Spotlight

Die Probleme der Bundesliga im internationalen Wettbewerb – Entwicklung, Analyse, Vergleich, Lösungsvorschläge

28. März 2018 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

[nextpage title=Einleitung & Ergebnisse der letzten Jahre]
Ein jeder Fußballfan in Deutschland wird sich noch an die Saison 2012/13 erinnern können, als der FC Bayern München und Borussia Dortmund im Finale der UEFA Champions League standen und über 90 Minuten ein mitreißendes Fußballspiel absolvierten. Die Bundesliga hatte zwei absolute Topteams und zumindest vielversprechende Mannschaften in der Hinterhand. In dieser Saison sind sowohl die Leistungen als auch die Resultate weitgehend dürftig und der Trend der letzten Jahre setzt sich fort. Doch woran liegt es?

Die Entwicklung der Bundesliga muss kritisch hinterfragt werden, gerade die fußballerische Komponente wird vielerorts vernachlässigt, die Bundesliga ist in weiten Teilen eine „Defensivliga“ geworden. Was muss sich ändern und welche Entwicklungen fanden in den anderen Ligen zuletzt statt? Welche Rolle können die jungen Trainer spielen und welchen Einfluss könnte eine Änderung der 50+1-Regel haben? Die 90Plus-Redakteure Manuel Behlert und Nico Scheck versuchen die Lage zu analysieren und diese Fragen zu beantworten.

 

Die Ergebnisse seit dem Finale 2013

Nach dem denkwürdigen Wembley-Finale begann die Saison 2013/14 traditionell mit den Qualifikationsrunden. Als erstes Bundesligateam griff der VfB Stuttgart ein, der sich in der Qualifikation für die Europa League zunächst gegen Plowdiw durchsetzte, anschließend aber in den Play-Offs an Rijeka scheiterte. In der Qualifikation für die Champions League setzte sich Schalke gegen PAOK Saloniki durch, somit standen vier Teams in der Gruppenphase der „Königsklasse“ – und alle erreichten auch die K.O.-Runde! Leverkusen ging zwar gegen Manchester United (2:4, 0:5) unter, ließ aber Donezk und Real Sociedad hinter sich. Für die Werkself war im Achtelfinale gegen PSG Schluss (1:2, 0:4), ebenso für Schalke 04. Während die „Königsblauen“ in der Gruppenphase Platz 2 hinter Chelsea erreichten, musste man sich Real Madrid mit 1:3 und 1:6 geschlagen geben.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Borussia Dortmund gewann in der Saison nach dem Erreichen des Endspiels eine schwere Gruppe mit dem SSC Neapel und dem FC Arsenal, schlug im Achtelfinale Zenit St. Petersburg und verlor im Viertelfinale stark ersatzgeschwächt gegen Real Madrid (0:3, 2:0). Der FC Bayern gewann seine Gruppe vor Manchester City, schlug dann Arsenal und Manchester United, ehe ebenfalls gegen Real Madrid (0:1, 0:4) Schluss war. Insgesamt ging das Abschneiden in der Champions League aber so in Ordnung. In der Europa League gewann Eintracht Frankfurt nach einem erfolgreichen Play-Off gegen Qarabag ziemlich deutlich die eigene Gruppe, schied nach 2 Remis (2:2, 3:3) aufgrund der Auswärtstorregel bereits in der ersten K.O.-Runde gegen den FC Porto aus, konnte sich aber ansonsten nicht viel vorwerfen lassen.

 

14/15 und 15/16 – Steigende Ernüchterung

Bayer 04 Leverkusen musste in der darauffolgenden Saison in der Qualifikation zur Champions League antreten und schlug den FC Kopenhagen souverän mit 4:0 und 3:2. Auch in der Gruppenphase hielten sich die Bundesligateilnehmer schadlos, Schalke, Dortmund, Bayern und Leverkusen erreichten die K.O.-Runde. Doch im Achtelfinale folgte die Ernüchterung. Bayer 04 schied nach großem Kampf im Elfmeterschießen gegen Atletico aus, Schalke scheiterte trotz großartigem Rückspiel an Real Madrid und Borussia Dortmund musste sich in der Endabrechnung mit 5:1 gegen Juventus geschlagen geben. Der FC Bayern hielt die Fahne hoch, schlug Donezk und Porto, scheiterte aber im Halbfinale (0:3, 3:2) am späteren Titelträger FC Barcelona. In der Qualifikation zur Europa League scheiterte Mainz 05 an Asteras Tripolis, Gladbach schlug souverän die Mannschaft aus Sarajevo. Die Borussia scheiterte dann direkt im Sechzehntelfinale an Sevilla, der VfL Wolfsburg schaffte es immerhin in das Viertelfinale, hatte aber insgesamt (2:2, 1:4) keine Chance gegen den SSC Neapel.

(Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

In der Spielzeit 2015/16 musste Leverkusen erneut in die Qualifikation, blieb erneut cool und qualifizierte sich für die Gruppenphase. Dort folgte schon die erste Enttäuschung, denn die Werkself „stieg ab“ und musste sich mit Platz 3 begnügen, Borussia Mönchengladbach wurde in einer extrem schweren Gruppe mit Manchester City, Juventus und Sevilla am Ende Tabellenletzter. Nur Bayern und der VfL Wolfsburg qualifizierten sich für die K.O.-Duelle. Im Achtelfinale setzte sich Wolfsburg gegen Gent (1:0, 3:2) und Bayern gegen Juventus (2:2, 4:2) durch. Die „Wölfe“ scheiterten im Viertelfinale knapp an Real Madrid, Bayern schlug Benfica und musste sich zum dritten Mal in Folge gegen eine spanische Mannschaft geschlagen geben. Dieses Mal war gegen Atletico Madrid (0:1, 2:1) Schluss. Borussia Dortmund gelang die Qualifikation für die Europa League ohne große Probleme, auch wenn das Hinspiel gegen Odds BK mit einem schnellen 3:0-Rückstand turbulent war. Dortmund, Schalke und Augsburg überstanden ihre Gruppen und gesellten sich in der K.O.-Runde zu Bayer 04 Leverkusen. Augsburg scheiterte in eben jener ersten K.O.-Runde am FC Liverpool, für Schalke war dort gegen Donezk Schluss. Leverkusen scheiterte im Achtelfinale am FC Villarreal, Dortmund musste im Viertelfinale gegen Liverpool die Segel streichen.

 

16/17 und 17/18 – Keine Besserung in Sicht

Wer in der Saison 2016/17 auf eine Trendwende gehofft hat, der wurde enttäuscht. Zwar gelang Mönchengladbach die Qualifikation für die Champions League, aber man landete erneut in einer schweren Gruppe und musste sich mit Platz 3 begnügen. Bayern, Leverkusen und Dortmund erreichten die K.O.-Runde, der BVB wurde sogar Gruppensieger vor Real Madrid. Im Achtelfinale war für Bayer Leverkusen (0:0, 2:4) gegen Atletico Madrid Schluss, während Dortmund und Bayern die Hürden Benfica und Arsenal nahmen. Das Ausscheiden des BVB im Viertelfinale gegen die AS Monaco hatte auch mit dem Anschlag auf den Mannschaftsbus und die widrigen Umstände der Spielansetzung zu tun, der FC Bayern verlor in der Verlängerung gegen Real Madrid und erstmals seit 2008/09 stand kein deutscher Vertreter im Halbfinale. In der Europa League scheiterte die Hertha in der Qualifikation an Bröndby, Mainz scheiterte in der Gruppenphase. Für Gladbach war im Achtelfinale im direkten Duell gegen den FC Schalke 04 Schluss, der seinerseits im Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam ausschied.

