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Bundesligatalente im Fokus – Teil 1

30. Juli 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Jeder Bundesligist hat sie – Talente aus der eigenen Jugend oder junge, aufstrebende Spieler, die sich gerade in einer wichtigen Phase der Entwicklung befinden. Eine neue Saison nach einer langfristigen Vorbereitung, in der sie mitunter einige Spielanteile erhielten, ist immer eine Chance für diese Spieler, sich zu beweisen. Welche Spieler können in dieser Saison auch in der Bundesliga auf sich aufmerksam machen? Wir beleuchten von allen 18 Mannschaften genau einen Spieler, den man in dieser Saison auf dem Zettel haben sollte.

Dabei kann es sich sowohl um einen Spieler handeln, der bereits Profierfahrung besitzt und in dieser Saison den nächsten, wichtigen Schritt geht, aber auch um Spieler, die bisher nur in der Jugend oder in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurden und in dieser Saison erstmals Spielzeit bei den Profis erhalten können.

Noah Joel Sarenren Bazee (20, Hannover 96)

Der Flügelspieler der 96er spielt seit 2013 für den niedersächsischen Klub und machte in der Abstiegssaison 2015/16 erstmals auf sich aufmerksam. Damals spielte er fünfmal in der Bundesliga, an den Spieltagen 29-33. Die unbekümmerte Art von Sarenren Bazee war belebend und verhalt den Hannoveranern in diesen 5 Spielen immerhin zu 8 Punkten. Dabei gelangen dem in Stadthagen geborenen, 1,83m großen Bazee prompt drei Torvorlagen. Die Zweitligasaison verlief eher enttäuschend, sowohl zu Saisonbeginn als auch am Saisonende fehlte der mittlerweile 20-jährige längerfristig verletzt, zuletzt setzte ihn eine Entzündung im Knie außer Gefecht. So kam er lediglich auf 13 Einsätze, dabei erzielte er einen Treffer und bereitete 6 weitere vor. In dieser Saison will Sarenren Bazee in der Bundesliga angreifen, regelmäßig zu seinen Einsätzen kommen und kontinuierlich seine Leistung abrufen. Mit Klaus, Karaman, Bech und dem jungen Emghames ist zwar Konkurrenz vorhanden, aber Bazee, dessen Vertrag noch bis 2021 läuft, hat die Qualität um zumindest erweiterter Stammspieler zu werden.

Dzenis Burnic (19, VfB Stuttgart)

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Der 19-jährige Mittelfeldspieler Dzenis Burnic wechselte auf Leihbasis von Borussia Dortmund zum VfB Stuttgart. Die Leihe läuft eine Saison, Burnic soll sich in Stuttgart weiterentwickeln und dann eventuell eine Option für die Borussia darstellen. Sollte das nicht der Fall sein, ist der VfB Stuttgart sicherlich eine gute Station, um seine Karriere weiterzuführen. Der Vertrag des im Zentrum beheimateten Spielers läuft in Dortmund noch bis 2019. Burnic wurde in Hamm geboren und spielte bisher überwiegend für die zweite Mannschaft des BVB. Bei den Profis spielte er einmal in der Champions League und absolvierte ein Bundesligaspiel. Der U19-Nationalspieler des DFB hat große Erfahrungen in der Bundesliga der B- und A-Jugend, spielte zudem in der Youth League für die Dortmunder. In der Vorbereitung beim VfB hinterließ Burnic einen guten Eindruck. Das Leihgeschäft könnte also für alle Parteien ein voller Erfolg werden. Chancen auf einen Stammplatz wird Burnic aufgrund der großen Konkurrenz und dem im Zentrum gesetzten Kapitän Gentner nicht haben, einige Bundesligaeinsätze wird er aber sammeln können, wenn er die bisherigen Leistungen bestätigt.

 

Felix Uduokhai (19, VfL Wolfsburg)

