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Champions League | „Real Madrid könnte Probleme bekommen“ – Gruppenphase im Rückblick

9. Dezember 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die Gruppenphase der Champions League ist beendet und in den Gruppenspielen war traditionell einiges los. Mit insgesamt 306 erzielten Toren wurde ein Rekord aufgestellt und auch Cristiano Ronaldo konnte sich in die Geschichtsbücher eintragen, denn er erzielte in jedem Gruppenspiel einen Treffer. Es gab Überraschungen, Enttäuschungen und spektakuläre, hochklassige Spiele. Wir wollen die Gruppenphase aufarbeiten, ehe am Montag (ab 12 Uhr Live bei uns und auf meinsportradio.de) die Achtelfinalbegegnungen ausgelost werden.

Dabei stellen wir sieben Fragen, die von unseren Redakteuren Marius Merck, Manuel Behlert, Nico Scheck und Christoph Albers beantwortet werden. Wir analysieren die Gruppenphase, benennen Favoriten, blicken auf die deutschen Mannschaften und fragen uns, ob Real Madrid tatsächlich eine Chance hat, die Königsklasse zum dritten Mal in Folge zu gewinnen!

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

PSG-FCB und Neapel-City als Highlights

90PLUS: : Wenn ihr die Gruppenphase vor eurem inneren Auge noch einmal Revue passieren lasst: Welche Spiele fallen euch spontan ein, sind noch besonders präsent, welche Momente stechen besonders hervor und warum?

Marius Merck: Am Ehesten ist natürlich die Demontage der Bayern in Paris präsent. Das hat einen einfachen Grund: Seit Jürgen Klinsmann und dem Debakel in Barcelona hat man keine Bayern-Mannschaft auf internationalem Parkett dermaßen unterlegen gesehen Das Spiel könnte sich rückblickend aber als Segen erweisen: Das Ende von Carlo Ancelotti wurde besiegelt und unter Jupp Heynckes zeigte man gerade im Rückspiel gegen die Franzosen, dass man an guten Tagen jedes Team schlagen kann.

Manuel Behlert: Gerade aufgrund der hohen Qualität sind für mich die Spiele zwischen dem SSC Neapel und Manchester City in Erinnerung geblieben. Zwar konnten die Citizens beide Duelle (2:1, 4:2) für sich entscheiden, Neapel war aber in der Lage die City-Abwehr mehrfach auseinanderzuspielen und für große Unordnung zu sorgen. Diese beiden Teams mit zwei herausragenden Trainern spielten bisweilen den attraktivsten Fußball in Europa, was auch in diesen beiden Aufeinandertreffen zu sehen war. Ansonsten gab es noch den wohl größten „Aha“-Effekt, als Basel Benfica im heimischen St. Jakob Park mit 5:0 vom Platz fegte.

(Photo by FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

Nico Scheck: Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die 0:3-Schlappe der Bayern im Prinzenpark bei PSG. Es ist wohl doch schon etwas länger her, dass der FCB derart verdient mit drei Toren Differenz nach Hause geschickt wurde. Auch die Partie zwischen dem BVB und Real Madrid am zweiten Gruppenspieltag war meiner Meinung nach wegweisend für die Dortmunder.

Denn bis auf die Niederlage bei den Spurs waren die Borussen bisher voll auf Kurs, auch wenn schon hier die Schwächen unter Trainer Bosz zu erkennen waren. Gegen Real war man an diesem zweiten Spieltag eigentlich alles andere als chancenlos, Real steckte schon hier in einer mehr oder weniger schweren Krise und spielte nicht unbedingt die Sterne vom Himmel. Neben vielen ausgelassenen Chancen und zum Teil fehlender Cleverness hatten die Schwarzgelben an diesem Tag auch schlichtweg Pech mit einigen Schiedsrichterentscheidungen (Ramos klärt den Ball auf der Linie mit der Hand). Was in den Wochen danach folgte, ist bekannt: Ein regelrechter Absturz der Borussia.

 

Enttäuschungen: Dortmund, Atletico, Monaco

90PLUS: : Neben einigen beeindruckenden Leistungen in der Gruppenphase gab es natürlich auch in dieser Saison wieder Enttäuschungen. Welche Mannschaften haben eurer Meinung nach, auch unter Berücksichtigung der Erwartungshaltung, am meisten vermissen lassen?

