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Bayerns erste Schritte unter Jupp Heynckes

19. Oktober 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Nach zwei Spielen ist es natürlich zu früh um ein erstes, wirklich aussagekräftiges Fazit ziehen zu können. Doch die bisherigen 180 Minuten unter Jupp Heynckes offenbarten Interessantes. Fortschritte sind erkennbar, nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Die Kommunikation ist anders, die Spieler sprechen Fehler offener an und eine Verbesserung ist erkennbar. Ist das „nur“ der Trainereffekt oder der Beginn einer Entwicklung?

Dass man nach einem 5:0 gegen Freiburg und 3:0 gegen Celtic nicht in Jubelstürme ausbricht, mag verständlich sein. Dass aber Trainer und Spieler wie Boateng, Hummels, Robben oder Kimmich kollektiv ansprechen, dass man noch viel Arbeit vor sich hat und zu viel zulässt, ist ein guter Ansatz und zeigt, dass alle Parteien gemeinsam noch viel erreichen wollen.

Mentale Aspekte mitentscheidend

Das intensivere Training nun für die zwei guten Spiele hauptverantwortlich zu machen, wäre zu früh. Heynckes zog die Zügel zwar an, dennoch werden noch einige Einheiten nötig sein, damit die offenbar vorhandenen Fitnessdefizite aufgeholt werden. Die bisherigen Leistungen kamen eher dadurch zustande, dass Heynckes die Mannschaft motivieren konnte, ihr das Gefühl gab, dass der neue Coach genau weiß, wo er ansetzen muss. Der Spaß ist auf dem Platz spürbar, die Form der Spieler, die der 72-jährige in die Pflicht nahm, zeigt bereits positive Tendenzen.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Die Mannschaft wirkt „befreit“ und lobt Heynckes. Das zeigt, dass die Chemie zu stimmt und zwei Spiele ohne Gegentor nach der 0:3-Niederlage in Paris und den zwei Bundesligaspielen, die 2:2 endeten, sorgen für ein gutes Gefühl. Die Spieler wurden mental gestärkt, erkennen, dass Heynckes erste Ansätze funktionieren und können genau dieses Gefühl in die kommenden Wochen mitnehmen. Die Gegner werden nicht leichter, man spielt zweimal gegen Leipzig und auch bei Borussia Dortmund, bevor im November die nächste Länderspielpause ansteht.

Automatismen vor Rotation

In seinen ersten beiden Pflichtspielen nahm Jupp Heynckes nur eine Veränderung in der Startelf vor – diese auch noch verletzungsbedingt. Und das tat er aus gutem Grund. Heynckes will, dass die Mannschaft Automatismen generiert, sich seine Ideen festigen und die Mannschaft vor den wirklich wichtigen Wochen ihren Rhythmus findet. In einer intakten Mannschaft rotiert es sich für gewöhnlich auch leichter. Soll heißen: Die Zeit von Spielern wie James, Tolisso oder Süle wird kommen. Und es wird für die hereinrotierenden Spieler einfacher sein, als wenn man schon zum Celtic-Spiel 4-5 Veränderungen vorgenommen hätte.

Das Spiel wirkte im Vergleich zum Freiburg-Spiel etwas flüssiger, gerade die erste Halbzeit war sehr gut, hier kam Celtic auch kaum zu gefährlichen Ansätzen. Lediglich die Phase ab der 60. Minute muss am gestrigen Spiel kritisiert werden. Jerome Boateng sprach nach dem Spiel an, dass die Rückwärtsbewegung hier nicht ideal funktionierte und Chancen für die Schotten heraussprangen. Vielleicht wollte der deutsche Rekordmeister etwas Kraft sparen, vielleicht reichte es auch noch nicht für 90 konstant gute Minuten.

Die nächsten Spiele

Am Samstagabend spielt der FC Bayern beim Hamburger SV, der sich zurzeit in einer Krise befindet und wieder in die Abstiegszone gerutscht ist. Nach den 2 Siegen zu Saisonbeginn und der Torflaute mit einigen Niederlagen danach könnte der HSV ein willkommener Gegner sein. Hier könnte, es muss vielleicht sogar rotiert werden. James Rodriguez bekam unter Heynckes noch keine große Spielzeit, auch Süle und Tolisso, womöglich auch Vidal könnten von Beginn an auflaufen um sich vor den beiden Leipzigspielen zu empfehlen.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Interessant wird nun zu sehen sein, wie der FC Bayern einerseits auswärts, andererseits unter Druck stehend funktioniert. Die verhältnismäßig vielen Gegentore unter Ancelotti müssen nachhaltig abgestellt werden, die Maßstäbe dafür kommen noch. Hamburg, Leipzig, Leipzig, Celtic, Dortmund – das sind die Spiele bis zur nächsten Länderspielpause. Eine erste wirklich aussagekräftige Analyse der Entwicklung wird man danach formulieren können. Die ersten Schritte sind jedenfalls gemacht.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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