Der Innenverteidiger wechselte in diesem Sommer vom TSV 1860 München zum VfL Wolfsburg und soll dort an das Bundesliganiveau herangeführt werden. Uduokhai ist ein talentierter Spieler, der nach seinem Wechsel von Erzgebirge Aue 2008 sämtliche Jugendabteilungen der 60er durchlaufen hat. Auch wenn die 60er in der vergangenen Saison abgestiegen sind, Uduokhai war bei seinen 21 Einsätzen in der 2. Bundesliga einer der wenigen Lichtblicke, auch wenn er schwankende Leistungen hatte. Doch bei diesen Umständen als junger Spieler, gerade in der wichtigen Verteidigerposition dauerhaft zu glänzen, ist nicht einfach. Ähnlich wie Stefaniak könnte Uduokhai bei den „Wölfen“ eine Investition in die Zukunft sein. Die Konkurrenz im Abwehrzentrum besteht aus Neuzugang Brooks, dem sich derzeit noch im Rehatraining befindlichen Bruma und Robin Knoche. In der kommenden Saison geht es für Uduokhai in erster Linie darum, sich in der Bundesliga zu akklimatisieren und erste Einsätze zu sammeln. Das sollte auch definitiv möglich sein, gerade in den englischen Wochen oder sofern eine Verletzung auftritt, ist Uduokhai, der in der Vorbereitung auch schon auf seine Einsatzminuten kam, eine gute Option.

Suat Serdar (20, FSV Mainz 05)

(Photo credit should read DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images)

Der zentrale Mittelfeldspieler der Mainzer spielt seit 2008 für die 05er und hat bisher 20 Bundesligaspiele auf dem Buckel. Serdar ist ein technisch versierter Spieler, der manchmal die nötige Effizienz vermissen lässt. Und er vergangenen Saison spielte er achtmal in der Bundesliga, viermal in der Europa League und zweimal im DFB-Pokal. Die Saison war auch deswegen unbefriedigend, weil Serdar immer wieder mit Muskelproblemen zu tun hatte, teilweise längerfristig ausfiel. Trotzdem wurde er für die U20-Weltmeisterschaft nominiert, spielte dort für den DFB, hatte aber auch dort keinen großen Einfluss auf das Spiel. Das Talent ist definitiv vorhanden, aber Serdar muss in der kommenden Saison versuchen den nächsten Schritt zu machen. Mit Frei, Latza und Gbamin ist die Konkurrenz nicht klein. Auch Jose Rodriguez steht noch im Aufgebot der Mainzer, aber der Spanier könnte den Verein noch verlassen und geht wohl nicht mit den Mainzern in die kommende Spielzeit. Wenn Serdar verletzungsfrei bleibt und sein Potenzial einigermaßen abruft, sollte er mehr Spielanteile bekommen als in der vergangenen Saison.

Bakery Jatta (19, Hamburger SV)

Der junge Flügelspieler kann in der von Gisdol wohl präferierten Variante mit zwei Stürmern auf beiden Außenbahnen eingesetzt werden. Der aus Gambia stammende Jatta hat seinen Akklimatisierungsprozess beim HSV hinter sich gebracht und will nach einer ersten Saison mit „nur“ 6 Einsätzen in der Bundesliga jetzt einen Schritt nach vorne machen. Seine Qualität zeigte der schnelle, aber noch ungeschliffene Jatta vor allem in der Regionalliga, wo ihm in 16 Spielen 11 Tore und 3 Vorlagen gelangen. Seine Einsätze am Saisonende waren auch ein Zeichen für das Vertrauen in den Spieler, der HSV befand sich im Abstiegskampf, hat aber immer wieder Impulse dieses jungen Spielers benötigt – und auch bekommen. Filip Kostic ist nich nicht fit, zudem ist auch Nicolai Müller ein verletzungsanfälliger Spieler, das heißt, dass die Chancen auf Einsätze für Jatta nicht schlecht stehen. Gerade zu Sasionbeginn ist es für ihn wichtig einen guten Eindruck zu hinterlassen, damit er dauerhaft zum Bundesligakader gehört und in dieser Saison noch mehr Akzente setzt, sich persönlich gut weiterentwickeln kann.

 

Kevin Danso (18, FC Augsburg)

(Photo by Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Der 18-jährige Verteidiger aus Österreich spielte in der vergangenen Saison erstmals eine Rolle beim FC Augsburg und machte auf sich aufmerksam. Danso, der 2014 von den MK Dons in die Jugendabteilung des FCA wechselte, besitzt bei den Fuggerstädtern noch einen Vertrag bis 2021 und ist Juniorennationalspieler Österreichs. Mit 6 Jahren ging er mit seiner Familie nach England, wo er seine ersten Schritte als Fußballer machte. In der vergangenen Rückrunde spielte Danso für die Profis des FCA siebenmal in der Bundesliga, unter anderem überzeugte er mit einem bärenstarken Auftritt gegen RB Leipzig, als er sein Bundesligadebüt gab und beim 2:2-Remis durchspielte und eine gute Leistung zeigte. Danso spielte auch bei der 0:6-Pleite in München, sammelte wichtige Erfahrungen. In dieser Saison ist der Österreicher zumindest im erweiterten Kader der Augsburger zu sehen, spielte, auch um Matchpraxis zu sammeln, am dritten Spieltag für die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Der 18-jährige braucht aber Bundesligaminuten – und sollte diese auch bekommen.