Christoph Albers: Bei dieser Frage muss man ja fast unweigerlich auf Borussia Dortmund zu sprechen kommen. Dabeiist die Tatsache, dass man als Gruppendritter ausgeschieden ist, gar nicht mal so entscheidend,
vielmehr geht es um die Art und Weise. Gegen Tottenham und Real Madrid zu verlieren ist keine Schande, aber in welcher Naivität das zum Teil geschah, war schon schockierend. Die Remis gegen APOEL haben dem schließlich die Krone aufgesetzt. So darf man sich als Top-Team der Bundesliga international nicht präsentieren. Zudem bin ich auch von Napoli sehr enttäuscht. In einer vermeintlich leichteren Gruppe mit Manchester City, Donezk und Feyenoord hätte ich ihnen das Weiterkommen auf jeden Fall zugetraut. Ich hätte erwartet, dass sie auch international den nächsten Schritt machen, doch dem war nicht so.

Nico Scheck: Die meiner Meinung nach größte Enttäuschung der Champions-League- Gruppenphase, und da stehe ich sicherlich nicht alleine da, ist der BVB. Ja, Borussia Dortmund hatte mit dieser
Gruppe H sicherlich das schwerste Los gezogen. Ja, nach dem Abgang von Ousmane Dembele und dem Trainerwechsel im Sommer waren anfängliche Probleme zu erwarten. Und ja, gegen den englischen Vizemeister (Tottenham) und den amtierenden Champions-League-
Sieger (Real Madrid) in der Gruppenphase zu scheitern, ist keine Schande. Aber doch bitte nicht so. Bis zum Tottenham-Spiel spielten die Borussen die Bundesliga vermeintlich kurz und klein, doch mit dem ersten großen Gegner kam der erste große Knall. Die Spurs
brauchten nicht einmal eine Spitzenleistung, um den BVB mit 3:1 wieder nach Hause zu schicken. Meiner Meinung nach war schon hier zu erkennen, was folgen könnte in den darauffolgenden Wochen.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Eine weitere große Enttäuschung ist zudem auch Atletico Madrid. Eigentlich zählten die Madrilenen in den letzten Jahren immer zum engeren Favoritenkreis und galten als sehr unangenehmes Los; besonders die Bayern können ein Lied davon singen. Doch diese Saison
verläuft bisher alles andere als optimal. Zwar hat Madrid im Gegensatz zum BVB immerhin sieben Punkte geholt, doch in einer Gruppe mit dem FC Chelsea, der Roma und Underdog Qarabag Agdam hätten sich Griezmann und Co. eigentlich für das Achtelfinale qualifizieren müssen. Insbesondere die beiden Remis gegen Qarabag dürften den Spaniern die Champions League gekostet haben. Den FC Bayern wird’s freuen.

Manuel Behlert: Neben den bereits genannten Mannschaften würde ich gerne noch zwei Teams ergänzen. Einerseits ist das die AS Monaco, die es in der ausgeglichenen Gruppe mit Leipzig, Besiktas und Porto nicht geschafft hat die furiose Vorsaison zu bestätigen und am Ende als Tabellenschlusslicht ausscheidet, andererseits ist das Benfica, das in einer Gruppe mit Basel, ZSKA Moskau und Manchester United nicht einen einzigen Punkt einfahren konnte.

 

90PLUS: Die Resultate der nationalen Vertreter aus der Bundesliga gestalten sich sehr unterschiedlich. Während sich die TSG Hoffenheim nicht qualifizieren konnte, scheiterten Dortmund und Leipzig in der Gruppenphase, Bayern wurde Gruppenzweiter. Wie würdet ihr das Abschneiden der deutschen Mannschaften beurteilen und wie seht ihr die Qualität der Bundesliga zurzeit im Vergleich zu den anderen Topligen?

