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Ausfall von Haaland: Problem oder eine Chance? Das Streitgespräch!

29. Oktober 2021 | Trending | BY Manuel Behlert

Erling Haaland ist einer der besten Spieler in der Bundesliga. Der norwegische Torjäger in Diensten von Borussia Dortmund ist ein Energiebündel und bringt vor allem eine immense Wucht mit. Aktuell fehlt Haaland verletzt, was Auswirkungen auf das Offensivspiel des BVB hat. Es geht Klasse verloren, doch ist der Ausfall vielleicht sogar eine Chance? 

Ausfall von Haaland: Problem oder Chance?

Es gibt kaum einen Stürmer auf der Welt, der bei seinem Antritt eine derartige Wucht ausstrahlt, wie Erling Haaland (21). Nicht umsonst sind zahlreiche Topklubs aus der ganzen Welt am Norweger interessiert. Aufgrund einer Muskelverletzung fehlt der Stürmer dem BVB derzeit und der Zeitpunkt der Rückkehr ist aktuell nicht absehbar. Dass eine Ausfalldauer nicht präzise kommuniziert wird, ist mittlerweile üblich, auch, damit die Klubs nicht Woche für Woche auf den Zeitplan angesprochen werden.

Rein sportlich stellen sich für den BVB einige Fragen. Die Wucht von Haaland 1:1 zu ersetzen, ist keinesfalls möglich. Der Norweger schafft es häufig, seine Mitspieler mitzuziehen und auch eine besondere Verbindung zwischen dem Feld und der Tribüne herzustellen. In den nächsten Wochen bis Ende November spielt der BVB nun gegen Köln, Ajax, Leipzig, Stuttgart, Sporting und Wolfsburg. Das Programm ist knackig, aber zumindest ein ausgewogenes. Der Ausfall von Haaland sorgt de facto für einen Verlust an individueller Klasse, doch gleichzeitig könnte er dafür sorgen, dass ein Spieler wie Donyell Malen (22) mehr in den Fokus rückt und die Offensive generell flexibler agiert. 

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Haaland ist auf Strecke nicht zu ersetzen!

Die 1,94 Meter Naturgewalt Haaland ist die Lebensversicherung von Borussia Dortmund. Beweis gefällig? Seit seiner Ankunft im Signal Iduna Park hat der Norweger in 69 Pflichtspielen für Schwarz-Gelb 70 Tore erzielt und darüber hinaus 19 vorbereitet. Ein Blick auf die aktuell laufende Saison: Wettbewerbsübergreifend hat der BVB bislang 34 Tore geschossen. Zieht man die Treffer der Partien ab, in denen Haaland nicht mitwirken konnte, sind es insgesamt 26 Tore. Bei diesen 26 Toren war Haaland an 17 als Torschütze oder Vorbereiter beteiligt. Das ist eine Quote von knapp 65 Prozent.

Ungeachtet der Dynamiken eines Spielverlaufs ist auch die Wichtigkeit der Tore und Vorlagen Haalands einen genaueren Blick wert. Denn ohne die Torbeteiligungen des Norwegers hätte der BVB in der Bundesliga satte zehn Punkte weniger auf dem Konto. Die nackten Zahlen zeichnen ein Bild der Abhängigkeit. Während dieses Wort oft eine negative Assoziation hat, muss es an sich nichts Schlechtes sein. Robert Lewandowski (33) vom FC Bayern München ist der beste Beweis. Auch ein Simon Terodde (33). Allerdings wird es problematisch, wenn diese wichtigen Spieler dann unerwartet doch ausfallen. Zumal Haaland bereits öfter Probleme hatte, vor allem muskulärer Natur.