 

Kai Havertz (18, Bayer Leverkusen)

Kai Havertz hat in der vergangenen Saison bereits seine Klasse unter Beweis gestellt. Der 18-jährige, der 2010 aus Aachen in die Jugend der Werkself wechselte, verzichtete im Sommer auf die U19-Europameisterschaft und konzentriert sich voll und ganz auf seine Aufgabe in Leverkusen. Dort gibt es einen personellen Umbruch, die jungen Spieler sollen mehr in den Fokus rücken und sich entwickeln können, ohne den ganz großen Druck. Die Erwartungshaltung in Leverkusen ist etwas zurückgeschraubt worden, wovon Havertz profitieren könnte. Havertz muss sich nicht „beweisen“, sondern in dieser Saison den nächsten Schritt machen und auch in dieser Saison, in der zumindest die Erwartung an ihn selbst gestiegen ist, regelmäßig gute Leistungen bringen, Spiele mitentscheiden, Akzente setzen. In 24 Spielen der vergangenen Saison schoss Havertz 4 Tore und bereitete 6 Treffer vor – ein guter Wert für einen so jungen Spieler. Er spielte unbekümmert auf und war teilweise der wichtigste Kreativspieler in einer für Leverkusen komplett unbefriedigenden Saison. Havertz verfügt über die nötigen Ansätze um ein hervorragender Fußballer zu werden, die kommende Saison wird auch für ihn persönlich sehr wichtig.

 

Aymen Barkok (19, Eintracht Frankfurt)

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images)

Bei seinem Bundesligadebüt im Auswärtsspiel bei Werder Bremen erzielte Aymen Barkok einen sehenswerten Treffer mit dem linken Fuß, schlenzte den Ball ins lange Eck und sorgte für einen Sieg der Eintracht. Der technisch versierte und dribbelstarke Offensivspieler ist ein Instinktfußballer, der über ein enormes Selbstvertrauen verfügt. Solche Spielertypen gibt es nicht häufig, Barkok ist ein Spieler, der für die SGE in der kommenden Saison sehr wichtig werden kann. In 18 Spielen in der Bundesliga gelangen Barkok zwei Treffer und zwei Vorlagen, eine gute Quote bei vielen Einsätzen als Joker und insgesamt „nur“ 650 Minuten Einsatzzeit. In dieser Saison will sich der in Frankfurt geborene 19-jährige weiter verbessern und häufiger zum Einsatz kommen. Für Barkok spricht seine Flexibilität, er kann hinter der Spitze/den Spitzen auflaufen, aber auch tiefer im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden, trotz seiner Größe von 1,88m auch auf der Außenbahn spielen. Chancen auf einen Stammplatz hat Barkok aufgrund der Konkurrenzsituation eher nicht, aber seine Qualitäten werden definitiv benötigt, als Joker ist er eine gute Alternative für die Eintracht.

 

Bernard Tekpetey (19, Schalke 04)

Beim FC Schalke 04 werden im Zuge des Umbruchs einige Talente im Fokus stehen und es besteht unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco eine gute Chance, dass der ein oder andere Nachwuchsspieler den Durchbruch schafft oder zumindest häufiger im Kader steht. Neben Haji Wright und Weston McKennie ist vor allem Bernard Tekpetey ein Name, den man im Hinterkopf behalten sollte. Gerade vor dem Hintergrund, dass Offensivspieler wie Avdijaj, Reese, Platte oder Sam noch verliehen oder verkauft werden können, besteht eine Chance für Tekpetey. Der Rechtsaußen, der in der letzten Saison drei Pflichtspiele für die Schalker Profis absolvierte, hinterließ in der Vorbereitung einen guten Eindruck, muss sich aber auch einem gewissen Konkurrenzkampf stellen. Trotzdem könnte der dribbelstarke, schnelle Flügelspieler in dieser Saison häufiger zum Kader gehören und im System von Tedesco eine Rolle spielen. Sehr wichtig wird sein, dass er, wenn er seine Chance bekommt, diese auch nutzt. Die nötigen Voraussetzungen bringt der 19-jährige, der in der vergangenen Saison für die A-Nationalmannschaft Ghanas in zwei Spielen des Afrika-Cups zum Einsatz kam, definitiv mit.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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