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Premier League Vorschau 3/5 | Tottenham, Wolverhampton, Crystal Palace, Norwich

6. August 2019 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Nach einer der spannendsten Spielzeiten, die die Fußballinsel je erlebte, startet die Premier League am Freitag, den 9. August mit dem Spiel zwischen dem FC Liverpool und Norwich City in die Saison 2019/2020. In unserer fünfteiligen Vorschau analysieren wir alle 20 Teams.

Teil 1: Manchester City, West Ham United, Newcastle United, Brighton and Hove Albion

Teil 2: Liverpool, Manchester United, Bournemouth, Southampton

Teil 3: Tottenham Hotspur, Wolverhampton Wanderers, Crystal Palace, Norwich City

Tottenham Hotspur

(Letzte Saison 4. Platz)

Mit einem sagenhaften Lauf in der Champions League sorgten die Tottenham Hotspur vergangene Saison für Furore. In der Premier League dagegen ging dem Finalisten der Königsklasse die Puste aus. Lange hielten die Spurs mit Liverpool und Manchester City mit, ehe der vorhersehbare Knick folgte. Letztendlich erkämpfte sich die Mannschaft von Mauricio Pochettino – mit tatkräftiger Unterstützung der schwächelnden Konkurrenz – erneut einen Platz in den anvisierten Top-Four. Auf 86 Punkte 2016/2017 und 77 Punkte 2017/2018 folgten 2018/2019 nur 71 Zähler.

Was sich nach Stagnation anhört, ist eher eine herausragende Leistung von Pochettino und seinem top eingestellten, kleinen Kader. Als einziger Klub des englischen Fußballoberhauses hatten die Spurs 2018/2019 keinen einzigen Neuzugang vorzuweisen. Zu allem Überfluss hatte Tottenham bei der Weltmeisterschaft 2018 von allen englischen Teams die meisten Einsatzminuten zu verkraften und mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen (Harry Kane, Dele Alli). Nichts desto trotz wussten die Spurs unter ihrem argentinischen Trainer mit einem pragmatischeren Ansatz, neugefundener Reife und vor allem einer beachtlichen Mentalität das Maximum herauszuholen…in der Königsklasse sogar mehr.

(Photo by Henry Browne/Getty Images)

Dieses Maximum soll endlich auch Silberware einbringen, vielleicht muss es das sogar, um Leistungsträger und Ausnahmetrainer auf Dauer bei Laune zu halten. Mauricio Pochettino bspw. reagierte in den letzten Jahren bei der Frage nach dem ersten Titel seit 1991 (FA Cup) auffällig gereizt und wies zuletzt darauf hin, dass die limitierten finanziellen Mittel des Klubs trotz der herausragenden Entwicklung nicht viel mehr hergeben als einen Platz in den Top-Four. Umso bedeutsamer ist die Verpflichtung von Tanguy Ndombélé (22; Lyon). Mit dem 60-Millionen-Euro-Transfer zog Tottenham nicht nur einen äußerst begehrten und aufstrebenden Top-Spieler an Land, sondern setzte ein Zeichen. Die nach dem Stadionbau klammen Londoner demonstrierten, dass man durchaus größere Ambitionen hat, als „nur“ oben mitzuspielen. Das war zumindest die Hoffnung unter den Anhängern der Lillywhites und wohl auch bei Pochettino selbst. Zwei Tage vor Transferschluss ist Ndombélé allerdings weiterhin der einzige Neuzugang für die kommende Saison und Pochettinos Laune, „ich habe mit Transfers nichts zu tun“, hat sich nicht gerade verbessert.

Noch versucht Tottenham sich zu verstärken. Ein weiterer, qualitativ hochwertigen Mittelfeldspieler, Giovani Lo Celso (23; Betis) oder Bruno Fernandes (24; Sporting), soll kommen, allerdings nur, weil Christian Eriksen (27) den Verein verlassen will. Mit Ryan Sessegnon (19; Fulham) hat man einen spannenden Kandidaten für den Flügel im Visier.