Marius Merck: Für das Abschneiden der deutschen Teams gibt es nur ein Wort: Fürchterlich. Von drei Teilnehmern schaffte es gerade mal ein Team als Gruppenzweiter in die K.O.-Phase, für die Bundesliga einfach zu wenig. Leipzig als Neuling ist wohl noch am ehesten rauszunehmen, auch wenn in der ausgeglichenen Gruppe mehr möglich war. Der FC Bayern konnte sich immerhin noch für die Schlappe in Paris revanchieren, während der BVB es gerade noch so schaffte, sich vor APOEL für die Europa League zu qualifizieren. Vor 5 Jahren qualifizierten sich übrigens noch alle 4 Bundesliga-Teilnehmer für das Achtelfinale. Das muss in Zukunft wieder angestrebt werden.

Christoph Albers: Alles in allem ist das Abschneiden der Bundesligisten in dieser Saison für mich eine große Enttäuschung. Der FC Bayern hat sich erwartungsgemäß durchgesetzt, davon musste man aber auch ausgehen. Dortmund hat ein schwaches Bild abgegeben und wirkte nicht konkurrenzfähig. Leipzig hat als jüngstes Team der Königsklasse reichlich Lehrgeld bezahlt. Fußballerisch war man sicherlichmindestens auf Augenhöhe mit den anderen Teams der Gruppe, die allerdings auch nicht besonders stark besetzt war. Es hat aber an Reife gefehlt, um sich durchzusetzen, was gerade in den Vergleichen mit dem erfahrenen Team von Besiktas deutlich wurde. Hoffenheims Ausscheiden in der
Qualifikation gegen den FC Liverpool war nicht überraschend. Das Abschneiden der deutschen Teams in der Europa League war allerdings, gelinde gesagt, blamabel. In dieser Saison war die Bundesliga,
mit Ausnahme des FC Bayern, nicht wirklich konkurrenzfähig. Die englischen Teams präsentierten sich sehr gut, Spanien ist ohnehin eine Bank und auch Italien war stärker. Die Bundesliga sollte diese
Saison als Warnung verstehen.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Nico Scheck: Das Abschneiden der deutschen Teams in der Champions League ist wie im Jahr zuvor enttäuschend. Mit den Bayern hat sich nur ein Team für das Achtelfinale qualifiziert, vergleicht man das mit den Teams aus der Premier League (fünf Teams im Achtelfinale), ist
das schon sehr ernüchternd. Vom bereits erwähnten BVB hatte man sich sicherlich deutlich mehr erhofft, und auch bei Leipzig hatte ich bei der Gruppe Hoffnungen auf ein Überwintern in der Königsklasse.  Neben Spanien scheinen nun auch die englischen Teams in der Königsklasse wieder ein Wörtchen mitreden zu wollen. Gerade City ist durchaus auch ein Kandidat für das Halbfinale. Somit muss man ganz klar sagen, dass die Premier League zumindest in der Spitze die Bundesliga überholt zu haben scheint. Das alleine auf die enormen Geldsummen, die auf der Insel verteilt werden, zu schieben, ist zu einfach und greift
zu kurz. Sicherlich ist es ein Faktor, doch werden sich einige Bundesligaklubs, und da zählt auch der FC Bayern dazu, etwas überlegen müssen, wenn aus der aktuellen Tendenz nicht ein Standard werden soll.

 

„Real Madrid könnte Probleme bekommen“

90PLUS: : Real Madrid konnte in der Vorsaison als erstes Team überhaupt seit Einführung der Champions League den Titel verteidigen und liebäugelte natürlich in dieser Saison mit dem Kunststück, sich ein weiteres Mal die Krone in Europa aufzusetzen, doch in der Gruppenphase wurde man Zweiter hinter den starken Spurs. Werden die „Königlichen“ in dieser Saison vom Thron gestoßen oder traut ihr der Zidane-Elf zu sich in der Rückrunde wieder zu fangen und im März oder April in Topform zu sein?

Manuel Behlert: Die aktuell etwas schwierige Situation ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einerseits kann nach einer solch erfolgreichen Zeit nicht gewährleistet werden, dass alles genau so weitergeht und eine Formkrise, die sich auch mal über Monate streckt, ist fast unumgänglich. Andererseits sind einige Neuzugänge und Spieler, die nun in größere Rollen schlüpfen auch noch in einem Entwicklungsprozess. Für Real wird es wohl davon abhängig sein, wen man im Achtelfinale bekommt und wie man die individuelle Form der Schlüsselspieler rechtzeitig steigern kann. Gelingt das, muss man sie dazuzählen. Wenn nicht, kann und wird Real Madrid frühzeitig Probleme bekommen.

