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Max Meyers Zukunft: Die große Gefahr des Verpokerns

8. April 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der Vertrag von Mittelfeldspieler Max Meyer beim FC Schalke 04 läuft am Saisonende aus, das Angebot zur Verlängerung wurde abgelehnt, der Abschied steht bevor. Vor wenigen Tagen schrieben wir, dass Julian Brandt, der seinen Vertrag in Leverkusen verlängerte, genau den richtigen Schritt unternommen hat, seine Karriere sehr klug zu planen und sich selbst realistisch einzuschätzen scheint. Trifft das auch auf Meyer zu?

Wohin Max Meyer im Sommer wechseln wird ist derzeit noch nicht bekannt. Zuletzt wurde von einem Interesse seitens RB Leipzig berichtet, das vom Verein aber dementiert wurde, aus dem Ausland gibt es ebenfalls Kandidaten, häufig wird der Name Arsenal genannt, unterschrieben ist aber offenbar noch nichts.

Warum ist Schalke aus dem Rennen?

Das Thema Max Meyer beschäftigt die Medienlandschaft bereits seit geraumer Zeit. Nachdem bei Leon Goretzka der Abgang beschlossene Sache war, wurde vermutet, dass der FC Schalke 04 alles daran setzen würde mit Meyer zu verlängern. Von einem Angebot mit einem Grundgehalt in Höhe von rund 6 Millionen Euro war die Rede, Meyer nahm dieses aber nicht an. In der Folge kommunizierten Meyers Berater Roger Wittmann und Christian Heidel gefühlt eher über die Medien als sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen.

(Photo by Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

Häufig war von fehlender Wertschätzung seitens des Klubs die Rede. Ein Angebot in dieser Höhe zeigt aber definitiv, dass der Verein einiges mit dem Spieler vorhat, mit ihm die Zukunft planen will. Womöglich versuchte die Beraterseite gerade nach der Goretzka-Entscheidung noch mehr Geld herauszuholen, möglicherweise war das auch ein mitentscheidender Punkt, bei dem Heidel & co. dann eben nicht eingelenkt haben. Zurzeit wird Woche für Woche kommuniziert, dass es keine Neuigkeiten gibt, es herrscht also Stillstand. Eine Verlängerung bei Schalke ist mittlerweile undenkbar, die ganz konkreten Auslands-Gerüchte gibt es aber auch nicht.

Entwicklung von Max Meyer

Der in Oberhausen geborene Meyer absolvierte nach seinem Wechsel aus Duisburg nach Gelsenkirchen seine letzten Jahre im Juniorteam des FC Schalke 04, in der Winterpause 2012/13 wurde der junge Offensivspieler erstmals mit ins Trainingslager der Profis genommen. Im Februar 2013 feierte Meyer sein Profidebüt, arbeitete sich sukzessive in die Mannschaft und wurde schnell regelmäßig berücksichtigt. Schon früh war klar, dass der talentierte Meyer über hervorragende Fähigkeiten verfügt, eine Art Straßenfußballer ist, der instinktiv handelt, häufig intuitiv das richtige tut. Vor allem seine hervorragende Technik führt Meyer selbst darauf zurück, dass er im Jugendalter lange Futsal gespielt hat.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Unter Jens Keller wurde Meyer gefördert, spielte häufig auf der Spielmacher-Position, hatte alle Freiheiten und sammelte wichtige Erfahrungen. Nach der Keller-Entlassung begann eine Berg- und Talfahrt für Meyer, unter Roberto di Matteo saß er häufiger draußen, bekam keinen Rhythmus und auch unter Andre Breitenreiter konnte der nächste Schritt nicht gegangen werden, mitunter spielte Meyer auf dem Flügel, konnte seine Stärken nicht ausspielen und auch unter Markus Weinzierl war der Start schwer. Das belegen auch die Zahlen. 2013/14 gelangen Meyer 12 Scorerpunkte, 2014/15 waren es noch 8, 2015/16 gute 16 und 2016/17 nur noch 7.

Neben der hervorragenden Technik verfügt Meyer auch über ein gutes Passspiel, dass im Laufe der Jahre konstant auf hohem Niveau war. Insgesamt konnte man aber feststellen, dass er aus seinen offensiven Anlagen etwas zu wenig macht. Es wären noch mehr Tore, noch mehr Vorlagen möglich gewesen und gerade im Abschluss wäre Verbesserungspotenzial vorhanden. Domenico Tedesco erkannte vor der Saison die strategischen Fähigkeiten Meyers und konstruierte ein System und eine Spielweise, die sehr gut zu Meyer passt. Der 22-jährige spielt nun defensiver, arbeitet an seiner Physis und hat das Spiel eher vor sich, kann es ordnen, Lösungen im Ballbesitz erarbeiten. Sein Spiel ist nicht spektakulär, er setzt offensiv nicht die größten Akzente, ist insgesamt aber in der laufenden Saison weitgehend auf einem hohen Niveau und erfüllt die Erwartungen.