(Photo by JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images)

In der laufenden Saison kann man natürlich noch kein abschließendes Fazit ziehen. Aber der Trend wurde bisher bestätigt, denn der SC Freiburg verspielte die Qualifikation für die Europa League gegen Domzale, die TSG Hoffenheim scheiterte sowohl in der Qualifikation für die Champions League als auch in der Gruppenphase der Europa League. Borussia Dortmund schied in der Gruppenphase der Champions League aus und stieg in die Europa League ab, wo nun im Achtelfinale gegen Salzburg Endstation war. Auch RB Leipzig konnte sich in der Gruppenphase nicht durchsetzen und landete auf Platz 3, hat in der Europa League aber Neapel und Zenit aus dem Weg geräumt und trifft im Viertelfinale auf Olympique Marseille. Auch für Hertha und Köln war in der Europa League in der Gruppenphase Schluss. Einziger verbleibender Vertreter in der Champions League ist der FC Bayern München, der nach Platz 2 in der Gruppe Besiktas schlagen konnte und nun auf den FC Sevilla trifft. Ein rundherum zufriedenstellendes Ergebnis der gesamten Bundesliga wird auch diesmal nicht eingefahren werden können.

[nextpage title=“Bayerns Rolle und mögliche Probleme „]

Bayern hält die Fahne hoch

Auch für den FC Bayern veränderte sich nach dem Triple-Jahr vieles. Pep Guardiola übernahm das Amt von Jupp Heynckes und sollte dafür sorgen, dass sich der FCB weiter in der Weltspitze festsetzt. Mario Götze und Thiago wurden verpflichtet und der Kern der Triple-Mannschaft blieb bestehen. Die Hoffnungen sollten sich zunächst auch bestätigen. Die Meisterschaft wurde mit 19 Zählern Vorsprung souverän eingefahren und auch der DFB-Pokal ging nach München. In der Champions League hingegen folgte im Halbfinale das krachende Aus gegen Real Madrid. Die Schuld suchten viele beim Trainer, der durch die frühzeitige Meisterschaft die Liga für beendet erklärte und die Bayern-Spieler in der Folge ihre Spannung verloren. Dennoch war die erste Saison unter Guardiola in der Summe eine sehr gute, nahezu jeder Gegner wurde dominiert und phasenweise an die Wand gespielt.

(Photo by Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Auch in der zweiten Spielzeit unter dem katalanischen Star-Trainer gewann der Klub von der Isar souverän die Bundesliga, im nationalen Pokal und in der Königsklasse war hingegen im Halbfinale Schluss. Insbesondere in dieser Saison war die Transferpolitik der Bayern-Verantwortlichen durchaus fragwürdig. Zwar wurde Robert Lewandowski von Borussia Dortmund ablösefrei verpflichtet, doch mit dem Verkauf von Mittelfeldstratege Toni Kroos für „günstige“ 25 Millionen Euro an Real Madrid unterlief Rummenigge und Co. einer der größten Fehler der jüngsten Transfergeschichte des Vereins. Zudem mussten Ribery und Robben in der entscheidenden Phase der Saison verletzungsbedingt passen. Da man mit Xherdan Shaqiri den letzten verbliebenen Außenbahnspieler im Winter nach Mailand zu Inter verliehen hatte, mussten die Münchner im Champions-League-Halbfinal-Kracher gegen Barca komplett ohne Flügelstürmer auskommen. Die Quittung: Das Aus.

 

Costa und Coman als Nachfolger von „Robbery“?

Das Dilemma auf der Flügelstürmerposition sollte sich nicht wiederholen. Also holte der deutsche Rekordmeister im Sommer 2015 mit Douglas Costa und Kingsley Coman gleich zwei Offensivkräfte, die früher oder später „Robbery“ beerben sollten. In der Hinrunde schien dies früher als erwartet zu funktionieren, denn Coman und vor allem Costa spielten halb Europa schwindelig. Neben diesen beiden Glücksgriffen verpflichteten die Roten auch noch Joshua Kimmich vom VfB Stuttgart und Arturo Vidal von Juventus Turin, die beide ebenfalls einschlugen. Im entscheidenden Champions-League-Halbfinalrückspiel gegen Atletico Madrid lieferten die Münchner eines der besten Spiele der letzten Jahre ab, schieden aber dennoch unglücklich aus. Coman und Costa spielten nicht mehr so stark auf wie noch in der Hinrunde der Saison und Robben musste wieder einmal verletzt zuschauen.

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Trotz größtenteils sehr gutem Kombinationsfußball und einigen Titeln verließ Pep Guardiola nach dieser Saison den FCB. Fußballerisch hatte sich das Star-Ensemble unter dem Katalanen enorm weiterentwickelt, nur der große Wurf in der CL blieb Guardiola mit den Münchnern verwehrt. Und genau das sollte sich mit Carlo Ancelotti ändern. Jener Trainer, der zwei Jahre zuvor den Taktikfuchs Guardiola mit seiner Taktik im Halbfinalrückspiel der Königsklasse ausgeknockt hatte. Der eigentlich gut besetzte Kader wurde mit der Verpflichtung von Mars Hummels verfeinert, zudem lockte man das in ganz Europa gejagte Talent Renato Sanches in die Allianz Arena. Lediglich Mario Götze, der nie vollends in München zu überzeugen wusste, verließ den Verein und kehrte nach Dortmund zurück.

 

Das „Ancelotti-Jahr“

Mit der Verpflichtung von Carlo Ancelotti erhofften sich die Münchner Bosse, auch in der Champions League wieder in das Finale einziehen zu können. Doch statt dem erhofften Sieger-Gen des Italieners erlebte der FC Bayern in der Saison 2016/17 fußballerisch einen herben Rückschritt. Nur selten überzeugte der deutsche Meister, lediglich die Resultate stimmten größtenteils. Das lag zum einen am Trainer, zum anderen fehlten einige Leistungsträger immer wieder oder konnten zu selten ihr ganzes Potenzial ausspielen. Coman fehlte immer wieder verletzt und kam nicht richtig in Tritt, Costa konnte nicht an die starke Vorsaison anknüpfen und Robben und Ribery war das zunehmende Alter deutlich anzumerken. Beide wirkten nicht mehr so spritzig, gerade Ribery hatte einiges an Klasse und Tempo verloren.

(Photo by FRANCK FIFE/AFP/Getty Image)

Zwar holte der FCB erneut den Ligatitel, doch im Pokal scheiterte man am BVB im Halbfinale (2:3). In der Königsklasse, der Wettbewerb, für den man Ancelotti hauptsächlich geholt hatte, mussten Lahm und Co. im Viertelfinale gegen die Königlichen aus Madrid die Segel vorzeitig streichen. Obwohl das Ausscheiden durchaus unglücklich war, war es letztlich doch verdient und man scheiterte schlichtweg an einer besseren Mannschaft. Die erste Saison nach Guardiola hatten sich die Bayern-Bosse sicherlich anders vorgestellt, denn gerade im spielerischen Bereich war der FC Bayern im Vergleich zum Vorjahr kaum noch wieder zu erkennen. Trotzdem ging man mit dem Italiener in die zweite Spielzeit.