Marius Merck: Die „Königlichen“ haben aktuell wohl ein kleines Motivationsproblem – was nach den letzten Jahren und den gesammelten Titeln fast schon logisch erscheint. Daher kann man davon ausgehen, dass im Frühjahr eine andere Real-Mannschaft auftreten wird. Wenn der dritte Erfolg in diesem Wettbewerb wieder greifbarer wird, werden die Schlüsselspieler wieder in Form sein. Mit dem Titel-Hattrick könnte das Team um Zidane endgültig zu den größten Mannschaften aller Zeiten gezählt werden.

Christoph Albers: Eigentlich ist es fast schon der typische Saisonverlauf von Real Madrid. Bis zum Winter spielt man mehr schlecht als recht, und im Frühjahr sind dann Ronaldo und Co. in Hochform. Dass
die Gruppenphase nur als Zweiter hinter den Spurs abgeschlossen wurde, ist kaum aussagekräftig. Mit den Königlichen ist im Frühjahr in den K.O.-Spielen definitiv zu rechnen, der Titel wird auch in dieser Saison nur über sie gehen. Obwohl ich mir aber sehr sicher bin, dass Real zur rechten Zeit wieder liefern wird, bin ich mir fast ebenso sicher, dass es in dieser
Saison nicht für den Titel reicht. Den Pott zweimal hintereinander zu holen war schon eine Sensation, ein drittes Mal in Folge halte ich für unwahrscheinlich, denn auf diesem Niveau ist nunmal der Kopf entscheidend und ich schätze, dass beim Aufeinandertreffen mit anderen
Top-Klubs wie dem FC Barcelona, den Münchnern, aber auch City oder Juve der Wille auf den großen Coup beim Gegner eine Nuance größer sein wird. Doch letztendlich weiß man bei den Königlichen ja nie..

 

90PLUS: : Cristiano Ronaldo, Kevin de Bruyne, Neymar, Harry Kane, Kylian Mbappe, Wissam Ben Yedder, Roberto Firmino, Lionel Messi, Eden Hazard – die Champions League ist natürlich der Wettbewerb mit dem größten Repertoire an großartigen Offensivspielern, die beeindruckende Leistungen zeigen und teilweise Tore wie am Fließband schießen. Welche Spieler haben euch in der Gruppenphase am ehesten beeindruckt oder vielleicht auch überrascht?

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Nico Scheck: Cristiano Ronaldo ist in diesem Zusammenhang sicherlich zu nennen, schließlich traf er in jedem Gruppenspiel und ließ sich wenig von der Krise in der Liga anmerken, das ist schon sehr bemerkenswert. Ansonsten rücken an dieser Stelle die Spieler der Tormaschinerien Paris und Liverpool in den Fokus. Mich hat vor allem auch der Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino sehr beeindruckt. Er beeindruckte im Sturmzentrum der „Reds“ mit sechs Toren und drei Assists und stach
trotz gewaltiger interner Konkurrenz (Salah, Mane, Coutinho) heraus.

Manuel Behlert: Die Gruppenphase ist ja ohnehin immer eine Bühne für die herausragenden Individualkünstler der Offensive, um sich zu präsentieren und Tore wie am Fließband zu schießen. Abgesehen von den „nackten“ Zahlen würde ich auch den Einfluss auf das Spiel bewerten und da hat mich neben einem Kevin de Bruyne, dessen Entwicklung hervorragend vorangeht, auch Kylian Mbappe beeindruckt. Dieser Junge ist ein absolutes Phänomen und nicht auszuschalten, sei es individuell oder im Zusammenspiel mit seinen kongenialen Sturmpartnern. Ebenfalls überragend, weil eminent wichtig: Harry Kane. Der Engländer ist genau der richtige Stürmer für das Pochettino-System und überzeugte gegen Real Madrid und den BVB.

