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Nabil Fekir in Topform: WM-Platz und Topklub?

6. November 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Seit 2013 spielt der Franzose Nabil Fekir, der algerische Wurzeln besitzt, bei Olympique Lyon in der Profimannschaft. Bereits zu Beginn seiner Karriere zeigte der Offensivspieler seine Klasse, sukzessive ging seine Entwicklung steil nach oben. In einer Offensive mit Alexandre Lacazette und anderen individuell starken Spielern sammelte er Scorerpunkt um Scorerpunkt, ehe ihn im September 2015 ein Kreuzbandriss vorerst ausbremste. 

39 Spiele verpasste Fekir, der Weg zurück zu alter Stärke war ein steiniger, gerade weil er nach seiner Rückkehr zunächst mit Form- und Konstanzproblemen zu tun hatte. 2016/17 war eine gute Spielzeit mit 14 Toren und 12 Assists, doch in dieser Saison greift Fekir richtig an. Pünktlich zur WM.

Geduld bewiesen

Zu den großen Stärken des mittlerweile 24-jährigen zählte gerade in der Zeit nach seiner Verletzung die Geduld. Fekir war mental immer voll auf der Höhe, wurde nicht unruhig, lamentierte nicht, wenn Dinge nicht so automatisch funktionierten, wie vor seiner Verletzung. Diese Geduld war ausschlaggebend. Er wusste, dass der Verein auf ihn bauen würde, kurz vor dem Kreuzbandriss wurde der Vertrag bis 2020 verlängert, so lange gilt er heute noch. Er hat seinem Klub einiges zu verdanken – und der Klub ihm.

(Photo by JEFF PACHOUD/AFP/Getty Images)

Schon seit seinen ersten Schritten im Profifußball haben viele Scouts der Topklubs in Europa den Offensivkünstler im Blick. Während er in der Zeit der Verletzung und kurz danach etwas aus dem Fokus rückte und auch in der vergangenen Saison gerade in der Ligue 1 eher im Schatten von Offensivstars wie Lacazette, Mbappe, Cavani oder Lemar stand, ist er in dieser Saison wieder zurück – und zwar so richtig.

Verantwortung und Effizienz

Nabil Fekir ist mittlerweile der Kapitän bei Olympique Lyon, führt die Mannschaft an und übernimmt Verantwortung. Der nächste Schritt seiner Entwicklung, auch in charakterlicher Hinsicht, ist gerade in vollem Gange. Diese neue Aufgabe in Verbindung mit einer guten Vorbereitung und einer trotz der Abgänge von Lacazette, Gonalons, Mammana und Tolisso guten Truppe, die vor allem offensiv ihre Stärken hat, beflügelt den Spieler.

Am vergangenen Spieltag beging Fekir aber eine sehr unnötige Aktion, als er beim Derbysieg nach seinem Treffer zum 5:0 die Fans des AS Saint-Etienne mit einer provokativen Geste reizte, woraufhin ein Platzsturm einiger Ultras resultierte. Doch auch aus dieser Szene wird er lernen, zumal davon auszugehen ist, dass er seine Aktion rückblickend auch nicht als glorreich empfinden wird.

(Photo by PHILIPPE DESMAZES/AFP/Getty Images)

Fußballerisch läuft es beim Instinktfußballer hervorragend, in 15 Saisonspielen erzielte er 12 Tore und bereitete 3 weitere Treffer vor, vor allem in der Liga ist er sehr effizient, erzielte bei seinen letzten drei Einsätzen jeweils einen Doppelpack. Zur Belohnung nominierte ihn Didier Deschamps für die anstehenden Länderspiele gegen Wales und Deutschland, wo sich Fekir gegen die große Konkurrenz in der Offensive beweisen darf.

Viele Ziele in der Restsaison

Für Fekir spricht, dass viele der großen Offensivtalente und -spieler in Frankreich vorwiegend über die Außenbahnen kommen. Thauvin, Martial, Coman, Dembele und auch Payet sind überwiegend Flügelspieler, im offensiven Mittelfeld gibt es außer Fekir keinen Spieler, der die Fäden ziehen kann, im Zentrum sind eher Box-to-Box Player und Arbeiter vorhanden, die aber auch zum System von Deschamps passen. Fekir könnte eine Alternative zum sonst favorisierten System mit zwei Stürmern sein oder eben eine hängende Rolle interpretieren, die er auch in Lyon schon spielte.

(Photo by PHILIPPE DESMAZES/AFP/Getty Images)

Die anstehenden Länderspiele sind der erste Schritt bei der WM-Bewerbung. Die aktuelle Form muss einigermaßen konserviert werden, Fekir muss Woche für Woche auf dem Platz abliefern und seinen Konkurrenten einfach am Ende etwas voraus haben. Die Chancen stehen gut, dass er zumindest im erweiterten Aufgebot vor dem Turnier stehen wird. Aber auch im Verein hat er viel vor. Einerseits peilt Olympique Lyon die Teilnahme an der Champions League an, andererseits will man in den Pokalwettbewerben und auch in der Europa League ein Wort mitreden.

Die Zukunftsfrage

Mit 24 Jahren und einem Vertrag, der noch über 2 1/2 Jahre läuft, muss sich Nabil Fekir noch keine ernsthaften Gedanken über seine Zukunft machen. Aber ihm sollte klar sein, dass er, wenn er viele und vor allem auch große Titel gewinnen will, vermutlich nicht um einen Wechsel zu einem größeren Klub herumkommt. Über eine Ausstiegsklausel im Vertrag des Franzosen ist nichts bekannt, die Ablösesumme dürfte bei einem etwaigen Verkauf durchaus sehr hoch werden.

Einen Spieler seiner Klasse könnten sicher viele Mannschaften gut gebrauchen. Offensivspieler, die flexibel einsetzbar sind, Erfahrung mitbringen, jederzeit Torgefahr ausstrahlen und von ihrer Spielweise wohl in fast jede Liga passen könnten, sind heiß begehrt. Für ihn geht es aber erst einmal darum, dass er fit bleibt und seine persönlichen Ziele in dieser Saison erreicht und sich für die Weltmeisterschaft empfiehlt. Eine Berufung in den WM-Kader und Einsätze in Russland sorgen für noch bessere Zukunftsaussichten. Und diese sind zurzeit ohnehin schon rosig.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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