Die Tatsache, dass seine homogene Truppe bis auf den Abgang des stagnierenden Kieran Trippiers (28; Atlético, 22 Millionen Euro) keine nennenswerten Abgänge vorzuweisen hat, ist allerdings beinahe ebenso wichtig. Sowohl Innenverteidiger Toby Alderweireld (30) als auch Spielmacher Christian Eriksen (27) blieben den Spurs trotz einiger Gerüchte um einen Abgang erhalten. Die Abwehr mit dem Belgier, Landsmann Jan Vertonghen (32), Davinson Sanchez (23) und Newcomer Juan Foyth (21) ist hervorragend besetzt – Kyle Walker-Peters (22) sollte Trippiers Lücke schließen können. Das Mittelfeld um Eric Dier (25), Harry Winks (23), Moussa Sissoko (29), Eriksen und Dele Alli (23) ist durch die Ankunft Ndombélés deutlich facettenreicher geworden. Der Angriff ist mit Ausnahmestürmer Harry Kane (26), Lucas Moura (26) und Durchstarter Heung-min Son (27) in der Spitze kaum zu bremsen.

Die Startelf war allerdings nie das Problem…

Prognose

Selbst wenn die Spurs noch den ein oder anderen Spieler mit Startelfpotential verpflichten sollten, dürfte dem Kader zu viel fehlen, um 38 Spiele mit Liverpool, vor allem aber Manchester City Schritt halten zu können. Der erneuten Qualifikation zur Königsklasse sollte dagegen nicht viel im Wege stehen. Bleibt Ndombélé der einzige Neuzugang, sollte allerdings auch das nicht als Selbstläufer betrachtet werden. Darüber hinaus wäre Tottenham gut beraten, den FA Cup ernst zu nehmen. Mannschaft und Umfeld könnte einen Titel gebrauchen…

Im Fokus: Tanguy Ndombele

2018/2019 tat sich Tottenham auffällig schwer, Chancen zu kreieren. Insbesondere als die Pflichtspiele, Verletzungen und damit die Ermüdungserscheinungen zunahmen, begann das Offensivspiel der Spurs relativ eindimensional zu werden. Christian Eriksen, speziell ohne den verletzten Dele Alli die einzige kreative Komponente im Mittelfeld, wirkte überspielt und ausgelaugt.

FRANCK FIFE/AFP/Getty Images)

Ein Mann alleine hätte diese Situation wohl kaum grundlegend verändert, er hätte sie allerdings deutlich verbessert: Tanguy Ndombélé. Mit dem Franzosen injizieren die Londoner ihrem oftmals zu statischen Mittelfeldspiel eine unglaublich dynamische Komponente.

Der Franzose wird durch seinen defensiven Riecher nicht nur die Abwehr entlasten, sondern durch Pressing-Resistenz und sein progressives Passspiel das Angriffsspiel beleben. Die Spurs haben einen beinahe kompletten Mittelfeldspieler an Land gezogen, der den ein oder anderen Punktegewinn verantworten könnte.

Newcomer: Troy Parrott

Aufgrund von Harry Kanes Verletzungsanfälligkeit ist die Rolle des Backup-Stürmers bei Tottenham besonders wichtig. 2018/2019 wurde das Fehlen des Engländers – je nach Situation – auf verschiedene Weisen geschultert: Taktische Umstellung mit gelernten Mittelfeldspieler im Sturm (Son und Lucas) oder durch den eindimensionalen Fernando Llorente. Das funktionierte insgesamt auffällig gut, doch darauf zu setzen, ist riskant.

Eine echte Alternative im Angriff würde nicht nur die anderweitig eingesetzten Spieler entlasten, sondern zu mehr Flexibilität führen. Wenn die klammen Spurs dafür nicht einmal Geld ausgeben müssten, wäre das natürlich umso besser.

Hier kommt Troy Parrot ins Spiel. Der 17-Jährige kam während der Vorbereitung auffällig oft zum Einsatz, nachdem Pochettino ihn bat, dafür auf eine Teilnahme bei der U-19-Europameisterschaft zu verzichten. Es könnte sich ausgezahlt haben. Parrot, der in der Jugend durch seinen außergewöhnlichen Torriecher und seine Vielseitigkeit auffiel, hinterließ im Sommer einen bleibenden Eindruck.

