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Frank Lampard – der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Welt tritt ab

3. Februar 2017 | Spotlight | BY Marius Merck

Nach Steven Gerrard im Spätjahr 2016, verliert der englischen Fußball eine weitere Ikone seiner jüngeren Geschichte: Frank Lampard beendet mit 38 Jahren seine Karriere.

 

Ausbildung in der berühmten Jugendschmiede

Mit 17 Jahren feierte Lampard in der Saison 1995/1996 für West Ham United sein Debüt in der Premier League. Zuvor durchlief er an der Seite von Rio Ferdinand, Jermain Defoe oder Joe Cole die Jugendteams des Traditionsvereins. Bei den „Hammers“ schafft er es sich nachhaltig in der ersten Mannschaft festzuspielen. Als Belohnung dafür debütierte er 1999 mit 21 Jahren in der englischen Nationalmannschaft. Diese Leistungen blieben auch anderen Klubs nicht verborgen: Stadtrivale Chelsea sicherte sich Lampards Dienste im Sommer 2001 für 16 Millionen Euro.

 

Weltklasse an der Bridge

Bei den „Blues“ wird „Lamps“ bereits in der Ära vor Abramowitsch zum absoluten Stammspieler. Diesen Status behielt er auch nach der Übernahme des russischen Investors, nur standen dem Mittelfeldspieler jetzt viel bessere Mitspieler zu Seite. Unter Jose Mourinho gewann Chelsea 2005 und 2006 die Premier League, während dessen spielte sich der torgefährliche Antreiber in die absolute Weltklasse. In den Meisterjahren war er mit 13 und 16 Toren in der Liga das absolute Herzstück der Mannschaft. Als Anerkennung dafür belegte er im Jahr 2005 bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres den zweiten Platz hinter Ronaldinho. Bis zur Saison 2013/2014 kam Lampard immer auf eine zweistellige Torausbeute in der Liga. Seine statistisch beste Saison spielte er 2009/2010, als er unglaubliche 22 Ligatreffer erzielte und 17 weitere vorbereitete, auch hier resultierte am Ende ein Meistertitel. Neben den drei Meisterschaften gewann Lampard vier Mal den FA-Cup (2007, 2009, 2010, 2012) und zwei Mal den Liga-Pokal (2005, 2007).

https://youtu.be/UwNT_OwS8Y0

Spielverderber beim „Finale dahoam“

Auch auf der Bühne der Champions League wusste der englische Nationalspieler zu überzeugen. Mit Chelsea war er über mehrere Jahre eine Konstante im späteren Abschnitt der K.O.-Runde. 2008 kam man im rein englischen Finale gegen Manchester United dem Titel sehr nah. Ein Treffer von Lampard brachte das Team ins Elfmeterschießen, welches auf dramatische Weise verloren ging. Vier Jahre später hatte das Aushängeschild des FC Chelsea erneut die Chance auf diesen Titel, als man in München auf den FC Bayern traf. In einem weiteren Elfmeterschießen war das Glück dieses Mal auf der Seite der Londoner. Lampard führte an diesem Abend seine Mannschaft für den gesperrten John Terry als Kapitän auf Feld. Ein Jahr später konnte der Triumph in der Europa League gefeiert werden. Im Jahr 2014 lief der Vertrag des Routiniers aus. Der „Achter“ verließ den Klub als Legende. Insgesamt lief er in 626 Pflichtspielen für die „Blues“ auf und ist mit 208 Treffern vereinsinterner Rekordtorschütze.

(Photo by ADRIAN DENNIS/AFP/GettyImages)

Abstecher zu City und Ausklang in New York

Seine Karriere wollte der Engländer allerdings noch nicht beenden. Aufgrund dessen unterschrieb er einen Zweijahresvertrag bei New York City FC. Da die MLS noch einige Monate aussetzte, ließ sich Lampard zum Verdruss vieler Chelsea-Fans für eine Saison an Manchester City, dem Partnerverein des amerikanischen Klubs,
„ausleihen“. Bei Manchester City überzeugte er in der Saison 2014/2015 einmal mehr mit 32 Einsätzen in der Liga. Die „Citizens“ wollten Lampard noch ein weiteres Jahr binden, dieser entschloss sich jedoch seinen Dienst in Amerika anzutreten. Auch in New York zeigte er in seiner letzten Saison mit 12 Toren in 19 Spielen, dass er wenig von seiner Torgefahr eingebüßt hatte.

 

Enttäuschungen bei den „Three Lions“

(Photo by John Stillwell – WPA Pool/Getty Images)

Die Erfolge auf Klub-Ebene konnte Lampard mit seiner Landesauswahl nicht bestätigen. Bei mehreren Europa- und Weltmeisterschaften erreichte er mit seinem Team nie ein Halbfinale. Ein wenig Pech hatten die „Three Lions“ im Jahr 2010 bei seinem „Wembleytor 2.0“ in Südafrika gegen Deutschland. Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2014 in Brasilien erklärte Lampard seinen Rücktritt aus dem Nationalteam. In 106 Länderspielen erzielte der Mittelfeldspieler 29 Tore.

 

„Mr. Crunch-Time“

Das Resümee mit der Nationalmannschaft wird ein kleiner Makel dieser illustren Karriere bleiben. Mit Lampard als Schlüsselspieler der „goldenen Generation“ um Gerrard, Terry, Ferdinand oder Wayne Rooney hätte England eigentlich so viel mehr erreichen müssen. An den Leistungen des beidfüßigen Spielmachers hat es in den seltensten Fällen gelegen. Nur durch herausragend konstante Leistungen wird man den treffsichersten Mittelfeldspieler in der Geschichte der Premier League. Gerade in den großen Spielen konnte man regelmäßig einen Lampard-Treffer erwarten. Oder wie Jose Mourinho es einmal formulierte: „Er ist der beste Spieler der Liga und leistet immer, wenn es darauf ankommt.“ Da hatte Chelsea gerade die erste Meisterschaft seit über 50 Jahren durch einen 2:0 Sieg bei den Bolton Wanderers gewonnen – beide Tore erzielte natürlich die Nummer 8.

 

 

 

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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