Marius Merck: Losgelöst von Statistiken kann man Kevin de Bruyne wohl momentan für einen der weltweit besten Fußballer halten. Der Belgier zeigt unfassbar starke und konstante Leistungen. Auch der ehemalige Frankfurter Cenk Tosun spielte eine große Rolle in der starken Gruppe von Besiktas und war neben Talisca der offensive Schlüssel für das Weiterkommen. Über Ronaldo kann man sagen was man will und die Formkrise, Torkrise oder was auch immer nennen, aber am Ende hat er trotzdem einen Rekord aufgestellt und als erster Spieler in allen Gruppenspielen getroffen. Auch Firmino hat seine internationale Klasse absolut nachgewiesen.

 

Was geht für Paris und Man. City?

90PLUS: : Gerade nach ihren beeindruckenden Leistungen in der Gruppenphase und bisher auch in den heimischen Ligen zählen Paris Saint Germain und Manchester City zum Kreis der Titelfavoriten, wenngleich sie in den letzten Jahren auch mit teils überragenden Mannschaften gescheitert sind. Traut ihr einem der beiden in dieser Saison den großen Wurf zu? Oder ist wieder im Viertel- oder Halbfinale Schluss?

Christoph Albers: Bei City ist die Frage schnell beantwortet: Ja, ich traue ihnen den großen Wurf zu. Unter Coach Pep Guardiola haben sich die Citizens enorm weiter entwickelt, Spieler wie Sterling, Sane und auch De Bruyne sind zu absoluten Topspielern gereift, zudem steht auch die Defensive deutlich kompakter als dies noch in der letzten Saison der Fall war. Bleiben alle fit und sind auch im Frühjahr in einer guten Verfassung, zählt City für mich zu den Titelkandidaten.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Etwas anders sehe ich das bei PSG. Klar, die Offensivreihe sucht in Europa derzeit ihresgleichen und schießt fast alles gnadenlos ab, was ihnen in die Quere kommt. Doch genau da ist der Punkt: fast. Der FC Bayern hat am vergangenen Dienstag gezeigt, wie es gehen kann. Sicherlich ging es hier nicht mehr um viel, beide Teams standen schon vor der Partie als Achtelfinalisten fest, aber dennoch: Paris ist defensiv verwundbar. Es fehlt die Balance zwischen Offensive und Defensive. Wie schwer es selbst für Teams mit derart vielen Weltklassespielern wie PSG wird, wenn die Offensivreihe kaum nach hinten mitarbeitet, hat auch der FC Barcelona in der vergangenen Saison schmerzhaft erfahren müssen. Daher ist PSG sicherlich ein Top-Team mit der wahrscheinlich besten Offensive weltweit, doch Titel gewinnt bekanntermaßen die Defensive und die ist bei Paris alles andere als sattelfest. Meine Prognose: Trifft PSG in den K.O.-Duellen auf Teams wie Real Madrid oder Juventus Turin, ist Schluss für Paris.

Manuel Behlert: Die Probleme, die Christoph bei Paris angesprochen hat, sehe ich auch. Zumal der Kader in der Breite schon jetzt nicht perfekt ist und im Winter wohl eher noch 2-3 Spieler abgegeben werden müssen, vor allem aufgrund der Lage bezüglich des Financial Fairplay. Paris ist eine Mannschaft, die jeden Gegner schlagen kann, aber auch gegen jeden Topgegner Probleme bekommen kann. Dazu sind noch einige Fragen offen: Kann sich die Abwehr noch steigern? Was hat Trainer Emery international in der entscheidenden Phase noch im Repertoire? Bei Manchester City sehe ich da weniger offene Fragen. Die Citizens müssen unbeschadet durch den Winter kommen, in dem viele Spiele anstehen und dürfen kein großes Verletzungspech haben. Die Variationsmöglichkeiten im Kader sind überragend, irgendjemand ist fast immer in Überform und der Trainer kennt die Situation in Europa zu den Favoriten zu zählen.

