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Borussia Dortmund | Zagadou, der große Gewinner

20. Dezember 2018 | Spotlight | BY Damian Ozako

Vor dem letzten Spiel der Hinrunde (Freitag, 20:30 Uhr gegen Mönchengladbach) hat Borussia Dortmund große Verletzungssorgen in der Innenverteidigung. Definitiv fehlen wird Dan-Axel Zagadou. Der Franzose gehört zu den ganz großen Gewinnern beim BVB und sein Ausfall ist für die Borussia sehr schmerzhaft. Wir beschäftigen uns heute etwas intensiver mit ihm.

Zagadou fehlt Borussia Dortmund bis Januar

Dass Zagadou mittlerweile eine so wichtige Rolle bei den Dortmundern spielt, ist eine der größten Überraschungen der bisherigen Saison. Nicht wenige dachten im Sommer noch, dass der 19-Jährige beim BVB nicht mehr durchstarten würde. Doch von Ende September bis Anfang Februar stand Zagadou in fast allen Spielen in der Startelf und wurde erst von einer schmerzhaften Fußprellung gestoppt, die das vorzeitige Hinrundenaus für ihn einläutete. Für den aktuellen Herbstmeister ein herber Verlust.

Der ungelenke, undynamische und verunsicherte Zagadou, den die BVB-Fans aus der Vorsaison kannten, ist nicht wieder zu erkennen. Er strahlt zu jedem Zeitpunkt eine Ruhe und Souveränität aus, die ihm viele nicht zutrauten. Im Sommer 2017 kam der Franzose ablösefrei aus der Jugend von Paris Saint-Germain zum BVB. Bosz setzte ihn aufgrund von Personalmangel als Linksverteidiger ein und es war nur eine Frage der Zeit bis sich dies rächen würde. Natürlich sah man schon gute Ansätze in seinem Spiel, aber irgendwann brach er, wie der Rest der Mannschaft, komplett ein. In der Rückrunde kam er dann nur noch im Europa-League-Rückspiel in Salzburg zum Einsatz. Danach fiel der Franzose mit einem Muskelbündelriss wochenlang aus und schaffte es nur noch zu einer Kadernominierung am letzten Spieltag.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Zagadou kämpft sich in die Startelf

Zagadou ist dann logischerweise als Innenverteidiger Nummer vier hinter Akanji (23), Diallo (22) und Toprak (29) in die Saison gestartet. Erst aufgrund vieler kleinerer Verletzungen seiner Konkurrenten und einer Rotsperre von Diallo rutschte er in die Startelf. Für Zagadou, der vorher teilweise nicht mal im Kader stand, war es die große Chance sich zu beweisen und er nutzte sie. Favre sah beim 7:0-Sieg gegen Nürnberg, dass er sich auf den 19-Jährigen verlassen kann. Seine Schwächen, die er in der letzten Saison noch offenbarte, waren nicht mehr zu finden. Mit seinen 1,96 m gehört er zwar immer noch nicht zu den schnellsten Innenverteidigern, aber mittlerweile hat er ein so gutes Timing in den Zweikämpfen, dass er seinen Temponachteil gegenüber den Stürmern ausgleichen kann. 

Im Aufbauspiel nimmt Zagadou eine wichtige Rolle ein. Der 19-Jährige hat oft den Ball und weiß auch damit umzugehen. Mit seinen äußerst genauen Pässen überbrückt er immer wieder geschickt erste Verteidigungslinien und bringt somit viel Tempo in das Dortmunder Spiel. Dies war sehr gut bei dem zweiten Tor gegen Nürnberg zu sehen. Die Franken standen zwar kompakt, aber mit nur einem Pass überspielte er direkt fünf Gegespieler. Reus (29), Pulisic (20) und Philipp (24) konnten danach den Angriff mit einer schnellen Kombination erfolgreich abschließen. Die Offensive profitierte in den darauffolgenden Spielen noch häufiger vom sauberen Passspiel Zagadous. Vor allem gegen tiefer stehende Gegner sind seine Fähigkeiten gefragt. In der Bundesliga hat der junge Franzose eine Passquote von über 90% Prozent. Dies ist nicht nur angesichts seiner oft riskanten Zuspiele eine sehr gute Quote.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Beste Zweikampfquote der Liga

Doch nicht nur am Ball glänzt Zagadou. In Zweikämpfen agiert er inzwischen sehr abgeklärt und hat sich auch bereits gegen Topteams wie Bayern München und Atlético Madrid bewiesen. Er hat zwar mit seinem verschuldeten Elfmeter gegen Hertha (2:2) den Gästen noch einen Punkt beschert, aber er hat sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Großen und Ganzen spielt er eine wahnsinnig starke Saison. In der Bundesliga ist er der zweikampfstärkste Spieler überhaupt und hat fast 75% seiner Duelle gewonnen. In der Luft sind es sogar 80%. Zagadou ist ein moderner Innenverteidiger, wie er im Buche steht. Er hat einen großen Anteil daran, dass Dortmund bislang so gut durch die Saison gekommen ist und ist aufgrund seiner offen gelebten Lässigkeit bereits ein Fanliebling. Der Fokus liegt zwar oft auf anderen Akteuren wie z.B. Reus, Alcácer (25) oder Witsel (29), aber auch Zagadou ist einer der Schlüsselspieler der bisherigen Saison. 

Zagadou profitiert von Favre

Man merkt dem 19-Jährigen an, dass er sich in allen Bereichen weiterentwickelt hat. Dies ist natürlich auch der Verdienst von Lucien Favre. Dass Zagadou jetzt einen Trainer hat, der sich mit ihm auf Französisch unterhalten kann, tut ihm sehr gut:

„Das erleichtert mir das Training, die Spiele und auch alles andere. Ich verstehe gut, was der Trainer von mir verlangt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Mit Diallo und Akanji hat er zwar zwei extrem starke Konkurrenten im Kampf um einen Platz in der Innenverteidigung, aber Toprak dürfte er jetzt schon hinter sich gelassen haben. Wenn er im Januar wieder eine Option sein wird, dürfte es einen offenen Kampf um die Startelf geben. So oder so wird er regelmäßig zum Einsatz kommen. Solange der BVB in drei Wettbewerben vertreten ist, wird Favre fast jeden Spieler gebrauchen können und viel rotieren. In der Innenverteidigung sogar quasi ohne Qualitätsverlust. Vor einem Jahr wäre dies noch undenkbar gewesen. 

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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