Pochettino möchte den Hype um den Iren natürlich in Grenzen halten und alleine ein Premier-League-Debüt wäre aufgrund seines Alters schon ein Erfolg. Doch womöglich haben die Spurs mit Parrott ihre Sturm-Alternative bereits in den eigenen Reihen.

Chris McCarthy

Wolverhampton Wanderers

(Letzte Saison 7. Platz)

Der etwas andere Aufsteiger

Dass die Wolverhampton Wanderers nicht der übliche Aufsteiger sein würden, war bereits vor der Saison 2018/2019 absehbar. Mit der finanziellen Unterstützung von „Fosun International“ und dem wertvollen „Rat“ von Starberater Jorge Mendes tätigte der Traditionsklub in den vergangenen Jahren kostspielige, allerdings sinnvolle (!) Transfers, bei denen nicht nur Zweitligisten vor Neid erblassten. Mit Kalibern wie Rúben Neves, Raúl Jiménez oder Diogo Jota marschierte das Wolfs-Rudel unter der Leitung des Trainer-des-Jahres-Kandidaten Nuno Espírito Santo regelrecht auf den siebten Tabellenplatz. Damit soll allerdings noch nicht das Ende erreicht sein. Die ambitionierten Wolves wollen langfristig in die Champions League.

(Photo by Fred Lee/Getty Images for Premier League)

Ehe die Wolves von der Königsklasse träumen dürfen, möchten sie sich allerdings erstmals seit 1980 überhaupt für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren, die Europa League. Die zweite Quali-Runde wurde gegen die Crusaders aus Nordirland bereits bestanden (2:0 & 4:1). Vor den entscheidenden Playoffs folgt noch die dritte Runde. Das heißt, dass Wolverhampton im Optimalfall noch vor dem Start des Hauptwettbewerbs bereits sechs Pflichtspiele mehr auf dem Buckel hätte.

Das macht die Arbeit für „Nuno“ nicht einfacher. Obwohl es dem Portugiesen bisher hervorragend gelang, bestehende Spieler auf ein neues Level zu hieven, bedarf es für die ambitionierten Ziele des Klubs nicht nur mehr individuelle Qualität, sondern auch Quantität, alleine um die zusätzlichen Pflichtspiele zu bewältigen. Beides wurde im Sommer-Transferfenster adressiert. 

Die Defensive, beim Aufstieg das Problemkind, machte in einem sichtlich pragmatischeren System als in Liga zwei einen hervorragenden Job. Captain Conor Coady und Willy Boly bekommen in der Innenverteidigung dennoch Konkurrenz in Person von Ex-Eintracht-Verteidiger Jesús Vallejo (22; Leihe; Real Madrid). Defensivallrounder Leander Dendoncker (24; RSC Anderlecht), der primär im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, konnte nach seiner Leihe für knapp 14 Millionen Euro fest verpflichtet werden. In der Schaltzentrale trifft Dendoncker – so der Stand zwei Tage vor Transferschluss – auf alte, dafür aber hoch talentierte Kollegen. Rúben Neves (22) und sein Mentor João Moutinho sorgen bei den Wolves für die spielerischen Elemente und geben den Takt vor.

In der Offensive treffen wir auf die nächsten Neuzugänge. Im Falle des spielstarken und -intelligenten Raúl Jiménez trifft das nur halb zu. Der Mexikaner bot während seiner Leihe von Benfica hervorragende Leistungen und wurde folglich für 38 Millionen Euro fest verpflichtet. Um den 28-Jährigen nicht nur zu entlasten, sondern auch zu fordern, wurde außerdem Patrick Cutrone (21) für 18 Millionen Euro vom AC Mailand losgeeist. Unterstützt wird/werden der/die Angreifer je nach System durch offensive Flügelverteidiger (bspw. Matt Doherty; 7 Assists) oder Offensivkräfte wie Diogo Jota (9 Treffer, 5 Assists).