Gefahr der falschen Selbsteinschätzung

Erneut kann man den Vergleich zu Julian Brandt ziehen. Auch Brandt hat noch Probleme mit der Konstanz, muss weiter an sich arbeiten, sieht aber, dass er in Leverkusen ein optimales Umfeld vorfindet, um noch einen Schritt zu gehen. Meyer hat nach einigen Jahren, in denen er sich zumindest nicht regelmäßig für die ganz großen Aufgaben anbot, endlich einen Platz gefunden, der ihm ermöglicht konstant gute Leistungen zu liefern. Natürlich ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar mit welchen Vereinen der Spieler verhandelt, welche Möglichkeiten er hat. Aber die Gefahr, dass Max Meyer und seine Berater ihn bereits weiter wähnen, als er ist, besteht definitiv.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Vielleicht tut Meyer eine Luftveränderung gut, aber gerade nach dieser Saison wäre eine Verlängerung womöglich der richtige Schritt, gerade weil Schalke in der kommenden Saison zumindest international spielen wird. Und gerade weil zum jetzigen Zeitpunkt weder ein Ziel bekannt gegeben wurde noch übereinstimmende Berichte in den Medien vorliegen, darf angezweifelt werden, dass Meyer über einen bei vielen Spielern angesprochenen, klaren „Karriereplan“ verfügt.

Führungsspieler und (wohl) Königsklasse auf Schalke

Was kann der FC Schalke 04 Meyer bieten? Einerseits eben sein gewohntes Umfeld und einen Trainer, der bisher hervorragend mit ihm arbeitet, einen klaren Plan hat und auch 2-3 schwächere Spiele verzeiht. Andererseits den internationalen Wettbewerb, wenngleich das sicherlich kein entscheidendes Kriterium ist, denn die potenziellen Interessenten dürften ebenfalls international spielen. Zudem scheint Schalke 04 im Verein einiges zu optimieren, macht sich Gedanken wie man die Jugendabteilung umstrukturieren kann, wie man weiterhin gute Transfers tätigt, die in das langfristige Konzept passen. Christian Heidel, Domenico Tedesco & co. haben offenbar einen sehr guten Plan.

(Photo by ROBERT MICHAEL/AFP/Getty Images)

Außerdem hätte Meyer die Chance auf eine Führungsspielerrolle, gerade im zentralen Mittelfeld. Goretzka verlässt den Klub, McKennie ist ein junger, talentierter Spieler, aber benötigt noch einige Jahre und Bentaleb hat zumindest auch schwankende Phasen in seiner Schalke-Zeit erlebt. Selbstverständlich weiß man nicht, was im Detail die Inhalte der Vertragsgespräche waren und ob es tatsächlich am Ende an dem finanziellen Aspekt oder der „fehlenden Wertschätzung“ gescheitert ist, aber hätte Meyer den Vertrag tatsächlich unbedingt verlängern wollen, wäre vermutliche ein Lösung gefunden worden.

Tendenz: Meyer verpokert sich

Betrachtet man die aktuellen Entwicklungen, dann sieht es durchaus so aus als bestünde eine große Gefahr, dass sich der 22-jährige verpokert. Ein Wechsel innerhalb der Bundesliga wäre sportlich (abgesehen vom FC Bayern) keine definitive Verbesserung, die ganz großen Kaliber des Weltfußballs werden nicht an Meyer interessiert sein. Doch wohin könnte es ihn ziehen? Zum AC Mailand, der in seinem Umbruch noch einige Spieler verpflichten und aussortieren wird oder zum FC Arsenal, der aller Voraussicht nach ebenso vor einem Umbruch mit unklarer Zukunft auf der Trainerposition steht und wohl „nur“ in der Europa League spielen wird? Ein Verein, der derzeit ideal zu Meyer passt und auf dieser Position Bedarf hat, ist zumindest auf den ersten Blick nicht vorhanden. Klar ist aber auch, dass ein Abgang ins Ausland, steigender Konkurrenzkampf und Erfolgsdruck und eben ein Wechsel heraus aus der „Komfortzone“ eine belebende Wirkung haben kann. Sicher ist das aber nicht.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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