 

Fragwürdige Transferpolitik und die Rückkehr von Heynckes

Die Negativentwicklung unter Ancelotti setzte sich auch in dieser Saison fort. Die Vorbereitung war eine zum Vergessen und in den ersten Ligaspielen wirkten die Münchner schwerfällig und ideenlos, bis schließlich die 0:3-Schlappe in Paris das Ende des italienischen Coaches in der bayerischen Hauptstadt besiegelte. Was nun? Im Sommer hatte es große personelle Veränderungen gegeben. Kapitän und Bayern-Legende Philipp Lahm hatte ebenso wie Xabi Alonso die Fußballschuhe an den Nagel gehängt. Neue Hierarchien mussten und müssen nun in der Mannschaft entstehen, gerade die Führungsqualitäten eines Philipp Lahm sind definitiv nicht über Nacht zu ersetzen gewesen. Als Zugänge wurden Corentin Tolisso (von Olympique Lyon), Niklas Süle, Sebastian Rudy (beide von der TSG Hoffenheim) und James Rodriguez (Leihe mit Kaufoption von Real Madrid) verpflichtet. Zudem zogen die Verantwortlichen die Klausel von Coman und holten Serge Gnabry (von Werder Bremen), der allerdings direkt nach Hoffenheim verliehen wurde.

Da durch den Verkauf von Douglas Costa im Sommer nun nur noch drei etatmäßige Flügelstürmer im Kader stehen, von denen mit Ribery und Robben gleich zwei Spieler neben ihrer Verletzungsanfälligkeit auch noch deutlich an Spritzigkeit verloren haben, ist die Flügelzange das größte Problem beim FCB. Insbesondere für einen Verein, der seit Jahren sein Spiel vor allem über die Außen aufzieht, sind drei Flügelspieler im Kader deutlich zu wenig. Zudem hat nur noch Coman das nötige Tempo, um im Eins-gegen-Eins auch mal am Gegner vorbeizuziehen. Robben und Ribery ist das Alter deutlich anzumerken und gerade Ribery versucht es noch zu oft, per Sprint am Gegner vorbeizugehen statt seine kombinatorischen Fähigkeiten zu nutzen. Warum Hoeneß und Co. also keinen weiteren Außenstürmer verpflichtet haben, bleibt wohl ihr Geheimnis.

(Photo by Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images)

Um derartige Probleme recht schnell zu beheben, brauchte es nun jemanden, der mehr als nur ein sehr guter Trainer ist. So kehrte der Triple-Trainer Jupp Heynckes auf die Bank des deutschen Meisters zurück. Und diese Entscheidung hat sich bezahlt gemacht.  Die Liga ist entschieden, im Pokal sind die Bayern der klare Favorit und auch in der Champions League ist noch vieles möglich. Also wieder alles gut? Vonwegen, denn im Sommer hört Heynckes auf und die Frage lautet nach wie vor: Was dann?

 

Richtungsweisender Sommer

Der kommende Sommer wird für den FC Bayern München ein ganz Wichtiger und könnte mitentscheidend sein, ob der Klub auch in den kommenden Jahren international um den Titel mitspielt oder aus der ersten Garde rausfällt. Zunächst ist da einmal die Trainerfrage. Wer beerbt Jupp Heynckes? Nicht nur, dass man an der Isar natürlich für eine Spitzenmannschaft auch einen Spitzentrainer braucht. Nein, es geht auch darum, dass dieser neue Trainer in die Kaderplanung involviert sein sollte. Denn neben den offensichtlichen Aspekten von System und Wunschspielern ist es nunmal auch schwer, einen Spieler von einem Wechsel zum eigenen Verein zu überzeugen, wenn dort nicht einmal der Trainer für die nächste Spielzeit feststeht. Doch ist die Trainerfrage schließlich geklärt, ist dies nur der erste Schritt.

Die bereits angesprochene Problematik auf den Außen ist wohl das heißeste Eisen aktuell. Was macht man mit Ribery und Robben, die ein ganzes Jahrzehnt der Münchner Vereinsgeschichte überaus erfolgreich mit gestaltet haben? Noch ein Jahr verlängern oder ist es Zeit, die Nachfolger zu benennen? Wohl ganz klar Letzteres. Um international mit den Barcas, Reals und Juves weiter mithalten zu können, wird man auf dieser Position enorm investieren müssen. Der Zeitpunkt, um Talente auf dieser Position hinter Ribery und Robben langsam aufzubauen, wurde zum Teil verpasst. Mit Coman steht nur ein Flügelflitzer mit Potenzial zur Weltklasse im Münchner Kader. Daher sollte und muss der FCB im kommenden Sommer eigentlich mindestens zwei, besser drei Spieler für die Außenbahnen nach München locken. Namen kursieren dafür reichlich in den Medien. Verpflichtungen der Größenordnung Martial, Draxler, Malcom oder auch Bailey wären sicherlich nicht die schlechteste Wahl.

(Photo by Adam Pretty/Bongarts/Getty Images)

Auf den restlichen Positionen sieht es weitaus weniger dramatisch aus. Für das zentrale Mittelfeld steht bereits der ablösefreie Wechsel von Leon Goretzka fest, zudem kommt auch die Real-Leihe James meist auf der Acht zum Einsatz und zeigt bisher mehr als ordentliche Leistungen. Tolisso hat ebenfalls schon mehrfach sein Potenzial angedeutet und sportlich hat Kimmich Lahm auf der Rechtsverteidigerposition fast schon vergessen gemacht. Auch das Ein-Mann-Sturmproblem mit Robert Lewandowski wurde mit der Verpflichtung von Sandro Wagner (von der TSG Hoffenheim) im letzten Transferfenster (vorerst) gelöst. Bleibt nur noch die Frage offen, ob Lewa auch über den Sommer hinaus in München bleibt. Also ja, der kommende Sommer wird ein ganz wichtiger für den FC Bayern.

[nextpage title=“Fehlende Konstanz beim BVB“]

Dortmund und die fehlende Konstanz seit Wembley

2011 und 2012 feierte Borussia Dortmund die deutsche Meisterschaft, stachelte den FC Bayern zu Höchstleistungen an. Mit dem Finale der Champions League im Jahr 2013 befand sich die Elf von Trainer Jürgen Klopp auf dem Höhepunkt. Eine Spielidee wurde über mehrere Jahre entwickelt und immer wieder verfeinert, Neuzugänge gut integriert und der Kader andauernd verbessert. Dortmund schlug in der Saison 2012/13 unter anderem Real Madrid, vor allem im Halbfinalhinspiel beim 4:1, als Robert Lewandowski einen Viererpack erzielte, beeindruckte der BVB die Konkurrenz in ganz Europa. Doch was passierte dann? Es gibt Gründe, dass sich Borussia Dortmund nicht langfristig in der Elite der europäischen Topklubs etablieren konnte.