Prognose

Es bleibt abzuwarten, wie der Kader der Wolves mit der zusätzlichen Belastung und den steigenden Erwartungen umgehen wird. Sollte die Qualifikation zur Europa League gelingen, könnte das Team für die lange Saison zudem etwas zu dünn aufgestellt sein. In Nuno Espirito Santo steht ein exzellenter Spielermanager an der Seitenlinie. Trotzdem wäre es nicht verwunderlich, wenn Wolverhampton nach der herausragen Rückkehr-Saison in der kommenden Spielzeit erstmal etwas auf der Stelle tritt. Ein Mittelfeldplatz ist garantiert, das Potential um auf einen Europa-League-Platz zu schielen, ist jedoch zweifelsohne vorhanden.

Im Fokus: Rúben Neves

Der spielstarke Stratege war bereits in der Saisonvorschau 2018/2019 bei uns „im Fokus“. Nun ist er es wieder. Das liegt vor allem daran, dass die Messlatte bei Neves dermaßen hoch ist, dass durchaus mit einem weiteren signifikanten Leistungssprung gerechnet werden kann.

(Photo by David Rogers/Getty Images)

Nachdem der Portugiese 2017/2018 die Championship im Sturm eroberte, spielte er eine gute, für seine Verhältnisse aber fast schon unauffällige erste Premier-League-Saison. Seine Spielintelligenz, sein hervorragender Passradius, seine Präzision und Antizipation waren nicht zu übersehen, allerdings nicht dominant. Genau dazu ist der 22-Jährige aber in der Lage.

Erfüllt er sein Potential, wird Neves 2019/2020 nicht nur dem Spiel der Wolves, sondern der Premier League einen nicht zu übersehenden Stempel aufsetzen.

Newcomer: Dion Sanderson

Bei all den namhaften Verpflichtungen der letzten Jahre, haben es die Wolves nicht verpasst, ihre Perspektivspieler zu entwickeln. Morgan Gibbs-White beispielsweise, letztes Jahr unser „Newcomer“, sollte dieses Jahr einen Sprung machen.

Ein Spieler, der seinem Pfad folgen könnte, ist Dion Sanderson (19). Der Engländer war eine der Entdeckungen während der Asien-Tour und überzeugte in der Abwesenheit des verletzten Matt Doherty mit viel Selbstbewusstsein auf der Rechtsverteidigerposition. 

Sanderson ist seit seinem achten Lebensjahr bei Wolverhampton und erlebte vergangene Saison bei der U-23 seinen Durchbruch. Der nächste Schritt lautet Premier League.

Chris McCarthy

Crystal Palace

(Letzte Saison: 12. Platz)

Solide Saison, schwache Transferphase

Die vergangene Saison von Crystal Palace verlief ohne größere Aufreger. Zu Beginn präsentierte man sich in einer etwas schwächeren Form und stand nach 13 Spielen mit nur neun Punkten auf dem 16. Tabellenplatz. An diesen schwachen Start schlossen sich jedoch einige stärkere Spiele an, in denen man immer wieder Favoriten, wie Manchester City (3:2) am 18. Spieltag, ärgern konnte. Die defensiv ausgerichtete Spielweise von Trainer Roy Hodgson ist nicht die ansehnlichste und modernste der Premier League, sie führte in der abgelaufenen Saison jedoch zu einer nahezu sorgenfreien Spielzeit, die auf einem akzeptablen zwölften Platz beendet wurde.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Trotz dieser soliden Leistungen ist es in diesem Sommer unruhig um den Londoner Klub gewesen. Außenverteidiger-Talent Aaron Wan-Bissaka (21) wurde von Manchester United abgeworben und die Gerüchte um einen Abgang von Wilfried Zaha (26) halten an. Zuletzt soll der FC Everton den Ivorer umworben haben und sogar mit einem konkreten Angebot an Crystal Palace herangetreten sein. Der 26-jährige war mit 20 Scorerpunkten (zehn Tore, zehn Assists) unverzichtbar für die „Eagles“ und würde im Falle eines Abgangs ein Loch reißen, das wohl kaum adäquat geschlossen werden könnte.

