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Champions League: Der Zlatan-Fluch

16. Februar 2017 | Spotlight | BY Marius Merck

Zlatan Ibrahimovic wird womöglich als einer der besten Spieler in die Geschichte eingehen, der niemals die Champions League gewinnen konnte. Auf dem Schweden scheint buchstäblich ein Fluch zu liegen, von dem aktuell Paris St. Germain profitieren könnte.

 

Inter Mailand 2009/2010: Diego Milito, für ein Jahr der bessere Zlatan

(Photo by New Press/Getty Images)

Mit Inter Mailand versuchte „Ibra“ im Zeitraum von 2006 bis 2009 die europäische Königsklasse zu gewinnen. Nach dem Amtsantritt von José Mourinho im Juli 2008 war der Optimismus diesbezüglich groß, war doch der Portugiese gerade ein Spezialist für diesen Wettbewerb. Aber auch in der damaligen Saison war dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt, der spätere Finalist Manchester United war im Achtelfinale zu stark.

Nach Ablauf der Runde verließ der Stürmer Inter für eine Ablöse 70 Millionen Euro (plus Samuel Eto´o) und wechselte zum FC Barcelona. Die „Nerazzurri“ investierten den Betrag unter anderem in Diego Milito (FC Genua, 25 Millionen), der den Schweden im Sturmzentrum beerben sollte. Das neue Sturmduo Milito und Eto´o harmonierte prächtig und schoss Inter zum Gewinn des Triples. „Il Principe“ schoss insgesamt 30 Tore in allen Wettbewerben, davon zwei im Finale der Champions League gegen den FC Bayern München. Als Lohn für sein überragendes Jahr wurde der Argentinier zu Europas Fußballer des Jahres 2010 gewählt.

 

FC Barcelona 2010/2011: Falsche 9 statt echte 9

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Zu diesem Zeitpunkt war die sportliche Situation von Ibrahimovic in Barcelona schon verfahren. Nach der Ankunft bei den Katalanen legte der Stürmer zunächst einen Traumstart hin und zeigte sich während der Vorrunde treffsicher. So entschied er unter anderem den ersten Clasico zwischen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo im November 2009.

In der Rückrunde kam der Schwede zunehmend seltener zum Zug, als Pep Guardiola begann, Messi häufiger in der Mitte statt als Rechtsaußen einzusetzen. Den negativen Höhepunkt erlebte der Schwede mit dem Ausscheiden im Halbfinale der Champions League – ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Inter (bester Mann bei der 3:1 Hinspiel-Niederlage: Milito). Im Sommer 2010 war das Verhältnis zu Guardiola vollkommen zerrüttet, der Stürmer wurde zum Verkauf freigegeben. Der AC Mailand schlug zu.

Der FC Barcelona verpflichtete als Nachfolger David Villa (FC Valencia, 40 Millionen) und spielte im dritten Jahr unter Pep wohl den schönsten Fußball. Im Champions League Finale hatte Manchester United überhaupt keine Chance gegen ein furios aufspielendes Barca, wahrscheinlich das einseitigste Finale des Wettbewerbs, seit die Spanier selbst Anfang der 1990er Jahre gegen den AC Mailand mit 0:4 untergingen. „Ibra“ und der AC Milan schieden übrigens überraschend im Achtelfinale gegen den CL-Debütanten Tottenham Hotspurs aus.

 

Paris St. Germain 2016/2017: Edinson im Rampenlicht

(Photo by LIONEL BONAVENTURE/AFP/Getty Images)

Nach der Epoche im rot-schwarzen Teil von Mailand folgte im Sommer 2012 der Wechsel zum damals neureichen Paris St. Germain. Die Investoren aus Katar hofften mit dem Schweden national wie auch international zu dominieren. National war dieses Vorhaben niemals gefährdet, in vier Jahren in der Ligue 1 feierte der „König von Paris“ vier Meistertitel, drei Mal wurde er dabei Torschützenkönig. Allerdings konnte dieser Standard international nie erreicht werden, stets war bereits vor dem Semifinale Schluss.

Nach vier Jahren in der französischen Hauptstadt entschloss sich Ibrahimovic zu einer Reunion mit Mourinho in England bei Manchester United. Ohne den Schweden konnte PSG seine Dominanz in der Liga nicht halten, aktuell liegt der Titelverteidiger nur auf dem zweiten Platz hinter dem AS Monaco. Dafür spielte sich ein anderen Spieler in den Fokus. Edinson Cavani gab nach seiner Ankunft 2013 drei Jahre lang den Robin neben dem schwedischen Batman, seit dem Abgang von Ibrahimovic explodierte der Uruguayer förmlich: 32 Pflichtspieltore in 31 Spielen.

Die offensive Last wird trotz der Leistungssteigerung des neuen Toptorjägers mittlerweile auf mehreren Schultern verteilt, weshalb die Mannschaft in diesem Jahr- trotz des einzigartigen Talents des Schweden – deutlich schwieriger auszurechnen ist. Dies musste gerade gestern der FC Barcelona bei der 4:0 Klatsche im Prinzen-Park schmerzlich erfahren. Die letzte Mannschaft, welche solch einen hohen Sieg gegen die Katalanen in diesem Wettbewerb feiern konnte, war der FC Bayern in der Saison 2012/2013. Am Ende gewannen die Münchener den Wettbewerb. Durch den Erfolg und dem durchaus wahrscheinlichen Weiterkommen gegen die beste Champions League Mannschaft der letzten Dekade sind die Chancen der Franzosen auf den langersehnten Triumph auf der größten europäischen Bühne mit Sicherheit gestiegen.

 

Und nun? Manchester United 2018/2019?

(Photo by OLIVIER MORIN/AFP/GettyImages)

Der Vertrag des 35-Jährigen bei den „Red Devils“ läuft momentan noch bis 2017, eine Verlängerung um ein Jahr soll nicht unwahrscheinlich sein. Die Leistungen des etwas gefallenen Rekordmeisters zeigen in diesem Jahr wieder (vorsichtig) nach oben. Können sich die United-Fans nun schon auf die Saison 2018/2019 (voraussichtlich Jahr I. nach Zlatan) freuen?

Eher nicht – denn trotz oben genannten Beispiele reißt der Verlust eines solchen Spielers jedes Mal eine enorme sportliche Lücke. Die erwähnten Klubs haben die Einnahmen auch immer sehr gut reinvestiert. Außerdem kann das Pendel auch in eine andere Richtung ausschlagen, wie man Beispiel des AC Mailand sieht. Nach dem Abgang von Zlatan Ibrahimovic rutschte der ruhmreiche Verein langsam in die Mittelmäßigkeit der italienischen Liga ab. Das letzte Spiel in der Königsklasse absolvierte der Klub im März 2014.

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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