(Photo by Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images)

Im Sommer 2013 wechselte Mario Götze zum FC Bayern München – der einzige große Abgang beim BVB. Mit Sokratis, Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan wurden drei Verstärkungen verpflichtet, aber Dortmund hatte im Saisonverlauf häufig mit Verletzungen zu kämpfen. In der Liga fuhr man gute 71 Punkte ein, hatte am Ende aber 19 Punkte Rückstand auf den FC Bayern. International verlief die Saison über weite Strecken vielversprechend, beim Aus gegen Real Madrid in der Champions League standen Manuel Friedrich, Erik Durm, Milos Jojic und Oliver Kirch in der Startelf, Verletzungen und Sperren sorgten dafür, dass Dortmund nicht die Topelf auf den Platz bringen konnte, der 2:0-Sieg im Rückspiel nach einer 3:0-Hinspielniederlage war dennoch beeindruckend.

 

Klopps „Seuchenjahr“, Europa League als Erfolg

In der Saison 2014/15 ging Borussia Dortmund durch die erste große Krise mit Jürgen Klopp. Der nächste „große“ Abgang (Robert Lewandowski wechselte ablösefrei nach München) war ein Faktor, hinzu kam, dass die Neuzugänge nicht wie erwünscht einschlugen. Dortmund holte Shinji Kagawa aus Manchester zurück, der Probleme hatte, sofort wieder den Einfluss auf das Spiel zu haben, den er vorher hatte. Dong-Won Ji war nicht mehr als eine Ergänzung im Kader, Adrian Ramos schlug ebensowenig ein wie Ciro Immobile, den Dortmund aus Turin verpflichtete. Auch Kevin Kampl, der nach einer katastrophalen Hinserie im Winter aus Salzburg kam konnte keine entscheidenden Akzente setzen. Zwischenzeitlich befand sich der BVB trotz dieser enormen Qualität im Kader im Abstiegskampf, die Abläufe funktionierten nicht mehr so automatisch wie in den Vorjahren, Klopps System wurde nicht mehr mit der zuvor vorhandenen Perfektion ausgeführt und individuelle Fehler, gerade in der Defensive häuften sich.

(Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Diese Probleme, kombiniert mit Kreativitätsproblemen und fehlender Effizienz in der Offensive, sorgten für eine Negativspirale. Auch in der Champions League hatte man nicht mehr die Durchschlagskraft und die Wucht der Vorjahre, scheiterte deutlich an Juventus Turin, ein Umdenken fand statt. Nachdem der Abgang von Jürgen Klopp zum Saisonende frühzeitig offiziell war, spielte der BVB noch eine gute Rückrunde und qualifizierte sich für die Europa League, was zurecht als Erfolg angesehen wurde. Jedem im Verein war klar, dass im Sommer ein kleiner Umbruch anstehen würde und dass mit Thomas Tuchel ein intelligenter Trainer verpflichtet wird, der weiterdenkt, taktische Flexibilität einbringt und seinen ganz eigenen Spielstil implementiert. Die Klopp-Jahre waren erfolgreich und man trennte sich im Guten, eine neue Ära sollte beginnen und der BVB wollte national sowie international wieder eine größere Rolle spielen als in der Saison 2014/15.

 

Tuchel baut Dortmund um

Für Thomas Tuchel begann die Saison 2015/16 hervorragend. Durch die torreichen Spiele in der Qualifikation für die Europa League gingen die Offensivkräfte des BVB mit einer Menge Selbstvertrauen in die Saison. Tuchel krempelte die Borussia um, implementierte einen ballbesitzorientierteren Spielstil und machte 2,5-Millionen-Euro-Schnäppchen Julian Weigl schnell zu einem Schlüsselspieler. Beim FSV Mainz 05 deutete Tuchel schon seine taktische Flexibilität an, bei der Borussia standen ihm nun individuell bessere Spieler zur Verfügung. Die Homogenität im Kader war vorhanden, Mkhitaryan und Aubameyang bildeten ein hervorragendes Duo, Castro stellte eine neue Option dar und mit Bürki wurde ein neuer Torhüter verpflichtet. Mit starken 78 Punkten in der Bundesliga, dem DFB-Pokal-Finale und dem Erreichen des Viertelfinals in der Europa League inklusive einem dramatischen Ausscheiden war die „Übergangssaison“ positiv.

Tuchel und der BVB sollte ein Langzeitprojekt werden, 2016/17 der nächste Schritt erfolgen. Die guten Leistungen sollten stabilisiert werden, Neuzugänge wie Mor, Isak, Bartra, Rode, Guerreiro, Götze, Schürrle und Dembele dafür sorgen, dass die Flexibilität noch größer wird. Aber: Mit Hummels, Mkhitaryan und Gündogan verließen drei immens wichtige Spieler den Klub, diese Lücken konnten nur schwer geschlossen werden, Dortmund fehlte die Konstanz, trotzdem konnte der DFB-Pokal gewonnen werden. Das Ausscheiden in der Champions League war an Dramatik nicht zu überbieten und die Hintergründe des Anschlags sind gemeinhin bekannt. Das Resultat war ein Ausscheiden im Viertelfinale, im Endeffekt war Dortmund in beiden Spielen gegen die AS Monaco nicht in der Lage Höchstleistungen abzurufen. Ein Faktor, der durch die dramatischen Erlebnisse natürlich begünstigt wurde.

 

Bosz, Stöger und die unklare Zukunft

Nach der Trennung von Thomas Tuchel wurde Peter Bosz als Nachfolger installiert, der bei Ajax zeigte, dass er hervorragend mit jungen Spielern arbeiten kann und das Erreichen des Endspiels in der Europa League war ein Zeichen auf internationaler Ebene. Erneut gingen einige Spieler, vor allem der Verlust von Ousmane Dembele war ein großes Problem. Hinzu kam eine relativ radikale Umstellung der Spielphilosophie. Zu Saisonbeginn funktionierte die Borussia unter Bosz sehr gut, die Leistungen und auch die Resultate wurden zunehmend schlechter. In der Champions League wurde kein Spiel gewonnen, in der Bundesliga stieg der Abstand nach oben. Nach einigen weiteren Negativerlebnissen wurde Bosz entlassen, Stöger unter Vertrag genommen. Die Resultate stabilisierten sich unter dem Österreicher zwar, aber die fußballerischen Probleme bestehen weiterhin, die Zukunft von Stöger und dem BVB ist unklar, eine weitere Zusammenarbeit scheint nach jetzigem Stand unwahrscheinlich, ein Neuanfang im Sommer ist womöglich nötig.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Nicht alle Faktoren, die zu der derzeitigen Situation führten, wären zu verhindern gewesen, aber die Transferpolitik der letzten Jahre muss definitiv hinterfragt werden. Der ein oder andere Fehlgriff ist wohl nicht zu verhindern, aber die bestimmenden Persönlichkeiten des BVB-Spiels wurden unzureichend ersetzt, viele Talente verpflichtet, die nicht sofort und schon gar nicht konstant weiterhelfen konnten. Die Verantwortlichen um Watze, Zorc & co. müssen einen passenden Trainer finden, außerdem steht Dortmund vor einem sehr schwierigen Transfersommer, die gesamte Ausrichtung muss hinterfragt werden, Topspieler müssen nach Dortmund gelockt werden und es muss ein Konzept basierend auf Homogenität und einer klaren, möglicherweise Jahre anhaltenden Spielphilosophie aufgebaut werden, damit die Borussia Schritt für Schritt wieder dahin kommt, wo man vor Jahren bereits war. Das wird die wohl größte Aufgabe der letzten Jahre.