Ein dünn besetzter Kader als großes Risiko

Ohnehin ist der Kader sehr dünn besetzt, hat man für Wan-Bissaka doch keinen Ersatz verpflichtet und in Joel Ward (29) lediglich einen Profispieler im Kader, der diese Position besetzen kann. Doch auch in anderen Mannschaftsteilen hat Roy Hodgson wenige Wechselmöglichkeiten, was er zuletzt auch öffentlich beklagte: „Wir brauchen definitiv Spieler, unser Kader ist sehr klein. Ich bin aber zuversichtlich, dass der Kader vor Saisonstart nicht nur größer, sondern auch besser ist als aktuell.“ Überraschend deutliche Worte eine Woche vor Saisonstart, einer Phase, in der Trainer häufig bemüht sind, möglichst wenig Aufregung und mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Im Verlauf der Saison könnte den „Eagles“ diese dünne Personaldecke zum Verhängnis werden. Auch in der abgelaufenen Spielzeit war der Kader unzureichend besetzt, man hatte jedoch kaum Verletzungspech zu beklagen, weshalb dies kaum ins Gewicht fiel. Lediglich zwei Neuzugänge konnten die Londoner präsentieren wovon einer, der ablösefrei verpflichtete Stephen Henderson (31), ein Torhüter ist. Die andere Verpflichtung ist Offensivspieler Jordan Ayew (27), der in der vergangenen Saison bereits leihweise für Crystal Palace auflief und nun permanent verpflichtet werden konnte. Sollten sich zu diesen beiden Spielern keine weiteren Neuzugänge gesellen, könnte auf Roy Hodgson eine sehr unangenehme Saison warten.

Prognose

Crystal Palace wird sich in dieser Saison wohl im Abstiegskampf wiederfinden. Sollten nicht noch mindestens zwei Neuzugänge verpflichtet werden, ist man kaum in der Lage, Verletzungen oder anderweitige Ausfälle zu kompensieren. Auf vielen Positionen, wie der des rechten Außenverteidigers oder im zentralen Mittelfeld, verfügt man über zu wenige Alternativen. Diese können gewiss durch Talente aufgefangen werden, die im Kader der U23 vorhanden sind, es handelt sich hier jedoch um Spieler, die über keine Premier-League-Erfahrung verfügen.

Im Fokus: Max Meyer

Bereits in der letzten Saison hatten wir Max Meyer „im Fokus“ unserer Saisonvorschau von Crystal Palace. Die Situation des Ex-Schalkers, der kurz vor Saisonbeginn bei den „Eagles“ anheuerte, ist ähnlich zu damals. Im ersten Jahr blieb er deutlich hinter den Erwartungen zurück und konnte sich lediglich zum Ende der Saison in die Stammelf spielen.

In diesem Sommer spielte der 23-jährige eine starke Vorbereitung und während er in der vergangenen Saison häufig dort eingesetzt wurde, wo Roy Hodgson Handlungsbedarf hatte, scheint Meyer sich nun eine feste Position erspielt zu haben. Hodgson stellt ihn häufig hinter der Spitze auf, eine Rolle, die er in Schalke vor seinem Wechsel nur selten ausfüllte. Um vor der Abwehr als defensiver Mittelfeldspieler agieren zu können, fehlt Meyer für die Premier League jedoch etwas Zweikampfstärke und Härte.

Die kommende Saison ist für den Ex-Nationalspieler wohl die letzte Chance, sich in der Premier League durchzusetzen. Sein Berater verlieh im vor seinem Abgang von Schalke damals das Prädikat „Weltklasse“, davon war er in der letzten Saison weit entfernt. Man darf gespannt sein, ob er sich diesem in der kommenden Spielzeit zumindest annähern kann.