Marius Merck: Es wirkte in diesem Jahr schon so, als könnte PSG bereit sein. Allerdings haben die letzten Wochen gezeigt, dass die Mannschaft keineswegs unverwundbar ist. Die Niederlagen in Straßburg und München untermauern das. Die offensive Qualität ist zweifelsfrei vorhanden, aber vor allem die Winterpause wird über die weiteren Titelchancen entscheiden, da man wegen dem FFP Spieler abgeben muss. Da erscheinen die Chancen von Manchester City schon größer. Die „Citizens“ marschieren in der Liga von Sieg zu Sieg und haben auch in der Königsklasse hervorragende Leistungen gezeigt. Von den beiden „Neureichen“ ist City aktuell näher am Titelgewinn.

 

„Bayern? Gerne gegen die Roma“

90PLUS: : Abschließend: Am Montag findet die Auslosung der Achtelfinalspiele statt. Gibt es für euch besonders lukrative Duelle, wen würdet ihr euch für „euer“ Team wünschen und wen würdet ihr nach jetzigem Stand der Dinge zu den heißesten Kandidaten auf den Titel in der Champions League zählen?

Manuel Behlert: Natürlich gibt es einige lukrative Duelle, der FC Bayern könnte auf Barcelona oder Manchester City treffen, Real Madrid kann auf die englischen Topklubs treffen und auch Juventus gegen PSG/United/City wäre ein absoluter Kracher. Für den FC Bayern München würde ich mir die Roma wünschen. Der Gegner ist gut, aber machbar, ist eine nette Auswärtsreise und wäre noch nicht der ganz große Brocken. Wahrscheinlicher ist aber ein Engländer. Zu den Titelkandidaten zähle ich momentan vor allem Manchester City und Barcelona, wenngleich Bayern, PSG, Real Madrid und noch der ein oder andere Engländer ein Wort mitreden will.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Christoph Albers: Ich könnte mir einige sehr interessante Duelle vorstellen! Manchester City gegen Real Madrid fände ich extrem reizvoll, wäre allerdings schon fast zu schade für ein Achtelfinale. Ansonsten fände ich auch die Paarung FC Liverpool gegen den FC Bayern sehr spannend. Ich hoffe man erfüllt mir einen Wunsch. „Mein“ Team ist ja bekanntermaßen der FC Barcelona, da würde ich mir Shakthar Donezk
als Gegner wünschen. Die Mannschaft ist aufregend und spielt schönen, offensiven Fußball, sodass sich ein schönes Spiel entwickeln könnte. Zudem gehe ich natürlich fest vom Weiterkommen Barcelonas aus.
Der engste Favoritenkreis besteht für mich aus dem FC Barcelona, Manchester City und dem FC Bayern. Real Madrid, Chelsea und Paris sehe ich knapp dahinter. Juventus sehe ich in dieser Saison
nicht da, Manchester United könnte überraschen, sollten sie weiterhin so effizient sein.

Nico Scheck: Bereits im Achtelfinale kann es große Duelle geben. Dabei wäre PSG gegen Real, Manchester United gegen den FC Bayern und der FC Barcelona gegen den FC Chelsea möglich. Auch City mit Guardiola gegen die Heynckes-Bayern wäre eine hochinteressante Paarung. Da einige der vermeintlichen Topfavoriten wie Bayern oder Real Madrid die Gruppenphase nur als Zweiter abgeschlossen haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass einige Top-Klubs bereits im Achtelfinale die Segel streichen werden müssen. Womit wir bei den Favoriten auf den Titel wären: Sicherlich ist die Gruppenphase nur ansatzweise ein Gradmesser für die K.O.-Spiele, es zählt nur die Form im Frühjahr. So bringt es Teams wie City oder PSG gar nichts, die Gruppenphase beeindruckend dominiert zu haben, wenn man diese Form im Frühjahr nicht halten kann. Umgekehrt gilt dies auch für die eher mittelmäßigen Auftritte von Real Madrid oder Juventus Turin. Neben den üblichen Verdächtigen für den Königsklassentitel Real Madrid, FC Barcelona, FC Bayern München oder auch Juventus Turin, zähle ich City zum engeren Favoritenkreis. Doch auch den FC Chelsea und Mourinhos Manchester United sollte man nicht zu früh abschreiben. Fest steht: Selten gab es in den letzten Jahren so viele mögliche Titelkandidaten wie in dieser Champions-League- Saison. Man darf sich also auf das Frühjahr freuen.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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