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Der seltsame Fall des Anthony Martial

27. Januar 2017 | Spotlight | BY Marius Merck

Anthony Martial kam am Deadline Day 2015 für die Ablösesumme von 50 Millionen Euro vom AS Monaco zu Manchester United. Trotz all der Zweifel und mit dem Rucksack der astronomischen Summe spielte der damals 19-Jährige eine starke Debütsaison unter Louis Van Gaal. Unter Jose Mourinho sieht die Sache jedoch ein wenig anders aus.

 

Verlust der Nummer 9

Im Gegensatz zum Holländer baut der portugiesische Übungsleiter kaum auf die Dienste des talentierten Franzosen. Die Beziehung der beiden begann schon im Sommer ein wenig unglücklich, als Mourinho Martial die Rückennummer 9 wegnahm und Neuzugang Zlatan Ibrahimovic zuteilte. Der Vize-Europameister läuft seitdem mit der Rückennummer 11 auf, was eigentlich keine große Angelegenheit sein sollte, jedoch angesichts seiner kurz zuvor veröffentlichten Modelinie „AM9“ einen bitteren Beigeschmack mit sich brachte.

https://youtu.be/_1U2RlkagRQ

In der Liga außen vor

Das frostige Verhältnis setzte sich über die gesamte Spielzeit fort. Unter Van Gaal war Martial noch unangefochtener Stammspieler und in einer mäßigen Offensive während der Saison 2015/2016 der herausragende Akteur. Herauszustellen ist dabei sein fantastisches Debüt gegen Liverpool sowie der Siegtreffer im FA-Cup Halbfinale in der Nachspielzeit gegen den FC Everton.

(Photo by OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

In der aktuellen Spielzeit kommt der Franzose lediglich auf 13 Liga-Einsätze, dabei sprangen zwei Tore und drei Vorlagen heraus. Wenigstens in der Europa League und in den Pokalwettbewerben schien der 21-Jährige gesetzt, nun strich Mourinho den Flügelstürmer beim Liga-Pokal Halbfinale bei Hull City aus dem Kader. Laut der „Times“ ist der Franzose äußerst enttäuscht und unzufrieden über den momentanen Umgang mit ihm.

 

Chance gegen Wigan

Mourinho versprach dem Angreifer auf der anschließenden Pressekonferenz einen Einsatz am kommenden Sonntag im FA-Cup beim Heimspiel gegen Wigan Athletic: „Wenn er dort überzeugt, wird er auch im nächsten Ligaspiel spielen.“ Ob die Psycho-Spielchen des Portugiesen zum Erfolg führen, bleibt abzuwarten. Mourinho wünscht sich von dem Angreifer dem Vernehmen nach eine selbstbewusste Körpersprache und ein aggressiveres Auftreten. Allerdings könnte er mit den ständigen Nichtberücksichtigungen ebenso gut das Selbstvertrauen des Youngsters zerstören.

 

Ein positives sowie ein negatives Beispiel

Henrikh Mkhitaryan hat beispielsweise nach mäßigen Saisonbeginn und öffentlicher Kritik des Coaches in die Spur gefunden und ist mittlerweile aus der ersten Elf von United nicht mehr weg zu denken. Van Gaal wollte vor einem Jahr auf vergleichbare Art und Weise einen Leistungsschub bei Memphis Depay bewirken, bei dem Niederländer trat jedoch das Gegenteil ein, er verkrampfte vollkommen und fand auch unter Mourinho niemals seine Form aus PSV-Tagen wieder. Vor zwei Wochen verabschiedete er sich aus England und wechselte zu Olympique Lyon. Das Pendel kann also auch in die andere Richtung ausschlagen. Von seiner eigentlichen Leistungsstärke sollte Martial als Pendant zu Mkhitaryan auf dem linken Flügel gesetzt sein. Der Franzose muss jetzt im Training und in Spielen überzeugen, sonst könnte er ein ähnliches Schicksal wie Depay nehmen, der gerade wegen den starken Leistungen von Martial vor rund zwöf Monaten nicht mehr zurück ins Team fand.

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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