Newcomer: Luke Dreher

Ein Talent, das von der dünnen Personaldecke profitieren könnte, ist Luke Dreher (20). Der Engländer kommt vornehmlich im zentralen Mittelfeld zum Einsatz und ist hinter den beiden Stammkräften McArthur und Milivojevic sowie Kouyaté wohl vierte Wahl. Da Hodgson jedoch mit einer „Doppelsechs“ spielen lässt, kann Dreher auf viele Einsatzminuten hoffen, zumal er in der Vorbereitung einen guten Eindruck hinterließ.

Dem Eigengewächs wird bereits seit zwei Jahren der Durchbruch prognostiziert, Verletzungen bremsten den Rechtsfuß jedoch immer wieder aus. Nachdem er mit lediglich 17 Jahren ein fester Bestandteil der U23 war, wurde er 2016 zum U18-Spieler-des-Jahres ausgezeichnet und trainierte anschließend die gesamte Vorbereitung mit den Profis. In den kommenden zwei Saisons war er häufig verletzt und geriet deshalb etwas in Vergessenheit.

Dass er ein hoffnungsvolles Talent ist, hat er in der Vergangenheit häufig bewiesen und auch in dieser Vorbereitung unter Beweis gestellt. Sollte er diese guten Leistungen auch während der Saison abrufen können, wird er sicherlich einige Einsatzminuten bekommen – vorausgesetzt er bleibt verletzungsfrei.

Kilian Thullen

Norwich City

(Letzte Saison: Aufstieg)

Kein neues Huddersfield

Auf den ersten Blick könnte man dazu neigen Norwich City als das nächste Huddersfield Town zu bezeichnen. Und die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Ein Trainer aus Dortmunds zweiter Mannschaft wird von einem englischen Zweitligisten verpflichtet und ergänzt seinen Kader durch Spieler, die in der Bundesliga zumindest nicht die ganz große Rolle spielten. Dieses Team begeistert in der Championship und sichert sich den Aufstieg in die Premier League. Und der Hintermann des Ganzen? Das ist natürlich Sportchef Stuart Webber. Der Mann, der David Wagner seinerzeit zu Huddersfield holte.

(Photo by Stephen Pond/Getty Images)

Es wäre also einfach hier von Huddersfield 2.0 zu sprechen, doch das würde Norwich und vor allem Trainer Farke nicht im Ansatz gerecht. Während Huddersfield über mannschaftliche Geschlossenheit und Kampfgeist kam, eine spielerische Limitation allerdings nie vergessen machen konnte, sieht die Sache bei Norwich City doch ein wenig anders aus. Farke gilt als ausgewiesener Taktikexperte und beeindruckte in der Championship durch dominanten Ballbesitzfußball, eine flexible Offensivausrichtung und schnelles, präzises Passspiel. Der Aufstieg war nur ein folgerichtiger Schluss nach der beeindruckenden Entwicklung unter dem Ex-Dortmunder, und nicht wie bei Huddersfield ein mittelgroßes Wunder.

Neue Herausforderung, nächster Schritt?

Trotz aller berechtigter Euphorie wird es mehr als spannend sein zu beobachten ob Norwich in der Lage ist ihren Stil in der Premier League erfolgsbringend durchzusetzen. Das starke Positions- und Passspiel der Canaries war in der Championship oft auch taktisch so überlegen, dass man teilweise Gegner regelrecht deklassieren konnte. Norwich spielt einen sehr modernen Fußball. Dies in Kombination mit Spielern die vor allem ballsicher und kreativ sind sorgte für den letztjährigen Durchmarsch. In der Premier League dürfte das natürlich deutlich schwerer werden. Das englische Oberhaus hat sich taktisch weiterentwickelt, verfügt über die besten Trainer und befindet sich individuell noch einmal auf einem deutlich höheren Level.