[nextpage title=“Die Bundesliga – Eine Defensivliga“]

Die Bundesliga – eine Defensivliga

Als Jürgen Klopp im Sommer 2008 beim BVB anheuerte, begann bei den Dortmundern eine neue Zeitrechnung. Er entwickelte eine Spielidee, die es den Gegnern, egal, welche Namen auf der Gegenseite des Platzes standen, schwer machte, gegen diese Borussia zu spielen. Denn Klopp ließ ein Gegenpressing spielen, wie es der Weltfußball lange nicht mehr gesehen hatte. Diese Spielidee des frühen aggressiven Anlaufens und des schnellen Umschaltens bei Ballgewinn mündete in die bereits erwähnten beiden deutschen Meisterschaften und dem Champions-League-Finale. Nein, Jürgen Klopp hatte das Rad nicht neu erfunden, er hatte aber einer Mannschaft eine klare Spielphilosophie verpasst, die zu dem vorhandenen Personal passte und die über die Jahre hinweg perfektioniert wurde.

Und wie immer, wenn etwas „Neues“ sehr gut funktioniert, wird mit der Zeit von der Konkurrenz versucht, dieses „Neue“ zu kopieren und gegebenenfalls zu optimieren. Frei nach dem Motto: Was bei denen klappt, klappt auch bei uns. So spielten plötzlich auch die HSVs, die Mönchengladbachs und eigentlich fast die ganze Bundesliga frühes Pressing samt Umschaltspiel, mit einem eklatanten Unterschied. Es wurde „vergessen“, eine eigene Spielidee zu entwickeln, wenn man selbst in Ballbesitz ist. Denn mittlerweile ist in der Bundesliga kaum noch eine Mannschaft dazu in der Lage, das Spiel selbst aufzuziehen. Sicher, das Spiel selbst zu kontrollieren und so zum Erfolg zu kommen ist vermutlich die schwierigste Variante. Gleichzeitig ist es aber immer noch beste Variante. Was den BVB unter Klopp ausmachte, war, dass sein Team sowohl das schnelle Umschaltspiel als auch den Ballbesitzfußball sehr gut beherrschte. Übernommen wurde von den meisten Bundesligisten leider nur Ersteres .

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Der Ball wird häufig lieber dem Gegner überlassen, um ihn dann durch frühes Anlaufen zu gewinnen und Nadelstiche zu setzen. Oft mündet diese Spielweise im plumpen „Zerstören“ des gegnerischen Spiels. Eigentlich kein so großes Problem, wenn jeder Bundesligist so spielt. Und gegen die ganz Großen hatte man auch meist vorher schon verloren, ob mit oder ohne Ballbesitz. Also, wo liegt das Problem? Das Problem liegt darin, dass die deutschen Teams mit dieser Spielweise international nicht weit kommen. Denn dort treffen sie meist auf Gegner, die dazu in der Lage sind, das Spiel selbst aufzuziehen und die erste Pressingreihe des Gegners zu überspielen. Damit haben diese Teams gegenüber den deutschen Vertretern einen klaren Vorteil. Plötzlich reicht es nicht mehr, die Räume hinten eng zu machen und dem Gegner das Spiel zu überlassen, um bei Ballgewinn schnell umzuschalten. Was also nötig ist, ist eine klare Spielidee, die auch den eigenen Ballbesitz berücksichtigt. Eine Spielidee, mit der man auch international bestehen kann. Aktuell steckt die Bundesliga in einem Philosophie-Dilemma. Denn aktuell ist die höchste deutsche Spielklasse eine Defensivliga.

 

Keine Kontinuität, keine Entwicklung und eine mangelhafte Transferpolitik – das Beispiel VfL Wolfsburg

Neben dem allgemeinen Philosophie-Problem spielen vor allem bei den vermeintlichen deutschen Spitzenvereinen Kontinuität und teilweise fragwürdige Personalentscheidungen eine elementare Rolle. Teams wie der FC Schalke oder Bayer Leverkusen haben zudem jährlich mit den Abgängen einiger Leistungsträger zu kämpfen, die nicht immer sofort eins zu eins zu ersetzen sind. Werden dann die Erlöse nicht sinnvoll reinvestiert, folgen enttäuschende Spielzeiten wie die letzte für S04 und Leverkusen. Doch bei keinem deutschen Verein klaffen Erwartungshaltung und Realität so weit auseinander wie aktuell beim VfL Wolfsburg. Ein Verein, der von der Finanzkraft aus gesehen eigentlich jedes Jahr international spielen müsste, stattdessen aber seit zwei Jahren gegen den Abstieg kämpft. Wie kann das sein?

(Photo credit should read JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images)

Keine Kontinuität und eine mangelhafte Transferpolitik ist die Antwort. Seit der Meistersaison 08/09 standen bisher zehn unterschiedliche Trainer an der Seitenlinie bei den „Wölfen“, Lorenz-Günther Köstner gleich zweimal. Allein nach der Entlassung von Dieter Hecking Ende 2016 mussten die VfL-Profis unter vier verschiedenen Coaches trainieren. Vier verschiedene Trainer, von denen jeder eine eigene Spielidee und -philosophie mitbringt und diese auf eine Mannschaft zu übertragen versucht, die er so vermutlich nie zusammengestellt hätte. Denn jeder Trainer hat natürlich unterschiedliche Vorstellungen von Kadergröße und -struktur. Hinzu kommt, dass keiner dieser Trainer wirklich Zeit hatte, eine nachhaltige Entwicklung des Klubs voranzutreiben, sondern stattdessen umgehend funktionieren musste. Kurzfristiger Erfolg statt nachhaltige Entwicklung war gefragt. Von Kontinuität keine Spur. Und die Erwartungshaltung hat sich trotz der katastrophalen letzten Spielzeit, in der Wolfsburg nur knapp dem Abstieg entging, nicht verändert.

 

Kaderplanung? – Fehlanzeige

Der nächste Punkt ist die Kaderplanung, wenn man sie denn so nennen möchte. Denn dem VfL darf und muss man hier eine gewisse Konzeptlosigkeit vorwerfen. Seit 2009 haben die Wolfsburger ein Transferminus von knapp 100 (!) Millionen Euro zu verzeichnen, und das, obwohl zwischendurch Spieler wie Kevin De Bruyne und Julian Draxler für hohe Summen verkauft wurden. Woher kommt also das Minus? Allein in den letzten drei Jahren wurden für 43 Neuzugänge knapp 200 Millionen Euro verpulvert. Der Kader aus der Autostadt unterliegt einer permanenten Fluktuation, zahlreiche Spieler gehen und zahlreiche Spieler werden dazu geholt, und das Jahr für Jahr. Dabei wird vor allem auf die Qualität der einzelnen Spieler geschaut. Ob diese auch in die Mannschaft passen, scheint nebensächlich. Nur ein Beispiel aus dieser Saison: Im letzten Sommer verpflichteten Rebbe und Co. unter anderem Uduokhai, Verhaegh, Hinds, Stetaniak, Tisserand, William, Camacho, Origi, Dimata und Brooks, abgegeben wurden unter anderem Rodriguez, Gustavo, Horn, Benaglio, Träsch, Vieirinha und Seguin. Im Winter holte man schließlich Brekalo, Mehmed und Steffen, Gomez wurde verkauft, Hinds, Stefaniak und Ntep verliehen. Mitgekommen? Nein? Wir auch nicht.

(Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Die Einkaufspolitik wirkt willkürlich. Dass bei diesem Personalkarussell keine Kontinuität geschweige denn eine Entwicklung entstehen kann, ist nur logisch. Was der Verein benötigt, ist ein klares Konzept, das nicht direkt nach fünf Monaten wieder über den Haufen geworfen wird. Die Mannschaft muss sinnvoll und angemessen verstärkt bzw. verändert werden, Homogenität sollte nicht weiter ein Fremdwort in der Volkswagen Arena bleiben. Zudem sollte sich der VfL Wolfsburg mit der grauen Realität abfinden und das eigene Anspruchsdenken etwas herunterfahren, statt weiter von der Champions League zu träumen. Denn wenn man wirklich irgendwann wieder dorthin zurück möchte, ist ein klarer Schnitt von Nöten. Im Sommer dürfte es also (mal wieder) einige personelle Veränderungen geben.

 

Mit Hertha und dem „Effzeh“ nach Europa

Nicht nur der VfL als vermeintlicher Topklub, auch der FC Schalke und Bayer Leverkusen spielten 16/17 eine mehr als durchwachsene Saison. Die Folge: Vermeintlich schwächere Teams wie Hertha BSC Berlin oder der 1.FC Köln rutschten durch gute Arbeit in die Europa League, wo sie in der Folgesaison allerdings kaum eine Rolle spielten. Zum einen wird für diese Teams oft die für sie ungewohnte Doppelbelastung zum Problem und zum anderen können die Abgänge wichtiger Leistungsträger nur selten adäquat abgefangen werden. Das hat zur Folge, dass Deutschland in Europa mit Teams vertreten ist, die dort nahezu chancenlos sind. Wenn dann auch noch der eine oder andere Bundesligist bei den Spielen unter der Woche die Rotationsmaschinerie anschmeißt, weil das Tagesgeschäft in der Liga als wichtiger erachtet wird, ist ein frühes Scheitern vorprogrammiert. Dass ein deutscher Vertreter in einer Gruppe mit Athletic Bilbao, Östersunds FK und Zorya Luhansk nicht in die nächste Runde einzieht, ist, bei allem Respekt, durchaus fragwürdig.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Was die Liga also braucht, sind konstant oben mitspielende Topteams, die in der Folgesaison auch das internationale Geschäft stemmen können. Zwar haben sich beispielsweise Schalke und Leverkusen im Vergleich zum Vorjahr wieder gefangen, doch dass Bayer aktuell Rang fünf in der Bundesliga belegt, liegt vor allem an der fehlenden Konstanz der Konkurrenz. Acht Remis und sieben Niederlagen in 27 Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Dennoch ist natürlich auch ein positiver Trend zu erkennen. Insbesondere bei Schalke geht der Weg mit dem jungen Trainer Domenico Tedesco in die richtige Richtung. Auch Leverkusen spielt unter Heiko Herrlich wieder besseren Fußball. Bleibt abzuwarten, wie man sich in den nächsten Jahren entwickelt und was passiert, wenn plötzlich ein Negativtrend einsetzt. Auch hier ist Kontinuität und ein klares Konzept das Stichwort.

[nextpage title=“Drohender Verlust eines CL-Platzes“]

Drohender Verlust eines CL-Platzes

Ab der kommenden Saison haben die besten 4 Ligen in der Fünfjahreswertung auch 4 garantierte Startplätze in der Champions League. Die Bundesliga gehört dazu – noch. Denn: Italien zieht Deutschland davon und die französische Ligue 1 könnte die Bundesliga in Kürze überholen. Die Konsequenzen wären drastisch, denn statt 4 würden nur noch zwei Teams sicher in der Königsklasse starten, ein dritter Verein müsste sich über die Qualifikation in den Wettbewerb spielen. Doch was läuft in den anderen Ligen besser? Es sind auch, aber nicht nur die teilweise größeren finanziellen Ressourcen. Abgesehen von dem finanziellen Krösus England, den Spitzenteams in Spanien und Italien und abgesehen von Paris Saint Germain in Frankreich gibt es überall Teams, bei denen gute Arbeit geleistet wird und die sich seit Jahren in Europa etabliert haben. Das fehlt der Bundesliga teilweise.

(Photo by ALEXANDER NEMENOV/AFP/Getty Images)

Ein Beispiel für gute Arbeit ist Olympique Lyon. Der Serienmeister der 00er-Jahre versprüht zwar nicht mehr den Glanz von damals, schafft es aber seit Jahren die Abgänge von wichtigen Spielern zu kompensieren und verfügt über eine vorbildliche Jugendarbeit. 2013/14 erreichte man das Viertelfinale in der Europa League und scheiterte an einem starken Juventus Turin, danach erfolgte ein Neuaufbau und zwei Jahre, in denen die Leistungen im internationalen Wettbewerb wenig zufriedenstellend waren. Der entscheidende Punkt ist aber, dass OL am eigenen Konzept festhielt und die Jugendförderung in den Mittelpunkt stellte, den Spielern auch das Vertrauen gab.

Schon 2016/17 war Lyon wieder zurück in der Königsklasse, wurde Dritter hinter Sevilla und Juventus, zeigte, dass man wieder konkurrenzfähig ist. In der Europa League ging es anschließend sogar bis in das Halbfinale. Olympique Lyon ist zwar keine Mannschaft, die jedes Jahr große Ambitionen hat, aber man setzt auf junge Spieler und deren Aus- und Fortbildung, tätigt kluge Transfers, wie zuletzt bei Memphis Depay oder Mariano Diaz unter Beweis gestellt und bringt jedes Jahr spannende Spieler hervor. Die nächsten großen Namen könnten Mouctar Diakhaby, Houssem Aouar, Tanguy Ndombele oder Amine Gouiri sein. Eine hervorragende Jugendarbeit kann also eine Möglichkeit sein um Nachteile hinsichtlich finanzieller Ressourcen zu kompensieren, auch wenn man nicht jedes Jahr herausragende Resultate garantieren kann.

Positives aus Spanien und Italien

Doch nicht nur die Jugendarbeit kann entscheidend sein, auch die fußballerische Komponente ist ein wichtiger Faktor für gute Resultate im internationalen Wettbewerb. Gerade die Vereine aus der spanischen Liga zeigen, dass man auch dann erfolgreich sein, wenn man selbst die Initiative ergreift. Dabei geht es nicht primär um Real Madrid, den FC Barcelona und Atletico Madrid, sondern um Mannschaften wie Real Sociedad, den FC Villarreal, Athletic Bilbao oder den FC Sevilla, die insbesondere in der Europa League gute Resultate einfahren. In Spanien haben sogar die kleineren Teams bis hin zu den Abstiegskandidaten teilweise einen klaren Plan, der Ballbesitzfußball beinhaltet. Viele Teams aus der unteren Tabellenhälfte sind in der Lage, den Ball sauber aus der Defensive herauszuspielen und schon in der Ausbildung der Jugendspieler werden kreative Lösungen forciert, was sich auf dem Platz bezahlt macht.

