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Ist Håland die Ideallösung für Dortmund?

15. Dezember 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Der Name Erling Håland ist seit mehreren Wochen beinahe täglich in diversen internationalen Sportmedien zu finden. Der 19-jährige Norweger, der noch bis 2023 bei RB Salzburg unter Vertrag steht, wurde in diesem Quartal mit Topclubs aus ganz Europa in Verbindung gebracht – unter anderem auch mit Borussia Dortmund.

Ein kometenhafter Aufstieg

Im Frühjahr dieses Jahres flog Erling Håland noch unter dem Radar, doch seit einigen Monaten sorgt der 19-jährige durch überragende Leistungen für Aufsehen bei Topvereinen aus ganz Europa. Die Statistiken beeindrucken und sprechen für sich.

In sechs Champions-League spielen kommt Haaland auf 8 Treffer, sprich ein Treffer alle 47 Minuten. In der österreichischen Bundesliga liegt der Schnitt ebenfalls bei mehr als einem Tor pro Spiel, genauer gesagt 16 Treffer in 14 Partien, dazu kommen sechs Vorlagen. Im Hinblick auf die Statistiken ist der Hype um Erling Håland also durchaus berechtigt. Viel größer ist die Frage, inwiefern es der Angreifer schafft, auch in der Zukunft an diese Statistiken anzuknüpfen.

Das Thema Ausstiegsklausel

Am 4. Dezember berichtete die BILD exklusiv, dass sich eine Ausstiegsklausel in Höhe von 20 Millionen Euro im Vertrag von Erling Håland befinden soll, welche bereits im kommenden Januar aktiviert werden könnte. Bestätigt wurde dies von offizieller Seite nicht, dementiert aber ebenso wenig. Dass der BVB noch in diesem Winter einen Stürmer verpflichten will, ist kein Geheimnis und wurde von Hans-Joachim Watzke auf der Mitgliederversammlung des BVB im November bereits ungewohnt offen kommuniziert.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Doch die Konkurrenz ist groß, natürlich ist auch RB Leipzig am Spieler interessiert. Neben Leipzig und dem BVB sollen diverse andere Topvereine Erling Håland beobachten. So war Anfang November im Guardian zu lesen, dass mehr als 20 weitere Clubs, unter anderem Juventus Turin und Manchester United, ihren Scouting-Abteilungen in Auftrag gegeben haben den 1,94m großen Stürmer ins Blickfeld zu nehmen. Doch nicht jeder Spitzenklub kommt für den Norweger in Frage, denn die Spielerseite legt viel Wert auf eine entsprechende Spielzeit.

Favre sucht die Dauerlösung

Im Sturmzentrum probierte es Lucien Favre in seinen 1 ½ Jahren beim BVB mit verschiedenen Varianten, eine Dauerlösung konnte er noch nicht finden. In den Anfangsmonaten hatte Paco Alcácer eine überragende Torquote, doch anschließend hielten eine Reihe kleinerer Verletzungen den Spanier immer wieder davon ab konstant zu überzeugen. So konnte Paco Alcácer auch in dieser Saison nur drei Spiele über die volle Spielzeit für den BVB absolvieren. Infolgedessen wurde diese Position in den vergangenen Monaten unter anderem von Thorgan Hazard, Julian Brandt, Marco Reus und Mario Götze besetzt.

(Photo by Hasan BRATIC / AFP)

Die vier genannten Alternativen zu Alcácer ähneln sich sehr, wenn sie die Rolle der falschen Neun bei Borussia Dortmund übernehmen. Das bringt Vor-und Nachteile mit sich. Natürlich kann das favresche Kombinationsspiel so sehr gut in die Tat umgesetzt werden. Gerade in Situationen, in denen der Gegner sehr tief steht, wäre ein physisch starker Spieler generell eine sehr gute Option. Insbesondere auswärts zeigt sich häufig, dass diese Qualität fehlen.