Farke und Norwich gehen alleine aufgrund des Kaders als Underdog ins Rennen. Die Frage ist also, ob das System Norwichs auch als Underdog-System funktionieren kann. Die Dominanz der Championship-Saison ist jedenfalls auszuschließen. Auf dem Transfermarkt bleibt man bei Norwich trotz des Aufstiegs den eigenen Prinzipien der letzten Jahre treu. Es wird kaum Geld investiert, Spieler werde eher ablösefrei verpflichtet oder für sehr geringe Ablösen geholt. Ein krasses Gegenbeispiel zu Aufsteigern wie Fulham im letzten und Aston Villa in diesem Jahr. Das Grundgerüst der Aufstiegssaison wurde komplett zusammengehalten. Kapitän Zimmermann (26), Torschützenkönig Pukki (29), Moritz Leitner (26) und Mario Vrancic (30), sie alle wurden gehalten und haben das komplexe System ihres Trainers verinnerlicht.

Die namhafteste Verstärkung erfolgte derweil im Tor. Ralf Fährmann (30) ist neu zwischen den Pfosten der Canaries und bringt neben großer Erfahrung auch die richtige Ausstrahlung mit um der Hintermannschaft noch mehr Stabilität zu geben. Der typischste Norwich-Transfer ist aber einer für den Sturm. Josip Drmic wechselte ablösefrei nach England. Nach zahlreichen Stationen in der Bundesliga zieht es Drmic nun also zu Farke. Der Angreifer konnte des öfteren kurzzeitig seine Qualitäten präsentieren, sich aber auf lange Sicht nie durchsetzen. Ähnlich wie viele Spieler im Kader Norwichs. Der großgewachsene Angreifer fügt dem Team nicht nur Standardstärke, sondern auch mehr Optionen im vordersten Drittel hinzu und es scheint nicht unwahrscheinlich, dass Drmic der nächste Spieler ist, der sich hier rehabilitieren kann.

Prognose

Norwich City geht natürlich als Underdog in die neue Saison. Man ist Aufsteiger, hat kaum Transferausgaben und den niedrigste Kaderwert der Lig. Doch die Canaries haben trotzdem das Potenzial um zu überraschen: Taktisch hochwertiger Fußball, motivierte Spieler in einem eingespielten Team und ein Trainer, der sich schon jetzt für höhere Aufgaben empfohlen hat. Sollte es Farke gelingen den Spielstil seiner Mannschaft nicht nur beizubehalten sondern auch an die neue Qualität der Gegner anzupassen, steht dem Klassenerhalt weniger im Weg als viele denken mögen.

Im Fokus: Christoph Zimmermann

Auch ihn kenn man aus Deutschland: Christoph Zimmermann folgte seinem Trainer aus der zweiten Mannschaft Dortmunds zu Norwich und ist nun der vielleicht wichtigste Spieler Farkes. Der 26-Jährige hat in seiner Karriere schon Links-, Rechts-, und Innenverteidiger gespielt. Unter Farke hat er nun seine Stammposition gefunden. Als Innenverteidiger im Ballbesitzsystem der Canaries ist Zimmermann nicht nur für die Organisation des gesamten Defensivverbunds zuständig, er ist zugleich auch erster Spielmacher auf dem Feld.

(Photo by Matthew Lewis/Getty Images)

Schon oft wurde in dieser Ausführung das Wort „modern“ benutzt und Zimmermann ist im besten Sinne ein moderner Innenverteidiger. Er ist spielintelligent und ballsicher und kann aus der Defensive heraus das Spiel sehr gut und vor allem vorausschauend eröffnen. Ein Faktor, der jeder Mannschaft der Welt gut tut.

Newcomer: Patrick Roberts

Patrick Roberts ist 22 Jahre alt und einer der Neuzugänge bei Norwich City, allerdings nur für ein Jahr. Denn Roberts wurde von Manchester City ausgeliehen. Schon mit 18 Jahren war Roberts den „Skyblues“ 7,2 Millionen Euro wert, wurde seitdem allerdings in jeder Spielzeit verliehen. Bei Manchester City wartet man auf den endgültigen Durchbruch des Spielers, eine Leistungsexplosion muss her. Roberts bringt vieles mit, was für einen Flügelstürmer von Bedeutung ist. Er ist dribbelstark und dynamisch, schnell und ballsicher. Norwich könnte nun endlich der richtige Schritt sein um dieses Können einer größeren Masse zu präsentieren.

Julius Eid

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)


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