(Photo by CRISTINA QUICLER/AFP/Getty Images)

Der klare Plan spiegelt sich auch in den Resultaten wieder. 2013/14 holte der FC Sevilla den Titel in der Europa League und die Andalusier waren es auch, die im Verlauf der K.O.-Runde mit Betis und Valencia die beiden anderen spanischen Mannschaften aus dem Wettbewerb beförderten. Ein Jahr später verteidigte Sevilla den Titel, Bilbao scheiterte in der ersten K.O.-Runde und ein starker FC Villarreal wurde vom späteren Titelträger ausgeschaltet. 2015/16 gelang dem FC Sevilla der Titelhattrick, im Achtelfinale schlug Bilbao den FC Valencia, im Viertelfinale der FC Sevilla eben jenes Athletic Bilbao und im Halbfinale erst war für Villarreal gegen Liverpool Schluss. 2016/17 gewann überraschenderweise nicht der FC Sevilla den Wettbewerb, Bilbao und Villarreal verabschiedeten sich im Sechzehntelfinale bereits, dafür war es Celta Vigo, das bis in das Halbfinale vorstoßen konnte. Und auch in dieser Saison steht mit Atletico Madrid eine Mannschaft aus Spanien im Viertelfinale.

Die Mannschaften aus der Serie A haben mitunter das Problem, dass sie die Europa League nicht so sehr Ernst nehmen. In der laufenden Saison steht Lazio im Viertelfinale, vergangene Saison fehlten die italienischen Teams ab dem Viertelfinale komplett. Dennoch: In Italien hat vor Jahren ein Umdenken stattgefunden, die Topvereine stellen sich (mitunter auch dank großer finanzieller Unterstützung) neu auf, bei der Roma und Lazio werden spannende Talente gefördert, Juventus ist ohnehin ein „Big Player“ und Milan und Inter sind im Kommen. Überdies ist natürlich noch der SSC Neapel zu erwähnen, der unter der Leitung von Cheftrainer Maurizio Sarri einen sehr attraktiven Spielstil pflegt und sich in den letzten Jahren durch permanente punktuelle Verstärkungen ohne mit dem großen Geld um sich zu werfen sukzessive verbessern konnte. In Spanien sind viele Konstante vorhanden, in Italien entwickeln sich die Topteams früherer Tage genau dorthin und in Frankreich sind neben PSG und dem bereits erwähnten Olympique Lyon die AS Monaco und Olympique Marseille zu erwähnen, die ebenfalls über eine Basis verfügen, mit der sie in den kommenden Jahren ein Wörtchen mitreden können.

[nextpage title=“Lösungsansätze“]

Fußballerische Entwicklung vorantreiben

Doch was kann die Bundesliga gegen die Negativentwicklung machen, welche konkreten Lösungsvorschläge bieten sich an? Klar ist, dass gerade die Verantwortlichen der Vereine, die weitaus weniger als das Optimum aus sich herausholen, jeden Stein zweimal umdrehen müssen. Das Beispiel VfL Wolfsburg wurde bereits erwähnt, die finanziellen Ressourcen und einige Ansätze im Kader sind vorhanden, die sportliche Leitung muss sich aber definitiv neu aufstellen, weitere, teils unüberlegte Transfers sind zu vermeiden. Doch diese Ausrichtung gilt für alle Mannschaften in der Bundesliga. Gerade dann, wenn man finanziell nicht in der Lage ist mit den Topteams in Europa mitzuhalten, muss man sich andere Mittel und Wege erarbeiten. Dass das nicht von jetzt auf gleich funktionieren kann und auch keine dauerhafte Teilnahme an K.O.-Runden im Europapokal garantiert, ist klar.

Häufig vermitteln Entscheidungsträger in der Bundesliga das Gefühl, dass Trainerentlassungen unvermeidbar waren. Die Wahrheit ist aber auch, dass häufig erneut eben jene Trainer installiert werden, deren Entlassungen bei dem Vorgängerverein, meist nach kurzer Zeit, ebenso „unvermeidbar“ waren. Dass gerade viele junge Trainer in den letzten Jahren gute Ansätze zeigten und auch Erfolge feiern konnten, ist kein Zufall. Diese jungen Trainer bringen den Fußball mit neuen Ideen, neuen Arbeitsmethoden voran, haben in ihrer Trainerausbildung die technischen Mittel zur Verfügung gestellt bekommen, mit denen sich die „ältere Garde“ erst anfreunden muss. Heutzutage können mehr Daten erhoben werden, die Digitalisierung kann, richtig umgesetzt, ein enormer Vorteil sein.

Zudem ist klar, dass mehr Bundesligavereine die Initiative ergreifen müssen. Die fußballerische Entwicklung in der Liga ist alles andere als positiv und das, obwohl in der A-Nationalmannschaft und in den Juniorenteams des DFB durchgängig fähige, technisch versierte Spieler vorhanden sind. Es muss mehr Vereinen gelingen, eine eigene Philosophie zu implementieren, die man über Jahre durchzieht. Christian Streich versucht beim SC Freiburg viel Wert auf die fußballerische Komponente zu legen, hat aber gerade in dieser Saison so häufig mit Verletzungen zu kämpfen, dass die Breisgauer eben die fehlende individuelle Klasse durch den läuferischen Aspekt kaschieren müssen. Auch Florian Kohfeldt zeigt in Bremen, dass im Abstiegskampf eben nicht nur beißen, kratzen und kämpfen den Erfolg bringen kann, sondern auch ein technisch hochwertigerer Fußball mit Spielwitz und Kreativität.

 

Talentförderung und Kontinuität

Doch Kohfeldt war nicht der erste Trainer, der mit einer eher auf den fußballerischen Aspekten beruhenden Herangehensweise Erfolge im Abstiegkampf feiern konnte, auch Julian Nagelsmann bei der TSG 1899 Hoffenheim hat mit attraktivem Fußball die Klasse gehalten, die Kraichgauer danach auf Platz 4 geführt. Auch Domenico Tedesco sorgte in Aue für Aufsehen und wurde prompt zum FC Schalke 04 gelotst – mit Erfolg. Den Vereinen in der Bundesliga wäre zu empfehlen, häufiger mal das Risiko einzugehen und ein neues Konzept einzuführen. Dabei muss natürlich die gesamte Vereinsführung hinter einem solchen Projekt stehen, ansonsten ist bei dem ersten Anzeichen einer Krise der Trainer wieder entlassen und die Zukunftsplanung weiterhin ungewiss, von Zufällen abhängig. Kontinuität ist ein Schlüssel zum Erfolg. Sobald ein klarer Plan vorliegt, sollten Trainer auch bei der Umsetzung unterstützt werden. Gewiss gibt es Fälle, in denen der Verein handeln muss, aber einige Trainerentlassungen wären in den vergangenen Jahren zu vermeiden gewesen.

(Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

Um den finanziellen Abstand zu kaschieren, ist es außerdem nötig, dass die eigene Jugend mehr eingebaut wird. Bei einigen Bundesligisten findet diesbezüglich gerade ein Umdenken statt, Fredi Bobic zum Beispiel sucht eine Lösung in der Jugendfrage. Denn: Im Internat der Frankfurter Eintracht gibt es zurzeit nur 12 Betten, die für Spieler von weit außerhalb freigehalten werden. Eine Situation, die auf Dauer nicht tragbar ist. Der FC Bayern erhofft sich durch den neuen Jugend-Campus schnell Ergebnisse, verpflichtete zuletzt auch einige spannende Talente. Die Hertha hat in dieser Saison mit Arne Maier einen Shootingstar der Liga aus der eigenen Jugend hochziehen können, Leverkusen gelang dies zuletzt durch Henrichs und Havertz. Eine gute Basis ist da, andere Nationen (gerade Frankreich durch die EM 2016) haben in Sachen Talentförderung und Infrastruktur nachgezogen, der Markt ist hart umkämpft, weswegen ein noch besseres, noch intensiveres Scouting wichtig ist, um Talente frühzeitig an sich zu binden und das ein oder andere Schnäppchen zu ergattern.

 

Ist die 50+1-Regel noch zeitgemäß?

Neben den bereits erwähnten Möglichkeiten, die Talentförderung und die fußballerische Entwicklung voranzutreiben, spielt natürlich auch der finanzielle Aspekt eine entscheidende Rolle. Klar, die Bundesliga kann mit der Finanzkraft der Premier League nicht mithalten und wird dies in den kommenden Jahren wohl auch kaum. Dennoch gibt es auch für die Bundesliga-Klubs Mittel und Wege, mit den anderen europäischen Topligen zumindest ansatzweise mitzuhalten. Womit wir bei der 50+1-Regel wären. Für den Fußballfan und alle Traditionalisten dieses Sports ein sensibles Thema. Es dürfte in nächster Zeit aber vor allem eines der wichtigsten Themen dieses Sports werden. Vor rund einer Woche erst wurde bei der DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt beschlossen, die 50+1-Regel beizubehalten. Lediglich vier Vereine stimmten dagegen, 18 Vertreter stimmten dafür. Kritik hagelte es anschließend vor allem von Seiten von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, der sich um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga sorgt.

Und damit hat er leider nicht ganz Unrecht. Ja, die 50+1-Regel soll vor profitgeilen Investoren schützen und ja, die Regel hat mehr oder weniger erfolgreich dafür gesorgt, dass die Bundesligavereine nicht zu reinen Spekulationsobjekten verkommen. Doch ist diese Regel noch zeitgemäß? Gibt es in dieser Debatte wirklich nur Schwarz oder Weiß, entweder à la Hasan Ismaik oder aber Tradition nach Bilderbuch? Vereine wie Leverkusen oder Leipzig zeigen: Nein, es gibt auch etwas dazwischen. Sicherlich kann und darf es nicht im Interesse der Bundesliga sein, wenn ein Alleinherrscher einen Verein übernimmt und ihn gänzlich nach seinen Vorstellungen umstrukturiert. Doch das Beispiel RB Leipzig zeigt, wie ein Klub mit finanzieller Unterstützung von externen Geldgebern effizient und sinnvoll wachsen kann. Schließlich könnte, insofern die 50+1-Regel abgeschafft wird, jeder Verein selbst entscheiden, ob und wie Investoren eingebunden werden. Dabei kommt es vor allem darauf an, Geldgeber an Bord zu holen, die in den Verein sinnvoll investieren und ein Kompetenzteam aufzustellen, das die endgültige Entscheidungsfindung bei Transfers, Trainer-Entscheidungen, Scouting usw. übertragen bekommt.

(Photo by Thomas Starke/Bongarts/Getty Images)

Denn zwielichtigen Investoren wie Vincent Tan im Fall Cardiff sollte selbstverständlich nach wie vor der Zutritt in die Fußballwelt verwehrt bleiben. Es ist also ein schmaler Grad, den man zu bewältigen hätte. In Zeiten, wo die Ablösesummen und die Gehälter in unbekannte Höhen schießen, die Umsätze in England und Spanien jedes Jahr neue Rekorde brechen und fast jeder Profi-Verein eine akzeptable Jugendausbildung vor der Tür hat, bleiben jedoch nicht viele Alternativen übrig. Ja, die 50+1-Regel war sinnvoll und der Gedanke dahinter ist es natürlich immer noch. Doch die Bundesliga hechelt der internationalen Konkurrenz hinterher und wenn sich das ändern soll, wird man wohl oder übel auch über eine Veränderung der 50+1-Regel nachdenken müssen.

 

Finanzielle Ressourcen effizient ausschöpfen

Mit mehr Geld ist das Problem selbstverständlich noch lange nicht gelöst. Das bekam auch die Premier League zu spüren, als die englischen Vereine zwar etliche Top-Spieler auf die Insel lotsen konnten, aber kein wirklicher Plan dahinter stand. Das hat sich mittlerweile geändert. Die besten Trainer der Welt wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola trainieren englische Spitzen-Klubs und Spieler-Transfers wirken nicht mehr willkürlich getätigt. Wenn die Bundesliga-Vereine also schon weniger finanzielle Ressourcen zur Verfügung haben, sollte dieses möglichst effizient und effektiv eingesetzt werden. Negativ-Beispiele wie der bereits erwähnte VfL Wolfsburg oder der Hamburger Sportverein zeigen, wie es nicht geht. Natürlich ist es leichter gesagt als getan. Nichts ist schwieriger im schnelllebigen Fußball-Geschäft, als mit vergleichsweise geringeren finanziellen Mitteln ein schlagkräftiges Team aufzustellen, das auch noch auf Anhieb funktionieren soll. Insbesondere neu hinzugekaufte Spieler schlagen nicht immer so ein, wie sich der Verein das bei der Verpflichtung vielleicht erhofft hat.

Dennoch lassen sich derartige Risiken minimieren. Gutes und frühes Scouting ist ein Stichwort, gute Jugendarbeit ein anderes. Spieler sollten nur dann verpflichtet werden, wenn sie neben ihrer individuellen Klasse auch in das System und die Philosophie des betreffenden Vereins passen. Was wie selbstverständlich klingt, hat in den letzten Jahren der eine oder andere Bundesligist zu oft vernachlässigt. Transfers wurden überhastet getätigt, wodurch in der Folge Geld fehlte, um derartige Fehler wieder zu korrigieren. Auf der anderen Seite fehlte manchen Vereinen ab und zu aber auch die Risikobereitschaft, sich ein vielversprechendes Talent frühzeitig zu sichern. Denn auch dieser Mut, etwas zu riskieren, wird von Nöten sein, um den finanziellen Abstand zu England und Co. kaschieren zu können.

(Photo credit should read ROBERT MICHAEL/AFP/Getty Images)

Es ist nicht alles schlecht in der Bundesliga. Nach wie vor gibt es genügend deutsche Vertreter, die auch international für Furore sorgen können. Doch damit das so bleibt und die Entwicklung wieder in die richtige Richtung geht, ist ein Umdenken unumgänglich, sowohl im fußballerischen als auch im finanziellen Bereich. Das trifft genauso auf den FC Bayern zu wie auch auf den VfL Wolfsburg. Denn noch ist es nicht zu spät, den Schalter umzulegen. Noch kann die Bundesliga einigermaßen mit der Premier League und der La Liga mithalten, noch ist der Abstand nicht uneinholbar. Doch wenn sich nichts ändert, könnte das in drei, fünf oder vielleicht auch in zehn Jahren schon ganz anders aussehen.

 


Ähnliche Artikel