Erling Haaland mit ausgebreiteten Armen

Photo by Matthias Hangst/Getty Images

Dann ist der Rest der Mannschaft gefragt. Natürlich ist auch beim FC Bayern ein deutlicher Qualitätsverlust zu spüren, wenn Lewandowski fehlt. Allerdings ist die Qualität der zweiten Reihe und der übrigen Mannschaft so gut, dass ein Ausfall des Polen phasenweise aufgefangen werden kann. Ein Blick auf den Kader von Dortmund gibt einem aber zu denken. Nominell befinden sich vier Stürmer im Aufgebot der Dortmunder. Davon sind mit Haaland und Youngster Youssoufa Moukoko (16) zwei verletzt. Steffen Tigges (23) erinnert von der Statur her zwar an Haaland, ist aber noch entfernt von dem benötigten Niveau.

Dass die Dynamik des Dortmunder Spiels ohne Haaland eine andere ist, steht außer Frage. Dennoch bringt Neuzugang Donyell Malen, vor allem in Kombination mit seinen Mitspielern, die nötige Qualität eigentlich mit. Die Zahlen lesen sich aber anders. In 14 Spielen sammelte der 30 Millionen Euro schwere Niederländer lediglich drei Torbeteiligungen. Unter dem Strich zu wenig und wohl auch nicht das, was sich die Dortmunder Verantwortlichen erhofft haben. Der Auswärtssieg am letzten Wochenende bei Arminia Bielefeld dürfte allen Fans zwar Mut gemacht haben. Dennoch sind Gegner wie Köln, Ajax, Leipzig, Stuttgart, Sporting und selbst das kriselnde Wolfsburg eine andere Hausnummer.

Nun liegt es vor allem an Trainer Marco Rose, seine Mannschaft neu einzustellen und die Qualitäten eines Malen richtig einzubringen. Denn sonst könnte der Haaland-Entzug einer mit schlimmen Folgen werden.

Sarom Siebenhaar

Mehr Flexibilität: Der Ausfall kann eine Chance sein!

Zweifelsohne würde ich zustimmen, dass der Ausfall von Haaland, je länger er dauert, ein Problem darstellen kann. Insbesondere, wenn auch noch andere Spieler Blessuren haben oder ausfallen. Das ist aber nicht zwingend der Fall. Dortmund zeigte zuletzt bereits in Spielen mit prekärer personeller Lage, dass sie einzelner Spieler ersetzen können. Insbesondere, wenn Spieler wie Thorgan Hazard, der gegen Ingolstadt einen Doppelpack erzielte, nun wieder ihren typischen Rhythmus haben, ist Dortmund offensiv noch immer gut besetzt.

Klar, Haaland kann nicht nur die letzten, entscheidenden Prozentpunkte ausmachen, er macht den Unterschied auch oft. Der Ausfall kann aber auch eine Art Chance für den BVB sein. Marco Rose will noch immer zahlreiche Elemente im Spiel seiner Mannschaft verbessern und die Flexibilität im Angriff ist ein Faktor, der dabei eine Rolle spielt. Mit Reus, Malen, Hazard und Brandt (als Beispiel) hat Dortmund zahlreiche Spieler im Kader, die nicht nur zusammen spielen, sondern auch immer wieder die Position tauschen können.

Stimmen hier die Automatismen, kann Dortmund auch ohne den klassischen, wuchtigen Zielspieler erfolgreich Fußball spielen. Darüber hinaus ist es auch eine Chance, für die Zeit nach Haaland – denn ewig wird der Norweger nicht in Dortmund spielen – zu planen. Welche Spielertypen passen im Rose-Fußball überhaupt wie gut zusammen? „Muss“ ein wuchtiger Spieler im Angriff aufgeboten werden? Und wie ist es, wenn Malen mit weiteren, fluiden und physisch eher nicht so starken Spielern aufläuft?

Ich gehe davon aus, dass Dortmund am Wochenende gegen Köln einen Sieg einfahren wird und auch gute Chancen hat, das Heimspiel gegen Ajax auch wegen der noch vorhandenen Wut im Bauch aus dem Hinspiel zu gewinnen. Es folgt das Spiel gegen Leipzig, eine gute Mannschaft, der aber die Konstanz fehlt. Zudem sah Dortmund gegen diesen Gegner fast immer sehr gut aus. Drei Siege oder zwei Siege und ein Remis bis zur Länderspielpause sind völlig realistisch. Auch ohne Haaland.

Manuel Behlert 

 

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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