Die 0:2 Auswärtsniederlage des BVB bei Inter Mailand ist exemplarisch für diese Problematik. Trotz 58% Ballbesitz gelang es der Dortmunder Offensive kaum, Torchancen gegen die gut sortierte Fünferkette von Inter Mailand herauszuspielen. Es gibt nicht wenige, die nach dem Spiel behaupteten, dass ein bulliger Stürmer ein Mittel gegen die Ideenlosigkeit des BVB hätte sein können.

Insbesondere in den letzten Spielen kreierte Dortmund viele Chancen und nach der Systemumstellung scheint sich die Offensive schnell gefunden zu haben, doch dem Angriffsspiel eine weitere Komponente hinzuzufügen, ist grundsätzlich keine schlechte Idee.

Schließt Håland die Problemstelle?

Mit seinen 1,94m verfügt Håland über eine stabile Physis, dieses Maß an Körperlichkeit kann aktuell kein Offensivspieler des BVB vorweisen. Zudem bringt der 19-jährige ein gutes Tempo mit, was sich in Bezug auf seine Körpergröße nicht direkt vermuten lässt. In Jesse Marschs Spielsystem bei RB Salzburg wird Håland ausschließlich im Sturmzentrum eingesetzt, bewegt sich sehr gut, handelt instinktiv und weiß, wie er sich in Abschlussposition manövrieren kann.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Håland ist kein Spieler, der lediglich die vorderste Anspielstation in der Tiefe darstellt und auf die Bälle wartet. Der junge Norweger bewegt sich viel, probiert durchgehend aktiv am Spiel teilzunehmen. Bekannt ist, dass Lucien Favre großen Wert darauflegt, dass die Rolle des Stürmers im Zusammenspiel mit dem dynamischen Offensivkollektiv ausgeführt wird und der Neuner auf dem Feld nicht wie ein Fremdkörper wirkt. Und auch wenn Håland nicht per sé als Kombinationsspieler zu bezeichnen ist, diese Anforderungen erfüllt er.

So ist es gut vorstellbar, dass Hålands Spielstil mit der taktischen Offensivphilosophie von Lucien Favre bei Borussia Dortmund harmonieren könnte. Die Mischung aus Physis, Effizienz, Instinkt und dem enormen Entwicklungspotenzial macht den 19-jährigen insgesamt so interessant.

Eine Win-Win-Situation?

Von einem Wechsel zum BVB könnten sowohl Erling Håland, als auch der BVB profitieren. Während für den BVB die Chancen gut stehen, die Stürmerdiskussion für eine gewisse Zeit zu beenden, könnte Erling Håland beim BVB einen wichtigen Zwischenschritt machen. Der BVB gilt für junge Spieler als ideales Umfeld zur Weiterentwicklung, so schafften in der jüngeren Vergangenheit mehrere hochveranlagte Talente den Durchbruch.

Dass man bei Borussia Dortmund starkes Interesse an und gute Chancen auf Håland haben soll, wurde mittlerweile nicht nur von der BILD, sondern auch vom kicker und den Ruhr Nachrichten berichtet. Auf Sky-Nachfrage wollte Michael Zorc das Thema, aus Gründen des Respekts gegenüber RB Salzburg, nicht kommentieren. Nur wenige Tage später landete der Spieler in Dortmund, führte Gespräche und machte gleiches auch in Leipzig, der Telegraph aus England meldete indes, dass Manchester United weiterhin sehr gute Chancen hat.

(Photo by STRINGER/KRUGFOTO/AFP via Getty Images)

Das Rennen um 1,94m-Hünen ist also noch nicht entschieden. Da Håland aber bereits die Optionen für einen Winterwechsel prüft und sowohl Borussia Dortmund, als auch RB Leipzig den ein oder anderen Hebel in Bewegung gesetzt haben, um den Norweger im Januar unter Vertrag zu nehmen, kann man davon ausgehen, dass das Sturmtalent in den nächsten Wochen eine Entscheidung fällen wird. Man darf gespannt sein, wohin es den 19-jährigen führen wird.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Simon Lüttel


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