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Leipzig nach dem Sieg in Dortmund: Wie gut ist man wirklich?

15. Oktober 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der Saisonstart von RB Leipzig, das erstmals unter der Mehrfachbelastung durch die Champions League zu „leiden“ hat, war ordentlich, aber nicht überragend. 1 Punkt aus 2 Spielen in der „Königsklasse“ entsprechen nicht dem Anspruch der Leipziger, der Bundesligastart war vor dem gestrigen Spitzenspiel in Dortmund zufriedenstellend, aber auch noch nicht mehr. 

Umso wichtiger war der Auftritt im Signal Iduna Park. Leipzig wollte zeigen, dass man weiterhin zu hervorragenden Leistungen fähig ist und ein Zeichen setzen. Man wollte nicht verteidigen und kontern, sondern aggressiv spielen und selbst agieren. Dafür musste man Risiko gehen.

Hasenhüttl ging „All-In“

Und Ralph Hasenhüttl ging dieses Risiko ein. Die Ausrichtung mit Keita, Kampl, Bruma, Sabitzer, Poulsen und Augustin war sehr offensiv, man wollte die personellen Probleme in der BVB-Defensive, insbesondere auf den Außenverteidigerpositionen nutzen. Toljan verteidigte auf rechts gegen Bruma, der gelernte Innenverteidiger Zagadou hatte es mit Sabitzer zu tun. Doch den ersten großen Abwehrfehler machte RB, als Ilsanker den Ball gegen Aubameyang verlor und der Rückstand resultierte.

(Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Hasenhüttl und seine Mannschaft blieben aber dem Spielstil treu und kreierten punktuell gute Chancen. Dortmund gelang es zu selten das Spiel zu beruhigen und so entstand eine Hektik, die eher Leipzig entgegenkam. Dortmund operierte oft mit langen Bällen, das Spiel war intensiv, unterhaltsam und aufregend, aber nicht von herausragender Qualität. Im Endeffekt zahlte sich das Risiko aus, Leipzig gewann als erstes Bundesligateam seit einer gefühlten Ewigkeit in Dortmund und setzte das dringend benötigte Zeichen an die Konkurrenz.

Wochen der Wahrheit für RBL

Nun ist RB Leipzig wieder an den BVB herangerückt, hält Schritt mit dem FC Bayern und befindet sich in der Spitzengruppe der Liga. Doch in den ersten Saisonwochen folgten auf gute teilweise eben nicht so gute Leistungen. Es ist vielleicht auch kein Zufall, dass dieses Spiel gerade nach der Länderspielpause zustande kam und nicht inmitten der großen Rotation. Die nächsten Spiele werden zeigen, wie stabil Leipzig ist und wo die Reise in dieser Saison hingehen kann. Die Basis dafür legte man gegen den BVB, jetzt steigt aber der Druck.

Denn: Am Dienstag spielt man zuhause gegen den FC Porto. Ein Sieg ist quasi Pflicht, um die Chancen auf das Weiterkommen aufrechterhalten zu können. Das Bundesligaspiel gegen Stuttgart mit einer wohl wieder etwas durcheinandergewürfelten Mannschaft und vor allem in der Favoritenrolle muss gewonnen werden, ehe die Bayern zum Pokalschlager kommen. Und drei Tage später spielt man in der Liga in München. Und in der Woche darauf geht es zum FC Porto zu einem vielleicht vorentscheidenden Spiel in der Champions League.

Die Rotation muss funktionieren

Diese Wochen werden zeigen, wie gut RB Leipzig in dieser Saison ist. Die Verbreiterung des Kaders war notwendig und wurde clever angegangen. Bruma überzeugte gegen den BVB, Kampl zeigt mindestens ordentliche Leistungen und wird immer besser, aber die Defensive des Hasenhüttl-Teams ist mitunter noch zu anfällig. Hier muss sich nun eine gewisse Stabilität und Konstanz entwickeln, hier muss die Rotation sensibler angegangen werden als in der Offensive.

(Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Leipzig ist nicht mehr der, zugegebenermaßen finanzstarke und mit einem guten Kader ausgestattete, Emporkömmling der letzten Saison, sondern die Ansprüche sind gestiegen. RB muss sich an den Leistungen der Vorsaison messen lassen und hat auch international, insbesondere in dieser Gruppe, den Anspruch, die K.O.-Phase zu erreichen. Die Naivität in Istanbul und der fehlende Punch im Offensivspiel gegen Monaco waren Dinge, die einen Lerneffekt erzeugen. Ob dieser schon abgeschlossen ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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