensivstar Joao Felix (20), der nach einer nicht mehr als guten Saison 2019/20 mittlerweile so richtig bei Atletico angekommen ist. An ihm lässt sich die Weiterentwicklung Atletico sehr gut darstellen. Der Portugiese musste zunächst lernen, defensive Aufgaben zu übernehmen und dem Spiel gegen den Ball vieles unterzuordnen. Als er diese Elemente verinnerlicht hatte, konnte er sich mehr und mehr Freiheiten im Offensivbereich nehmen. Er ist im kreativen Bereich unersetzbar, harmoniert gut mit technisch brillanten Offensivspielern wie Luis Suarez (33) und bringt kombinative Elemente ein, die dem Spiel der Colchoneros sehr gut tun. Kurzum: Der abgeschlossene Lernprozess macht Joao Felix zu einem Schlüsselspieler und hebt das ganze Spiel von Atletico auf ein neues Niveau. Die Mission „Atletico 2.0“ ist in vollem Gange.

Der Traum vom nächsten Titel in La Liga

Diego Simeone hat es also geschafft, in einer schwierigen Zeit und in einem Stadium seiner Atletico-Karriere, in dem man durchaus hinterfragt hat, ob seine Philosophie noch die richtige ist, für einen Aufschwung zu sorgen. Der Traum von der Meisterschaft in La Liga lebt, ist größer als in den Jahren zuvor. Weil mit schwächelnden Konkurrenten und erstarktem Atletico gleich zwei Faktoren zusammen kommen, die es benötigt. 2013/14 gelang letztmals der Titelgewinn für die Rojiblancos, damals mit Stützen wie Diego Godin, Filipe Luis, Gabi oder David Villa und einem überragenden Diego Costa, der seinerzeit 27 Ligatore beisteuerte. 

Die Protagonisten tragen nun andere Namen, der unbändige Wille, den Titel nach Madrid zu holen, ist aber definitiv spürbar. Atletico hat gute Chancen, sich den Traum von einem erneuten Titel zu verwirklichen. Allen Beteiligten muss aber klar sein, dass bislang erst der erste Schritt gegangen wurde und noch viel Arbeit vor der Mannschaft liegt. Ein Sieg gegen Real Madrid wäre jedoch ein weiterer, wichtiger Schritt.

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(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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