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Hertha BSC: Befreiungsschlag oder Verschärfung der Krise? Das Streitgespräch

18. Februar 2022 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Am vergangenen Spieltag musste Hertha BSC auswärts bei der Spielvereinigung Greuther Fürth eine bittere Niederlage hinnehmen. Der Abstiegskampf ist längst Realität, allerdings erweckt die Mannschaft bislang zu selten den Eindruck, diesen auch vollumfänglich anzunehmen. Die nächsten Wochen werden maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang der Saison haben. 

Hertha BSC: Wohin geht die Reise?

Der Trainerwechsel von Pal Dardai (45) zu Tayfun Korkut (47) war mit der Hoffnung verbunden, bei Hertha BSC würde sich ein nachhaltiger, positiver Effekt einstellen. Auch die Neuzugänge im Wintertransferfenster sollten zur Verbesserung der Lage beitragen. Nun lässt sich der Effekt der neuen Spieler in der Kürze der Zeit noch nicht final bemessen, aber der Trainer hatte bislang einige Wochen die Möglichkeit, seine Ideen mit der Mannschaft umzusetzen und an den relevanten Stellschrauben zu drehen. Doch was ist in den letzten Wochen passiert?

Nicht besonders viel. Zwei Siege aus zehn Pflichtspielen gab es in der Amtszeit des neuen Trainers zu bejubeln, jeweils zuhause. Kurios: Dabei setzte sich Hertha gegen den BVB durch, zudem gab es einen Erfolg gegen Arminia Bielefeld. Insgesamt ist die Ausbeute von 0,9 Punkten pro Spiel im Schnitt deutlich zu wenig, Platz 14 und akute Abstiegssorgen sind die Realität. Borussia Mönchengladbach zog an der „Alten Dame“ vorbei, mit Bielefeld steht zumindest eine Mannschaft, die aktuell besser in Form ist, noch hinter dem Hauptstadtklub in der Tabelle.

Am Sonntag spielt Hertha BSC zuhause gegen RB Leipzig, es folgen Duelle mit dem SC Freiburg, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach. Das sind keine Spiele, die ein Abstiegskandidat unbedingt gewinnen muss. Und hier liegt das Problem, die Korkut-Elf befindet sich in einer Situation, in der eben das gefordert ist. Also, wohin geht die Reise?

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Es gibt durchaus Grund für Optimismus

Kein Sieg im Jahr 2022, zwei Punkte aus fünf Partien und ein Torverhältnis in eben jenen von 4:10. Dazu eine zerrüttet wirkende Mannschaft, die Teamgeist und Grundattribute wie Kampf, Leidenschaft und die gewisse Galligkeit, vermissen lässt. Hinzu kommen nun auch noch Störfeuer, wie die jüngsten Aussagen von Investor Lars Windhorst. Ja, es ist mal wieder eine zünftige Hertha-Krise – im dritten Jahr infolge. Welche Hoffnung bleibt also für das Spiel gegen Leipzig?

Womöglich genau das. Da, wo keine Hoffnung, auch keine Erwartungen. Für das Heimspiel gegen die übermächtig wirkenden Leipziger könnten die Ansprüche an Hertha nicht geringer sein. Wer schon verdient gegen Tabellenschlusslicht Fürth verliert, wird gegen den Tabellenvierten der Bundesliga wohl nichts ausrichten können. Doch sind es genau diese Spiele, die Hertha liegen. Die Spieler des Hauptstadtklubs sind von einer großen Verunsicherungen gezeichnet, die sich immer dann löst, wenn nichts von ihren erwartet wird. So zuletzt gesehen beim überraschenden 3:2-Sieg über Borussia Dortmund im vergangenen Dezember.

Die Niederlage in Fürth war der Tiefschlag, den Hertha benötigt hat, um zu verstehen, dass man knietief im Abstiegskampf steckt. Besinnen sich die Berliner am Sonntag auf die berühmten Grundtugenden des Fußballs, gepaart mit den Ansätzen, die unter Korkut schon sichtbar waren, könnte man Leipzig ärgern. Der Gegner hat schließlich ein Europa-League-Spiel in den Beinen und war in dieser Saison bereits für den einen oder anderen Ausrutscher gut.

Marc Schwitzky

Die Lage bei Hertha BSC wird schlimmer

Unter Tayfun Korkut hat sich bei Hertha BSC nicht sehr viel getan. Es existieren einige andere, neue Elemente im Spiel, allerdings ist das Ergebnis häufig ähnlich dem der Spiele unter Alt-Trainer Dardai: Spielfreude strahlt das Team nicht aus und zugegebenermaßen ist diese im Abstiegskampf auch nicht wirklich immer gefordert, aber auch die typischen, viel zitierten Tugenden, legt dieses Team nur punktuell an den Tag.

Ausgeschlossen ist es nicht, dass sich die Mannschaft zusammenreißt, dass ihr Dinge gelingen und dass am Ende ein Sieg ausgerechnet gegen ein Team wie Leipzig zustande kommt, aber selbst dann drohen eine Woche später wieder genau die Fehler, über die sich die Fans permanent aufregen. Eine wirkliche Aufbruchstimmung unter dem neuen Trainer existierte nie oder nur ganz kurz, die Anstellung bis Saisonende war selbstredend ein Indiz dafür, dass Korkut keine dauerhafte Lösung sein sollte.

Die Frage, die sich aktuell stellt, ist eher: Ist der 47-Jährige überhaupt die kurzfristig richtige Lösung, um das Team vor dem Abstieg zu bewahren? Sollte es noch weitere Niederlagen in den nächsten Wochen geben, dann müssen sich die Verantwortlichen diese Frage zweifelsohne stellen. Und aufgrund des Programms, das der Klub zu absolvieren hat, muss mit solchen Negativresultaten gerechnet werden. Schon am Wochenende gegen RB Leipzig.

Manuel Behlert 

 (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)


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