Marco Rose vor Engagement in Gladbach – Der Eberl-Coup

Spotlight | Die letzten Tage verliefen turbulent rund um Borussia Mönchengladbach. Nur wenige Stunden nachdem wir am Dienstag in einem Artikel die Negativspirale der Borussia analysierten und die Frage stellten, ob Dieter Hecking wirklich für eine langfristige positive Entwicklung sorgen kann, wurde die Trennung zum Saisonende bekannt gegeben. Nachfolger soll ein Trainer werden, der zuvor bei 3 anderen Bundesligaklubs gehandelt wurde: Marco Rose.
Rose-Verpflichtung fast fix – Konkurrenz ausgestochen
Die Medien hierzulande berichten übereinstimmend, dass Marco Rose nicht nur ein heißer Kandidat ist, sondern die Verpflichtung unmittelbar bevorsteht. Rose verfügt über eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, die potenziell auch von den anderen Interessenten hätte aktiviert werden können. Sollte Gladbach nun Nägel mit Köpfen machen und die Verpflichtung in Kürze bekannt geben, hat man offenbar Argumente auf der eigenen Seite gehabt, die die anderen Klubs nicht hatten. Und Max Eberl, der auch seinen Anteil an der aktuellen Situation hat und sich hinsichtlich der Kaderplanung den ein oder anderen Fehler ankreiden muss, hat die Situation richtig erkannt und gehandelt.

Lange galt die TSG 1899 Hoffenheim als Favorit auf eine Verpflichtung von Marco Rose. Doch der zögerte. Wie diverse Medien berichteten lag das auch daran, dass er wartete, ob sich ein lukrativeres Angebot ergibt. Die TSG hatte irgendwann die Nase voll, verpflichtete Alfred Schreuder als neuen Cheftrainer. Aber schon standen mit dem VfL Wolfsburg und dem FC Schalke 04 zwei weitere Vereine im Fokus, die Interesse an Rose hatten. Und wieder gab es einige Wasserstandsmeldungen, die „Wölfe“ galten als Favorit, aber festgezurrt wurde der Deal nicht. Im Gegenteil. Fast schon unmittelbar nach der Bekanntgabe der Hecking-Trennung zum Saisonende berichteten die Medien unisono, dass die Borussia bereits Gespräche mit Rose geführt hat. „RP-Online“, „Kicker“, „Bild“ und „Sport1“ sehen den Deal auf einem guten Weg, vermeldeten ihn zum Teil bereits als fix, laut einem neuen Bericht der „WAZ“ sind nur noch Details zu klären. Die Borussia scheint sich also einen hochbegabten und sehr begehrten Trainer geangelt zu haben. Das ist auch ein Verdienst von Max Eberl.
Eberl erkennt die Lage und handelt vorausschauend
Wie bereits angedeutet muss sich selbstverständlich auch Max Eberl, dessen Anspruch es ist sehr gute Arbeit zu leisten und den Verein nach vorne zu entwickeln, Kritik gefallen lassen, wenn sie angebracht ist. Aber Eberl ist jemand, der aus Fehlern lernt, diese so früh wie möglich korrigiert. Auf der Pressekonferenz, deren Thema das Hecking-Aus war, teilte Eberl bereits mit, dass er Ideen im Kopf habe und dass eine solche Entscheidung über längere Zeit reift und nicht urplötzlich getroffen wird. Max Eberl wird also in den letzten Wochen intensiv über die Zukunft des Vereins nachgedacht haben und wie auch er selbst diese positiv beeinflussen kann. Mit einem jungen, modernen Trainer wie Marco Rose ist, sofern die Verpflichtung in den kommenden Tagen und Wochen unter Dach und Fach gebracht wird, der erste Schritt getan. Eberl hat einen Teil seines Jobs erfüllt, die Zeichen erkannt und gehandelt.
Bemerkenswert ist dabei aber auch die Art und Weise. Während das Interesse der TSG Hoffenheim und die Gespräche, genauso wie die Schalker Gedankenspiele lange durch die Medien kursierten, der VfL Wolfsburg zum Favoriten ernannt wurde, wurde das Interesse der Borussia erst dann publik, als der Deal bereits auf der Zielgeraden war. Das bedeutet einerseits, dass die Verhandlungen sehr gut geheim gehalten wurden, nichts nach außen drang, andererseits aber auch, dass Max Eberl Marco Rose verhältnismäßig schnell überzeugt haben muss. Er muss dem begehrten Trainer in Mönchengladbach Möglichkeiten aufgezeigt haben, die er bei den anderen Klubs nicht hat. Klar, die Borussia spielt von allen Klubs wohl am ehesten international und verfügt über eine gute Basis im Kader, mit einigen Topspielern, aber auch jungen Talenten. Und Marco Rose ist jemand, der diese Talente entwickeln kann, das hat er in Salzburg gezeigt.
Je länger man darüber nachdenkt, desto eher ergibt die bevorstehende Liaison zwischen den Fohlen und Marco Rose Sinn. Nun muss zunächst die aktuelle Saison so erfolgreich wie möglich zu Ende gebracht und die Qualifikation für den Europapokal fixiert werden, dann können die nächsten Schritte unternommen werden. Max Eberl muss dann zeigen, dass er auch in Sachen Kaderplanung über die nötige Weitsicht verfügt. Gelingt auch das, dann könnte der Borussia eine rosige Zukunft bevorstehen.
Manuel Behlert
(Photo by Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images)
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